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Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 2. Nürnberg, 1648.

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Die zwölffte Stund.
Für Wasser hat niemand dem Höchsten gedankt/
durch welches er alles in allem erhält/
durch welches er Völker und Länder beschrankt/
durch welches sich mehret die sichtbare Welt.

5.
Die Felder bekräntzen im Lentzen dein Bett:
dich decken die Wälder mit Schattigten Thro-
nen:
Es lauffen die Bäche von fernen die Wett'
und eilen im schaumigten Meere zu wohnen.
6.
Nun weile nicht ferners hellglentzender Fluß!
durchnasse die Wurtzel der grunenden Wäl-
der;
so rausche/ so prause mit stärkerem Guß/
dich ehren und lieben die tragbaren Felder.

Dieses ist also die kurtze Verfassung der überi-
gen sechs Stunden/ zu welchen noch viel ein
mehrers könte gesetzet werden/ wann man aus den
fremden Scribenten das in unsrer Sprache noch
unbekante verteutschen wolte/ welches vielleicht/
mit andrer Gelegenheit geschehen kan/ das Latein
kan uns in den Reimgebänden wenig Nachrich-
tung geben/ sondern wir müssen solche von den
Niederländern/ Frantzosen/ Spaniern und Jta-

liänern

Die zwoͤlffte Stund.
Fuͤr Waſſer hat niemand dem Hoͤchſten gedankt/
durch welches er alles in allem erhaͤlt/
durch welches er Voͤlker und Laͤnder beſchrankt/
durch welches ſich mehret die ſichtbare Welt.

5.
Die Felder bekraͤntzen im Lentzen dein Bett:
dich decken die Waͤlder mit Schattigten Thro-
nen:
Es lauffen die Baͤche von fernen die Wett’
und eilen im ſchaumigten Meere zu wohnen.
6.
Nun weile nicht ferners hellglentzender Fluß!
durchnaſſe die Wurtzel der grunenden Waͤl-
der;
ſo rauſche/ ſo prauſe mit ſtaͤrkerem Guß/
dich ehren und lieben die tragbaren Felder.

Dieſes iſt alſo die kurtze Verfaſſung der uͤberi-
gen ſechs Stunden/ zu welchen noch viel ein
mehrers koͤnte geſetzet weꝛden/ wann man aus den
fremden Scribenten das in unſrer Sprache noch
unbekante verteutſchen wolte/ welches vielleicht/
mit andrer Gelegenheit geſchehen kan/ das Latein
kan uns in den Reimgebaͤnden wenig Nachrich-
tung geben/ ſondern wir muͤſſen ſolche von den
Niederlaͤndern/ Frantzoſen/ Spaniern und Jta-

liaͤnern
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[111/0125] Die zwoͤlffte Stund. Fuͤr Waſſer hat niemand dem Hoͤchſten gedankt/ durch welches er alles in allem erhaͤlt/ durch welches er Voͤlker und Laͤnder beſchrankt/ durch welches ſich mehret die ſichtbare Welt. 5. Die Felder bekraͤntzen im Lentzen dein Bett: dich decken die Waͤlder mit Schattigten Thro- nen: Es lauffen die Baͤche von fernen die Wett’ und eilen im ſchaumigten Meere zu wohnen. 6. Nun weile nicht ferners hellglentzender Fluß! durchnaſſe die Wurtzel der grunenden Waͤl- der; ſo rauſche/ ſo prauſe mit ſtaͤrkerem Guß/ dich ehren und lieben die tragbaren Felder. Dieſes iſt alſo die kurtze Verfaſſung der uͤberi- gen ſechs Stunden/ zu welchen noch viel ein mehrers koͤnte geſetzet weꝛden/ wann man aus den fremden Scribenten das in unſrer Sprache noch unbekante verteutſchen wolte/ welches vielleicht/ mit andrer Gelegenheit geſchehen kan/ das Latein kan uns in den Reimgebaͤnden wenig Nachrich- tung geben/ ſondern wir muͤſſen ſolche von den Niederlaͤndern/ Frantzoſen/ Spaniern und Jta- liaͤnern

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Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 2. Nürnberg, 1648, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter02_1648/125>, abgerufen am 25.11.2024.