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Hauff, Wilhelm: Phantasien im Bremer Rathskeller. Stuttgart, 1827.

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ans Sterben dachte; hatte zwar kein Weib, das
um mich jammerte, aber auch keine Kinder,
die mich trösteten, da trank ich denn, wenn
die Todesgedanken über mich kamen, bis ich
von Sinnen war und schlief. So trieb ich's
lange Jahre, mein Haar ward grau, meine
Glieder schwach, und ich sehnte mich, zu schla¬
fen im Grabe. Da war mir eines Tages, als
sey ich erwacht und könne doch nicht recht er¬
wachen ; die Augen wollten sich nicht aufthun,
die Finger waren steif, als ich mich aus dem
Bette heben wollte, und die Beine lagen starr
wie ein Stück Holz. An mein Bett aber tra¬
ten Leute, betasteten mich und sprachen: "der
alte Balthasar ist todt."

"Todt, dachte ich und erschrack, todt und
nicht schlafen? todt bin ich und denke? Mich
erfaßte eine unnennbare Angst, ich fühlte, wie
mein Herz stille stand, und wie sich doch etwas
in mir regte und in sich zu sammen zog und

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ans Sterben dachte; hatte zwar kein Weib, das
um mich jammerte, aber auch keine Kinder,
die mich troͤſteten, da trank ich denn, wenn
die Todesgedanken uͤber mich kamen, bis ich
von Sinnen war und ſchlief. So trieb ich's
lange Jahre, mein Haar ward grau, meine
Glieder ſchwach, und ich ſehnte mich, zu ſchla¬
fen im Grabe. Da war mir eines Tages, als
ſey ich erwacht und koͤnne doch nicht recht er¬
wachen ; die Augen wollten ſich nicht aufthun,
die Finger waren ſteif, als ich mich aus dem
Bette heben wollte, und die Beine lagen ſtarr
wie ein Stuͤck Holz. An mein Bett aber tra¬
ten Leute, betaſteten mich und ſprachen: „der
alte Balthaſar iſt todt.“

„Todt, dachte ich und erſchrack, todt und
nicht ſchlafen? todt bin ich und denke? Mich
erfaßte eine unnennbare Angſt, ich fuͤhlte, wie
mein Herz ſtille ſtand, und wie ſich doch etwas
in mir regte und in ſich zu ſammen zog und

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[97/0103] ans Sterben dachte; hatte zwar kein Weib, das um mich jammerte, aber auch keine Kinder, die mich troͤſteten, da trank ich denn, wenn die Todesgedanken uͤber mich kamen, bis ich von Sinnen war und ſchlief. So trieb ich's lange Jahre, mein Haar ward grau, meine Glieder ſchwach, und ich ſehnte mich, zu ſchla¬ fen im Grabe. Da war mir eines Tages, als ſey ich erwacht und koͤnne doch nicht recht er¬ wachen ; die Augen wollten ſich nicht aufthun, die Finger waren ſteif, als ich mich aus dem Bette heben wollte, und die Beine lagen ſtarr wie ein Stuͤck Holz. An mein Bett aber tra¬ ten Leute, betaſteten mich und ſprachen: „der alte Balthaſar iſt todt.“ „Todt, dachte ich und erſchrack, todt und nicht ſchlafen? todt bin ich und denke? Mich erfaßte eine unnennbare Angſt, ich fuͤhlte, wie mein Herz ſtille ſtand, und wie ſich doch etwas in mir regte und in ſich zu ſammen zog und 7

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Zitationshilfe: Hauff, Wilhelm: Phantasien im Bremer Rathskeller. Stuttgart, 1827, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hauff_phantasien_1827/103>, abgerufen am 23.11.2024.