Hauff, Wilhelm: Phantasien im Bremer Rathskeller. Stuttgart, 1827.daß die Weingeister aufstehen diese Nacht und "Alter, du faselst! Doch sey ruhig; ich daß die Weingeiſter aufſtehen dieſe Nacht und „Alter, du faſelſt! Doch ſey ruhig; ich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0034" n="28"/> daß die Weingeiſter aufſtehen dieſe Nacht und<lb/> einander beſuchen, wie immer am erſten Sep¬<lb/> tember? Und ſollt' ich meinen Dienſt ver¬<lb/> lieren, ich laufe davon, wenn Ihr noch ſolche<lb/> Worte ſprecht. Noch iſt es nicht zwoͤlf Uhr,<lb/> aber kann denn nicht alle Augenblicke einer<lb/> aus dem Faß kriechen mit graͤulichem Ge¬<lb/> ſicht und uns zu Tode ſchrecken?“</p><lb/> <p>„Alter, du faſelſt! Doch ſey ruhig; ich<lb/> will kein Wort mehr ſprechen, daß deine<lb/> Weingeſpenſter nicht wach werden. Doch jetzt<lb/> fuͤhre mich zur Roſe.“ Wir gingen weiter,<lb/> wir traten ein in das Gewoͤlbe, in das Ro¬<lb/> ſengaͤrtlein von Bremen. Da lag ſie, die<lb/> alte <hi rendition="#g">Roſe</hi>; groß, ungeheuer, mit einer Art<lb/> von gebietender Hoheit. Welch ungeheures<lb/> Faß; und jeder Roͤmer ein Stuͤck Goldes werth!<lb/> Anno 1615! wo ſind die Haͤnde, die dich<lb/> pflanzten! wo die Augen, die ſich an deiner<lb/> Bluͤthe erfreuten? wo die froͤhlichen Menſchen<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [28/0034]
daß die Weingeiſter aufſtehen dieſe Nacht und
einander beſuchen, wie immer am erſten Sep¬
tember? Und ſollt' ich meinen Dienſt ver¬
lieren, ich laufe davon, wenn Ihr noch ſolche
Worte ſprecht. Noch iſt es nicht zwoͤlf Uhr,
aber kann denn nicht alle Augenblicke einer
aus dem Faß kriechen mit graͤulichem Ge¬
ſicht und uns zu Tode ſchrecken?“
„Alter, du faſelſt! Doch ſey ruhig; ich
will kein Wort mehr ſprechen, daß deine
Weingeſpenſter nicht wach werden. Doch jetzt
fuͤhre mich zur Roſe.“ Wir gingen weiter,
wir traten ein in das Gewoͤlbe, in das Ro¬
ſengaͤrtlein von Bremen. Da lag ſie, die
alte Roſe; groß, ungeheuer, mit einer Art
von gebietender Hoheit. Welch ungeheures
Faß; und jeder Roͤmer ein Stuͤck Goldes werth!
Anno 1615! wo ſind die Haͤnde, die dich
pflanzten! wo die Augen, die ſich an deiner
Bluͤthe erfreuten? wo die froͤhlichen Menſchen
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