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Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868.

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Vergütung für diese Dienstleistung aus der Staats-
casse des Monarchen bezahlt.

Gerade in Deutschland erhielt sich der Character des Mittel-
alters, dieses abgeschlossene für sich sein und für sich arbeiten
jedes Einzelnen, dieses derbe Aufeinanderstoßen und Durch-
kämpfen zahlloser Körperschaften und Unternehmungen noch
länger auf dem Gebiete der Verkehrseinrichtungen und die
Beschränkung der landesherrlichen Veranstaltungen auf das un-
mittelbare Bedürfniß der Regierenden blieb noch lange zäh an
der Machtherrlichkeit der einzelnen Landesfürsten haften. Den
Kaiser zumal gemahnte es nicht, nach dem Beispiele Ludwig XI.
dem deutschen Reiche eine einheitliche Anstalt zu schaffen, --
freilich es mangelte auch einerseits die innere politische Noth-
wendigkeit hiezu, anderseits schenkte man den äußern Verhält-
nissen und Beziehungen der Gesellschaft zu wenig Aufmerk-
samkeit. --

So kam es denn, daß die Verkehrseinrichtungen noch lange
zersplittert blieben, wenn auch schon einzelne Landesfürsten nun-
mehr die bisherige Aufgabe der einzelnen Corporationen an
sich zogen und Postanstalten unter ihrem eigenen Regime
errichteten.

§. 2.
Die landesherrlichen Botenanstalten.

Die älteste landesherrliche Post taucht im Branden-
burgischen auf; Churfürst Albrecht hatte als Besitzer der
Mark Brandenburg und der fränkischen Lande gewöhnlich seinen
Aufenthalt in Onolzbach (Ansbach) oder am kaiserlichen Hofe.
Zwischen Küstrin und Onolzbach bewegte sich schon unter Al-

Vergütung für dieſe Dienſtleiſtung aus der Staats-
caſſe des Monarchen bezahlt.

Gerade in Deutſchland erhielt ſich der Character des Mittel-
alters, dieſes abgeſchloſſene für ſich ſein und für ſich arbeiten
jedes Einzelnen, dieſes derbe Aufeinanderſtoßen und Durch-
kämpfen zahlloſer Körperſchaften und Unternehmungen noch
länger auf dem Gebiete der Verkehrseinrichtungen und die
Beſchränkung der landesherrlichen Veranſtaltungen auf das un-
mittelbare Bedürfniß der Regierenden blieb noch lange zäh an
der Machtherrlichkeit der einzelnen Landesfürſten haften. Den
Kaiſer zumal gemahnte es nicht, nach dem Beiſpiele Ludwig XI.
dem deutſchen Reiche eine einheitliche Anſtalt zu ſchaffen, —
freilich es mangelte auch einerſeits die innere politiſche Noth-
wendigkeit hiezu, anderſeits ſchenkte man den äußern Verhält-
niſſen und Beziehungen der Geſellſchaft zu wenig Aufmerk-
ſamkeit. —

So kam es denn, daß die Verkehrseinrichtungen noch lange
zerſplittert blieben, wenn auch ſchon einzelne Landesfürſten nun-
mehr die bisherige Aufgabe der einzelnen Corporationen an
ſich zogen und Poſtanſtalten unter ihrem eigenen Regime
errichteten.

§. 2.
Die landesherrlichen Botenanſtalten.

Die älteſte landesherrliche Poſt taucht im Branden-
burgiſchen auf; Churfürſt Albrecht hatte als Beſitzer der
Mark Brandenburg und der fränkiſchen Lande gewöhnlich ſeinen
Aufenthalt in Onolzbach (Ansbach) oder am kaiſerlichen Hofe.
Zwiſchen Küſtrin und Onolzbach bewegte ſich ſchon unter Al-

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[237/0250] Vergütung für dieſe Dienſtleiſtung aus der Staats- caſſe des Monarchen bezahlt. Gerade in Deutſchland erhielt ſich der Character des Mittel- alters, dieſes abgeſchloſſene für ſich ſein und für ſich arbeiten jedes Einzelnen, dieſes derbe Aufeinanderſtoßen und Durch- kämpfen zahlloſer Körperſchaften und Unternehmungen noch länger auf dem Gebiete der Verkehrseinrichtungen und die Beſchränkung der landesherrlichen Veranſtaltungen auf das un- mittelbare Bedürfniß der Regierenden blieb noch lange zäh an der Machtherrlichkeit der einzelnen Landesfürſten haften. Den Kaiſer zumal gemahnte es nicht, nach dem Beiſpiele Ludwig XI. dem deutſchen Reiche eine einheitliche Anſtalt zu ſchaffen, — freilich es mangelte auch einerſeits die innere politiſche Noth- wendigkeit hiezu, anderſeits ſchenkte man den äußern Verhält- niſſen und Beziehungen der Geſellſchaft zu wenig Aufmerk- ſamkeit. — So kam es denn, daß die Verkehrseinrichtungen noch lange zerſplittert blieben, wenn auch ſchon einzelne Landesfürſten nun- mehr die bisherige Aufgabe der einzelnen Corporationen an ſich zogen und Poſtanſtalten unter ihrem eigenen Regime errichteten. §. 2. Die landesherrlichen Botenanſtalten. Die älteſte landesherrliche Poſt taucht im Branden- burgiſchen auf; Churfürſt Albrecht hatte als Beſitzer der Mark Brandenburg und der fränkiſchen Lande gewöhnlich ſeinen Aufenthalt in Onolzbach (Ansbach) oder am kaiſerlichen Hofe. Zwiſchen Küſtrin und Onolzbach bewegte ſich ſchon unter Al-

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Zitationshilfe: Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/250>, abgerufen am 22.11.2024.