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Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868.

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sammten Frei- und Reichsstädten im geringsten einigen Ein-
griff oder Eintracht zu thun."

Das Reichspostwesen sah überall ein leibhaftiges Gespenst,
wo sich ein Bote mit einem Bündel des Wegs abschleppte, oder
glaubte schon die größte Gefahr für sein Fortbestehen gekommen,
wenn gar ein Wagen oder eine Kutsche der Reichspost Con-
currenz machte.

So machte z. B. ein Württemberger den Versuch, eine Post-
kutsche zwischen Ulm und Heidelberg anzulegen und mittelst
dieser Orte mit Augsburg und Frankfurt in Verbindung zu
kommen.

Gegen dieses Unternehmen rescribirte der Kaiser unterm
10. November 1683 an den Herrn Administrator in Württem-
berg, den Churfürsten von der Pfalz, die Reichsstädte Augs-
burg, Frankfurt, Heilbronn und Ulm: "dieses Fuhrwerk nicht
zuzulassen und selbigem den Durchgang in ihren Gebieten nicht
zu gestatten."

Weit entfernt aber, daß solche kaiserliche Befehle die ge-
wünschte Wirkung hervorbrachten, nahmen die Stände nur mit
um so größerer Bestimmtheit das Recht in Anspruch, in ihren
Territorien ihre eigenen Landesposten einführen zu dürfen.

Ein anderer Streit entstand in demselben Jahre zwischen
der Regierung in Württemberg und dem Reichs-Post-Genera-
late dadurch, daß der Postmeister Pichelmaier in Ulm einem
Metzger, der eine Staffete von Göppingen nach Ulm geritten,
das Posthorn abnahm.

So gewann Taxis auch um diese Zeit durch seine Eifer-
sucht auf jede andere Posteinrichtung in Bayern festen Fuß.
Als nemlich Churfürst Max Emanuel (1679-1726) den Ent-

ſammten Frei- und Reichsſtädten im geringſten einigen Ein-
griff oder Eintracht zu thun.“

Das Reichspoſtweſen ſah überall ein leibhaftiges Geſpenſt,
wo ſich ein Bote mit einem Bündel des Wegs abſchleppte, oder
glaubte ſchon die größte Gefahr für ſein Fortbeſtehen gekommen,
wenn gar ein Wagen oder eine Kutſche der Reichspoſt Con-
currenz machte.

So machte z. B. ein Württemberger den Verſuch, eine Poſt-
kutſche zwiſchen Ulm und Heidelberg anzulegen und mittelſt
dieſer Orte mit Augsburg und Frankfurt in Verbindung zu
kommen.

Gegen dieſes Unternehmen reſcribirte der Kaiſer unterm
10. November 1683 an den Herrn Adminiſtrator in Württem-
berg, den Churfürſten von der Pfalz, die Reichsſtädte Augs-
burg, Frankfurt, Heilbronn und Ulm: „dieſes Fuhrwerk nicht
zuzulaſſen und ſelbigem den Durchgang in ihren Gebieten nicht
zu geſtatten.“

Weit entfernt aber, daß ſolche kaiſerliche Befehle die ge-
wünſchte Wirkung hervorbrachten, nahmen die Stände nur mit
um ſo größerer Beſtimmtheit das Recht in Anſpruch, in ihren
Territorien ihre eigenen Landespoſten einführen zu dürfen.

Ein anderer Streit entſtand in demſelben Jahre zwiſchen
der Regierung in Württemberg und dem Reichs-Poſt-Genera-
late dadurch, daß der Poſtmeiſter Pichelmaier in Ulm einem
Metzger, der eine Staffete von Göppingen nach Ulm geritten,
das Poſthorn abnahm.

So gewann Taxis auch um dieſe Zeit durch ſeine Eifer-
ſucht auf jede andere Poſteinrichtung in Bayern feſten Fuß.
Als nemlich Churfürſt Max Emanuel (1679‒1726) den Ent-

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[329/0342] ſammten Frei- und Reichsſtädten im geringſten einigen Ein- griff oder Eintracht zu thun.“ Das Reichspoſtweſen ſah überall ein leibhaftiges Geſpenſt, wo ſich ein Bote mit einem Bündel des Wegs abſchleppte, oder glaubte ſchon die größte Gefahr für ſein Fortbeſtehen gekommen, wenn gar ein Wagen oder eine Kutſche der Reichspoſt Con- currenz machte. So machte z. B. ein Württemberger den Verſuch, eine Poſt- kutſche zwiſchen Ulm und Heidelberg anzulegen und mittelſt dieſer Orte mit Augsburg und Frankfurt in Verbindung zu kommen. Gegen dieſes Unternehmen reſcribirte der Kaiſer unterm 10. November 1683 an den Herrn Adminiſtrator in Württem- berg, den Churfürſten von der Pfalz, die Reichsſtädte Augs- burg, Frankfurt, Heilbronn und Ulm: „dieſes Fuhrwerk nicht zuzulaſſen und ſelbigem den Durchgang in ihren Gebieten nicht zu geſtatten.“ Weit entfernt aber, daß ſolche kaiſerliche Befehle die ge- wünſchte Wirkung hervorbrachten, nahmen die Stände nur mit um ſo größerer Beſtimmtheit das Recht in Anſpruch, in ihren Territorien ihre eigenen Landespoſten einführen zu dürfen. Ein anderer Streit entſtand in demſelben Jahre zwiſchen der Regierung in Württemberg und dem Reichs-Poſt-Genera- late dadurch, daß der Poſtmeiſter Pichelmaier in Ulm einem Metzger, der eine Staffete von Göppingen nach Ulm geritten, das Poſthorn abnahm. So gewann Taxis auch um dieſe Zeit durch ſeine Eifer- ſucht auf jede andere Poſteinrichtung in Bayern feſten Fuß. Als nemlich Churfürſt Max Emanuel (1679‒1726) den Ent-

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Zitationshilfe: Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/342>, abgerufen am 22.11.2024.