Hauptmann, Gerhart: Der Apostel. Bahnwärter Thiel. Novellistische Studien. Berlin, 1892.schwitzend, die sanft ansteigende Dorfstraße hin¬ Von den Bewohnern der kleinen Kolonie, Der Ton einer kreischenden Stimme unter¬ Das Geräusch seiner Schritte nach Möglichkeit "Was, Du unbarmherziger, herzloser Schuft! 2*
ſchwitzend, die ſanft anſteigende Dorfſtraße hin¬ Von den Bewohnern der kleinen Kolonie, Der Ton einer kreiſchenden Stimme unter¬ Das Geräuſch ſeiner Schritte nach Möglichkeit „Was, Du unbarmherziger, herzloſer Schuft! 2*
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0031" n="19"/> ſchwitzend, die ſanft anſteigende Dorfſtraße hin¬<lb/> auf. Der alte ſchäbige Pudel des Krämers lag<lb/> mitten auf der Straße, auf dem getheerten<lb/> Plankenzaune eines Koſſätenhofes ſaß eine Nebel¬<lb/> krähe, ſie ſpreitzte die Federn, ſchüttelte ſich,<lb/> nickte, ſtieß ein ohrenzerreißendes „Krä“, „krä“,<lb/> aus und erhob ſich mit pfeifendem Flügelſchlag,<lb/> um ſich vom Winde in der Richtung des Forſtes<lb/> davontreiben zu laſſen.</p><lb/> <p>Von den Bewohnern der kleinen Kolonie,<lb/> etwa zwanzig Fiſchern und Waldarbeitern mit<lb/> ihren Familien, war nichts zu ſehen.</p><lb/> <p>Der Ton einer kreiſchenden Stimme unter¬<lb/> brach die Stille ſo laut und ſchrill, daß der<lb/> Wärter unwillkürlich mit laufen inne hielt. Ein<lb/> Schwall heftig herausgeſtoßner, mißtönender<lb/> Laute ſchlug an ſein Ohr, die aus dem offnen<lb/> Giebelfenſter eines niedrigen Häuschens zu<lb/> kommen ſchienen, welches er mir zu wohl kannte.</p><lb/> <p>Das Geräuſch ſeiner Schritte nach Möglichkeit<lb/> dämpfend, ſchlich er ſich näher und unterſchied<lb/> nun ganz deutlich die Stimme ſeiner Frau.<lb/> Nur noch wenige Bewegungen, und die meiſten<lb/> ihrer Worte wurden ihm verſtändlich.</p><lb/> <p>„Was, Du unbarmherziger, herzloſer Schuft!<lb/> ſoll ſich das elende Wurm die Plautze ausſchreien<lb/> <fw place="bottom" type="sig">2*<lb/></fw> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [19/0031]
ſchwitzend, die ſanft anſteigende Dorfſtraße hin¬
auf. Der alte ſchäbige Pudel des Krämers lag
mitten auf der Straße, auf dem getheerten
Plankenzaune eines Koſſätenhofes ſaß eine Nebel¬
krähe, ſie ſpreitzte die Federn, ſchüttelte ſich,
nickte, ſtieß ein ohrenzerreißendes „Krä“, „krä“,
aus und erhob ſich mit pfeifendem Flügelſchlag,
um ſich vom Winde in der Richtung des Forſtes
davontreiben zu laſſen.
Von den Bewohnern der kleinen Kolonie,
etwa zwanzig Fiſchern und Waldarbeitern mit
ihren Familien, war nichts zu ſehen.
Der Ton einer kreiſchenden Stimme unter¬
brach die Stille ſo laut und ſchrill, daß der
Wärter unwillkürlich mit laufen inne hielt. Ein
Schwall heftig herausgeſtoßner, mißtönender
Laute ſchlug an ſein Ohr, die aus dem offnen
Giebelfenſter eines niedrigen Häuschens zu
kommen ſchienen, welches er mir zu wohl kannte.
Das Geräuſch ſeiner Schritte nach Möglichkeit
dämpfend, ſchlich er ſich näher und unterſchied
nun ganz deutlich die Stimme ſeiner Frau.
Nur noch wenige Bewegungen, und die meiſten
ihrer Worte wurden ihm verſtändlich.
„Was, Du unbarmherziger, herzloſer Schuft!
ſoll ſich das elende Wurm die Plautze ausſchreien
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