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Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868.

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sich, auch für die geschichtliche Darstellung von Belang sein,
den Ursprung der Taxis etwas weiter zu verfolgen.

Die Grundsäulen des Hauses Taxis waren die Torriani,
Herren von Mailand, deren Stammvater allerdings ungewiß
ist1). -- Der Erste, den die Geschichte von dieser Familie
nennt, hieß Martin mit dem Zunamen "Gigas". Dieser
verlor im Jahre 1146 bei einem Kreuzzug unter Kaiser Kon-
rad II. sein Leben, hinterließ aber einen Sohn, Jacob de
la Tour
, Graf von Valsassine, von welchem Paganus, Mar-
tin, Johann und Philipp de la Tour abstammten.

schichtsforschung sehr richtig: "Wenn man genöthigt ist, drei ungewisse
Personen anzunehmen und dabei die zweite derselben als vermuthlichen
Sohn der ersten ungewissen zu bezeichnen, so darf man wenigstens für
solche Thatsachen nicht die Wirkung einer ausreichenden Beweiskraft
in Anspruch nehmen.
Ferner Emmerich, Zeitschrift für das Postwesen, Jahrgang 1820
Heft 7, pag. 4 sagt: Franz von Taxis, Rogers Sohn, ersann das
gewünschte Mittel und legte Maximilian I. einen Plan vor, -- was
gleichfalls unrichtig ist, denn dieser Franz war nicht Rogers, sondern
Simons Sohn. --
Auch Matthias, Ueber Posten und Postregal. Berlin 1832. Bd. I.
pag.
103 bezeichnet Lamoral als Urneffen des
Franziscus de la Tour,
während er des Letztern Enkel war. --
Sogar Hausen, Staatsmaterialien, Bd. V. sagt: Unter Kaiser Ma-
ximilian I. treffen wir eigentlich den Ursprung unserer heutigen Post-
verfassung, ob es gleich allgemein angegeben wird, noch gar nicht
an
, er hatte in den Niederlanden Boten, so wie die Reichsstände und
diesen war vorgesetzt Baptista von Taxis. -- Hier liegt eine offenbare
Verwechslung mit Franciscus vor" etc. etc.
1) Chifflet, les marques d'honneur de la maison de Tassis,
Anvers 1645.
Zazzera della Nobilita del Jtalia, Napoli 1615.
Crescentius Corona della nobilita d'Jtalia, Bologna 1642, pars II.
narrazione XXI.

ſich, auch für die geſchichtliche Darſtellung von Belang ſein,
den Urſprung der Taxis etwas weiter zu verfolgen.

Die Grundſäulen des Hauſes Taxis waren die Torriani,
Herren von Mailand, deren Stammvater allerdings ungewiß
iſt1). — Der Erſte, den die Geſchichte von dieſer Familie
nennt, hieß Martin mit dem Zunamen „Gigas“. Dieſer
verlor im Jahre 1146 bei einem Kreuzzug unter Kaiſer Kon-
rad II. ſein Leben, hinterließ aber einen Sohn, Jacob de
la Tour
, Graf von Valſaſſine, von welchem Paganus, Mar-
tin, Johann und Philipp de la Tour abſtammten.

ſchichtsforſchung ſehr richtig: „Wenn man genöthigt iſt, drei ungewiſſe
Perſonen anzunehmen und dabei die zweite derſelben als vermuthlichen
Sohn der erſten ungewiſſen zu bezeichnen, ſo darf man wenigſtens für
ſolche Thatſachen nicht die Wirkung einer ausreichenden Beweiskraft
in Anſpruch nehmen.
Ferner Emmerich, Zeitſchrift für das Poſtweſen, Jahrgang 1820
Heft 7, pag. 4 ſagt: Franz von Taxis, Rogers Sohn, erſann das
gewünſchte Mittel und legte Maximilian I. einen Plan vor, — was
gleichfalls unrichtig iſt, denn dieſer Franz war nicht Rogers, ſondern
Simons Sohn. —
Auch Matthias, Ueber Poſten und Poſtregal. Berlin 1832. Bd. I.
pag.
103 bezeichnet Lamoral als Urneffen des
Franziscus de la Tour,
während er des Letztern Enkel war. —
Sogar Hausen, Staatsmaterialien, Bd. V. ſagt: Unter Kaiſer Ma-
ximilian I. treffen wir eigentlich den Urſprung unſerer heutigen Poſt-
verfaſſung, ob es gleich allgemein angegeben wird, noch gar nicht
an
, er hatte in den Niederlanden Boten, ſo wie die Reichsſtände und
dieſen war vorgeſetzt Baptiſta von Taxis. — Hier liegt eine offenbare
Verwechslung mit Franciscus vor“ ꝛc. ꝛc.
1) Chifflet, les marques d'honneur de la maison de Tassis,
Anvers 1645.
Zazzera della Nobilita del Jtalia, Napoli 1615.
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[252/0265] ſich, auch für die geſchichtliche Darſtellung von Belang ſein, den Urſprung der Taxis etwas weiter zu verfolgen. Die Grundſäulen des Hauſes Taxis waren die Torriani, Herren von Mailand, deren Stammvater allerdings ungewiß iſt 1). — Der Erſte, den die Geſchichte von dieſer Familie nennt, hieß Martin mit dem Zunamen „Gigas“. Dieſer verlor im Jahre 1146 bei einem Kreuzzug unter Kaiſer Kon- rad II. ſein Leben, hinterließ aber einen Sohn, Jacob de la Tour, Graf von Valſaſſine, von welchem Paganus, Mar- tin, Johann und Philipp de la Tour abſtammten. 1) 1) Chifflet, les marques d'honneur de la maison de Tassis, Anvers 1645. Zazzera della Nobilita del Jtalia, Napoli 1615. Crescentius Corona della nobilita d'Jtalia, Bologna 1642, pars II. narrazione XXI. 1) ſchichtsforſchung ſehr richtig: „Wenn man genöthigt iſt, drei ungewiſſe Perſonen anzunehmen und dabei die zweite derſelben als vermuthlichen Sohn der erſten ungewiſſen zu bezeichnen, ſo darf man wenigſtens für ſolche Thatſachen nicht die Wirkung einer ausreichenden Beweiskraft in Anſpruch nehmen. Ferner Emmerich, Zeitſchrift für das Poſtweſen, Jahrgang 1820 Heft 7, pag. 4 ſagt: Franz von Taxis, Rogers Sohn, erſann das gewünſchte Mittel und legte Maximilian I. einen Plan vor, — was gleichfalls unrichtig iſt, denn dieſer Franz war nicht Rogers, ſondern Simons Sohn. — Auch Matthias, Ueber Poſten und Poſtregal. Berlin 1832. Bd. I. pag. 103 bezeichnet Lamoral als Urneffen des Franziscus de la Tour, während er des Letztern Enkel war. — Sogar Hausen, Staatsmaterialien, Bd. V. ſagt: Unter Kaiſer Ma- ximilian I. treffen wir eigentlich den Urſprung unſerer heutigen Poſt- verfaſſung, ob es gleich allgemein angegeben wird, noch gar nicht an, er hatte in den Niederlanden Boten, ſo wie die Reichsſtände und dieſen war vorgeſetzt Baptiſta von Taxis. — Hier liegt eine offenbare Verwechslung mit Franciscus vor“ ꝛc. ꝛc.

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Zitationshilfe: Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/265>, abgerufen am 22.11.2024.