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Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.

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V.
wann wir uns leiten lassen/
so wallen wir gewieß allhier/
auf sichrer Himmels Strassen.

48. Besagte Nachahmung welche gleich wol-
ständig/ schlechter/ oder auch besser seyn kan/
bestehet entweder in dem Jnhalt/ oder in den
Worten/ oder in allen beeden zugleich/ und ist
erstlich von einem guten Redner allein/ nach be-
stättigtem Urtheil und fertiger übung/ von allen
ins gesamt abzusehen. Jn der ungebundnen Re-
de sollen wir erstlich lesen den Teutschen Cicero-
nem H. D. Luthers Bücher/ welcher das Liecht
deß H. Evangelii/ gleichsam auf den Leuchter un-
sere Sprache gesetzet: Nachgehends kan man le-
sen Aventinum/ Goldast/ Lehemann/ Hordleder/
und sonderlich die Reichs Abschiede/ in welchen
die Reinlichkeit unsrer Sprache (wie in corpore
Juris
die Lateinische) wann sie aller Orten ver-
lohren were/ wieder zufinden.

49. Wie aber in der Lateinischen Sprache
keiner den Ciceronem oder Muretum lieset/ er seye
dann zuvor durch die Grammaticam oder
Sprachlehre gekommen: Also scheinet rahtsam/
daß man den Anfang unsrer Sprache mache von
der ersten Staffel und lese zu aller erst die Einlei-
tung zu der Teutschen Sprache; nachgehends
die Sprachlehre und dann die Reimkunst H.
D. J. G. Schottelins/ welcher am letzten und

fleissig-

V.
wann wir uns leiten laſſen/
ſo wallen wir gewieß allhier/
auf ſichrer Himmels Straſſen.

48. Beſagte Nachahmung welche gleich wol-
ſtaͤndig/ ſchlechter/ oder auch beſſer ſeyn kan/
beſtehet entweder in dem Jnhalt/ oder in den
Worten/ oder in allen beeden zugleich/ und iſt
erſtlich von einem guten Redner allein/ nach be-
ſtaͤttigtem Urtheil und fertiger uͤbung/ von allen
ins geſamt abzuſehen. Jn der ungebundnen Re-
de ſollen wir erſtlich leſen den Teutſchen Cicero-
nem H. D. Luthers Buͤcher/ welcher das Liecht
deß H. Evangelii/ gleichſam auf den Leuchter un-
ſere Sprache geſetzet: Nachgehends kan man le-
ſen Aventinum/ Goldaſt/ Lehemann/ Hordleder/
und ſonderlich die Reichs Abſchiede/ in welchen
die Reinlichkeit unſrer Sprache (wie in corpore
Juris
die Lateiniſche) wann ſie aller Orten ver-
lohren were/ wieder zufinden.

49. Wie aber in der Lateiniſchen Sprache
keiner den Ciceronem odeꝛ Muretum lieſet/ er ſeye
dann zuvor durch die Grammaticam oder
Sprachlehre gekommen: Alſo ſcheinet rahtſam/
daß man den Anfang unſrer Sprache mache von
der erſten Staffel und leſe zu aller erſt die Einlei-
tung zu der Teutſchen Sprache; nachgehends
die Sprachlehre und dann die Reimkunſt H.
D. J. G. Schottelins/ welcher am letzten und

fleiſſig-
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[52/0084] V. wann wir uns leiten laſſen/ ſo wallen wir gewieß allhier/ auf ſichrer Himmels Straſſen. 48. Beſagte Nachahmung welche gleich wol- ſtaͤndig/ ſchlechter/ oder auch beſſer ſeyn kan/ beſtehet entweder in dem Jnhalt/ oder in den Worten/ oder in allen beeden zugleich/ und iſt erſtlich von einem guten Redner allein/ nach be- ſtaͤttigtem Urtheil und fertiger uͤbung/ von allen ins geſamt abzuſehen. Jn der ungebundnen Re- de ſollen wir erſtlich leſen den Teutſchen Cicero- nem H. D. Luthers Buͤcher/ welcher das Liecht deß H. Evangelii/ gleichſam auf den Leuchter un- ſere Sprache geſetzet: Nachgehends kan man le- ſen Aventinum/ Goldaſt/ Lehemann/ Hordleder/ und ſonderlich die Reichs Abſchiede/ in welchen die Reinlichkeit unſrer Sprache (wie in corpore Juris die Lateiniſche) wann ſie aller Orten ver- lohren were/ wieder zufinden. 49. Wie aber in der Lateiniſchen Sprache keiner den Ciceronem odeꝛ Muretum lieſet/ er ſeye dann zuvor durch die Grammaticam oder Sprachlehre gekommen: Alſo ſcheinet rahtſam/ daß man den Anfang unſrer Sprache mache von der erſten Staffel und leſe zu aller erſt die Einlei- tung zu der Teutſchen Sprache; nachgehends die Sprachlehre und dann die Reimkunſt H. D. J. G. Schottelins/ welcher am letzten und fleiſſig-

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Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/84>, abgerufen am 24.11.2024.