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Hauff, Wilhelm: Phantasien im Bremer Rathskeller. Stuttgart, 1827.

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sandte ganz ehrbar mit der Verhandlung an¬
fangen und sein Schreiber zog Pergament und
Feder aus der Tasche; aber der Bürgermeister
sprach: "mit nichten also Ihr edlen Herren; so
ist es nicht Gebrauch in Bremen, daß man
die Sache also trocken abmacht; wollen ein¬
ander vorerst auch zutrinken nach Sitte unserer
Väter und Großväter." "Kann eigentlich nicht
viel vertragen," antwortete der Hauptmann,
"dieweil es aber seiner Magnificenz also ge¬
fällig, will ich ein Schlücklein zu mir neh¬
men." Nun tranken sie sich zu und hielten
ein Gespräch über Krieg und Frieden und über
die Schlachten, so geliefert worden; die Raths¬
herren aber, um den Fremden mit gutem
Beispiel voranzugehen, tranken sich weidlich
zu und bekamen rothe Köpfe. Bei jeder neuen
Flasche entschuldigten sich die Fremden, wie
sie gar den Wein nicht gewohnt wären und er
ihnen zu Kopf steige; deß freute sich der Bür¬

ſandte ganz ehrbar mit der Verhandlung an¬
fangen und ſein Schreiber zog Pergament und
Feder aus der Taſche; aber der Buͤrgermeiſter
ſprach: „mit nichten alſo Ihr edlen Herren; ſo
iſt es nicht Gebrauch in Bremen, daß man
die Sache alſo trocken abmacht; wollen ein¬
ander vorerſt auch zutrinken nach Sitte unſerer
Vaͤter und Großvaͤter.“ „Kann eigentlich nicht
viel vertragen,“ antwortete der Hauptmann,
„dieweil es aber ſeiner Magnificenz alſo ge¬
faͤllig, will ich ein Schluͤcklein zu mir neh¬
men.“ Nun tranken ſie ſich zu und hielten
ein Geſpraͤch uͤber Krieg und Frieden und uͤber
die Schlachten, ſo geliefert worden; die Raths¬
herren aber, um den Fremden mit gutem
Beiſpiel voranzugehen, tranken ſich weidlich
zu und bekamen rothe Koͤpfe. Bei jeder neuen
Flaſche entſchuldigten ſich die Fremden, wie
ſie gar den Wein nicht gewohnt waͤren und er
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[82/0088] ſandte ganz ehrbar mit der Verhandlung an¬ fangen und ſein Schreiber zog Pergament und Feder aus der Taſche; aber der Buͤrgermeiſter ſprach: „mit nichten alſo Ihr edlen Herren; ſo iſt es nicht Gebrauch in Bremen, daß man die Sache alſo trocken abmacht; wollen ein¬ ander vorerſt auch zutrinken nach Sitte unſerer Vaͤter und Großvaͤter.“ „Kann eigentlich nicht viel vertragen,“ antwortete der Hauptmann, „dieweil es aber ſeiner Magnificenz alſo ge¬ faͤllig, will ich ein Schluͤcklein zu mir neh¬ men.“ Nun tranken ſie ſich zu und hielten ein Geſpraͤch uͤber Krieg und Frieden und uͤber die Schlachten, ſo geliefert worden; die Raths¬ herren aber, um den Fremden mit gutem Beiſpiel voranzugehen, tranken ſich weidlich zu und bekamen rothe Koͤpfe. Bei jeder neuen Flaſche entſchuldigten ſich die Fremden, wie ſie gar den Wein nicht gewohnt waͤren und er ihnen zu Kopf ſteige; deß freute ſich der Buͤr¬

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Zitationshilfe: Hauff, Wilhelm: Phantasien im Bremer Rathskeller. Stuttgart, 1827, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hauff_phantasien_1827/88>, abgerufen am 23.11.2024.