stierna von dem Hauptmann, Gutkunst hieß er, der so viel trinken könne. Deß freute sich der König und ließ ihn vor sich kommen."
"Da brachten sie einen kleinen, hageren Mann, der war ganz bleich im Gesicht, hatte aber eine große, kupferrothe Nase und hell¬ blaue Lippen, was ganz wunderlich anzusehen war. Der König fragte ihn, wie viel er sich wohl zu trinken getraue, wenn es recht ernst¬ lich zuginge. "O Herr und König, antwortete er, so ernstlich bin ich noch nie daran gekom¬ men, habe mich bis dato auch noch nicht ge¬ eicht; der Wein ist nicht wohlfeil, und man kann täglich nicht über sieben, acht Maas trin¬ ken, ohne in Schulden zu gerathen." -- "Nun, wie viel meinst Du denn führen zu können?" fragte der König weiter. Er aber antwortete unerschrocken: "wenn Euer Majestät bezahlen wollen, möchte ich wohl einmal zwölf Mäs¬ chen trinken, mein Reitknecht, der Balthasar
ſtierna von dem Hauptmann, Gutkunſt hieß er, der ſo viel trinken koͤnne. Deß freute ſich der Koͤnig und ließ ihn vor ſich kommen.“
„Da brachten ſie einen kleinen, hageren Mann, der war ganz bleich im Geſicht, hatte aber eine große, kupferrothe Naſe und hell¬ blaue Lippen, was ganz wunderlich anzuſehen war. Der Koͤnig fragte ihn, wie viel er ſich wohl zu trinken getraue, wenn es recht ernſt¬ lich zuginge. „O Herr und Koͤnig, antwortete er, ſo ernſtlich bin ich noch nie daran gekom¬ men, habe mich bis dato auch noch nicht ge¬ eicht; der Wein iſt nicht wohlfeil, und man kann taͤglich nicht uͤber ſieben, acht Maas trin¬ ken, ohne in Schulden zu gerathen.“ — „Nun, wie viel meinſt Du denn fuͤhren zu koͤnnen?“ fragte der Koͤnig weiter. Er aber antwortete unerſchrocken: „wenn Euer Majeſtaͤt bezahlen wollen, moͤchte ich wohl einmal zwoͤlf Maͤs¬ chen trinken, mein Reitknecht, der Balthaſar
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0084"n="78"/>ſtierna von dem Hauptmann, <hirendition="#g">Gutkunſt</hi> hieß<lb/>
er, der ſo viel trinken koͤnne. Deß freute ſich<lb/>
der Koͤnig und ließ ihn vor ſich kommen.“</p><lb/><p>„Da brachten ſie einen kleinen, hageren<lb/>
Mann, der war ganz bleich im Geſicht, hatte<lb/>
aber eine große, kupferrothe Naſe und hell¬<lb/>
blaue Lippen, was ganz wunderlich anzuſehen<lb/>
war. Der Koͤnig fragte ihn, wie viel er ſich<lb/>
wohl zu trinken getraue, wenn es recht ernſt¬<lb/>
lich zuginge. „O Herr und Koͤnig, antwortete<lb/>
er, ſo ernſtlich bin ich noch nie daran gekom¬<lb/>
men, habe mich bis dato auch noch nicht ge¬<lb/>
eicht; der Wein iſt nicht wohlfeil, und man<lb/>
kann taͤglich nicht uͤber ſieben, acht Maas trin¬<lb/>
ken, ohne in Schulden zu gerathen.“—„Nun,<lb/>
wie viel meinſt Du denn fuͤhren zu koͤnnen?“<lb/>
fragte der Koͤnig weiter. Er aber antwortete<lb/>
unerſchrocken: „wenn Euer Majeſtaͤt bezahlen<lb/>
wollen, moͤchte ich wohl einmal zwoͤlf Maͤs¬<lb/>
chen trinken, mein Reitknecht, der Balthaſar<lb/></p></div></body></text></TEI>
[78/0084]
ſtierna von dem Hauptmann, Gutkunſt hieß
er, der ſo viel trinken koͤnne. Deß freute ſich
der Koͤnig und ließ ihn vor ſich kommen.“
„Da brachten ſie einen kleinen, hageren
Mann, der war ganz bleich im Geſicht, hatte
aber eine große, kupferrothe Naſe und hell¬
blaue Lippen, was ganz wunderlich anzuſehen
war. Der Koͤnig fragte ihn, wie viel er ſich
wohl zu trinken getraue, wenn es recht ernſt¬
lich zuginge. „O Herr und Koͤnig, antwortete
er, ſo ernſtlich bin ich noch nie daran gekom¬
men, habe mich bis dato auch noch nicht ge¬
eicht; der Wein iſt nicht wohlfeil, und man
kann taͤglich nicht uͤber ſieben, acht Maas trin¬
ken, ohne in Schulden zu gerathen.“ — „Nun,
wie viel meinſt Du denn fuͤhren zu koͤnnen?“
fragte der Koͤnig weiter. Er aber antwortete
unerſchrocken: „wenn Euer Majeſtaͤt bezahlen
wollen, moͤchte ich wohl einmal zwoͤlf Maͤs¬
chen trinken, mein Reitknecht, der Balthaſar
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Hauff, Wilhelm: Phantasien im Bremer Rathskeller. Stuttgart, 1827, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hauff_phantasien_1827/84>, abgerufen am 17.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.