Hauptmann, Gerhart: Der Apostel. Bahnwärter Thiel. Novellistische Studien. Berlin, 1892.Faust zusammen zog. Es ließ nach und Unsicheren Schrittes trat der Wärter in den "Pfui, pfui, pfui!" hob es wieder an, dabei In diesem Augenblick öffnete Thiel die Thür Fauſt zuſammen zog. Es ließ nach und Unſicheren Schrittes trat der Wärter in den „Pfui, pfui, pfui!“ hob es wieder an, dabei In dieſem Augenblick öffnete Thiel die Thür <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0033" n="21"/> Fauſt <choice><sic>zuſammmen</sic><corr>zuſammen</corr></choice> zog. Es ließ nach und<lb/> dumpfe Mattigkeit blieb zurück.</p><lb/> <p>Unſicheren Schrittes trat der Wärter in den<lb/> engen, ziegelgepflaſterten Hausflur, müde und<lb/> langſam erklomm er die knarrende Holzſtiege.</p><lb/> <p>„Pfui, pfui, pfui!“ hob es wieder an, dabei<lb/> hörte man, wie Jemand dreimal hinter einander<lb/> mit allen Zeichen der Wut und Verachtung<lb/> ausſpie. „Du erbärmlicher, niederträchtiger, hin¬<lb/> terliſtiger, hämiſcher, feiger, gemeiner Lümmel.“<lb/> Die Worte folgten einander in ſteigender Be¬<lb/> tonung, und die Stimme, welche ſie herausſtieß.<lb/> ſchnappte zuweilen über vor Anſtrengung,<lb/> „Meinen Buben willſt Du ſchlagen, was? Du<lb/> elende Göhre unterſtehſt Dich, das arme, hifloſe<lb/> Kind aufs Maul zu ſchlagen? — wie? — he<lb/> wie? — Ich will mich nur nicht dreckig machen<lb/> an Dir, ſonſt — ...“</p><lb/> <p>In dieſem Augenblick öffnete Thiel die Thür<lb/> des Wohnzimmers, weshalb der erſchrockenen<lb/> Frau das Ende des begonnenen Satzes in der<lb/> Kehle ſtecken blieb. Sie war kreidebleich vor<lb/> Zorn, ihre Lippen zuckten bösartig, ſie hatte<lb/> die Rechte erhoben, ſenkte ſie und griff nach dem<lb/> Milchtopf, aus dem ſie ein Kinderfläſchen voll<lb/> zu füllen verſuchte. Sie ließ jedoch dieſe Arbeit,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [21/0033]
Fauſt zuſammen zog. Es ließ nach und
dumpfe Mattigkeit blieb zurück.
Unſicheren Schrittes trat der Wärter in den
engen, ziegelgepflaſterten Hausflur, müde und
langſam erklomm er die knarrende Holzſtiege.
„Pfui, pfui, pfui!“ hob es wieder an, dabei
hörte man, wie Jemand dreimal hinter einander
mit allen Zeichen der Wut und Verachtung
ausſpie. „Du erbärmlicher, niederträchtiger, hin¬
terliſtiger, hämiſcher, feiger, gemeiner Lümmel.“
Die Worte folgten einander in ſteigender Be¬
tonung, und die Stimme, welche ſie herausſtieß.
ſchnappte zuweilen über vor Anſtrengung,
„Meinen Buben willſt Du ſchlagen, was? Du
elende Göhre unterſtehſt Dich, das arme, hifloſe
Kind aufs Maul zu ſchlagen? — wie? — he
wie? — Ich will mich nur nicht dreckig machen
an Dir, ſonſt — ...“
In dieſem Augenblick öffnete Thiel die Thür
des Wohnzimmers, weshalb der erſchrockenen
Frau das Ende des begonnenen Satzes in der
Kehle ſtecken blieb. Sie war kreidebleich vor
Zorn, ihre Lippen zuckten bösartig, ſie hatte
die Rechte erhoben, ſenkte ſie und griff nach dem
Milchtopf, aus dem ſie ein Kinderfläſchen voll
zu füllen verſuchte. Sie ließ jedoch dieſe Arbeit,
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