der Freundschaft und Liebe werden durch die Posten von einem Orte zum andern getragen. Mit diesem Zusammentreffen un- zähliger Bestrebungen und Thätigkeiten ist auch der Maßstab für die Handhabung des Postwesens gegeben. --
Man ist zu der Gewißheit gelangt, daß bei mäß- igen Taxen auf allen Seiten Gewinn sei, daher nach und nach ein allgemeines Streben nach Herabsetzung derselben und allenthalben die Erweiterung des Postgeschäfts zur Erleichter- ung des verkehrenden Publikums ersichtlich wird. Ein Haupt- moment für die Fortbildung des Postwesens liegt aber in der Ein- heit seiner Behandlung und in der möglichst großen Ausdehn- ung des Postgebiets; je einfacher bei dem Postwesen die Mani- pulation, je weniger oft die Umpackung und Auswechslung der Correspondenz nöthig ist, desto schneller, wohlfeiler und sicherer, und mithin wohlthätiger wirkt die Anstalt -- gerade wie der Handel. Mit der Vervielfältigung der Routen und Post- verbindungen vermehrt sich die zweckmäßige und kräftige Wirk- samkeit der Postanstalt; es ist ein Jrrthum zu glauben, daß die Eisenbahnen die Posten beeinträchtigen, es ist unrichtig, wenn man dafür hält, die Post verliere an Wichtigkeit und Ausdehnung, weil in Folge der Entwicklung der Eisenbahnen weniger Eilwägen auf den Straßen laufen! Jm Gegentheil! die Ausdehnung des Postwesens ist noch im Wachsen begriffen, und wird mit der Zunahme der Eisenbahnrouten gleichen Schritt halten. So wenig einst die persischen Posten und später die römi- schen das Höchste für ihre Zeit erreicht hatten, so wenig die Taxis'sche und landesherrliche Post der vorigen Jahrhunderte ihre Aufgabe zu lösen vollkommen im Stande waren, ebensowenig stehen unsere heutigen Postanstalten fertig und abgeschlossen in ihrer
der Freundſchaft und Liebe werden durch die Poſten von einem Orte zum andern getragen. Mit dieſem Zuſammentreffen un- zähliger Beſtrebungen und Thätigkeiten iſt auch der Maßſtab für die Handhabung des Poſtweſens gegeben. —
Man iſt zu der Gewißheit gelangt, daß bei mäß- igen Taxen auf allen Seiten Gewinn ſei, daher nach und nach ein allgemeines Streben nach Herabſetzung derſelben und allenthalben die Erweiterung des Poſtgeſchäfts zur Erleichter- ung des verkehrenden Publikums erſichtlich wird. Ein Haupt- moment für die Fortbildung des Poſtweſens liegt aber in der Ein- heit ſeiner Behandlung und in der möglichſt großen Ausdehn- ung des Poſtgebiets; je einfacher bei dem Poſtweſen die Mani- pulation, je weniger oft die Umpackung und Auswechslung der Correſpondenz nöthig iſt, deſto ſchneller, wohlfeiler und ſicherer, und mithin wohlthätiger wirkt die Anſtalt — gerade wie der Handel. Mit der Vervielfältigung der Routen und Poſt- verbindungen vermehrt ſich die zweckmäßige und kräftige Wirk- ſamkeit der Poſtanſtalt; es iſt ein Jrrthum zu glauben, daß die Eiſenbahnen die Poſten beeinträchtigen, es iſt unrichtig, wenn man dafür hält, die Poſt verliere an Wichtigkeit und Ausdehnung, weil in Folge der Entwicklung der Eiſenbahnen weniger Eilwägen auf den Straßen laufen! Jm Gegentheil! die Ausdehnung des Poſtweſens iſt noch im Wachſen begriffen, und wird mit der Zunahme der Eiſenbahnrouten gleichen Schritt halten. So wenig einſt die perſiſchen Poſten und ſpäter die römi- ſchen das Höchſte für ihre Zeit erreicht hatten, ſo wenig die Taxis'ſche und landesherrliche Poſt der vorigen Jahrhunderte ihre Aufgabe zu löſen vollkommen im Stande waren, ebenſowenig ſtehen unſere heutigen Poſtanſtalten fertig und abgeſchloſſen in ihrer
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0410"n="397"/>
der Freundſchaft und Liebe werden durch die Poſten von einem<lb/>
Orte zum andern getragen. Mit dieſem Zuſammentreffen un-<lb/>
zähliger Beſtrebungen und Thätigkeiten iſt auch der Maßſtab<lb/>
für die Handhabung des Poſtweſens gegeben. —</p><lb/><p>Man iſt zu der Gewißheit gelangt, daß bei <hirendition="#g">mäß-<lb/>
igen</hi> Taxen auf allen Seiten Gewinn ſei, daher nach und<lb/>
nach ein allgemeines Streben nach Herabſetzung derſelben und<lb/>
allenthalben die Erweiterung des Poſtgeſchäfts zur Erleichter-<lb/>
ung des verkehrenden Publikums erſichtlich wird. Ein Haupt-<lb/>
moment für die Fortbildung des Poſtweſens liegt aber in der Ein-<lb/>
heit ſeiner Behandlung und in der möglichſt großen Ausdehn-<lb/>
ung des Poſtgebiets; je einfacher bei dem Poſtweſen die Mani-<lb/>
pulation, je weniger oft die Umpackung und Auswechslung<lb/>
der Correſpondenz nöthig iſt, deſto ſchneller, wohlfeiler und<lb/>ſicherer, und mithin wohlthätiger wirkt die Anſtalt — gerade<lb/>
wie der Handel. Mit der Vervielfältigung der Routen und Poſt-<lb/>
verbindungen vermehrt ſich die zweckmäßige und kräftige Wirk-<lb/>ſamkeit der Poſtanſtalt; es iſt ein Jrrthum zu glauben, daß<lb/>
die Eiſenbahnen die Poſten beeinträchtigen, es iſt unrichtig,<lb/>
wenn man dafür hält, die Poſt verliere an Wichtigkeit und<lb/>
Ausdehnung, weil in Folge der Entwicklung der Eiſenbahnen<lb/>
weniger Eilwägen auf den Straßen laufen! Jm Gegentheil!<lb/>
die Ausdehnung des Poſtweſens iſt noch im Wachſen begriffen,<lb/>
und wird mit der Zunahme der Eiſenbahnrouten gleichen Schritt<lb/>
halten. So wenig einſt die perſiſchen Poſten und ſpäter die römi-<lb/>ſchen das Höchſte für ihre Zeit erreicht hatten, ſo wenig die<lb/>
Taxis'ſche und landesherrliche Poſt der vorigen Jahrhunderte ihre<lb/>
Aufgabe zu löſen vollkommen im Stande waren, ebenſowenig<lb/>ſtehen unſere heutigen Poſtanſtalten fertig und abgeſchloſſen in ihrer<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[397/0410]
der Freundſchaft und Liebe werden durch die Poſten von einem
Orte zum andern getragen. Mit dieſem Zuſammentreffen un-
zähliger Beſtrebungen und Thätigkeiten iſt auch der Maßſtab
für die Handhabung des Poſtweſens gegeben. —
Man iſt zu der Gewißheit gelangt, daß bei mäß-
igen Taxen auf allen Seiten Gewinn ſei, daher nach und
nach ein allgemeines Streben nach Herabſetzung derſelben und
allenthalben die Erweiterung des Poſtgeſchäfts zur Erleichter-
ung des verkehrenden Publikums erſichtlich wird. Ein Haupt-
moment für die Fortbildung des Poſtweſens liegt aber in der Ein-
heit ſeiner Behandlung und in der möglichſt großen Ausdehn-
ung des Poſtgebiets; je einfacher bei dem Poſtweſen die Mani-
pulation, je weniger oft die Umpackung und Auswechslung
der Correſpondenz nöthig iſt, deſto ſchneller, wohlfeiler und
ſicherer, und mithin wohlthätiger wirkt die Anſtalt — gerade
wie der Handel. Mit der Vervielfältigung der Routen und Poſt-
verbindungen vermehrt ſich die zweckmäßige und kräftige Wirk-
ſamkeit der Poſtanſtalt; es iſt ein Jrrthum zu glauben, daß
die Eiſenbahnen die Poſten beeinträchtigen, es iſt unrichtig,
wenn man dafür hält, die Poſt verliere an Wichtigkeit und
Ausdehnung, weil in Folge der Entwicklung der Eiſenbahnen
weniger Eilwägen auf den Straßen laufen! Jm Gegentheil!
die Ausdehnung des Poſtweſens iſt noch im Wachſen begriffen,
und wird mit der Zunahme der Eiſenbahnrouten gleichen Schritt
halten. So wenig einſt die perſiſchen Poſten und ſpäter die römi-
ſchen das Höchſte für ihre Zeit erreicht hatten, ſo wenig die
Taxis'ſche und landesherrliche Poſt der vorigen Jahrhunderte ihre
Aufgabe zu löſen vollkommen im Stande waren, ebenſowenig
ſtehen unſere heutigen Poſtanſtalten fertig und abgeſchloſſen in ihrer
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 397. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/410>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.