Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868.

Bild:
<< vorherige Seite

Lamoral überlebte diesen neuen Glanz und feste Bürgschaft
für das Gedeihen der Macht und des Reichthumes seiner Fa-
milie nicht lange; er starb noch im nämlichen Jahre (1624).
Jm General-Erbpostmeisteramte im Reich und in den Nieder-
landen folgte ihm sein Sohn Leonhard II., Graf von Taxis.

Trotz der Kriegsunruhen breiteten sich die Posten doch
immer mehr aus; die Anstalt begann auch dem Hause Taxis
allmählig einträglich zu werden, und sie für die aufgewandte
Mühe und Kosten reichlich zu entschädigen.

Kein Wunder also, daß Taxis jetzt immer mehr auf An-
legung neuer Posten bedacht war, kein Wunder aber auch, daß
man da, wo noch keine Taxis'schen Posten zugelassen waren,
ihre Zulassung bedenklich fand. Taxis beschied sich wohl, daß
er diese Zulassung nicht von Rechtswegen fordern könnte, und
selbst am kaiserlichen Hofe beschied man sich dessen, wenn man
gleich die Post ein hochbefreites kaiserliches Regale nannte.

Als während des dreißigjährigen Kriegs in Westphalen,
Ober- und Niedersachsen Taxis'sche Posten angelegt werden
sollten, erließen die Kaiser Jntercessionsschreiben an die Chur-
fürsten und Fürsten, ja selbst an die Städte Hamburg, Bremen,
Lübeck u. s. w. Es hieß darin: "Hierum ersuchen wir Dero
Liebden hiemit gnädiglich, Sie wollen Uns zu besonders
angenehmen gnädigsten Gefallen
-- dem Grafen
Taxis, daß er die Posten anlegen möge, unweigerlich verwilligen".

"Hieran erweisen Uns dero Liebden ein besonders an-
genehmes
Werk".

Jnzwischen hörte doch trotz der Erweiterung des Taxis'schen
Postwesens das Botenwesen in den einzelnen Ländern und
Reichsstädten nicht auf, im Gegentheil gedieh auch dieses zu

Lamoral überlebte dieſen neuen Glanz und feſte Bürgſchaft
für das Gedeihen der Macht und des Reichthumes ſeiner Fa-
milie nicht lange; er ſtarb noch im nämlichen Jahre (1624).
Jm General-Erbpoſtmeiſteramte im Reich und in den Nieder-
landen folgte ihm ſein Sohn Leonhard II., Graf von Taxis.

Trotz der Kriegsunruhen breiteten ſich die Poſten doch
immer mehr aus; die Anſtalt begann auch dem Hauſe Taxis
allmählig einträglich zu werden, und ſie für die aufgewandte
Mühe und Koſten reichlich zu entſchädigen.

Kein Wunder alſo, daß Taxis jetzt immer mehr auf An-
legung neuer Poſten bedacht war, kein Wunder aber auch, daß
man da, wo noch keine Taxis'ſchen Poſten zugelaſſen waren,
ihre Zulaſſung bedenklich fand. Taxis beſchied ſich wohl, daß
er dieſe Zulaſſung nicht von Rechtswegen fordern könnte, und
ſelbſt am kaiſerlichen Hofe beſchied man ſich deſſen, wenn man
gleich die Poſt ein hochbefreites kaiſerliches Regale nannte.

Als während des dreißigjährigen Kriegs in Weſtphalen,
Ober- und Niederſachſen Taxis'ſche Poſten angelegt werden
ſollten, erließen die Kaiſer Jnterceſſionsſchreiben an die Chur-
fürſten und Fürſten, ja ſelbſt an die Städte Hamburg, Bremen,
Lübeck u. ſ. w. Es hieß darin: „Hierum erſuchen wir Dero
Liebden hiemit gnädiglich, Sie wollen Uns zu beſonders
angenehmen gnädigſten Gefallen
— dem Grafen
Taxis, daß er die Poſten anlegen möge, unweigerlich verwilligen“.

„Hieran erweiſen Uns dero Liebden ein beſonders an-
genehmes
Werk“.

Jnzwiſchen hörte doch trotz der Erweiterung des Taxis'ſchen
Poſtweſens das Botenweſen in den einzelnen Ländern und
Reichsſtädten nicht auf, im Gegentheil gedieh auch dieſes zu

