Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868.

Bild:
<< vorherige Seite

die bereits getroffenen Einrichtungen aufrecht und im Gange
zu erhalten.

Vor Allem waren es die pekuniären Mittel, welche Leon-
hard von Taxis in Verlegenheit setzten. Die Erträgnisse aus
der Benützung seiner Postzüge waren damals noch nicht so
stark, die Benützung nicht so umfassend, der Correspondenzen-
Verkehr selbstverständlich noch nicht so entwickelt, daß die Post-
einkünfte allein die Anstalt hätten erhalten können. König
Philipp von Spanien vielmehr war verpflichtet, diese spanisch-
niederländisch-italienische Postanstalt zu unterhalten.

Philipp fand aber schon bei seiner Abreise nach Spanien
im Jahre 1558 die niederländischen Finanzen in einem sehr
zerrütteten Zustande, und er selbst war prachtliebend und ver-
schwenderisch. Als nun 1568 die Unruhen unter Granvell
und der Religionskrieg ausbrach, da trat auch eine Zerrüttung
aller Verhältnisse ein.

Es war ein mächtiger Rückschlag, den hauptsächlich diese
zerrütteten finanziellen Verhältnisse auf die Postanstalten übten;
alle öffentlichen Zahlungen stockten, daher auch jene für die
Posten, und so drohten diese gänzlich in Verfall zu gerathen1).

Ohne die außerordentliche Thätigkeit und Geschicklichkeit des
Leonhard von Taxis hätte gewiß die ganze Anstalt wieder aufgehört.
-- Die Besorgniß um den Verfall der Posten war um so all-
gemeiner, als man wohl fühlte, daß es gerade in einer Zeit
solcher Gährung nothwendig war, von den benachbarten Staaten
sichere und schnelle Kunde zu erhalten. Da man aber auch
eben wegen der bisherigen Ausdehnung der Anstalt befürchtete,

1) Häberlein, deutsches Staatsrecht, Bamberg 1797, Band 3.
18*

die bereits getroffenen Einrichtungen aufrecht und im Gange
zu erhalten.

Vor Allem waren es die pekuniären Mittel, welche Leon-
hard von Taxis in Verlegenheit ſetzten. Die Erträgniſſe aus
der Benützung ſeiner Poſtzüge waren damals noch nicht ſo
ſtark, die Benützung nicht ſo umfaſſend, der Correſpondenzen-
Verkehr ſelbſtverſtändlich noch nicht ſo entwickelt, daß die Poſt-
einkünfte allein die Anſtalt hätten erhalten können. König
Philipp von Spanien vielmehr war verpflichtet, dieſe ſpaniſch-
niederländiſch-italieniſche Poſtanſtalt zu unterhalten.

Philipp fand aber ſchon bei ſeiner Abreiſe nach Spanien
im Jahre 1558 die niederländiſchen Finanzen in einem ſehr
zerrütteten Zuſtande, und er ſelbſt war prachtliebend und ver-
ſchwenderiſch. Als nun 1568 die Unruhen unter Granvell
und der Religionskrieg ausbrach, da trat auch eine Zerrüttung
aller Verhältniſſe ein.

Es war ein mächtiger Rückſchlag, den hauptſächlich dieſe
zerrütteten finanziellen Verhältniſſe auf die Poſtanſtalten übten;
alle öffentlichen Zahlungen ſtockten, daher auch jene für die
Poſten, und ſo drohten dieſe gänzlich in Verfall zu gerathen1).

Ohne die außerordentliche Thätigkeit und Geſchicklichkeit des
Leonhard von Taxis hätte gewiß die ganze Anſtalt wieder aufgehört.
— Die Beſorgniß um den Verfall der Poſten war um ſo all-
gemeiner, als man wohl fühlte, daß es gerade in einer Zeit
ſolcher Gährung nothwendig war, von den benachbarten Staaten
ſichere und ſchnelle Kunde zu erhalten. Da man aber auch
eben wegen der bisherigen Ausdehnung der Anſtalt befürchtete,

