Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868.Fortdauer eines geordneten Jnstituts darf man wohl mit Recht Waren ja auch dort die gesellschaftlichen Zustände bis auf's Man vermied das Zusammenleben, man machte sich lieber Wenn es freilich galt, die von der römischen Herrschaft 1) Einhard, Kaiser Karls Leben in den "Geschichtschreibern der
deutschen Vorzeit", IX. Jahrhundert. Berlin 1850. Bd. I. pag. 23. Fortdauer eines geordneten Jnſtituts darf man wohl mit Recht Waren ja auch dort die geſellſchaftlichen Zuſtände bis auf's Man vermied das Zuſammenleben, man machte ſich lieber Wenn es freilich galt, die von der römiſchen Herrſchaft 1) Einhard, Kaiſer Karls Leben in den „Geſchichtſchreibern der
deutſchen Vorzeit“, IX. Jahrhundert. Berlin 1850. Bd. I. pag. 23. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0141" n="128"/> Fortdauer eines geordneten Jnſtituts darf man wohl mit Recht<lb/> zweifeln.</p><lb/> <p>Waren ja auch dort die geſellſchaftlichen Zuſtände bis auf's<lb/> Tiefſte erſchüttert und auch dort beſchränkte man ſich auf die<lb/> möglichſt engſten Grenzen des Verkehrs.</p><lb/> <p>Man vermied das Zuſammenleben, man machte ſich lieber<lb/> unzugänglich in den Wäldern, die einzelnen Stämme ſchloſſen<lb/> ſich ab von den andern; ſelbſt die Könige vermieden die ehe-<lb/> maligen Weltſtädte und zogen den ſtillen Aufenthalt auf ihren<lb/> Landgütern (<hi rendition="#aq">villae</hi>) allem geräuſchvollen Glanze vor. Jſt es<lb/> doch bekannt, daß noch die letzten Könige der Merovinger all-<lb/> jährlich einmal auf hohem mit <hi rendition="#g">Ochſen</hi> beſpannten Wagen,<lb/> von einem Rinderhirten kutſchirt, zu den Verſammlungen ihrer<lb/> bewaffneten Mannen zogen<note place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq">Einhard</hi>, Kaiſer Karls Leben in den „Geſchichtſchreibern der<lb/> deutſchen Vorzeit“, <hi rendition="#aq">IX</hi>. Jahrhundert. Berlin 1850. Bd. <hi rendition="#aq">I. pag.</hi> 23.</note>; was ſollten alſo da die Poſtver-<lb/> bindungen der römiſchen Cäſaren, woher ſollte das Bedürfniß<lb/> kommen, eine ſolche Anſtalt zu errichten, wenn die Völker<lb/> nicht wie vormals Glieder <hi rendition="#g">eines</hi> großen Ganzen waren, wenn<lb/> ſie ſich vielmehr jedes für ſich abgrenzten und abſchloſſen; wozu<lb/> Anſtalten für den Verkehr, wenn dieſer ſelbſt ſich nicht über<lb/> den Bereich perſönlicher Thätigkeit hinaus erſtreckt, wenn im<lb/> Gegentheil Burgen und Mauern, Wälle und Gräben die Gren-<lb/> zen des Verkehrs der Könige und Großen umſchloſſen.</p><lb/> <p>Wenn es freilich galt, die von der römiſchen Herrſchaft<lb/> noch gebliebenen <hi rendition="#g">Leiſtungen</hi> der Unterthanen bezüglich der<lb/> Stellung von Pferden und Wägen zu Lieferungen von Lebens-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [128/0141]
Fortdauer eines geordneten Jnſtituts darf man wohl mit Recht
zweifeln.
Waren ja auch dort die geſellſchaftlichen Zuſtände bis auf's
Tiefſte erſchüttert und auch dort beſchränkte man ſich auf die
möglichſt engſten Grenzen des Verkehrs.
Man vermied das Zuſammenleben, man machte ſich lieber
unzugänglich in den Wäldern, die einzelnen Stämme ſchloſſen
ſich ab von den andern; ſelbſt die Könige vermieden die ehe-
maligen Weltſtädte und zogen den ſtillen Aufenthalt auf ihren
Landgütern (villae) allem geräuſchvollen Glanze vor. Jſt es
doch bekannt, daß noch die letzten Könige der Merovinger all-
jährlich einmal auf hohem mit Ochſen beſpannten Wagen,
von einem Rinderhirten kutſchirt, zu den Verſammlungen ihrer
bewaffneten Mannen zogen 1); was ſollten alſo da die Poſtver-
bindungen der römiſchen Cäſaren, woher ſollte das Bedürfniß
kommen, eine ſolche Anſtalt zu errichten, wenn die Völker
nicht wie vormals Glieder eines großen Ganzen waren, wenn
ſie ſich vielmehr jedes für ſich abgrenzten und abſchloſſen; wozu
Anſtalten für den Verkehr, wenn dieſer ſelbſt ſich nicht über
den Bereich perſönlicher Thätigkeit hinaus erſtreckt, wenn im
Gegentheil Burgen und Mauern, Wälle und Gräben die Gren-
zen des Verkehrs der Könige und Großen umſchloſſen.
Wenn es freilich galt, die von der römiſchen Herrſchaft
noch gebliebenen Leiſtungen der Unterthanen bezüglich der
Stellung von Pferden und Wägen zu Lieferungen von Lebens-
1) Einhard, Kaiſer Karls Leben in den „Geſchichtſchreibern der
deutſchen Vorzeit“, IX. Jahrhundert. Berlin 1850. Bd. I. pag. 23.
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