Hartmann, Moritz: Das Schloß im Gebirge. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 11. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [221]–262. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.auf hörten wir die Stimme des Marquis in den vordern Zimmern, der zweien seiner Freunde Erklärungen gab, welche Louison über seine Absichten allerlei Aufschlüsse gaben. Sie wollte aufspringen und ihm entgegen eilen, ihre Augen funkelten vor Wuth, ihre Arme zitterten, ihre Finger zuckten. Ich hielt sie zurück. Als der Marquis in Begleitung seiner Freunde bei uns eintrat und uns erblickte, stutzte er einen Augenblick, faßte sich aber bald und herrschte mir entgegen: Was ich da zu thun hätte; ich solle mich sofort packen! Das werde ich auch thun, antwortete ich, sobald ich Sie hier zu diesem Fenster hinausgeworfen habe. So sprechend hatte ich ihn auch schon um den Leib gefaßt, in die Luft gehoben und befand mich mit ihm auf dem Wege zum Fenster. Seine beiden Freunde warfen sich mir in den Weg und suchten mir meine Beute zu entreißen; vergebens. Ich hatte in diesem Momente eine Riesenkraft; den Marquis hielt ich so fest, daß er sich kaum winden konnte, und trotz aller Anstrengungen der beiden Herrn rückte ich Schritt vor Schritt dem Fenster entgegen. Der Marquis schrie, die Freunde schrieen, es war ein Höllenlärm. Mit Einem Male aber mischte sich ein eigenthümliches Geräusch in diesen Lärm und verwandelte sich das Geschrei der Herren in ein lautes Gelächter, das so herzlich, beinahe krampfhaft wurde, daß sie von der Vertheidigung ihres Freundes ablassen mußten; ja selbst auf hörten wir die Stimme des Marquis in den vordern Zimmern, der zweien seiner Freunde Erklärungen gab, welche Louison über seine Absichten allerlei Aufschlüsse gaben. Sie wollte aufspringen und ihm entgegen eilen, ihre Augen funkelten vor Wuth, ihre Arme zitterten, ihre Finger zuckten. Ich hielt sie zurück. Als der Marquis in Begleitung seiner Freunde bei uns eintrat und uns erblickte, stutzte er einen Augenblick, faßte sich aber bald und herrschte mir entgegen: Was ich da zu thun hätte; ich solle mich sofort packen! Das werde ich auch thun, antwortete ich, sobald ich Sie hier zu diesem Fenster hinausgeworfen habe. So sprechend hatte ich ihn auch schon um den Leib gefaßt, in die Luft gehoben und befand mich mit ihm auf dem Wege zum Fenster. Seine beiden Freunde warfen sich mir in den Weg und suchten mir meine Beute zu entreißen; vergebens. Ich hatte in diesem Momente eine Riesenkraft; den Marquis hielt ich so fest, daß er sich kaum winden konnte, und trotz aller Anstrengungen der beiden Herrn rückte ich Schritt vor Schritt dem Fenster entgegen. Der Marquis schrie, die Freunde schrieen, es war ein Höllenlärm. Mit Einem Male aber mischte sich ein eigenthümliches Geräusch in diesen Lärm und verwandelte sich das Geschrei der Herren in ein lautes Gelächter, das so herzlich, beinahe krampfhaft wurde, daß sie von der Vertheidigung ihres Freundes ablassen mußten; ja selbst <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="0"> <p><pb facs="#f0038"/> auf hörten wir die Stimme des Marquis in den vordern Zimmern, der zweien seiner Freunde Erklärungen gab, welche Louison über seine Absichten allerlei Aufschlüsse gaben. Sie wollte aufspringen und ihm entgegen eilen, ihre Augen funkelten vor Wuth, ihre Arme zitterten, ihre Finger zuckten. Ich hielt sie zurück.</p><lb/> <p>Als der Marquis in Begleitung seiner Freunde bei uns eintrat und uns erblickte, stutzte er einen Augenblick, faßte sich aber bald und herrschte mir entgegen: Was ich da zu thun hätte; ich solle mich sofort packen!</p><lb/> <p>Das werde ich auch thun, antwortete ich, sobald ich Sie hier zu diesem Fenster hinausgeworfen habe. So sprechend hatte ich ihn auch schon um den Leib gefaßt, in die Luft gehoben und befand mich mit ihm auf dem Wege zum Fenster. Seine beiden Freunde warfen sich mir in den Weg und suchten mir meine Beute zu entreißen; vergebens. Ich hatte in diesem Momente eine Riesenkraft; den Marquis hielt ich so fest, daß er sich kaum winden konnte, und trotz aller Anstrengungen der beiden Herrn rückte ich Schritt vor Schritt dem Fenster entgegen. Der Marquis schrie, die Freunde schrieen, es war ein Höllenlärm. Mit Einem Male aber mischte sich ein eigenthümliches Geräusch in diesen Lärm und verwandelte sich das Geschrei der Herren in ein lautes Gelächter, das so herzlich, beinahe krampfhaft wurde, daß sie von der Vertheidigung ihres Freundes ablassen mußten; ja selbst<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0038]
auf hörten wir die Stimme des Marquis in den vordern Zimmern, der zweien seiner Freunde Erklärungen gab, welche Louison über seine Absichten allerlei Aufschlüsse gaben. Sie wollte aufspringen und ihm entgegen eilen, ihre Augen funkelten vor Wuth, ihre Arme zitterten, ihre Finger zuckten. Ich hielt sie zurück.
Als der Marquis in Begleitung seiner Freunde bei uns eintrat und uns erblickte, stutzte er einen Augenblick, faßte sich aber bald und herrschte mir entgegen: Was ich da zu thun hätte; ich solle mich sofort packen!
Das werde ich auch thun, antwortete ich, sobald ich Sie hier zu diesem Fenster hinausgeworfen habe. So sprechend hatte ich ihn auch schon um den Leib gefaßt, in die Luft gehoben und befand mich mit ihm auf dem Wege zum Fenster. Seine beiden Freunde warfen sich mir in den Weg und suchten mir meine Beute zu entreißen; vergebens. Ich hatte in diesem Momente eine Riesenkraft; den Marquis hielt ich so fest, daß er sich kaum winden konnte, und trotz aller Anstrengungen der beiden Herrn rückte ich Schritt vor Schritt dem Fenster entgegen. Der Marquis schrie, die Freunde schrieen, es war ein Höllenlärm. Mit Einem Male aber mischte sich ein eigenthümliches Geräusch in diesen Lärm und verwandelte sich das Geschrei der Herren in ein lautes Gelächter, das so herzlich, beinahe krampfhaft wurde, daß sie von der Vertheidigung ihres Freundes ablassen mußten; ja selbst
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