Hoheits-Recht der Reichsstände, welches der Kaiser, eben weil er es für sich als Erzherzog von Oesterreich aufrecht erhalten wollte, auch andern Mitständen gegenüber umsoweniger beein- trächtigen durfte, als er ja in seiner Wahlcapitulation eidlich angelobt hatte, die Stände des Reichs bei ihren Hoheiten etc. ohne seinen und männiglich Eintrag und Verhinderniß bleiben zu lassen.
Daß der Kaiser aber die Taxis'schen Posten gegenüber der Unthätigkeit der Reichsstände, und inmitten so unvollkommener Verbindungsmittel in Allem möglichst schützen und unterstützen wollte, ist ebenso selbstverständlich, als es auch nur im wohl- verstandenen Jnteresse des Kaisers liegen konnte, endlich auch in Deutschland eine Anstalt erstehen zu sehen, die wie in Frank- reich unter einheitlicher Leitung schon längst ganz andere Re- sultate erzielte, als es bei der Zerrissenheit der einzelnen Lan- desposten, Botenanstalten, langsamen Güterfuhren oder gar mit den Metzgerposten der Fall war.
Denn alle diese Verkehrsmittel, wie wir sie vom Mittelalter in die neue Zeit haben herüberkommen sehen, bestanden noch im schönsten Flor ihrer verrosteten Gewohnheiten und zunftmäßiger Ausübung.
Wenn daher Leonhard von Taxis beabsichtigte, seine Post- unternehmungen über das ganze Reich auszudehnen, so war dies ein Gedanke, welcher allein schon groß und verdienstvoll genug ist, um seinen Namen für ewige Zeiten mit goldenen Lettern in die Blätter der Geschichte einzuschreiben. Er ließ es aber nicht nur bei dem Gedanken, sondern er kämpfte mit mächtigen materiellen Hindernissen und Schwierigkeiten, um
Hoheits-Recht der Reichsſtände, welches der Kaiſer, eben weil er es für ſich als Erzherzog von Oeſterreich aufrecht erhalten wollte, auch andern Mitſtänden gegenüber umſoweniger beein- trächtigen durfte, als er ja in ſeiner Wahlcapitulation eidlich angelobt hatte, die Stände des Reichs bei ihren Hoheiten ꝛc. ohne ſeinen und männiglich Eintrag und Verhinderniß bleiben zu laſſen.
Daß der Kaiſer aber die Taxis'ſchen Poſten gegenüber der Unthätigkeit der Reichsſtände, und inmitten ſo unvollkommener Verbindungsmittel in Allem möglichſt ſchützen und unterſtützen wollte, iſt ebenſo ſelbſtverſtändlich, als es auch nur im wohl- verſtandenen Jntereſſe des Kaiſers liegen konnte, endlich auch in Deutſchland eine Anſtalt erſtehen zu ſehen, die wie in Frank- reich unter einheitlicher Leitung ſchon längſt ganz andere Re- ſultate erzielte, als es bei der Zerriſſenheit der einzelnen Lan- despoſten, Botenanſtalten, langſamen Güterfuhren oder gar mit den Metzgerpoſten der Fall war.
Denn alle dieſe Verkehrsmittel, wie wir ſie vom Mittelalter in die neue Zeit haben herüberkommen ſehen, beſtanden noch im ſchönſten Flor ihrer verroſteten Gewohnheiten und zunftmäßiger Ausübung.
Wenn daher Leonhard von Taxis beabſichtigte, ſeine Poſt- unternehmungen über das ganze Reich auszudehnen, ſo war dies ein Gedanke, welcher allein ſchon groß und verdienſtvoll genug iſt, um ſeinen Namen für ewige Zeiten mit goldenen Lettern in die Blätter der Geſchichte einzuſchreiben. Er ließ es aber nicht nur bei dem Gedanken, ſondern er kämpfte mit mächtigen materiellen Hinderniſſen und Schwierigkeiten, um
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Hoheits-Recht der Reichsſtände, welches der Kaiſer, eben weil
er es für ſich als Erzherzog von Oeſterreich aufrecht erhalten
wollte, auch andern Mitſtänden gegenüber umſoweniger beein-
trächtigen durfte, als er ja in ſeiner Wahlcapitulation eidlich
angelobt hatte, die Stände des Reichs bei ihren Hoheiten ꝛc.
ohne ſeinen und männiglich Eintrag und Verhinderniß bleiben
zu laſſen.
Daß der Kaiſer aber die Taxis'ſchen Poſten gegenüber der
Unthätigkeit der Reichsſtände, und inmitten ſo unvollkommener
Verbindungsmittel in Allem möglichſt ſchützen und unterſtützen
wollte, iſt ebenſo ſelbſtverſtändlich, als es auch nur im wohl-
verſtandenen Jntereſſe des Kaiſers liegen konnte, endlich auch
in Deutſchland eine Anſtalt erſtehen zu ſehen, die wie in Frank-
reich unter einheitlicher Leitung ſchon längſt ganz andere Re-
ſultate erzielte, als es bei der Zerriſſenheit der einzelnen Lan-
despoſten, Botenanſtalten, langſamen Güterfuhren oder gar mit
den Metzgerpoſten der Fall war.
Denn alle dieſe Verkehrsmittel, wie wir ſie vom Mittelalter in
die neue Zeit haben herüberkommen ſehen, beſtanden noch im
ſchönſten Flor ihrer verroſteten Gewohnheiten und zunftmäßiger
Ausübung.
Wenn daher Leonhard von Taxis beabſichtigte, ſeine Poſt-
unternehmungen über das ganze Reich auszudehnen, ſo war
dies ein Gedanke, welcher allein ſchon groß und verdienſtvoll
genug iſt, um ſeinen Namen für ewige Zeiten mit goldenen
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es aber nicht nur bei dem Gedanken, ſondern er kämpfte mit
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Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/287>, abgerufen am 22.11.2024.
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