1) Häberlein, deutſches Staatsrecht, Bamberg 1797, Band 3.
18*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0288" n="275"/>
die bereits getroffenen Einrichtungen aufrecht und im Gange<lb/>
zu erhalten.</p><lb/>
              <p>Vor Allem waren es die pekuniären Mittel, welche Leon-<lb/>
hard von Taxis in Verlegenheit &#x017F;etzten. Die Erträgni&#x017F;&#x017F;e aus<lb/>
der Benützung &#x017F;einer Po&#x017F;tzüge waren damals noch nicht &#x017F;o<lb/>
&#x017F;tark, die Benützung nicht &#x017F;o umfa&#x017F;&#x017F;end, der Corre&#x017F;pondenzen-<lb/>
Verkehr &#x017F;elb&#x017F;tver&#x017F;tändlich noch nicht &#x017F;o entwickelt, daß die Po&#x017F;t-<lb/>
einkünfte allein die An&#x017F;talt hätten erhalten können. König<lb/>
Philipp von Spanien vielmehr war verpflichtet, die&#x017F;e &#x017F;pani&#x017F;ch-<lb/>
niederländi&#x017F;ch-italieni&#x017F;che Po&#x017F;tan&#x017F;talt zu unterhalten.</p><lb/>
              <p>Philipp fand aber &#x017F;chon bei &#x017F;einer Abrei&#x017F;e nach Spanien<lb/>
im Jahre 1558 die niederländi&#x017F;chen Finanzen in einem &#x017F;ehr<lb/>
zerrütteten Zu&#x017F;tande, und er &#x017F;elb&#x017F;t war prachtliebend und ver-<lb/>
&#x017F;chwenderi&#x017F;ch. Als nun 1568 die Unruhen unter Granvell<lb/>
und der Religionskrieg ausbrach, da trat auch eine Zerrüttung<lb/>
aller Verhältni&#x017F;&#x017F;e ein.</p><lb/>
              <p>Es war ein mächtiger Rück&#x017F;chlag, den haupt&#x017F;ächlich die&#x017F;e<lb/>
zerrütteten finanziellen Verhältni&#x017F;&#x017F;e auf die Po&#x017F;tan&#x017F;talten übten;<lb/>
alle öffentlichen Zahlungen &#x017F;tockten, daher auch jene für die<lb/>
Po&#x017F;ten, und &#x017F;o drohten die&#x017F;e gänzlich in Verfall zu gerathen<note place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq">Häberlein</hi>, deut&#x017F;ches Staatsrecht, Bamberg 1797, Band 3.</note>.</p><lb/>
              <p>Ohne die außerordentliche Thätigkeit und Ge&#x017F;chicklichkeit des<lb/>
Leonhard von Taxis hätte gewiß die ganze An&#x017F;talt wieder aufgehört.<lb/>
&#x2014; Die Be&#x017F;orgniß um den Verfall der Po&#x017F;ten war um &#x017F;o all-<lb/>
gemeiner, als man wohl fühlte, daß es gerade in einer Zeit<lb/>
&#x017F;olcher Gährung nothwendig war, von den benachbarten Staaten<lb/>
&#x017F;ichere und &#x017F;chnelle Kunde zu erhalten. Da man aber auch<lb/>
eben wegen der bisherigen Ausdehnung der An&#x017F;talt befürchtete,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">18*</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[275/0288] die bereits getroffenen Einrichtungen aufrecht und im Gange zu erhalten. Vor Allem waren es die pekuniären Mittel, welche Leon- hard von Taxis in Verlegenheit ſetzten. Die Erträgniſſe aus der Benützung ſeiner Poſtzüge waren damals noch nicht ſo ſtark, die Benützung nicht ſo umfaſſend, der Correſpondenzen- Verkehr ſelbſtverſtändlich noch nicht ſo entwickelt, daß die Poſt- einkünfte allein die Anſtalt hätten erhalten können. König Philipp von Spanien vielmehr war verpflichtet, dieſe ſpaniſch- niederländiſch-italieniſche Poſtanſtalt zu unterhalten. Philipp fand aber ſchon bei ſeiner Abreiſe nach Spanien im Jahre 1558 die niederländiſchen Finanzen in einem ſehr zerrütteten Zuſtande, und er ſelbſt war prachtliebend und ver- ſchwenderiſch. Als nun 1568 die Unruhen unter Granvell und der Religionskrieg ausbrach, da trat auch eine Zerrüttung aller Verhältniſſe ein. Es war ein mächtiger Rückſchlag, den hauptſächlich dieſe zerrütteten finanziellen Verhältniſſe auf die Poſtanſtalten übten; alle öffentlichen Zahlungen ſtockten, daher auch jene für die Poſten, und ſo drohten dieſe gänzlich in Verfall zu gerathen 1). Ohne die außerordentliche Thätigkeit und Geſchicklichkeit des Leonhard von Taxis hätte gewiß die ganze Anſtalt wieder aufgehört. — Die Beſorgniß um den Verfall der Poſten war um ſo all- gemeiner, als man wohl fühlte, daß es gerade in einer Zeit ſolcher Gährung nothwendig war, von den benachbarten Staaten ſichere und ſchnelle Kunde zu erhalten. Da man aber auch eben wegen der bisherigen Ausdehnung der Anſtalt befürchtete, 1) Häberlein, deutſches Staatsrecht, Bamberg 1797, Band 3. 18*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/288
Zitationshilfe: Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/288>, abgerufen am 22.11.2024.