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Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868.

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anhalten wolle, seine Posten wohl zu versehen, die Briefe treu
und richtig gegen billiges Postgeld zu befördern und so zu
keiner ferneren Klage Ursache zu geben. --

Jn Beziehung auf die Worte: "wo kaiserliche Postämter
vorhanden und hergebracht," wollte Chursachsen diese Stelle
dahin gefaßt wissen: "damit in den Churfürstenthümern und
Ländern, wo dergleichen Postämter nicht seien, selbige daher
nicht etwas für sich zu erzwingen suchen möchten" oder wie
sich Chursachsen noch weiter erklärte: "damit die kaiserlichen
Postämter in denen Ländern, wo sie sonst nichts zu thun
haben, auch künftighin nichts zu prätendiren Gelegenheit nehmen
möchten."

Jm gleichen Sinne bemerkte Churbrandenburg: "der Ar-
tikel sei so einzurichten, daß er den Churfürsten, welche das
Postrecht in ihren Ländern hergebracht, nicht nachtheilig sei1)."

§. 2.
Die Wahlcapitulation Kaiser Karl VI.

Nach dem Tode Kaiser Joseph I. (er starb den 17. April
1711) wurde Karl VI. zum Kaiser erwählt.

Bei dem 29. Artikel, "das Postwesen im Reiche" betreffend,
machten einige Stände, besonders Reichsstädte allerlei Erinner-
ungen, z. B. es seien blos verbürgerte Beamte anzustellen, --
die Jurisdiction der Ortsobrigkeiten in nicht amtlichen Sachen

1) Stängel, a. a. O. 58.
Pütter, Erörterungen I. pag. 71.
Stephan, a. a. O. pag. 112.

anhalten wolle, ſeine Poſten wohl zu verſehen, die Briefe treu
und richtig gegen billiges Poſtgeld zu befördern und ſo zu
keiner ferneren Klage Urſache zu geben. —

Jn Beziehung auf die Worte: „wo kaiſerliche Poſtämter
vorhanden und hergebracht,“ wollte Churſachſen dieſe Stelle
dahin gefaßt wiſſen: „damit in den Churfürſtenthümern und
Ländern, wo dergleichen Poſtämter nicht ſeien, ſelbige daher
nicht etwas für ſich zu erzwingen ſuchen möchten“ oder wie
ſich Churſachſen noch weiter erklärte: „damit die kaiſerlichen
Poſtämter in denen Ländern, wo ſie ſonſt nichts zu thun
haben, auch künftighin nichts zu prätendiren Gelegenheit nehmen
möchten.“

Jm gleichen Sinne bemerkte Churbrandenburg: „der Ar-
tikel ſei ſo einzurichten, daß er den Churfürſten, welche das
Poſtrecht in ihren Ländern hergebracht, nicht nachtheilig ſei1).“

§. 2.
Die Wahlcapitulation Kaiſer Karl VI.

Nach dem Tode Kaiſer Joſeph I. (er ſtarb den 17. April
1711) wurde Karl VI. zum Kaiſer erwählt.

Bei dem 29. Artikel, „das Poſtweſen im Reiche“ betreffend,
machten einige Stände, beſonders Reichsſtädte allerlei Erinner-
ungen, z. B. es ſeien blos verbürgerte Beamte anzuſtellen, —
die Jurisdiction der Ortsobrigkeiten in nicht amtlichen Sachen

1) Stängel, a. a. O. 58.
Pütter, Erörterungen I. pag. 71.
Stephan, a. a. O. pag. 112.
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[344/0357] anhalten wolle, ſeine Poſten wohl zu verſehen, die Briefe treu und richtig gegen billiges Poſtgeld zu befördern und ſo zu keiner ferneren Klage Urſache zu geben. — Jn Beziehung auf die Worte: „wo kaiſerliche Poſtämter vorhanden und hergebracht,“ wollte Churſachſen dieſe Stelle dahin gefaßt wiſſen: „damit in den Churfürſtenthümern und Ländern, wo dergleichen Poſtämter nicht ſeien, ſelbige daher nicht etwas für ſich zu erzwingen ſuchen möchten“ oder wie ſich Churſachſen noch weiter erklärte: „damit die kaiſerlichen Poſtämter in denen Ländern, wo ſie ſonſt nichts zu thun haben, auch künftighin nichts zu prätendiren Gelegenheit nehmen möchten.“ Jm gleichen Sinne bemerkte Churbrandenburg: „der Ar- tikel ſei ſo einzurichten, daß er den Churfürſten, welche das Poſtrecht in ihren Ländern hergebracht, nicht nachtheilig ſei 1).“ §. 2. Die Wahlcapitulation Kaiſer Karl VI. Nach dem Tode Kaiſer Joſeph I. (er ſtarb den 17. April 1711) wurde Karl VI. zum Kaiſer erwählt. Bei dem 29. Artikel, „das Poſtweſen im Reiche“ betreffend, machten einige Stände, beſonders Reichsſtädte allerlei Erinner- ungen, z. B. es ſeien blos verbürgerte Beamte anzuſtellen, — die Jurisdiction der Ortsobrigkeiten in nicht amtlichen Sachen 1) Stängel, a. a. O. 58. Pütter, Erörterungen I. pag. 71. Stephan, a. a. O. pag. 112.

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Zitationshilfe: Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 344. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/357>, abgerufen am 24.11.2024.