Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.Von Veränderung der Sprachen. flüssung etlicher hundert Jahre/ die Teutschenden Engeländer/ Schottländer/ Jrren/ Schweden/ Dänen etc. nicht mehr verstanden/ da sie doch ihre Geschlechte von einem Stam- Vater und ihre Sprachen von einem Grunde ursprünglich hergeführet. Jn dem sich nun die Teutschen (ihrer Vermischung mit den Frem- den zugeschweigen) von Zeit zu Zeiten/ je mehr und mehr ausgebreitet/ hat sich ihre Rede in sonderliche Land-und Mundarten ferners zer- splittert und abgetheilet/ daß ein jeder aus an- geborner Liebe zu seinem Vaterlande/ seine Sprache für die beste und zierlichste hält/ und nach besagter Ausrede zu schreiben pflegte; mas- sen der Buchstaben Ambt ist den Ton/ Klang" und Laut eines jeden Wortes vernemlichst" und auf das genauste auszudrucken." 10. Welche ausrede und also nachgehends re A iv
Von Veraͤnderung der Sprachen. fluͤſſung etlicher hundert Jahre/ die Teutſchenden Engelaͤnder/ Schottlaͤnder/ Jrren/ Schweden/ Daͤnen ꝛc. nicht mehr verſtanden/ da ſie doch ihre Geſchlechte von einem Stam- Vater und ihre Sprachen von einem Grunde urſpruͤnglich hergefuͤhret. Jn dem ſich nun die Teutſchen (ihrer Vermiſchung mit den Frem- den zugeſchweigen) von Zeit zu Zeiten/ je mehr und mehr ausgebreitet/ hat ſich ihre Rede in ſonderliche Land-und Mundarten ferners zer- ſplittert und abgetheilet/ daß ein jeder aus an- geborner Liebe zu ſeinem Vaterlande/ ſeine Sprache fuͤr die beſte und zierlichſte haͤlt/ und nach beſagter Ausrede zu ſchreibẽ pflegte; maſ- ſen der Buchſtaben Ambt iſt den Ton/ Klang“ und Laut eines jeden Wortes vernemlichſt„ und auf das genauſte auszudrucken.„ 10. Welche ausrede und alſo nachgehends re A iv
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Von Veraͤnderung der Sprachen.
fluͤſſung etlicher hundert Jahre/ die Teutſchen
den Engelaͤnder/ Schottlaͤnder/ Jrren/
Schweden/ Daͤnen ꝛc. nicht mehr verſtanden/
da ſie doch ihre Geſchlechte von einem Stam-
Vater und ihre Sprachen von einem Grunde
urſpruͤnglich hergefuͤhret. Jn dem ſich nun die
Teutſchen (ihrer Vermiſchung mit den Frem-
den zugeſchweigen) von Zeit zu Zeiten/ je mehr
und mehr ausgebreitet/ hat ſich ihre Rede in
ſonderliche Land-und Mundarten ferners zer-
ſplittert und abgetheilet/ daß ein jeder aus an-
geborner Liebe zu ſeinem Vaterlande/ ſeine
Sprache fuͤr die beſte und zierlichſte haͤlt/ und
nach beſagter Ausrede zu ſchreibẽ pflegte; maſ-
ſen der Buchſtaben Ambt iſt den Ton/ Klang“
und Laut eines jeden Wortes vernemlichſt„
und auf das genauſte auszudrucken.„
10. Welche ausrede und alſo nachgehends
welche Schreibart die reinſte und richtigſte
ſeye/ wollen wir nicht entſcheiden/ ſondern laſ-
ſen es die Meiſner und Schleſier ausfechten;
bleiben inzwiſchen bey dem/ was in dem An-
hang deß erſten Theils deß Poetiſchen Trich-
ters vermeldet worden/ und dieſes Ortes zu
wiederholen viel zuverdruͤſſlich fallen ſolte. Be-
ſagtes alles dienet zu behaubten: 1. Daß unſ-
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