Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.

Bild:
<< vorherige Seite

Laub.
nimmet/ der Winter ist ergrimmet/ die schöne
Zeit verschwindt. Das weißlicht grüne/ ausge-
breite/ ausgeblätterte/ ausgeblätelte/ safftreiche/
Blät-und Baumenschmuckende ästbekleidende/
Fruchtzierende/ gelbende etc. Laub und Blat deu-
tet auf verhoffte Frucht.

262. Lauff/ Lauffen.

Ohn odmen und verschnauffen/ gleich schnel-
len Winden lauffen/ pfeilen und eilen gleich flüch-
tigen Winden ohn Flügel/ ohn Zügel kein Hin-
derniß finden. Windgeschwind durch die leichte
Lufft gestrichen/ wie der Vogel/ so verscheucht
dem Schuß entwichen. Es ist kein Wort in der
gantzen Teutschen Sprache/ das mit mehr/ so
fast allen Vorsylben gebräuchlich ist/ als eben die-
ses. Also: ablauffen/ anlauffen/ auslauffen/ auff-
lauffen etc. Wie auf der Reimscheiben zusehen/ bey
der 77ten Betrachtung.

263. Laute.

Besihe die Beschreibung der Laute in deß Po-
etischen Trichters 1 Stund §. 20. Es ist ein lee-
res Holtz erfüllt mit ho[unleserliches Material - 2 Zeichen fehlen]em Klang/ der Hals ge-
ziert mit Säiten kan ein Hand geleiten zu singen
ein Gesang. Sol dieses Fadens Strang die Sinn-
lichkeit bestreiten/ und fast zu jeden Zeiten besie-
gen durch den Zwang?

Die Laute hat die Deutung eines wollbestell-
ten Regiments/ da grosse und kleine/ dicke und

dinne/
V ij

Laub.
nimmet/ der Winter iſt ergrimmet/ die ſchoͤne
Zeit verſchwindt. Das weißlicht gruͤne/ ausge-
breite/ ausgeblaͤtterte/ ausgeblaͤtelte/ ſafftreiche/
Blaͤt-und Baumenſchmuckende aͤſtbekleidende/
Fruchtzierende/ gelbende ꝛc. Laub und Blat deu-
tet auf verhoffte Frucht.

262. Lauff/ Lauffen.

Ohn odmen und verſchnauffen/ gleich ſchnel-
len Winden lauffen/ pfeilen und eilen gleich fluͤch-
tigen Winden ohn Fluͤgel/ ohn Zuͤgel kein Hin-
derniß finden. Windgeſchwind durch die leichte
Lufft geſtrichen/ wie der Vogel/ ſo verſcheucht
dem Schuß entwichen. Es iſt kein Wort in der
gantzen Teutſchen Sprache/ das mit mehr/ ſo
faſt allen Vorſylben gebraͤuchlich iſt/ als eben die-
ſes. Alſo: ablauffen/ anlauffen/ auslauffen/ auff-
lauffen ꝛc. Wie auf deꝛ Reimſcheiben zuſehen/ bey
der 77ten Betrachtung.

263. Laute.

Beſihe die Beſchreibung der Laute in deß Po-
ëtiſchen Trichters 1 Stund §. 20. Es iſt ein lee-
res Holtz erfuͤllt mit ho[unleserliches Material – 2 Zeichen fehlen]em Klang/ der Hals ge-
ziert mit Saͤiten kan ein Hand geleiten zu ſingen
ein Geſang. Sol dieſes Fadens Strang die Siñ-
lichkeit beſtreiten/ und faſt zu jeden Zeiten beſie-
gen durch den Zwang?

Die Laute hat die Deutung eines wollbeſtell-
ten Regiments/ da groſſe und kleine/ dicke und

