Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.

Bild:
<< vorherige Seite

Von fremden Wörtern.
und Unreinigkeit zufinden (Massen auch kein
Element rein und der Bergsaft daraus sie er-
wachsen/ vermischet ist/ ) Also ist fast keine
Sprache aus ihren Gründen erhoben rein und
selbständig zu nennen: nicht nur deßwegen/
weil etliche Wörter mit andern gleichen Laut-
und Deutung haben/ wie erstbesagtes Wort
Metall/ sack und etliche andre die Cruciger
in Harmonia Linguarum
erzehlet; sondern
auch wegen der Räisen/ Handelschaft und Ge-
meinschaft der Völker/ welche uns fremde
Wahren bringen und zugleich fremde Wör-
ter/ darmit sie genennet werden/ aufdringen.
Ja wie fast kein Metall/ ohne deß andern Zu-
satz dienen kan/ also muß man auch solche fremd-
eingeschaltne Wörter nothdringlich gebrau-
chen.

13. Jch rede hier von den Wissenschaftan/
da nach etlicher Meinung/ die Kunstwörter
nach dem Griechischen zu behalten/ wann sie
nicht füglich mit Teutschen/ deutlichen/ und
den Sachen eigenständigen Wörtern ersetzt
und ihrem Wesen gemäß/ gedolmetschet wer-
den können; welches aber gewißlich bey gar
wenigen von nöhten; Massen alles/ was zu
richtigem Verständniß einer Sache dienlich

ist/

Von fremden Woͤrtern.
und Unreinigkeit zufinden (Maſſen auch kein
Element rein und der Bergſaft daraus ſie er-
wachſen/ vermiſchet iſt/ ) Alſo iſt faſt keine
Sprache aus ihren Gruͤnden erhoben rein und
ſelbſtaͤndig zu nennen: nicht nur deßwegen/
weil etliche Woͤrter mit andern gleichen Laut-
und Deutung haben/ wie erſtbeſagtes Wort
Metall/ ſack und etliche andre die Cruciger
in Harmonia Linguarum
erzehlet; ſondern
auch wegen der Raͤiſen/ Handelſchaft und Ge-
meinſchaft der Voͤlker/ welche uns fremde
Wahren bringen und zugleich fremde Woͤr-
ter/ darmit ſie genennet werden/ aufdringen.
Ja wie faſt kein Metall/ ohne deß andern Zu-
ſatz dienẽ kan/ alſo muß man auch ſolche fremd-
eingeſchaltne Woͤrter nothdringlich gebrau-
chen.

13. Jch rede hier von den Wiſſenſchaftan/
da nach etlicher Meinung/ die Kunſtwoͤrter
nach dem Griechiſchen zu behalten/ wann ſie
nicht fuͤglich mit Teutſchen/ deutlichen/ und
den Sachen eigenſtaͤndigen Woͤrtern erſetzt
und ihrem Weſen gemaͤß/ gedolmetſchet wer-
den koͤnnen; welches aber gewißlich bey gar
wenigen von noͤhten; Maſſen alles/ was zu
richtigem Verſtaͤndniß einer Sache dienlich

iſt/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0042" n="10"/><fw place="top" type="header">Von fremden Wo&#x0364;rtern.</fw><lb/>
und <hi rendition="#fr">U</hi>nreinigkeit zufinden (Ma&#x017F;&#x017F;en auch kein<lb/>
Element rein und der Berg&#x017F;aft daraus &#x017F;ie er-<lb/>
wach&#x017F;en/ vermi&#x017F;chet i&#x017F;t/ ) Al&#x017F;o i&#x017F;t fa&#x017F;t keine<lb/>
Sprache aus ihren Gru&#x0364;nden erhoben rein und<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;ta&#x0364;ndig zu nennen: nicht nur deßwegen/<lb/>
weil etliche Wo&#x0364;rter mit andern gleichen Laut-<lb/>
und Deutung haben/ wie er&#x017F;tbe&#x017F;agtes Wort<lb/><hi rendition="#fr">Metall/ &#x017F;ack</hi> und etliche andre die <hi rendition="#aq">Cruciger<lb/>
in Harmonia Linguarum</hi> erzehlet; &#x017F;ondern<lb/>
auch wegen der Ra&#x0364;i&#x017F;en/ Handel&#x017F;chaft und Ge-<lb/>
mein&#x017F;chaft der Vo&#x0364;lker/ welche uns fremde<lb/>
Wahren bringen und zugleich fremde Wo&#x0364;r-<lb/>
ter/ darmit &#x017F;ie genennet werden/ aufdringen.<lb/>
Ja wie fa&#x017F;t kein Metall/ ohne deß andern Zu-<lb/>
&#x017F;atz dien&#x1EBD; kan/ al&#x017F;o muß man auch &#x017F;olche fremd-<lb/>
einge&#x017F;chaltne Wo&#x0364;rter nothdringlich gebrau-<lb/>
chen.</p><lb/>
          <p>13. Jch rede hier von den Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaftan/<lb/>
da nach etlicher Meinung/ die Kun&#x017F;two&#x0364;rter<lb/>
nach dem Griechi&#x017F;chen zu behalten/ wann &#x017F;ie<lb/>
nicht fu&#x0364;glich mit Teut&#x017F;chen/ deutlichen/ und<lb/>
den Sachen eigen&#x017F;ta&#x0364;ndigen Wo&#x0364;rtern er&#x017F;etzt<lb/>
und ihrem We&#x017F;en gema&#x0364;ß/ gedolmet&#x017F;chet wer-<lb/>
den ko&#x0364;nnen; welches aber gewißlich bey gar<lb/>
wenigen von no&#x0364;hten; Ma&#x017F;&#x017F;en alles/ was zu<lb/>
richtigem Ver&#x017F;ta&#x0364;ndniß einer Sache dienlich<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">i&#x017F;t/</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[10/0042] Von fremden Woͤrtern. und Unreinigkeit zufinden (Maſſen auch kein Element rein und der Bergſaft daraus ſie er- wachſen/ vermiſchet iſt/ ) Alſo iſt faſt keine Sprache aus ihren Gruͤnden erhoben rein und ſelbſtaͤndig zu nennen: nicht nur deßwegen/ weil etliche Woͤrter mit andern gleichen Laut- und Deutung haben/ wie erſtbeſagtes Wort Metall/ ſack und etliche andre die Cruciger in Harmonia Linguarum erzehlet; ſondern auch wegen der Raͤiſen/ Handelſchaft und Ge- meinſchaft der Voͤlker/ welche uns fremde Wahren bringen und zugleich fremde Woͤr- ter/ darmit ſie genennet werden/ aufdringen. Ja wie faſt kein Metall/ ohne deß andern Zu- ſatz dienẽ kan/ alſo muß man auch ſolche fremd- eingeſchaltne Woͤrter nothdringlich gebrau- chen. 13. Jch rede hier von den Wiſſenſchaftan/ da nach etlicher Meinung/ die Kunſtwoͤrter nach dem Griechiſchen zu behalten/ wann ſie nicht fuͤglich mit Teutſchen/ deutlichen/ und den Sachen eigenſtaͤndigen Woͤrtern erſetzt und ihrem Weſen gemaͤß/ gedolmetſchet wer- den koͤnnen; welches aber gewißlich bey gar wenigen von noͤhten; Maſſen alles/ was zu richtigem Verſtaͤndniß einer Sache dienlich iſt/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/42
Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/42>, abgerufen am 21.11.2024.