Ordenshäuser in Preußen, Liefland, Deutschland und Jtalien zugleich als Residenz ihres Hoch- und Deutschmeisters und seines Convents gegründet.
Die Verbindungen des Ordens mit dem heiligen Stuhl in Rom, den Bischöfen und den zerstreut wohnenden Geistlichen wurden anfangs durch wandernde Mönche und Laienbrüder von Kloster zu Kloster bis zum Empfänger gebracht; die Ritter sandten bewaffnete Boten zu Fuß und zu Pferde von Ort zu Ort. --
Allein der große Umfang des Ordensgebietes, die Corres- pondenzen zwischen dem Ordensconvent, seinem Heermeister in Venedig und den auswärtigen Fürsten, die Entfernung vieler Comthureien vom Hauptordenshause, von den erbauten Burgen, Städten und Flecken, an welche die Befehle des Hoch- meisters und Statthalters und deren Einberufungsschreiben zu den Ordenscapiteln ergingen und welche an jene hinwieder Be- richte zu erstatten hatten, auch der gegenseitige Briefwechsel der Ordensämter und Ritter unter sich und mit den Bekannten und Freunden in Deutschland und Jtalien, -- dies alles machte schon eine feste und wohlorganisirte Anstalt nöthig, um ein straffes Band des Zusammenwirkens zu erhalten.
Und in der That finden wir in dem Haupthause der deut- schen Ordensritter zu Marienburg schon in den Jahren 1380 und den folgenden eine nahezu wohleingerichtete Postanstalt.
Jn dem Haupthause Marienburg, dem Sitze des Hoch- meisters, leitete der oberste Pferdemarschall zugleich als Ober- postmeister den dortigen Briefstall, der ohngefähr einem heutigen Postamte entsprach. Er beaufsichtigte die Briefjungen oder Postillone, welche mit ihren Pferden, Schweiken oder Brief-
Ordenshäuſer in Preußen, Liefland, Deutſchland und Jtalien zugleich als Reſidenz ihres Hoch- und Deutſchmeiſters und ſeines Convents gegründet.
Die Verbindungen des Ordens mit dem heiligen Stuhl in Rom, den Biſchöfen und den zerſtreut wohnenden Geiſtlichen wurden anfangs durch wandernde Mönche und Laienbrüder von Kloſter zu Kloſter bis zum Empfänger gebracht; die Ritter ſandten bewaffnete Boten zu Fuß und zu Pferde von Ort zu Ort. —
Allein der große Umfang des Ordensgebietes, die Corres- pondenzen zwiſchen dem Ordensconvent, ſeinem Heermeiſter in Venedig und den auswärtigen Fürſten, die Entfernung vieler Comthureien vom Hauptordenshauſe, von den erbauten Burgen, Städten und Flecken, an welche die Befehle des Hoch- meiſters und Statthalters und deren Einberufungsſchreiben zu den Ordenscapiteln ergingen und welche an jene hinwieder Be- richte zu erſtatten hatten, auch der gegenſeitige Briefwechſel der Ordensämter und Ritter unter ſich und mit den Bekannten und Freunden in Deutſchland und Jtalien, — dies alles machte ſchon eine feſte und wohlorganiſirte Anſtalt nöthig, um ein ſtraffes Band des Zuſammenwirkens zu erhalten.
Und in der That finden wir in dem Haupthauſe der deut- ſchen Ordensritter zu Marienburg ſchon in den Jahren 1380 und den folgenden eine nahezu wohleingerichtete Poſtanſtalt.
Jn dem Haupthauſe Marienburg, dem Sitze des Hoch- meiſters, leitete der oberſte Pferdemarſchall zugleich als Ober- poſtmeiſter den dortigen Briefſtall, der ohngefähr einem heutigen Poſtamte entſprach. Er beaufſichtigte die Briefjungen oder Poſtillone, welche mit ihren Pferden, Schweiken oder Brief-
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Ordenshäuſer in Preußen, Liefland, Deutſchland und Jtalien
zugleich als Reſidenz ihres Hoch- und Deutſchmeiſters und
ſeines Convents gegründet.
Die Verbindungen des Ordens mit dem heiligen Stuhl in
Rom, den Biſchöfen und den zerſtreut wohnenden Geiſtlichen
wurden anfangs durch wandernde Mönche und Laienbrüder
von Kloſter zu Kloſter bis zum Empfänger gebracht; die Ritter
ſandten bewaffnete Boten zu Fuß und zu Pferde von Ort zu
Ort. —
Allein der große Umfang des Ordensgebietes, die Corres-
pondenzen zwiſchen dem Ordensconvent, ſeinem Heermeiſter in
Venedig und den auswärtigen Fürſten, die Entfernung
vieler Comthureien vom Hauptordenshauſe, von den erbauten
Burgen, Städten und Flecken, an welche die Befehle des Hoch-
meiſters und Statthalters und deren Einberufungsſchreiben zu
den Ordenscapiteln ergingen und welche an jene hinwieder Be-
richte zu erſtatten hatten, auch der gegenſeitige Briefwechſel
der Ordensämter und Ritter unter ſich und mit den Bekannten
und Freunden in Deutſchland und Jtalien, — dies alles machte
ſchon eine feſte und wohlorganiſirte Anſtalt nöthig, um ein
ſtraffes Band des Zuſammenwirkens zu erhalten.
Und in der That finden wir in dem Haupthauſe der deut-
ſchen Ordensritter zu Marienburg ſchon in den Jahren 1380
und den folgenden eine nahezu wohleingerichtete Poſtanſtalt.
Jn dem Haupthauſe Marienburg, dem Sitze des Hoch-
meiſters, leitete der oberſte Pferdemarſchall zugleich als Ober-
poſtmeiſter den dortigen Briefſtall, der ohngefähr einem heutigen
Poſtamte entſprach. Er beaufſichtigte die Briefjungen oder
Poſtillone, welche mit ihren Pferden, Schweiken oder Brief-
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Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/201>, abgerufen am 24.11.2024.
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