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Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.

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Von den Jnhalt der Rede.
ches mässig und mit Verstand gebrauchet/ Nu-
tze und Lust zu der Speise mache/ welcher Mei-
nung vielleicht auch S. Paulus saget; Daß der
Christen Rede mit Saltz
(das ist erbauli-
cher Lehre) sol gewürtzet seyn. Gebrauchet
man aber dieser Würtze zu viel/ so hält man es für
ungesund und dem Mund unangenehm.

37. Die Rede sol in ihrer natürlichen Ord-
nung zierlich daher flüssen: Der Eingang nach
den Ort und der Zeit gerichtet die Erzehlung und
Beschaffenheit der Sachen/ mit dienlichen Umb-
ständen/ die Ursachen solches zubehaubten: Was
aus denselben erfolge: Dann der Schluß mit
Wiederholung deß nohtwendigsten etc. Wie sol-
ches alles von den Lehrern der Red-Kunst/ und
sonderlich dem N. Dausino in seinem Buche de
Eloq. sacra & humana
wie auch Vessio und an-
dern trefflich beschrieben worden.

38. Jn der Rede sol nichts ver gessen werden/
auch nichts überflüssig seyn/ wie bey einer wol-
angeordneten Gasterey; denn die überflüssigen
Wort einen Eckel verursachen; der gar zu kur-
tze Begriff aber die Sache mehrmals vernach-
theilt: Von jenem wird folgendes Lehrgedicht
gelesen in den II. Theil Jothams bey der CXXVII.
Zahl. Ein Oberster/ hatte 200. Knechte auf sei-
ner Roll in der Besatzung/ und als er jüngsthin
sie solte durch die Musterung gehen lassen/ hat er

über
C

Von den Jnhalt der Rede.
ches maͤſſig und mit Verſtand gebrauchet/ Nu-
tze und Luſt zu der Speiſe mache/ welcher Mei-
nung vielleicht auch S. Paulus ſaget; Daß der
Chriſten Rede mit Saltz
(das iſt erbauli-
cher Lehre) ſol gewuͤrtzet ſeyn. Gebrauchet
man aber dieſer Wuͤrtze zu viel/ ſo haͤlt man es fuͤꝛ
ungeſund und dem Mund unangenehm.

37. Die Rede ſol in ihrer natuͤrlichen Ord-
nung zierlich daher fluͤſſen: Der Eingang nach
den Ort und der Zeit gerichtet die Erzehlung und
Beſchaffenheit der Sachẽ/ mit dienlichen Umb-
ſtaͤnden/ die Urſachen ſolches zubehaubten: Was
aus denſelben erfolge: Dann der Schluß mit
Wiederholung deß nohtwendigſten ꝛc. Wie ſol-
ches alles von den Lehrern der Red-Kunſt/ und
ſonderlich dem N. Dauſino in ſeinem Buche de
Eloq. ſacra & humana
wie auch Veſſio und an-
dern trefflich beſchrieben worden.

38. Jn der Rede ſol nichts ver geſſen werden/
auch nichts uͤberfluͤſſig ſeyn/ wie bey einer wol-
angeordneten Gaſterey; denn die uͤberfluͤſſigen
Wort einen Eckel verurſachen; der gar zu kur-
tze Begriff aber die Sache mehrmals vernach-
theilt: Von jenem wird folgendes Lehrgedicht
geleſen in dẽ II. Theil Jothams bey der CXXVII.
Zahl. Ein Oberſter/ hatte 200. Knechte auf ſei-
ner Roll in der Beſatzung/ und als er juͤngſthin
ſie ſolte durch die Muſterung gehen laſſen/ hat er

uͤber
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[33/0065] Von den Jnhalt der Rede. ches maͤſſig und mit Verſtand gebrauchet/ Nu- tze und Luſt zu der Speiſe mache/ welcher Mei- nung vielleicht auch S. Paulus ſaget; Daß der Chriſten Rede mit Saltz (das iſt erbauli- cher Lehre) ſol gewuͤrtzet ſeyn. Gebrauchet man aber dieſer Wuͤrtze zu viel/ ſo haͤlt man es fuͤꝛ ungeſund und dem Mund unangenehm. 37. Die Rede ſol in ihrer natuͤrlichen Ord- nung zierlich daher fluͤſſen: Der Eingang nach den Ort und der Zeit gerichtet die Erzehlung und Beſchaffenheit der Sachẽ/ mit dienlichen Umb- ſtaͤnden/ die Urſachen ſolches zubehaubten: Was aus denſelben erfolge: Dann der Schluß mit Wiederholung deß nohtwendigſten ꝛc. Wie ſol- ches alles von den Lehrern der Red-Kunſt/ und ſonderlich dem N. Dauſino in ſeinem Buche de Eloq. ſacra & humana wie auch Veſſio und an- dern trefflich beſchrieben worden. 38. Jn der Rede ſol nichts ver geſſen werden/ auch nichts uͤberfluͤſſig ſeyn/ wie bey einer wol- angeordneten Gaſterey; denn die uͤberfluͤſſigen Wort einen Eckel verurſachen; der gar zu kur- tze Begriff aber die Sache mehrmals vernach- theilt: Von jenem wird folgendes Lehrgedicht geleſen in dẽ II. Theil Jothams bey der CXXVII. Zahl. Ein Oberſter/ hatte 200. Knechte auf ſei- ner Roll in der Beſatzung/ und als er juͤngſthin ſie ſolte durch die Muſterung gehen laſſen/ hat er uͤber C

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Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/65>, abgerufen am 26.11.2024.