dinne/
V ij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0339" n="309[307]"/><fw place="top" type="header">Laub.</fw><lb/>
nimmet/ der Winter i&#x017F;t ergrimmet/ die &#x017F;cho&#x0364;ne<lb/>
Zeit ver&#x017F;chwindt. Das weißlicht gru&#x0364;ne/ ausge-<lb/>
breite/ ausgebla&#x0364;tterte/ ausgebla&#x0364;telte/ &#x017F;afftreiche/<lb/>
Bla&#x0364;t-und Baumen&#x017F;chmuckende a&#x0364;&#x017F;tbekleidende/<lb/>
Fruchtzierende/ gelbende &#xA75B;c. Laub und Blat deu-<lb/>
tet auf verhoffte Frucht.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">262. Lauff/ Lauffen.</hi> </hi> </head><lb/>
            <p>Ohn odmen und ver&#x017F;chnauffen/ gleich &#x017F;chnel-<lb/>
len Winden lauffen/ pfeilen und eilen gleich flu&#x0364;ch-<lb/>
tigen Winden ohn Flu&#x0364;gel/ ohn Zu&#x0364;gel kein Hin-<lb/>
derniß finden. Windge&#x017F;chwind durch die leichte<lb/>
Lufft ge&#x017F;trichen/ wie der Vogel/ &#x017F;o ver&#x017F;cheucht<lb/>
dem Schuß entwichen. Es i&#x017F;t kein Wort in der<lb/>
gantzen Teut&#x017F;chen Sprache/ das mit mehr/ &#x017F;o<lb/>
fa&#x017F;t allen Vor&#x017F;ylben gebra&#x0364;uchlich i&#x017F;t/ als eben die-<lb/>
&#x017F;es. Al&#x017F;o: ablauffen/ anlauffen/ auslauffen/ auff-<lb/>
lauffen &#xA75B;c. Wie auf de&#xA75B; Reim&#x017F;cheiben zu&#x017F;ehen/ bey<lb/>
der 77ten Betrachtung.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">263. Laute.</hi> </hi> </head><lb/>
            <p>Be&#x017F;ihe die Be&#x017F;chreibung der Laute in deß Po-<lb/><hi rendition="#aq">ë</hi>ti&#x017F;chen Trichters 1 Stund §. 20. Es i&#x017F;t ein lee-<lb/>
res Holtz erfu&#x0364;llt mit ho<gap reason="illegible" unit="chars" quantity="2"/>em Klang/ der Hals ge-<lb/>
ziert mit Sa&#x0364;iten kan ein Hand geleiten zu &#x017F;ingen<lb/>
ein Ge&#x017F;ang. Sol die&#x017F;es Fadens Strang die Siñ-<lb/>
lichkeit be&#x017F;treiten/ und fa&#x017F;t zu jeden Zeiten be&#x017F;ie-<lb/>
gen durch den Zwang?</p><lb/>
            <p>Die <hi rendition="#fr">Laute</hi> hat die Deutung eines wollbe&#x017F;tell-<lb/>
ten Regiments/ da gro&#x017F;&#x017F;e und kleine/ dicke und<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">V ij</fw><fw place="bottom" type="catch">dinne/</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[309[307]/0339] Laub. nimmet/ der Winter iſt ergrimmet/ die ſchoͤne Zeit verſchwindt. Das weißlicht gruͤne/ ausge- breite/ ausgeblaͤtterte/ ausgeblaͤtelte/ ſafftreiche/ Blaͤt-und Baumenſchmuckende aͤſtbekleidende/ Fruchtzierende/ gelbende ꝛc. Laub und Blat deu- tet auf verhoffte Frucht. 262. Lauff/ Lauffen. Ohn odmen und verſchnauffen/ gleich ſchnel- len Winden lauffen/ pfeilen und eilen gleich fluͤch- tigen Winden ohn Fluͤgel/ ohn Zuͤgel kein Hin- derniß finden. Windgeſchwind durch die leichte Lufft geſtrichen/ wie der Vogel/ ſo verſcheucht dem Schuß entwichen. Es iſt kein Wort in der gantzen Teutſchen Sprache/ das mit mehr/ ſo faſt allen Vorſylben gebraͤuchlich iſt/ als eben die- ſes. Alſo: ablauffen/ anlauffen/ auslauffen/ auff- lauffen ꝛc. Wie auf deꝛ Reimſcheiben zuſehen/ bey der 77ten Betrachtung. 263. Laute. Beſihe die Beſchreibung der Laute in deß Po- ëtiſchen Trichters 1 Stund §. 20. Es iſt ein lee- res Holtz erfuͤllt mit ho__em Klang/ der Hals ge- ziert mit Saͤiten kan ein Hand geleiten zu ſingen ein Geſang. Sol dieſes Fadens Strang die Siñ- lichkeit beſtreiten/ und faſt zu jeden Zeiten beſie- gen durch den Zwang? Die Laute hat die Deutung eines wollbeſtell- ten Regiments/ da groſſe und kleine/ dicke und dinne/ V ij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/339
Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653, S. 309[307]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/339>, abgerufen am 24.11.2024.