Hartwig, Georg Ludwig: Die physische Erziehung der Kinder. Düsseldorf, 1847.Der Knabe kennt die Thaten eines Attila oder Die meisten Verständigen sind darüber einig, daß Die Meisten, die jahrelang lateinisch und griechisch Während der Jahre, die er auf dem Gymnasium Der Knabe kennt die Thaten eines Attila oder Die meiſten Verſtaͤndigen ſind daruͤber einig, daß Die Meiſten, die jahrelang lateiniſch und griechiſch Waͤhrend der Jahre, die er auf dem Gymnaſium <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0129" n="119"/> <p>Der Knabe kennt die Thaten eines <hi rendition="#aq">Attila</hi> oder<lb/> eines bluttriefenden Nero; von den ſtillen Tugenden<lb/> eines Franclin weiß er nichts.</p><lb/> <p>Die meiſten Verſtaͤndigen ſind daruͤber einig, daß<lb/> mit dem Studium der alten Sprachen, ſo wie es<lb/> gewoͤhnlich betrieben wird, entſetzlich viel Zeit ver-<lb/> loren geht.</p><lb/> <p>Die Meiſten, die jahrelang lateiniſch und griechiſch<lb/> auf Schulen getrieben haben, bringen es nie ſo weit,<lb/> daß ſie die claſſiſchen Autoren mit Leichtigkeit und<lb/> Genuß leſen lernen. Gewiß iſt es nicht uͤbertrieben,<lb/> zu behaupten, daß außer den Philologen und Fach-<lb/> gelehrten, von hundert Schuͤlern, die alle Klaſſen<lb/> der Gymnaſien durchgemacht haben, und von dort<lb/> zur Univerſitaͤt uͤbergehen, nicht einmal fuͤnf, in<lb/> ihrem ganzen ſpaͤtern Leben, die Autoren je wieder<lb/> anſehen, mit deren Verſtaͤndniß ſie ſich 7 oder 8<lb/> Jahre abgemuͤht hatten. Wie koͤmmt es nun, daß die<lb/> Meiſten, gerade zu einer Zeit, wo ſie hoffen koͤnnten<lb/> in den Geiſt der großen Schriftſteller des Alterthums<lb/> einzudringen, ſie ſo gaͤnzlich bei Seite legen? Die<lb/> Art und Weiſe wie jene Sprachen gelehrt werden,<lb/> traͤgt an dieſer Vernachlaͤſſigung die groͤßte Schuld.</p><lb/> <p>Waͤhrend der Jahre, die er auf dem Gymnaſium<lb/> zugebracht, iſt der Schuͤler mit lateiniſcher und grie-<lb/> chiſcher Grammatik ſo uͤberſaͤttigt worden, daß er<lb/> nach aufgehobenem Zwange an nichts weniger als an<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [119/0129]
Der Knabe kennt die Thaten eines Attila oder
eines bluttriefenden Nero; von den ſtillen Tugenden
eines Franclin weiß er nichts.
Die meiſten Verſtaͤndigen ſind daruͤber einig, daß
mit dem Studium der alten Sprachen, ſo wie es
gewoͤhnlich betrieben wird, entſetzlich viel Zeit ver-
loren geht.
Die Meiſten, die jahrelang lateiniſch und griechiſch
auf Schulen getrieben haben, bringen es nie ſo weit,
daß ſie die claſſiſchen Autoren mit Leichtigkeit und
Genuß leſen lernen. Gewiß iſt es nicht uͤbertrieben,
zu behaupten, daß außer den Philologen und Fach-
gelehrten, von hundert Schuͤlern, die alle Klaſſen
der Gymnaſien durchgemacht haben, und von dort
zur Univerſitaͤt uͤbergehen, nicht einmal fuͤnf, in
ihrem ganzen ſpaͤtern Leben, die Autoren je wieder
anſehen, mit deren Verſtaͤndniß ſie ſich 7 oder 8
Jahre abgemuͤht hatten. Wie koͤmmt es nun, daß die
Meiſten, gerade zu einer Zeit, wo ſie hoffen koͤnnten
in den Geiſt der großen Schriftſteller des Alterthums
einzudringen, ſie ſo gaͤnzlich bei Seite legen? Die
Art und Weiſe wie jene Sprachen gelehrt werden,
traͤgt an dieſer Vernachlaͤſſigung die groͤßte Schuld.
Waͤhrend der Jahre, die er auf dem Gymnaſium
zugebracht, iſt der Schuͤler mit lateiniſcher und grie-
chiſcher Grammatik ſo uͤberſaͤttigt worden, daß er
nach aufgehobenem Zwange an nichts weniger als an
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |