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Hauptmann, Gerhart: Der Apostel. