Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.Von der Nachahmung der mich mit Liebes-Zwang gerungen zu beflecken/der tröstet meinen Muht: Doch gehet übelaus/ was nicht wolangefangen." Wer weiß ob Sichem mich bey Jacob kan erlan- gen/ und ob auch so viel Leut'/ ob meiner Ehr sich erbieten zubeschneiden; und ob nicht auch Betrug bey ihrem Schmer- tzenleiden/ auf meiner Brüder seit'. Ach/ wird unschuldig Blut/ wie ich befahr/ ver- gossen/ wird vielleicht Raub und Mord bey Mahl-und Gast genossen erfolgen/ wer wird seyn/ die Ursach solches Bluts? Wer wird die Schul- de tragen? Jch/ ich/ weilich erkühnt mich frevelich zu wagen/ mit angemassten Schein/ die Töchter dieses Volks zu sprechen und zusehen/ die Jüngling auch zugleich; darüber ich mit flehen geraten in die Schand. So kan ein kleiner Funk sehr grosses Unglück brmgen/ " oft aus der lauen Asch' in dürte reusser springen" an flammend grossen Brand. Der Fried nach solcher That/ ist fast kein Freud zu nennen: Die
Von der Nachahmung der mich mit Liebes-Zwang gerungen zu befleckẽ/der troͤſtet meinen Muht: Doch gehet uͤbelaus/ was nicht wolangefangẽ.„ Wer weiß ob Sichem mich bey Jacob kan erlan- gen/ und ob auch ſo viel Leut’/ ob meiner Ehr ſich erbieten zubeſchneiden; und ob nicht auch Betrug bey ihrem Schmer- tzenleiden/ auf meiner Bruͤder ſeit’. Ach/ wird unſchuldig Blut/ wie ich befahr/ ver- goſſen/ wird vielleicht Raub und Mord bey Mahl-und Gaſt genoſſen erfolgen/ wer wird ſeyn/ die Urſach ſolches Bluts? Wer wird die Schul- de tragen? Jch/ ich/ weilich erkuͤhnt mich frevelich zu wagẽ/ mit angemaſſten Schein/ die Toͤchter dieſes Volks zu ſprechen und zuſehẽ/ die Juͤngling auch zugleich; daruͤber ich mit flehẽ geraten in die Schand. So kan ein kleiner Funk ſehr groſſes Ungluͤck brmgen/ „ oft aus der lauen Aſch’ in duͤrte reuſſer ſpringẽ„ an flammend groſſen Brand. Der Fried nach ſolcher That/ iſt faſt kein Freud zu nennen: Die
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Von der Nachahmung
der mich mit Liebes-Zwang gerungen zu befleckẽ/
der troͤſtet meinen Muht:
Doch gehet uͤbelaus/ was nicht wolangefangẽ.„
Wer weiß ob Sichem mich bey Jacob kan erlan-
gen/
und ob auch ſo viel Leut’/
ob meiner Ehr ſich erbieten zubeſchneiden;
und ob nicht auch Betrug bey ihrem Schmer-
tzenleiden/
auf meiner Bruͤder ſeit’.
Ach/ wird unſchuldig Blut/ wie ich befahr/ ver-
goſſen/
wird vielleicht Raub und Mord bey Mahl-und
Gaſt genoſſen
erfolgen/ wer wird ſeyn/
die Urſach ſolches Bluts? Wer wird die Schul-
de tragen?
Jch/ ich/ weilich erkuͤhnt mich frevelich zu wagẽ/
mit angemaſſten Schein/
die Toͤchter dieſes Volks zu ſprechen und zuſehẽ/
die Juͤngling auch zugleich; daruͤber ich mit flehẽ
geraten in die Schand.
So kan ein kleiner Funk ſehr groſſes Ungluͤck
brmgen/ „
oft aus der lauen Aſch’ in duͤrte reuſſer ſpringẽ„
an flammend groſſen Brand.
Der Fried nach ſolcher That/ iſt faſt kein Freud
zu nennen:
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