wir bereits gesehen. Mit der fortwährenden Erweiterung des römischen Reich's und mit der Zunahme der Privatverbindungen konnte es selbstverständlich auch dem Staate nicht mehr ge- nügen, durch tabellarii und cursores Nachrichten von dem Stande der politischen Angelegenheiten in den Provinzen zu erhalten, nachdem sie oft schon gleichzeitig oder früher auch zur allgemeinen Kenntniß der Bevölkerung Rom's und der Pro- vinzen gelangt waren.
Die Regierung mußte dafür sorgen, zuerst und möglichst schnell sich in Verkehr mit den im Reiche verzweigten Re- gierungsorganen setzen zu können; den Verkehr brauchte der Cäsarismus nicht erst zu schaffen, aber er mußte wie die Spinne inmitten des Netzes von einem innern Drang sich angetrieben fühlen, die Staatsfäden mitten durch die Länder des Rei- ches zu spinnen1).
Als nun das römische Reich nach den Stürmen der Bürger- kriege mit Augustus einen Jmperator erhielt, dem es gegönnt war, während einer Reihe von 44 Jahren (29 v. Chr.-14. n. Ch.) unter dem Schutze einer mehr defensiven Politik nach Außen dem unermeßlichen römischen Gebiete, -- denn Imperium Roma- num war nahezu gleichbedeutend mit orbis terrarum -- die Segnungen des Friedens und eines geordneten Zustandes zu bringen -- ganz ohne Krieg blieb auch seine Regierung nicht -- da wandten sich denn auch seine Regierungssorgen vor Allem auf die Beschaffung derjenigen Einrichtungen, welche geeignet waren, von Rom aus die Fäden der Regierung bis in die äußersten Provinzen zu leiten. -- Die Worte
1) Historisch politische Blätter, Jahrgang 1858.
wir bereits geſehen. Mit der fortwährenden Erweiterung des römiſchen Reich's und mit der Zunahme der Privatverbindungen konnte es ſelbſtverſtändlich auch dem Staate nicht mehr ge- nügen, durch tabellarii und cursores Nachrichten von dem Stande der politiſchen Angelegenheiten in den Provinzen zu erhalten, nachdem ſie oft ſchon gleichzeitig oder früher auch zur allgemeinen Kenntniß der Bevölkerung Rom's und der Pro- vinzen gelangt waren.
Die Regierung mußte dafür ſorgen, zuerſt und möglichſt ſchnell ſich in Verkehr mit den im Reiche verzweigten Re- gierungsorganen ſetzen zu können; den Verkehr brauchte der Cäſarismus nicht erſt zu ſchaffen, aber er mußte wie die Spinne inmitten des Netzes von einem innern Drang ſich angetrieben fühlen, die Staatsfäden mitten durch die Länder des Rei- ches zu ſpinnen1).
Als nun das römiſche Reich nach den Stürmen der Bürger- kriege mit Augustus einen Jmperator erhielt, dem es gegönnt war, während einer Reihe von 44 Jahren (29 v. Chr.‒14. n. Ch.) unter dem Schutze einer mehr defenſiven Politik nach Außen dem unermeßlichen römiſchen Gebiete, — denn Imperium Roma- num war nahezu gleichbedeutend mit orbis terrarum — die Segnungen des Friedens und eines geordneten Zuſtandes zu bringen — ganz ohne Krieg blieb auch ſeine Regierung nicht — da wandten ſich denn auch ſeine Regierungsſorgen vor Allem auf die Beſchaffung derjenigen Einrichtungen, welche geeignet waren, von Rom aus die Fäden der Regierung bis in die äußerſten Provinzen zu leiten. — Die Worte
1) Hiſtoriſch politiſche Blätter, Jahrgang 1858.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0053"n="40"/>
wir bereits geſehen. Mit der fortwährenden Erweiterung des<lb/>
römiſchen Reich's und mit der Zunahme der Privatverbindungen<lb/>
konnte es ſelbſtverſtändlich auch dem Staate nicht mehr ge-<lb/>
nügen, durch <hirendition="#aq">tabellarii</hi> und <hirendition="#aq">cursores</hi> Nachrichten von dem<lb/>
Stande der politiſchen Angelegenheiten in den Provinzen zu<lb/>
erhalten, nachdem ſie oft ſchon gleichzeitig oder früher auch zur<lb/>
allgemeinen Kenntniß der Bevölkerung Rom's und der Pro-<lb/>
vinzen gelangt waren.</p><lb/><p>Die Regierung mußte dafür ſorgen, <hirendition="#g">zuerſt</hi> und möglichſt<lb/>ſchnell ſich in Verkehr mit den im Reiche verzweigten Re-<lb/>
gierungsorganen ſetzen zu können; den Verkehr brauchte der<lb/>
Cäſarismus nicht erſt zu ſchaffen, aber er mußte wie die Spinne<lb/>
inmitten des Netzes von einem innern Drang ſich angetrieben<lb/>
fühlen, die Staatsfäden mitten durch die Länder des Rei-<lb/>
ches zu ſpinnen<noteplace="foot"n="1)">Hiſtoriſch politiſche Blätter, Jahrgang 1858.</note>.</p><lb/><p>Als nun das römiſche Reich nach den Stürmen der Bürger-<lb/>
kriege mit <hirendition="#aq">Augustus</hi> einen Jmperator erhielt, dem es gegönnt war,<lb/>
während einer Reihe von 44 Jahren (29 v. Chr.‒14. n. Ch.)<lb/>
unter dem Schutze einer mehr defenſiven Politik nach Außen<lb/>
dem unermeßlichen römiſchen Gebiete, — denn <hirendition="#aq">Imperium Roma-<lb/>
num</hi> war nahezu gleichbedeutend mit <hirendition="#aq">orbis terrarum</hi>— die<lb/>
Segnungen des Friedens und eines geordneten Zuſtandes zu<lb/>
bringen — ganz ohne Krieg blieb auch <hirendition="#g">ſeine</hi> Regierung<lb/>
nicht — da wandten ſich denn auch ſeine Regierungsſorgen<lb/>
vor Allem auf die Beſchaffung derjenigen Einrichtungen, welche<lb/>
geeignet waren, von Rom aus die Fäden der Regierung bis<lb/>
in die äußerſten Provinzen zu leiten. — Die Worte<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[40/0053]
wir bereits geſehen. Mit der fortwährenden Erweiterung des
römiſchen Reich's und mit der Zunahme der Privatverbindungen
konnte es ſelbſtverſtändlich auch dem Staate nicht mehr ge-
nügen, durch tabellarii und cursores Nachrichten von dem
Stande der politiſchen Angelegenheiten in den Provinzen zu
erhalten, nachdem ſie oft ſchon gleichzeitig oder früher auch zur
allgemeinen Kenntniß der Bevölkerung Rom's und der Pro-
vinzen gelangt waren.
Die Regierung mußte dafür ſorgen, zuerſt und möglichſt
ſchnell ſich in Verkehr mit den im Reiche verzweigten Re-
gierungsorganen ſetzen zu können; den Verkehr brauchte der
Cäſarismus nicht erſt zu ſchaffen, aber er mußte wie die Spinne
inmitten des Netzes von einem innern Drang ſich angetrieben
fühlen, die Staatsfäden mitten durch die Länder des Rei-
ches zu ſpinnen 1).
Als nun das römiſche Reich nach den Stürmen der Bürger-
kriege mit Augustus einen Jmperator erhielt, dem es gegönnt war,
während einer Reihe von 44 Jahren (29 v. Chr.‒14. n. Ch.)
unter dem Schutze einer mehr defenſiven Politik nach Außen
dem unermeßlichen römiſchen Gebiete, — denn Imperium Roma-
num war nahezu gleichbedeutend mit orbis terrarum — die
Segnungen des Friedens und eines geordneten Zuſtandes zu
bringen — ganz ohne Krieg blieb auch ſeine Regierung
nicht — da wandten ſich denn auch ſeine Regierungsſorgen
vor Allem auf die Beſchaffung derjenigen Einrichtungen, welche
geeignet waren, von Rom aus die Fäden der Regierung bis
in die äußerſten Provinzen zu leiten. — Die Worte
1) Hiſtoriſch politiſche Blätter, Jahrgang 1858.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/53>, abgerufen am 19.05.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.