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Hasak, Max: Die Predigtkirche im Mittelalter. Berlin, 1893.

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ihrer Benutzung überzeugen. Zu glauben, daß diese verschiedenartigen Gotteshäuser durch verschiedenartige Strömungen in der mittelalterlichen Kirche hervorgerufen seien, daß man in der einen etwas anderes geglaubt habe, als in der anderen, daß die Pfarrkirchen durch die evangelische Richtung in der Kirche hervorgerufen worden seien, die Kathedralen dagegen und die Klosterkirchen durch die katholische, das ist ebenso irrthümlich als absonderlich. Meistens stehen sogar Kathedrale, Pfarrkirche und Klosterkirche dicht nebeneinander. Wer kennt nicht den Dom und die Liebfrauenkirche in Trier und die kleinen Pfarrkirchen daselbst! Wer hat nicht das herrliche Stadtbild von Erfurt in Erinnerung: auf der einen Seite der Dom mit seinem langen Priesterchor, dicht daneben die S. Severikirche mit ihrem mäßig entwickelten Pfarrchor, dem quadratischen Laienhaus und den überschlanken Innenpfeilern, die den freien Blick auf Kanzel und Altar kaum behindern! Und durch die Stadt zerstreut liegen noch eine große Zahl kleiner Pfarrkirchen mit ganz zusammengerückten Grundrissen, ohne Capellenkränze und mit bescheidenen Pfarrchören. Dicht hinter dem St. Veitsdom in Prag fällt jedermann sofort die alte romanische St. Georgskirche ins Auge. Wenige hundert Schritte entfernt liegt der Strahov und in der Stadt straßauf straßab kleine, ihrem Zwecke durchaus entsprechende Pfarrkirchen. In jeder Bischofsstadt wiederholt sich dieses Bild des einträchtigen und unmittelbaren Nebeneinanderstehens der Kathedrale, der Pfarrkirchen und der Klosterkirchen, und überall in den vielen anderen Städten, wo keine Bischofskirchen bestehen, finden sich in buntem Wechsel Pfarr- und Klosterkirchen friedlich nebeneinander. Wer könnte bei dem Anblick dieses sich beständig wiederholenden Zusammenstehens der verschiedenen Kirchen auf den Gedanken kommen, überall und in jeder Stadt seien diese Kirchen durch verschiedene, sich bekämpfende und einander entgegenstehende Richtungen entstanden? Nur derjenige, welcher ganz abseits vom katholischen Leben mit vorgefaßten Ansichten an diese sonst so selbstverständlichen Dinge herantritt. Kathedralen, Kloster- und Pfarrkirchen sind Gotteshäuser derselben einheitlichen Kirche, im Mittelalter wie heutzutage,

ihrer Benutzung überzeugen. Zu glauben, daß diese verschiedenartigen Gotteshäuser durch verschiedenartige Strömungen in der mittelalterlichen Kirche hervorgerufen seien, daß man in der einen etwas anderes geglaubt habe, als in der anderen, daß die Pfarrkirchen durch die evangelische Richtung in der Kirche hervorgerufen worden seien, die Kathedralen dagegen und die Klosterkirchen durch die katholische, das ist ebenso irrthümlich als absonderlich. Meistens stehen sogar Kathedrale, Pfarrkirche und Klosterkirche dicht nebeneinander. Wer kennt nicht den Dom und die Liebfrauenkirche in Trier und die kleinen Pfarrkirchen daselbst! Wer hat nicht das herrliche Stadtbild von Erfurt in Erinnerung: auf der einen Seite der Dom mit seinem langen Priesterchor, dicht daneben die S. Severikirche mit ihrem mäßig entwickelten Pfarrchor, dem quadratischen Laienhaus und den überschlanken Innenpfeilern, die den freien Blick auf Kanzel und Altar kaum behindern! Und durch die Stadt zerstreut liegen noch eine große Zahl kleiner Pfarrkirchen mit ganz zusammengerückten Grundrissen, ohne Capellenkränze und mit bescheidenen Pfarrchören. Dicht hinter dem St. Veitsdom in Prag fällt jedermann sofort die alte romanische St. Georgskirche ins Auge. Wenige hundert Schritte entfernt liegt der Strahov und in der Stadt straßauf straßab kleine, ihrem Zwecke durchaus entsprechende Pfarrkirchen. In jeder Bischofsstadt wiederholt sich dieses Bild des einträchtigen und unmittelbaren Nebeneinanderstehens der Kathedrale, der Pfarrkirchen und der Klosterkirchen, und überall in den vielen anderen Städten, wo keine Bischofskirchen bestehen, finden sich in buntem Wechsel Pfarr- und Klosterkirchen friedlich nebeneinander. Wer könnte bei dem Anblick dieses sich beständig wiederholenden Zusammenstehens der verschiedenen Kirchen auf den Gedanken kommen, überall und in jeder Stadt seien diese Kirchen durch verschiedene, sich bekämpfende und einander entgegenstehende Richtungen entstanden? Nur derjenige, welcher ganz abseits vom katholischen Leben mit vorgefaßten Ansichten an diese sonst so selbstverständlichen Dinge herantritt. Kathedralen, Kloster- und Pfarrkirchen sind Gotteshäuser derselben einheitlichen Kirche, im Mittelalter wie heutzutage,