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0308" n="295"/>
            <p>Lamoral überlebte die&#x017F;en neuen Glanz und fe&#x017F;te Bürg&#x017F;chaft<lb/>
für das Gedeihen der Macht und des Reichthumes &#x017F;einer Fa-<lb/>
milie nicht lange; er &#x017F;tarb noch im nämlichen Jahre (1624).<lb/>
Jm General-Erbpo&#x017F;tmei&#x017F;teramte im Reich und in den Nieder-<lb/>
landen folgte ihm &#x017F;ein Sohn Leonhard <hi rendition="#aq">II</hi>., Graf von Taxis.</p><lb/>
            <p>Trotz der Kriegsunruhen breiteten &#x017F;ich die Po&#x017F;ten doch<lb/>
immer mehr aus; die An&#x017F;talt begann auch dem Hau&#x017F;e Taxis<lb/>
allmählig einträglich zu werden, und &#x017F;ie für die aufgewandte<lb/>
Mühe und Ko&#x017F;ten reichlich zu ent&#x017F;chädigen.</p><lb/>
            <p>Kein Wunder al&#x017F;o, daß Taxis jetzt immer mehr auf An-<lb/>
legung neuer Po&#x017F;ten bedacht war, kein Wunder aber auch, daß<lb/>
man da, wo noch keine Taxis'&#x017F;chen Po&#x017F;ten zugela&#x017F;&#x017F;en waren,<lb/>
ihre Zula&#x017F;&#x017F;ung bedenklich fand. Taxis be&#x017F;chied &#x017F;ich wohl, daß<lb/>
er die&#x017F;e Zula&#x017F;&#x017F;ung nicht von Rechtswegen fordern könnte, und<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t am kai&#x017F;erlichen Hofe be&#x017F;chied man &#x017F;ich de&#x017F;&#x017F;en, wenn man<lb/>
gleich die Po&#x017F;t ein hochbefreites kai&#x017F;erliches Regale nannte.</p><lb/>
            <p>Als während des dreißigjährigen Kriegs in We&#x017F;tphalen,<lb/>
Ober- und Nieder&#x017F;ach&#x017F;en Taxis'&#x017F;che Po&#x017F;ten angelegt werden<lb/>
&#x017F;ollten, erließen die Kai&#x017F;er Jnterce&#x017F;&#x017F;ions&#x017F;chreiben an die Chur-<lb/>
für&#x017F;ten und Für&#x017F;ten, ja &#x017F;elb&#x017F;t an die Städte Hamburg, Bremen,<lb/>
Lübeck u. &#x017F;. w. Es hieß darin: &#x201E;Hierum <hi rendition="#g">er&#x017F;uchen</hi> wir Dero<lb/>
Liebden hiemit <hi rendition="#g">gnädiglich</hi>, Sie wollen Uns zu <hi rendition="#g">be&#x017F;onders<lb/>
angenehmen gnädig&#x017F;ten Gefallen</hi> &#x2014; dem Grafen<lb/>
Taxis, daß er die Po&#x017F;ten anlegen möge, unweigerlich verwilligen&#x201C;.</p><lb/>
            <p>&#x201E;Hieran erwei&#x017F;en Uns dero Liebden ein <hi rendition="#g">be&#x017F;onders an-<lb/>
genehmes</hi> Werk&#x201C;.</p><lb/>
            <p>Jnzwi&#x017F;chen hörte doch trotz der Erweiterung des Taxis'&#x017F;chen<lb/>
Po&#x017F;twe&#x017F;ens das Botenwe&#x017F;en in den einzelnen Ländern und<lb/>
Reichs&#x017F;tädten nicht auf, im Gegentheil gedieh auch die&#x017F;es zu<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[295/0308] Lamoral überlebte dieſen neuen Glanz und feſte Bürgſchaft für das Gedeihen der Macht und des Reichthumes ſeiner Fa- milie nicht lange; er ſtarb noch im nämlichen Jahre (1624). Jm General-Erbpoſtmeiſteramte im Reich und in den Nieder- landen folgte ihm ſein Sohn Leonhard II., Graf von Taxis. Trotz der Kriegsunruhen breiteten ſich die Poſten doch immer mehr aus; die Anſtalt begann auch dem Hauſe Taxis allmählig einträglich zu werden, und ſie für die aufgewandte Mühe und Koſten reichlich zu entſchädigen. Kein Wunder alſo, daß Taxis jetzt immer mehr auf An- legung neuer Poſten bedacht war, kein Wunder aber auch, daß man da, wo noch keine Taxis'ſchen Poſten zugelaſſen waren, ihre Zulaſſung bedenklich fand. Taxis beſchied ſich wohl, daß er dieſe Zulaſſung nicht von Rechtswegen fordern könnte, und ſelbſt am kaiſerlichen Hofe beſchied man ſich deſſen, wenn man gleich die Poſt ein hochbefreites kaiſerliches Regale nannte. Als während des dreißigjährigen Kriegs in Weſtphalen, Ober- und Niederſachſen Taxis'ſche Poſten angelegt werden ſollten, erließen die Kaiſer Jnterceſſionsſchreiben an die Chur- fürſten und Fürſten, ja ſelbſt an die Städte Hamburg, Bremen, Lübeck u. ſ. w. Es hieß darin: „Hierum erſuchen wir Dero Liebden hiemit gnädiglich, Sie wollen Uns zu beſonders angenehmen gnädigſten Gefallen — dem Grafen Taxis, daß er die Poſten anlegen möge, unweigerlich verwilligen“. „Hieran erweiſen Uns dero Liebden ein beſonders an- genehmes Werk“. Jnzwiſchen hörte doch trotz der Erweiterung des Taxis'ſchen Poſtweſens das Botenweſen in den einzelnen Ländern und Reichsſtädten nicht auf, im Gegentheil gedieh auch dieſes zu

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/308
Zitationshilfe: Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/308>, abgerufen am 22.11.2024.