Hauff, Wilhelm: Phantasien im Bremer Rathskeller. Stuttgart, 1827."Aber meine Seele zitterte heftiger, als es "Ein Schlag, daß die Hallen dröhnten, „Aber meine Seele zitterte heftiger, als es „Ein Schlag, daß die Hallen droͤhnten, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0105" n="99"/> <p>„Aber meine Seele zitterte heftiger, als es<lb/> Abend wurde, als es zehn Uhr, eilf Uhr ſchlug<lb/> auf allen Glocken. Wie wird es dir gehen,<lb/> wie wird es dir gehen? dachte ich bei mir.<lb/> Ich wußte noch ein Gebetlein aus alter Zeit,<lb/> das wollte ich ſprechen, aber meine Lippen ſtan¬<lb/> den ſtill. — Da ſchlug es zwoͤlf Uhr, und mit<lb/> einem Ruck ward die ſchwere Grabesdecke ab¬<lb/> geriſſen und auf meinen Sarg geſchah ein<lb/> ſchrecklicher Schlag.“ —</p><lb/> <p>„Ein Schlag, daß die Hallen droͤhnten,<lb/> ſprengte jetzt eben die Thuͤre des Gemaches auf,<lb/> und eine große weiße Geſtalt erſchien auf der<lb/> Schwelle. Ich war durch Wein und die Schreck¬<lb/> niſſe dieſer Nacht ſo exaltirt und auſſer mir<lb/> ſelbſt gebracht, daß ich nicht aufſchrie, nicht<lb/> aufſprang, wie wohl ſonſt geſchehen waͤre, ſon¬<lb/> dern geduldig das Schreckliche anſtarrte, das<lb/> jetzt kommen ſollte; mein erſter Gedanke war<lb/> naͤmlich: „jetzt kommt der Teufel.“</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [99/0105]
„Aber meine Seele zitterte heftiger, als es
Abend wurde, als es zehn Uhr, eilf Uhr ſchlug
auf allen Glocken. Wie wird es dir gehen,
wie wird es dir gehen? dachte ich bei mir.
Ich wußte noch ein Gebetlein aus alter Zeit,
das wollte ich ſprechen, aber meine Lippen ſtan¬
den ſtill. — Da ſchlug es zwoͤlf Uhr, und mit
einem Ruck ward die ſchwere Grabesdecke ab¬
geriſſen und auf meinen Sarg geſchah ein
ſchrecklicher Schlag.“ —
„Ein Schlag, daß die Hallen droͤhnten,
ſprengte jetzt eben die Thuͤre des Gemaches auf,
und eine große weiße Geſtalt erſchien auf der
Schwelle. Ich war durch Wein und die Schreck¬
niſſe dieſer Nacht ſo exaltirt und auſſer mir
ſelbſt gebracht, daß ich nicht aufſchrie, nicht
aufſprang, wie wohl ſonſt geſchehen waͤre, ſon¬
dern geduldig das Schreckliche anſtarrte, das
jetzt kommen ſollte; mein erſter Gedanke war
naͤmlich: „jetzt kommt der Teufel.“
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |