Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hartwig, Georg Ludwig: Die physische Erziehung der Kinder. Düsseldorf, 1847.

Bild:
<< vorherige Seite

Es wird augenblicklich einschlafen und keine unruhigen
Träume werden es reizen. Dafür wird es aber auch
am folgenden Morgen früh wieder munter sein und
ganz der Gesundheit leben können, während das andere
noch schläft, oder die ersten Stunden des Tages halb
träumend zubringt. Da das Kind am Morgen noch
müde ist, steht es höchst ungern auf und gewöhnt
sich daran, längere Zeit im Halbschlafe die ange-
nehme Wärme des Bettes zu genießen; diese Ge-
wohnheit wächst dann natürlich mit dem Kinde auf,
und kostet dem künftigen Manne manche schöne Stunde.
Das Sprichwort: Morgenstund hat Gold im Mund,
ist voller Weisheit. Wer früh munter ist, wird
wahrscheinlich auch mit größerer Leichtigkeit seine
Tagesarbeit vollenden, und dabei auf dem Wege des
Wohlstandes raschere Fortschritte machen. Jst sein
Loos so gestellt, daß er für sein tägliches Brod nicht
zu arbeiten braucht, so wird er manche genußreiche
Stunde seinem Leben zufügen, und dabei das beruhi-
gende Gefühl genießen, dieses köstliche Geschenk nicht
muthwillig verkürzt zu haben.



Hartwig's Erziehungsl. 7

Es wird augenblicklich einſchlafen und keine unruhigen
Traͤume werden es reizen. Dafür wird es aber auch
am folgenden Morgen fruͤh wieder munter ſein und
ganz der Geſundheit leben koͤnnen, waͤhrend das andere
noch ſchlaͤft, oder die erſten Stunden des Tages halb
traͤumend zubringt. Da das Kind am Morgen noch
muͤde iſt, ſteht es hoͤchſt ungern auf und gewoͤhnt
ſich daran, laͤngere Zeit im Halbſchlafe die ange-
nehme Waͤrme des Bettes zu genießen; dieſe Ge-
wohnheit waͤchst dann natuͤrlich mit dem Kinde auf,
und koſtet dem kuͤnftigen Manne manche ſchoͤne Stunde.
Das Sprichwort: Morgenſtund hat Gold im Mund,
iſt voller Weisheit. Wer früh munter iſt, wird
wahrſcheinlich auch mit groͤßerer Leichtigkeit ſeine
Tagesarbeit vollenden, und dabei auf dem Wege des
Wohlſtandes raſchere Fortſchritte machen. Jſt ſein
Loos ſo geſtellt, daß er fuͤr ſein taͤgliches Brod nicht
zu arbeiten braucht, ſo wird er manche genußreiche
Stunde ſeinem Leben zufuͤgen, und dabei das beruhi-
gende Gefühl genießen, dieſes koͤſtliche Geſchenk nicht
muthwillig verkuͤrzt zu haben.



Hartwig’s Erziehungsl. 7
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0107" n="97"/>
Es wird augenblicklich ein&#x017F;chlafen und keine unruhigen<lb/>
Tra&#x0364;ume werden es reizen. Dafür wird es aber auch<lb/>
am folgenden Morgen fru&#x0364;h wieder munter &#x017F;ein und<lb/>
ganz der Ge&#x017F;undheit leben ko&#x0364;nnen, wa&#x0364;hrend das andere<lb/>
noch &#x017F;chla&#x0364;ft, oder die er&#x017F;ten Stunden des Tages halb<lb/>
tra&#x0364;umend zubringt. Da das Kind am Morgen noch<lb/>
mu&#x0364;de i&#x017F;t, &#x017F;teht es ho&#x0364;ch&#x017F;t ungern auf und gewo&#x0364;hnt<lb/>
&#x017F;ich daran, la&#x0364;ngere Zeit im Halb&#x017F;chlafe die ange-<lb/>
nehme Wa&#x0364;rme des Bettes zu genießen; die&#x017F;e Ge-<lb/>
wohnheit wa&#x0364;chst dann natu&#x0364;rlich mit dem Kinde auf,<lb/>
und ko&#x017F;tet dem ku&#x0364;nftigen Manne manche &#x017F;cho&#x0364;ne Stunde.<lb/>
Das Sprichwort: Morgen&#x017F;tund hat Gold im Mund,<lb/>
i&#x017F;t voller Weisheit. Wer früh munter i&#x017F;t, wird<lb/>
wahr&#x017F;cheinlich auch mit gro&#x0364;ßerer Leichtigkeit &#x017F;eine<lb/>
Tagesarbeit vollenden, und dabei auf dem Wege des<lb/>
Wohl&#x017F;tandes ra&#x017F;chere Fort&#x017F;chritte machen. J&#x017F;t &#x017F;ein<lb/>
Loos &#x017F;o ge&#x017F;tellt, daß er fu&#x0364;r &#x017F;ein ta&#x0364;gliches Brod nicht<lb/>
zu arbeiten braucht, &#x017F;o wird er manche genußreiche<lb/>
Stunde &#x017F;einem Leben zufu&#x0364;gen, und dabei das beruhi-<lb/>
gende Gefühl genießen, die&#x017F;es ko&#x0364;&#x017F;tliche Ge&#x017F;chenk nicht<lb/>
muthwillig verku&#x0364;rzt zu haben.</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <fw place="bottom" type="sig">Hartwig&#x2019;s Erziehungsl. 7</fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[97/0107] Es wird augenblicklich einſchlafen und keine unruhigen Traͤume werden es reizen. Dafür wird es aber auch am folgenden Morgen fruͤh wieder munter ſein und ganz der Geſundheit leben koͤnnen, waͤhrend das andere noch ſchlaͤft, oder die erſten Stunden des Tages halb traͤumend zubringt. Da das Kind am Morgen noch muͤde iſt, ſteht es hoͤchſt ungern auf und gewoͤhnt ſich daran, laͤngere Zeit im Halbſchlafe die ange- nehme Waͤrme des Bettes zu genießen; dieſe Ge- wohnheit waͤchst dann natuͤrlich mit dem Kinde auf, und koſtet dem kuͤnftigen Manne manche ſchoͤne Stunde. Das Sprichwort: Morgenſtund hat Gold im Mund, iſt voller Weisheit. Wer früh munter iſt, wird wahrſcheinlich auch mit groͤßerer Leichtigkeit ſeine Tagesarbeit vollenden, und dabei auf dem Wege des Wohlſtandes raſchere Fortſchritte machen. Jſt ſein Loos ſo geſtellt, daß er fuͤr ſein taͤgliches Brod nicht zu arbeiten braucht, ſo wird er manche genußreiche Stunde ſeinem Leben zufuͤgen, und dabei das beruhi- gende Gefühl genießen, dieſes koͤſtliche Geſchenk nicht muthwillig verkuͤrzt zu haben. Hartwig’s Erziehungsl. 7

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hartwig_erziehung_1847
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hartwig_erziehung_1847/107
Zitationshilfe: Hartwig, Georg Ludwig: Die physische Erziehung der Kinder. Düsseldorf, 1847, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartwig_erziehung_1847/107>, abgerufen am 21.11.2024.