Hartmann, Moritz: Das Schloß im Gebirge. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 11. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [221]–262. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.können. Sie sind auf meinen Reichthum stolz, als wäre es der ihre, weil ich zu ihnen gehöre. Sie sehen ihn gern auch deßhalb, weil mancher von ihnen denkt, so wie dieser Laurens kehrt vielleicht mein Kind einmal als Millionär aus Paris zurück. Ich bin ja nicht der Erste, der als Betteljunge fortgezogen, um als Millionär heimzukehren. Der Marquis seufzte. Laurens sah sich um und sagte: Nicht traurig sein, Herr Marquis! Nicht traurig sein, Herr Marquis! wiederholte dieser und lächelte wie früher und nickte mit dem Kopfe. Ich sah ein, daß es mir nicht schwer sein würde, die Geschichte der beiden eigenthümlichen Alten zu erfahren, und vertröstete mich auf das Nachtessen, das für uns bereitet wurde, und das wir gemeinschaftlich einnehmen sollten. Ein schwarzgekleideter Mann mit weißer Cravatte erschien bald und kündigte an, daß das Essen bereit sei. Wir gingen durch eine Reihe schöner Gemächer in ein kleines, rundes, mit Stuccaturarbeiten geschmücktes Eckzimmer, wo uns ein elegant servirter Tisch erwartete. Das sind wohl Ihre Zimmer? fragte ich Herrn Laurens. Meine Zimmer? -- Nein! -- ich wohne unten im Dorfe, in der Hütte, vor der Sie mich gesehen, zur Miethe beim Herrn Marquis. Der Marquis lächelte und bestätigte: Ja, ja, zur Miethe bei mir, dem Herrn Marquis. können. Sie sind auf meinen Reichthum stolz, als wäre es der ihre, weil ich zu ihnen gehöre. Sie sehen ihn gern auch deßhalb, weil mancher von ihnen denkt, so wie dieser Laurens kehrt vielleicht mein Kind einmal als Millionär aus Paris zurück. Ich bin ja nicht der Erste, der als Betteljunge fortgezogen, um als Millionär heimzukehren. Der Marquis seufzte. Laurens sah sich um und sagte: Nicht traurig sein, Herr Marquis! Nicht traurig sein, Herr Marquis! wiederholte dieser und lächelte wie früher und nickte mit dem Kopfe. Ich sah ein, daß es mir nicht schwer sein würde, die Geschichte der beiden eigenthümlichen Alten zu erfahren, und vertröstete mich auf das Nachtessen, das für uns bereitet wurde, und das wir gemeinschaftlich einnehmen sollten. Ein schwarzgekleideter Mann mit weißer Cravatte erschien bald und kündigte an, daß das Essen bereit sei. Wir gingen durch eine Reihe schöner Gemächer in ein kleines, rundes, mit Stuccaturarbeiten geschmücktes Eckzimmer, wo uns ein elegant servirter Tisch erwartete. Das sind wohl Ihre Zimmer? fragte ich Herrn Laurens. Meine Zimmer? — Nein! — ich wohne unten im Dorfe, in der Hütte, vor der Sie mich gesehen, zur Miethe beim Herrn Marquis. Der Marquis lächelte und bestätigte: Ja, ja, zur Miethe bei mir, dem Herrn Marquis. <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="0"> <p><pb facs="#f0020"/> können. Sie sind auf meinen Reichthum stolz, als wäre es der ihre, weil ich zu ihnen gehöre. Sie sehen ihn gern auch deßhalb, weil mancher von ihnen denkt, so wie dieser Laurens kehrt vielleicht mein Kind einmal als Millionär aus Paris zurück. Ich bin ja nicht der Erste, der als Betteljunge fortgezogen, um als Millionär heimzukehren.</p><lb/> <p>Der Marquis seufzte. Laurens sah sich um und sagte: Nicht traurig sein, Herr Marquis!</p><lb/> <p>Nicht traurig sein, Herr Marquis! wiederholte dieser und lächelte wie früher und nickte mit dem Kopfe.</p><lb/> <p>Ich sah ein, daß es mir nicht schwer sein würde, die Geschichte der beiden eigenthümlichen Alten zu erfahren, und vertröstete mich auf das Nachtessen, das für uns bereitet wurde, und das wir gemeinschaftlich einnehmen sollten. Ein schwarzgekleideter Mann mit weißer Cravatte erschien bald und kündigte an, daß das Essen bereit sei. Wir gingen durch eine Reihe schöner Gemächer in ein kleines, rundes, mit Stuccaturarbeiten geschmücktes Eckzimmer, wo uns ein elegant servirter Tisch erwartete.</p><lb/> <p>Das sind wohl Ihre Zimmer? fragte ich Herrn Laurens.</p><lb/> <p>Meine Zimmer? — Nein! — ich wohne unten im Dorfe, in der Hütte, vor der Sie mich gesehen, zur Miethe beim Herrn Marquis.</p><lb/> <p>Der Marquis lächelte und bestätigte: Ja, ja, zur Miethe bei mir, dem Herrn Marquis.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0020]
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Der Marquis seufzte. Laurens sah sich um und sagte: Nicht traurig sein, Herr Marquis!
Nicht traurig sein, Herr Marquis! wiederholte dieser und lächelte wie früher und nickte mit dem Kopfe.
Ich sah ein, daß es mir nicht schwer sein würde, die Geschichte der beiden eigenthümlichen Alten zu erfahren, und vertröstete mich auf das Nachtessen, das für uns bereitet wurde, und das wir gemeinschaftlich einnehmen sollten. Ein schwarzgekleideter Mann mit weißer Cravatte erschien bald und kündigte an, daß das Essen bereit sei. Wir gingen durch eine Reihe schöner Gemächer in ein kleines, rundes, mit Stuccaturarbeiten geschmücktes Eckzimmer, wo uns ein elegant servirter Tisch erwartete.
Das sind wohl Ihre Zimmer? fragte ich Herrn Laurens.
Meine Zimmer? — Nein! — ich wohne unten im Dorfe, in der Hütte, vor der Sie mich gesehen, zur Miethe beim Herrn Marquis.
Der Marquis lächelte und bestätigte: Ja, ja, zur Miethe bei mir, dem Herrn Marquis.
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Zitationshilfe: | Hartmann, Moritz: Das Schloß im Gebirge. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 11. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [221]–262. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_gebirge_1910/20>, abgerufen am 16.07.2024. |