Hauptmann, Gerhart: Der Apostel. Bahnwärter Thiel. Novellistische Studien. Berlin, 1892.zügen unterbrochen, und geriet hierbei in eine Der Posten, welchen der Wärter nun schon Nach allen vier Windrichtungen mindestens Im Sommer vergingen Tage, im Winter zügen unterbrochen, und geriet hierbei in eine Der Poſten, welchen der Wärter nun ſchon Nach allen vier Windrichtungen mindeſtens Im Sommer vergingen Tage, im Winter <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0021" n="9"/> zügen unterbrochen, und geriet hierbei in eine<lb/> Extaſe, die ſich zu Geſichten ſteigerte, in denen<lb/> er die Tote leibhaftig vor ſich ſah.</p><lb/> <p>Der Poſten, welchen der Wärter nun ſchon<lb/> zehn volle Jahre ununterbrochen inne hatte,<lb/> war aber in ſeiner Abgelegenheit dazu ange¬<lb/> than, die myſtiſchen Neigungen des Wärters<lb/> zu fördern.</p><lb/> <p>Nach allen vier Windrichtungen mindeſtens<lb/> durch einen dreiviertelſtündigen Weg von jeder<lb/> menſchlichen Wohnung entfernt, lag die Bude<lb/> inmitten des Forſtes dicht neben einem Bahn¬<lb/> übergang, deſſen Barrieren der Wärter zu be¬<lb/> dienen hatte.</p><lb/> <p>Im Sommer vergingen Tage, im Winter<lb/> Wochen, ohne daß ein menſchlicher Fuß, außer<lb/> denen des Wärters und ſeines Kollegen die<lb/> Strecke paſſierte. Das Wetter und der Wechſel<lb/> der Jahreszeiten brachten in ihrer periodiſchen<lb/> Wiederkehr faſt die einzige Abwechslung in dieſe<lb/> Einöde. Die Ereigniſſe, welche im übrigen den<lb/> regelmäßigen Ablauf der Dienſtzeit Thiels außer<lb/> den beiden Unglücksfällen unterbrochen hatten,<lb/> waren unſchwer zu überblicken. Vor vier Jahren<lb/> war der kaiſerliche Extrazug, der den Kaiſer<lb/> nach Breslau gebracht hatte, vorüber gejagt.<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [9/0021]
zügen unterbrochen, und geriet hierbei in eine
Extaſe, die ſich zu Geſichten ſteigerte, in denen
er die Tote leibhaftig vor ſich ſah.
Der Poſten, welchen der Wärter nun ſchon
zehn volle Jahre ununterbrochen inne hatte,
war aber in ſeiner Abgelegenheit dazu ange¬
than, die myſtiſchen Neigungen des Wärters
zu fördern.
Nach allen vier Windrichtungen mindeſtens
durch einen dreiviertelſtündigen Weg von jeder
menſchlichen Wohnung entfernt, lag die Bude
inmitten des Forſtes dicht neben einem Bahn¬
übergang, deſſen Barrieren der Wärter zu be¬
dienen hatte.
Im Sommer vergingen Tage, im Winter
Wochen, ohne daß ein menſchlicher Fuß, außer
denen des Wärters und ſeines Kollegen die
Strecke paſſierte. Das Wetter und der Wechſel
der Jahreszeiten brachten in ihrer periodiſchen
Wiederkehr faſt die einzige Abwechslung in dieſe
Einöde. Die Ereigniſſe, welche im übrigen den
regelmäßigen Ablauf der Dienſtzeit Thiels außer
den beiden Unglücksfällen unterbrochen hatten,
waren unſchwer zu überblicken. Vor vier Jahren
war der kaiſerliche Extrazug, der den Kaiſer
nach Breslau gebracht hatte, vorüber gejagt.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |