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Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868.

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sich jetzt da und dort kräftiger Wiederstand von Seite der Lan-
deshoheiten gegen die Mandate und Befehle des Kaisers. Frei-
lich antwortete nicht gerade Jeder mit so energischen Resolu-
tionen wie Herzog Friedrich, dem die Taxis'sche Postangelegenheit
wohl am meisten verleidet sein mochte. Aber man wollte eben den
Mandaten den Gehorsam versagen, weil, wie das württem-
bergische Gutachten sich ausdrückte, dem Generalpostmeister oder
dessen Nachgesetzten rücksichtlich der Postmeister und der Jhrigen
in den Ländern der Stände -- unbegrüßt ihrer -- mehr Ju-
risdiction und Botmäßigkeit als vorher eingeräumt werde. Der
Herzog von Württemberg fand daher den Vorschlag gut:

"Daß, wofern dies Mandat überhaupt anzunehmen sein
möchte, zuvörderst dahin getrachtet werden sollte, wie man von
Spanien wegen vergewissert sein möchte, daß hiedurch dem
Reiche und dessen Ständen kein Nachtheil oder Gefahr zuge-
zogen, nur hinwiederum den Ständen durch das ganze spanische
Territorium ebenmäßig sicherer Paß verstattet werden solle".

Mit den spanischen Posten war die Sache mittelst Ver-
gleiches vor der Ernennung des Leonhards zum Reichs-General-
Postmeister bereits abgethan; Taxis, der nur Aufnahme und
freien Durchzug der Posten wünschte, durfte sich solchen Vor-
behaltes wegen wenig bekümmern, wenn er nur seine Absicht
bei Gründung und Ausdehnung der Anstalt erreichte!

Er erreichte sie aber auch, denn in jenem Vergleich, den
Henott auf Befehl Leonhards im Jahre 1596 zu Augsburg
mit den Württembergischen Postmeistern abgeschlossen hatte,
unterschrieb Postmeister Hanns Vogel im Namen der übrigen eine
von Henott entworfene Postordnung, in welcher dem Leonhard

ſich jetzt da und dort kräftiger Wiederſtand von Seite der Lan-
deshoheiten gegen die Mandate und Befehle des Kaiſers. Frei-
lich antwortete nicht gerade Jeder mit ſo energiſchen Reſolu-
tionen wie Herzog Friedrich, dem die Taxis'ſche Poſtangelegenheit
wohl am meiſten verleidet ſein mochte. Aber man wollte eben den
Mandaten den Gehorſam verſagen, weil, wie das württem-
bergiſche Gutachten ſich ausdrückte, dem Generalpoſtmeiſter oder
deſſen Nachgeſetzten rückſichtlich der Poſtmeiſter und der Jhrigen
in den Ländern der Stände — unbegrüßt ihrer — mehr Ju-
risdiction und Botmäßigkeit als vorher eingeräumt werde. Der
Herzog von Württemberg fand daher den Vorſchlag gut:

„Daß, wofern dies Mandat überhaupt anzunehmen ſein
möchte, zuvörderſt dahin getrachtet werden ſollte, wie man von
Spanien wegen vergewiſſert ſein möchte, daß hiedurch dem
Reiche und deſſen Ständen kein Nachtheil oder Gefahr zuge-
zogen, nur hinwiederum den Ständen durch das ganze ſpaniſche
Territorium ebenmäßig ſicherer Paß verſtattet werden ſolle“.

Mit den ſpaniſchen Poſten war die Sache mittelſt Ver-
gleiches vor der Ernennung des Leonhards zum Reichs-General-
Poſtmeiſter bereits abgethan; Taxis, der nur Aufnahme und
freien Durchzug der Poſten wünſchte, durfte ſich ſolchen Vor-
behaltes wegen wenig bekümmern, wenn er nur ſeine Abſicht
bei Gründung und Ausdehnung der Anſtalt erreichte!

Er erreichte ſie aber auch, denn in jenem Vergleich, den
Henott auf Befehl Leonhards im Jahre 1596 zu Augsburg
mit den Württembergiſchen Poſtmeiſtern abgeſchloſſen hatte,
unterſchrieb Poſtmeiſter Hanns Vogel im Namen der übrigen eine
von Henott entworfene Poſtordnung, in welcher dem Leonhard

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[286/0299] ſich jetzt da und dort kräftiger Wiederſtand von Seite der Lan- deshoheiten gegen die Mandate und Befehle des Kaiſers. Frei- lich antwortete nicht gerade Jeder mit ſo energiſchen Reſolu- tionen wie Herzog Friedrich, dem die Taxis'ſche Poſtangelegenheit wohl am meiſten verleidet ſein mochte. Aber man wollte eben den Mandaten den Gehorſam verſagen, weil, wie das württem- bergiſche Gutachten ſich ausdrückte, dem Generalpoſtmeiſter oder deſſen Nachgeſetzten rückſichtlich der Poſtmeiſter und der Jhrigen in den Ländern der Stände — unbegrüßt ihrer — mehr Ju- risdiction und Botmäßigkeit als vorher eingeräumt werde. Der Herzog von Württemberg fand daher den Vorſchlag gut: „Daß, wofern dies Mandat überhaupt anzunehmen ſein möchte, zuvörderſt dahin getrachtet werden ſollte, wie man von Spanien wegen vergewiſſert ſein möchte, daß hiedurch dem Reiche und deſſen Ständen kein Nachtheil oder Gefahr zuge- zogen, nur hinwiederum den Ständen durch das ganze ſpaniſche Territorium ebenmäßig ſicherer Paß verſtattet werden ſolle“. Mit den ſpaniſchen Poſten war die Sache mittelſt Ver- gleiches vor der Ernennung des Leonhards zum Reichs-General- Poſtmeiſter bereits abgethan; Taxis, der nur Aufnahme und freien Durchzug der Poſten wünſchte, durfte ſich ſolchen Vor- behaltes wegen wenig bekümmern, wenn er nur ſeine Abſicht bei Gründung und Ausdehnung der Anſtalt erreichte! Er erreichte ſie aber auch, denn in jenem Vergleich, den Henott auf Befehl Leonhards im Jahre 1596 zu Augsburg mit den Württembergiſchen Poſtmeiſtern abgeſchloſſen hatte, unterſchrieb Poſtmeiſter Hanns Vogel im Namen der übrigen eine von Henott entworfene Poſtordnung, in welcher dem Leonhard

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Zitationshilfe: Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/299>, abgerufen am 22.11.2024.