Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.Von den fremden Wörtern. ist/ in unsrer Sprache sehr nachdenklich kanbedeutet werden; wie hiervon eine Prob in un- sern Mathematischen und Philosophischen Er- quickstunden geleistet worden/ und ermangelt es keines weges an der Fähigkeit unsrer Spra- che/ sondern an den Meistern und Liebhabern derselben/ welche vor kurtzen Jahren angefan- gen/ die Wissenschafften mit verständigem Nachsinnen/ in der Teutschen Sprache zu" verfassen. Wann aber solche von vielen hun-" dert Jahren hero/ wie etwan die Griechische" und Lateinische solte getrieben und ausgear-" beitet worden seyn/ ist nicht zu zweiffeln/ daß" sie in viel höherer Vollkommenheit und end-" licher Kunst-Verfassung verwundert wer-" den würde. 14. Damit nun solche Neurung keine Jr- über- A vj
Von den fremden Woͤrtern. iſt/ in unſrer Sprache ſehr nachdenklich kanbedeutet werden; wie hiervon eine Prob in un- ſern Mathematiſchen und Philoſophiſchen Er- quickſtunden geleiſtet worden/ und ermangelt es keines weges an der Faͤhigkeit unſrer Spra- che/ ſondern an den Meiſtern und Liebhabern derſelben/ welche vor kurtzen Jahren angefan- gen/ die Wiſſenſchafften mit verſtaͤndigem Nachſinnen/ in der Teutſchen Sprache zu“ verfaſſen. Wann aber ſolche von vielen hun-„ dert Jahren hero/ wie etwan die Griechiſche„ und Lateiniſche ſolte getrieben und ausgear-„ beitet worden ſeyn/ iſt nicht zu zweiffeln/ daß„ ſie in viel hoͤherer Vollkommenheit und end-„ licher Kunſt-Verfaſſung verwundert wer-„ den wuͤrde. 14. Damit nun ſolche Neurung keine Jr- uͤber- A vj
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0043" n="11"/><fw place="top" type="header">Von den fremden Woͤrtern.</fw><lb/> iſt/ in unſrer Sprache ſehr nachdenklich kan<lb/> bedeutet werden; wie hiervon eine Prob in un-<lb/> ſern Mathematiſchen und Philoſophiſchen Er-<lb/> quickſtunden geleiſtet worden/ und ermangelt<lb/> es keines weges an der Faͤhigkeit unſrer Spra-<lb/> che/ ſondern an den Meiſtern und Liebhabern<lb/> derſelben/ welche vor kurtzen Jahren angefan-<lb/> gen/ die Wiſſenſchafften mit verſtaͤndigem<lb/> Nachſinnen/ in der Teutſchen Sprache zu“<lb/> verfaſſen. Wann aber ſolche von vielen hun-„<lb/> dert Jahren hero/ wie etwan die Griechiſche„<lb/> und Lateiniſche ſolte getrieben und ausgear-„<lb/> beitet worden ſeyn/ iſt nicht zu zweiffeln/ daß„<lb/> ſie in viel hoͤherer Vollkommenheit und end-„<lb/> licher Kunſt-Verfaſſung verwundert wer-„<lb/> den wuͤrde.</p><lb/> <p>14. Damit nun ſolche Neurung keine Jr-<lb/> rung und Hinderung beurſachen moͤchte/ pfle-<lb/> get man die neulich geteutſchte und der Zeit<lb/> von dem gemeinen Gebrauch noch unbeliebte<lb/> Woͤrter an den Rand Lateiniſch/ Griechiſch o-<lb/> der in ſeiner Sprache beyzuſchreiben faſt wie<lb/> die erſten <hi rendition="#fr">U</hi>rheber der Mahlerey darzu zeich-<lb/> nen muͤſſen/ was ſie fuͤr ein Bild zugeſtalten<lb/> vermeinet. Wie zu ſehen in dem verfolgten<lb/> David/ von den Feſten (H. Obr. Lohauſen)<lb/> <fw place="bottom" type="sig">A vj</fw><fw place="bottom" type="catch">uͤber-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [11/0043]
Von den fremden Woͤrtern.
iſt/ in unſrer Sprache ſehr nachdenklich kan
bedeutet werden; wie hiervon eine Prob in un-
ſern Mathematiſchen und Philoſophiſchen Er-
quickſtunden geleiſtet worden/ und ermangelt
es keines weges an der Faͤhigkeit unſrer Spra-
che/ ſondern an den Meiſtern und Liebhabern
derſelben/ welche vor kurtzen Jahren angefan-
gen/ die Wiſſenſchafften mit verſtaͤndigem
Nachſinnen/ in der Teutſchen Sprache zu“
verfaſſen. Wann aber ſolche von vielen hun-„
dert Jahren hero/ wie etwan die Griechiſche„
und Lateiniſche ſolte getrieben und ausgear-„
beitet worden ſeyn/ iſt nicht zu zweiffeln/ daß„
ſie in viel hoͤherer Vollkommenheit und end-„
licher Kunſt-Verfaſſung verwundert wer-„
den wuͤrde.
14. Damit nun ſolche Neurung keine Jr-
rung und Hinderung beurſachen moͤchte/ pfle-
get man die neulich geteutſchte und der Zeit
von dem gemeinen Gebrauch noch unbeliebte
Woͤrter an den Rand Lateiniſch/ Griechiſch o-
der in ſeiner Sprache beyzuſchreiben faſt wie
die erſten Urheber der Mahlerey darzu zeich-
nen muͤſſen/ was ſie fuͤr ein Bild zugeſtalten
vermeinet. Wie zu ſehen in dem verfolgten
David/ von den Feſten (H. Obr. Lohauſen)
uͤber-
A vj
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |