aber auch eine regelmäßige Post von Nürnberg nach Augsburg eingerichtet wurde.
Noch war die Schale des Glücks für das Haus Taxis nicht voll genug, ihre Vorrechte und Privilegien sollten noch eine größere Ausdehnung erfahren! Kaiser Mathias war zwar am 10. März 1619 gestorben, aber der darauffolgende Kaiser Fer- dinand II. gewährte, was dem Glanze und der Ehre des Hauses Taxis zu wünschen übrig war.
Die mißlichen Verhältnisse, unter welchen Ferdinand II. den Thron bestieg, die Kriegsflamme, die er in allen seinen Staaten auflodern sah, die ersten Vorboten eines 30jährigen Brandes, die Sorge bald da, bald dort die Flamme zu löschen, ließ ihn nicht abhalten, gerade auch auf die Postanstalt, dieses Werk des Friedens, sein Auge zu werfen, wohl wissend, daß gerade diese Anstalt sich dort als unentbehrlich darstellt, wo schnelle Kunde von drohenden Gefahren, wo schnelle Nachrichten vom wahren Stande oder der Lage der Angelegenheiten noth- wendig war.
Er begünstigte daher Lamorals Unternehmungen und schmei- chelte seinen Wünschen, seinen Verdiensten, denn im Jahre 1621 ward unterm 27. Oktober durch ein kaiserliches Diplom das Erbfolgerecht in das Reichspostlehen auch auf die weibliche Descendenz der von Taxis ausgedehnt, und einige Jahre später als Reichsthronlehen erklärt; sodann wurden Patente ins Reich an mehrere Reichsstände und Städte erlassen: namentlich den 5. Juli 1624 an Cöln, Frankfurt und Nürnberg (welche noch immer fest auf ihrem alten Botenwesen bestanden), alles Neben- botenwerk, Metzgerposten u. s. w., was dem Reichspost-Regale nachtheilig sein könnte, abzustellen.
aber auch eine regelmäßige Poſt von Nürnberg nach Augsburg eingerichtet wurde.
Noch war die Schale des Glücks für das Haus Taxis nicht voll genug, ihre Vorrechte und Privilegien ſollten noch eine größere Ausdehnung erfahren! Kaiſer Mathias war zwar am 10. März 1619 geſtorben, aber der darauffolgende Kaiſer Fer- dinand II. gewährte, was dem Glanze und der Ehre des Hauſes Taxis zu wünſchen übrig war.
Die mißlichen Verhältniſſe, unter welchen Ferdinand II. den Thron beſtieg, die Kriegsflamme, die er in allen ſeinen Staaten auflodern ſah, die erſten Vorboten eines 30jährigen Brandes, die Sorge bald da, bald dort die Flamme zu löſchen, ließ ihn nicht abhalten, gerade auch auf die Poſtanſtalt, dieſes Werk des Friedens, ſein Auge zu werfen, wohl wiſſend, daß gerade dieſe Anſtalt ſich dort als unentbehrlich darſtellt, wo ſchnelle Kunde von drohenden Gefahren, wo ſchnelle Nachrichten vom wahren Stande oder der Lage der Angelegenheiten noth- wendig war.
Er begünſtigte daher Lamorals Unternehmungen und ſchmei- chelte ſeinen Wünſchen, ſeinen Verdienſten, denn im Jahre 1621 ward unterm 27. Oktober durch ein kaiſerliches Diplom das Erbfolgerecht in das Reichspoſtlehen auch auf die weibliche Descendenz der von Taxis ausgedehnt, und einige Jahre ſpäter als Reichsthronlehen erklärt; ſodann wurden Patente ins Reich an mehrere Reichsſtände und Städte erlaſſen: namentlich den 5. Juli 1624 an Cöln, Frankfurt und Nürnberg (welche noch immer feſt auf ihrem alten Botenweſen beſtanden), alles Neben- botenwerk, Metzgerpoſten u. ſ. w., was dem Reichspoſt-Regale nachtheilig ſein könnte, abzuſtellen.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0307"n="294"/>
aber auch eine regelmäßige Poſt von Nürnberg nach Augsburg<lb/>
eingerichtet wurde.</p><lb/><p>Noch war die Schale des Glücks für das Haus Taxis nicht<lb/>
voll genug, ihre Vorrechte und Privilegien ſollten noch eine<lb/>
größere Ausdehnung erfahren! Kaiſer Mathias war zwar am<lb/>
10. März 1619 geſtorben, aber der darauffolgende Kaiſer Fer-<lb/>
dinand <hirendition="#aq">II</hi>. gewährte, was dem Glanze und der Ehre des Hauſes<lb/>
Taxis zu wünſchen übrig war.</p><lb/><p>Die mißlichen Verhältniſſe, unter welchen Ferdinand <hirendition="#aq">II</hi>.<lb/>
den Thron beſtieg, die Kriegsflamme, die er in allen ſeinen<lb/>
Staaten auflodern ſah, die erſten Vorboten eines 30jährigen<lb/>
Brandes, die Sorge bald da, bald dort die Flamme zu löſchen,<lb/>
ließ ihn nicht abhalten, gerade auch auf die Poſtanſtalt, dieſes<lb/>
Werk des Friedens, ſein Auge zu werfen, wohl wiſſend, daß<lb/>
gerade dieſe Anſtalt ſich dort als unentbehrlich darſtellt, wo<lb/>ſchnelle Kunde von drohenden Gefahren, wo ſchnelle Nachrichten<lb/>
vom wahren Stande oder der Lage der Angelegenheiten noth-<lb/>
wendig war.</p><lb/><p>Er begünſtigte daher Lamorals Unternehmungen und ſchmei-<lb/>
chelte ſeinen Wünſchen, ſeinen Verdienſten, denn im Jahre 1621<lb/>
ward unterm 27. Oktober durch ein kaiſerliches Diplom das<lb/>
Erbfolgerecht in das Reichspoſtlehen auch auf die weibliche<lb/>
Descendenz der von Taxis ausgedehnt, und einige Jahre ſpäter<lb/>
als Reichsthronlehen erklärt; ſodann wurden Patente ins Reich<lb/>
an mehrere Reichsſtände und Städte erlaſſen: namentlich den<lb/>
5. Juli 1624 an Cöln, Frankfurt und Nürnberg (welche noch<lb/>
immer feſt auf ihrem alten Botenweſen beſtanden), alles Neben-<lb/>
botenwerk, Metzgerpoſten u. ſ. w., was dem Reichspoſt-Regale<lb/>
nachtheilig ſein könnte, abzuſtellen.</p><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[294/0307]
aber auch eine regelmäßige Poſt von Nürnberg nach Augsburg
eingerichtet wurde.
Noch war die Schale des Glücks für das Haus Taxis nicht
voll genug, ihre Vorrechte und Privilegien ſollten noch eine
größere Ausdehnung erfahren! Kaiſer Mathias war zwar am
10. März 1619 geſtorben, aber der darauffolgende Kaiſer Fer-
dinand II. gewährte, was dem Glanze und der Ehre des Hauſes
Taxis zu wünſchen übrig war.
Die mißlichen Verhältniſſe, unter welchen Ferdinand II.
den Thron beſtieg, die Kriegsflamme, die er in allen ſeinen
Staaten auflodern ſah, die erſten Vorboten eines 30jährigen
Brandes, die Sorge bald da, bald dort die Flamme zu löſchen,
ließ ihn nicht abhalten, gerade auch auf die Poſtanſtalt, dieſes
Werk des Friedens, ſein Auge zu werfen, wohl wiſſend, daß
gerade dieſe Anſtalt ſich dort als unentbehrlich darſtellt, wo
ſchnelle Kunde von drohenden Gefahren, wo ſchnelle Nachrichten
vom wahren Stande oder der Lage der Angelegenheiten noth-
wendig war.
Er begünſtigte daher Lamorals Unternehmungen und ſchmei-
chelte ſeinen Wünſchen, ſeinen Verdienſten, denn im Jahre 1621
ward unterm 27. Oktober durch ein kaiſerliches Diplom das
Erbfolgerecht in das Reichspoſtlehen auch auf die weibliche
Descendenz der von Taxis ausgedehnt, und einige Jahre ſpäter
als Reichsthronlehen erklärt; ſodann wurden Patente ins Reich
an mehrere Reichsſtände und Städte erlaſſen: namentlich den
5. Juli 1624 an Cöln, Frankfurt und Nürnberg (welche noch
immer feſt auf ihrem alten Botenweſen beſtanden), alles Neben-
botenwerk, Metzgerpoſten u. ſ. w., was dem Reichspoſt-Regale
nachtheilig ſein könnte, abzuſtellen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/307>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.