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Hauff, Wilhelm: Phantasien im Bremer Rathskeller. Stuttgart, 1827.

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Worte?" "Nein, das geht nicht, antwortete
jener bedächtig; da seyd Ihr nicht erfahren ge¬
nug in geheimer Wissenschaft; aber ich habe
Euch liebgewonnen wegen Eurer absonderlichen
Kunst im Trinken, darum möchte ich Euch
gerne dienen, wo ich kann. Zum Beispiel, es
ist gegenwärtig die Stelle des Kellermeisters
vacant allhier. Balthasar Ohnegrund! ver¬
laß den Dienst dieser Schweden, wo es doch
mehr Wasser als Wein gibt, und diene dem
wohledlen Rath dieser Stadt; wenn wir auch
einige Lasten Wein mehr brauchen des Jahrs,
die du heimlich saufest, das thut nichts, ein
solcher Capitalkerl hat uns längst gefehlt;
Balthasar Ohnegrund! ich mach' dich morgen
zum Kellermeister, wenn du willst. Willst du
nicht, so ist's auch gut; dann weiß aber mor¬
gen die ganze Stadt, daß uns der Schwede
einen Reitknecht als Schreiber geschickt." Die¬
ser Vorschlag mundete dem Balthasar wie

Worte?“ „Nein, das geht nicht, antwortete
jener bedaͤchtig; da ſeyd Ihr nicht erfahren ge¬
nug in geheimer Wiſſenſchaft; aber ich habe
Euch liebgewonnen wegen Eurer abſonderlichen
Kunſt im Trinken, darum moͤchte ich Euch
gerne dienen, wo ich kann. Zum Beiſpiel, es
iſt gegenwaͤrtig die Stelle des Kellermeiſters
vacant allhier. Balthaſar Ohnegrund! ver¬
laß den Dienſt dieſer Schweden, wo es doch
mehr Waſſer als Wein gibt, und diene dem
wohledlen Rath dieſer Stadt; wenn wir auch
einige Laſten Wein mehr brauchen des Jahrs,
die du heimlich ſaufeſt, das thut nichts, ein
ſolcher Capitalkerl hat uns laͤngſt gefehlt;
Balthaſar Ohnegrund! ich mach' dich morgen
zum Kellermeiſter, wenn du willſt. Willſt du
nicht, ſo iſt's auch gut; dann weiß aber mor¬
gen die ganze Stadt, daß uns der Schwede
einen Reitknecht als Schreiber geſchickt.“ Die¬
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[88/0094] Worte?“ „Nein, das geht nicht, antwortete jener bedaͤchtig; da ſeyd Ihr nicht erfahren ge¬ nug in geheimer Wiſſenſchaft; aber ich habe Euch liebgewonnen wegen Eurer abſonderlichen Kunſt im Trinken, darum moͤchte ich Euch gerne dienen, wo ich kann. Zum Beiſpiel, es iſt gegenwaͤrtig die Stelle des Kellermeiſters vacant allhier. Balthaſar Ohnegrund! ver¬ laß den Dienſt dieſer Schweden, wo es doch mehr Waſſer als Wein gibt, und diene dem wohledlen Rath dieſer Stadt; wenn wir auch einige Laſten Wein mehr brauchen des Jahrs, die du heimlich ſaufeſt, das thut nichts, ein ſolcher Capitalkerl hat uns laͤngſt gefehlt; Balthaſar Ohnegrund! ich mach' dich morgen zum Kellermeiſter, wenn du willſt. Willſt du nicht, ſo iſt's auch gut; dann weiß aber mor¬ gen die ganze Stadt, daß uns der Schwede einen Reitknecht als Schreiber geſchickt.“ Die¬ ſer Vorſchlag mundete dem Balthaſar wie

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Zitationshilfe: Hauff, Wilhelm: Phantasien im Bremer Rathskeller. Stuttgart, 1827, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hauff_phantasien_1827/94>, abgerufen am 19.05.2024.