Hauff, Wilhelm: Phantasien im Bremer Rathskeller. Stuttgart, 1827."Hier, hier, nicht oben auf der Erde, hier "Schöne, alte Zeiten!" rief Paulus; "da¬ „Hier, hier, nicht oben auf der Erde, hier „Schoͤne, alte Zeiten!“ rief Paulus; „da¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0079" n="73"/> <p>„Hier, hier, nicht oben auf der Erde, hier<lb/> war ihr Rathhaus, hier die Halle des Senats;<lb/> denn hier beim kuͤhlen Weine beriethen ſie ſich<lb/> uͤber das Wohl der Stadt, uͤber ihre Nachbarn<lb/> und dergleichen. Wenn ſie uneinig in der<lb/> Meinung waren, ſo ſtritten ſie ſich nicht mit<lb/> boͤſen Worten, ſondern tranken einander wa¬<lb/> cker zu, und wenn der Wein ihre Herzen er¬<lb/> waͤrmt hatte, wenn er froͤhlich durch ihre Adern<lb/> huͤpfte, da war der Beſchluß ſchnell zur Reife<lb/> gediehen, ſie druͤckten ſich die Haͤnde, ſie waren<lb/> und blieben immer Freunde, weil ſie Freunde<lb/> waren des edlen Weines. Am andern Morgen<lb/> aber war ihnen ihr Wort heilig, und was ſie<lb/> Abends ausgemacht im Keller, das fuͤhrten ſie<lb/> oben im Gerichtsſaal aus.“</p><lb/> <p>„Schoͤne, alte Zeiten!“ rief Paulus; „da¬<lb/> her koͤmmt es auch, daß noch heut zu Tage<lb/> jeder vom Rath ein eigenes Trinkbuͤchlein, eine<lb/> jaͤhrliche Weinrechnung hat. Den Herren, die<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [73/0079]
„Hier, hier, nicht oben auf der Erde, hier
war ihr Rathhaus, hier die Halle des Senats;
denn hier beim kuͤhlen Weine beriethen ſie ſich
uͤber das Wohl der Stadt, uͤber ihre Nachbarn
und dergleichen. Wenn ſie uneinig in der
Meinung waren, ſo ſtritten ſie ſich nicht mit
boͤſen Worten, ſondern tranken einander wa¬
cker zu, und wenn der Wein ihre Herzen er¬
waͤrmt hatte, wenn er froͤhlich durch ihre Adern
huͤpfte, da war der Beſchluß ſchnell zur Reife
gediehen, ſie druͤckten ſich die Haͤnde, ſie waren
und blieben immer Freunde, weil ſie Freunde
waren des edlen Weines. Am andern Morgen
aber war ihnen ihr Wort heilig, und was ſie
Abends ausgemacht im Keller, das fuͤhrten ſie
oben im Gerichtsſaal aus.“
„Schoͤne, alte Zeiten!“ rief Paulus; „da¬
her koͤmmt es auch, daß noch heut zu Tage
jeder vom Rath ein eigenes Trinkbuͤchlein, eine
jaͤhrliche Weinrechnung hat. Den Herren, die
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