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Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.

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Von der Nachahmung.
fleissigsten den Grund unsrer Sprache untersu-
chet/ und mit unsterblichen Ruhm glückseligst
beleuchtet hat. Was in erstgelobter Reimkunst
begriffen das ist etwas kürtzer zusamen gezogen/
und in etlichen Stucken vermehrt zu lesen in den
zweyen Theilen deß Poetischen Trichters.

50. Jn gebundner Rede kan der Anfang ge-
machet werden von H. Opitzen und H. Ristens
Gedichten/ welchen nachgesetzet werden mögen/
die nach ihnen geschrieben/ als Flemming/ Lon-
den/ Homburg etc. Diese Lesung sol nicht nur die-
nen den Jnhalt eines und deß andern Gedichtes
abzusehen/ sondern ihre Redart/ und Wort-Zier
zu bemerken/ und solche nach Belieben/ folgen-
der angefangenen Ordnung jedes an sein Ort
beyzubringen/ damit man die eigentlichen Be-
schreibungen/ die nachsinnigen Beywörter (e-
pitheta
) und kurtz zusagen/ allen Poetischen
Schmuck zu unsren würklichen Nutzen anwen-
den können. Hierbey aber soles nicht verbleiben/
sondern es sollen alle/ oder ja die meinsten Poeten
[in] der Griechischen/ Lateinischen/ Frantzösischen/
Jtalianischen/ Hispanischen und Niederländi-
schen Sprache/ nach Möglichkeit durchsuchet
und daraus erstlich gedolmetschet/ nachgehendes
aber ihren Erfindungen und zierlichen Red-Ar-
ten/ so viel ohne Zwang thunlich und dienlich
scheinet/ nachgefolget werden. Gewießlich es ist

die
D iij

Von der Nachahmung.
fleiſſigſten den Grund unſrer Sprache unterſu-
chet/ und mit unſterblichen Ruhm gluͤckſeligſt
beleuchtet hat. Was in erſtgelobter Reimkunſt
begriffen das iſt etwas kuͤrtzer zuſamen gezogen/
und in etlichen Stucken vermehrt zu leſen in den
zweyen Theilen deß Poëtiſchen Trichters.

50. Jn gebundner Rede kan der Anfang ge-
machet werden von H. Opitzen und H. Riſtens
Gedichten/ welchen nachgeſetzet werden moͤgen/
die nach ihnen geſchrieben/ als Flemming/ Lon-
den/ Homburg ꝛc. Dieſe Leſung ſol nicht nur die-
nen den Jnhalt eines und deß andern Gedichtes
abzuſehen/ ſondern ihre Redart/ und Wort-Zier
zu bemerken/ und ſolche nach Belieben/ folgen-
der angefangenen Ordnung jedes an ſein Ort
beyzubringen/ damit man die eigentlichen Be-
ſchreibungen/ die nachſinnigen Beywoͤrter (e-
pitheta
) und kurtz zuſagen/ allen Poetiſchen
Schmuck zu unſren wuͤrklichen Nutzen anwen-
den koͤnnen. Hierbey aber ſoles nicht verbleiben/
ſondern es ſollen alle/ oder ja die meinſten Poëten
[in] der Griechiſchen/ Lateiniſchen/ Frantzoͤſiſchen/
Jtalianiſchen/ Hiſpaniſchen und Niederlaͤndi-
ſchen Sprache/ nach Moͤglichkeit durchſuchet
und daraus erſtlich gedolmetſchet/ nachgehendes
aber ihren Erfindungen und zierlichen Red-Ar-
ten/ ſo viel ohne Zwang thunlich und dienlich
ſcheinet/ nachgefolget werden. Gewießlich es iſt

die
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[53/0085] Von der Nachahmung. fleiſſigſten den Grund unſrer Sprache unterſu- chet/ und mit unſterblichen Ruhm gluͤckſeligſt beleuchtet hat. Was in erſtgelobter Reimkunſt begriffen das iſt etwas kuͤrtzer zuſamen gezogen/ und in etlichen Stucken vermehrt zu leſen in den zweyen Theilen deß Poëtiſchen Trichters. 50. Jn gebundner Rede kan der Anfang ge- machet werden von H. Opitzen und H. Riſtens Gedichten/ welchen nachgeſetzet werden moͤgen/ die nach ihnen geſchrieben/ als Flemming/ Lon- den/ Homburg ꝛc. Dieſe Leſung ſol nicht nur die- nen den Jnhalt eines und deß andern Gedichtes abzuſehen/ ſondern ihre Redart/ und Wort-Zier zu bemerken/ und ſolche nach Belieben/ folgen- der angefangenen Ordnung jedes an ſein Ort beyzubringen/ damit man die eigentlichen Be- ſchreibungen/ die nachſinnigen Beywoͤrter (e- pitheta) und kurtz zuſagen/ allen Poetiſchen Schmuck zu unſren wuͤrklichen Nutzen anwen- den koͤnnen. Hierbey aber ſoles nicht verbleiben/ ſondern es ſollen alle/ oder ja die meinſten Poëten in der Griechiſchen/ Lateiniſchen/ Frantzoͤſiſchen/ Jtalianiſchen/ Hiſpaniſchen und Niederlaͤndi- ſchen Sprache/ nach Moͤglichkeit durchſuchet und daraus erſtlich gedolmetſchet/ nachgehendes aber ihren Erfindungen und zierlichen Red-Ar- ten/ ſo viel ohne Zwang thunlich und dienlich ſcheinet/ nachgefolget werden. Gewießlich es iſt die D iij

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Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/85>, abgerufen am 24.11.2024.