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[3/0009] ihrer Benutzung überzeugen. Zu glauben, daß diese verschiedenartigen Gotteshäuser durch verschiedenartige Strömungen in der mittelalterlichen Kirche hervorgerufen seien, daß man in der einen etwas anderes geglaubt habe, als in der anderen, daß die Pfarrkirchen durch die evangelische Richtung in der Kirche hervorgerufen worden seien, die Kathedralen dagegen und die Klosterkirchen durch die katholische, das ist ebenso irrthümlich als absonderlich. Meistens stehen sogar Kathedrale, Pfarrkirche und Klosterkirche dicht nebeneinander. Wer kennt nicht den Dom und die Liebfrauenkirche in Trier und die kleinen Pfarrkirchen daselbst! Wer hat nicht das herrliche Stadtbild von Erfurt in Erinnerung: auf der einen Seite der Dom mit seinem langen Priesterchor, dicht daneben die S. Severikirche mit ihrem mäßig entwickelten Pfarrchor, dem quadratischen Laienhaus und den überschlanken Innenpfeilern, die den freien Blick auf Kanzel und Altar kaum behindern! Und durch die Stadt zerstreut liegen noch eine große Zahl kleiner Pfarrkirchen mit ganz zusammengerückten Grundrissen, ohne Capellenkränze und mit bescheidenen Pfarrchören. Dicht hinter dem St. Veitsdom in Prag fällt jedermann sofort die alte romanische St. Georgskirche ins Auge. Wenige hundert Schritte entfernt liegt der Strahov und in der Stadt straßauf straßab kleine, ihrem Zwecke durchaus entsprechende Pfarrkirchen. In jeder Bischofsstadt wiederholt sich dieses Bild des einträchtigen und unmittelbaren Nebeneinanderstehens der Kathedrale, der Pfarrkirchen und der Klosterkirchen, und überall in den vielen anderen Städten, wo keine Bischofskirchen bestehen, finden sich in buntem Wechsel Pfarr- und Klosterkirchen friedlich nebeneinander. Wer könnte bei dem Anblick dieses sich beständig wiederholenden Zusammenstehens der verschiedenen Kirchen auf den Gedanken kommen, überall und in jeder Stadt seien diese Kirchen durch verschiedene, sich bekämpfende und einander entgegenstehende Richtungen entstanden? Nur derjenige, welcher ganz abseits vom katholischen Leben mit vorgefaßten Ansichten an diese sonst so selbstverständlichen Dinge herantritt. Kathedralen, Kloster- und Pfarrkirchen sind Gotteshäuser derselben einheitlichen Kirche, im Mittelalter wie heutzutage,

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Zitationshilfe: Hasak, Max: Die Predigtkirche im Mittelalter. Berlin, 1893, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hasak_predigtkirche_1893/9>, abgerufen am 21.11.2024.