Hauff, Wilhelm: Phantasien im Bremer Rathskeller. Stuttgart, 1827.ich, nachdem ich einige Stunden geschlummert, Ich nahm den Hut und ging, denn so "So viel ungefähr konnte ich selbst merken," "Tobe nicht so arg, sie hören es oben," ich, nachdem ich einige Stunden geſchlummert, Ich nahm den Hut und ging, denn ſo „So viel ungefaͤhr konnte ich ſelbſt merken,“ „Tobe nicht ſo arg, ſie hoͤren es oben,“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0137" n="131"/> ich, nachdem ich einige Stunden geſchlummert,<lb/> der Holden guten Morgen zu ſagen. Aber kalt<lb/> und zuruͤckhaltend empfing ſie mich, und als<lb/> ich ihr einige innige Worte zufluͤſterte, wandte<lb/> ſie mir laut lachend den Ruͤcken zu und ſprach:<lb/> „gehen Sie und ſchlafen Sie erſt fein aus,<lb/> mein Herr.“</p><lb/> <p>Ich nahm den Hut und ging, denn ſo<lb/> ſchnoͤde war ſie nie geweſen. Ein Freund, der<lb/> in einer andern Ecke des Zimmers am Clavier<lb/> geſeſſen, ging mir nach und ſagte, indem er<lb/> wehmuͤthig meine Hand ergriff: „Herzensbru¬<lb/> der, mit deiner Liebe iſt es rein aus auf im¬<lb/> merdar, ſchlage dir nur gleich alle Gedanken<lb/> aus dem Sinne.“</p><lb/> <p>„So viel ungefaͤhr konnte ich ſelbſt merken,“<lb/> antworte ich; „der Teufel hole alle ſchoͤne Au¬<lb/> gen, jeden roſigen Mund und den thoͤrigten<lb/> Glauben an das, was Blicke ſagen, was<lb/> Maͤdchenlippen ausſprechen.“</p><lb/> <p>„Tobe nicht ſo arg, ſie hoͤren es oben,“<lb/> fluͤſterte er; „aber ſag' mir um Gotteswillen,<lb/> iſt es denn wahr, daß Du heute die ganze<lb/> Nacht im Weinkeller gelegen und getrunken<lb/> haſt?“</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [131/0137]
ich, nachdem ich einige Stunden geſchlummert,
der Holden guten Morgen zu ſagen. Aber kalt
und zuruͤckhaltend empfing ſie mich, und als
ich ihr einige innige Worte zufluͤſterte, wandte
ſie mir laut lachend den Ruͤcken zu und ſprach:
„gehen Sie und ſchlafen Sie erſt fein aus,
mein Herr.“
Ich nahm den Hut und ging, denn ſo
ſchnoͤde war ſie nie geweſen. Ein Freund, der
in einer andern Ecke des Zimmers am Clavier
geſeſſen, ging mir nach und ſagte, indem er
wehmuͤthig meine Hand ergriff: „Herzensbru¬
der, mit deiner Liebe iſt es rein aus auf im¬
merdar, ſchlage dir nur gleich alle Gedanken
aus dem Sinne.“
„So viel ungefaͤhr konnte ich ſelbſt merken,“
antworte ich; „der Teufel hole alle ſchoͤne Au¬
gen, jeden roſigen Mund und den thoͤrigten
Glauben an das, was Blicke ſagen, was
Maͤdchenlippen ausſprechen.“
„Tobe nicht ſo arg, ſie hoͤren es oben,“
fluͤſterte er; „aber ſag' mir um Gotteswillen,
iſt es denn wahr, daß Du heute die ganze
Nacht im Weinkeller gelegen und getrunken
haſt?“
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |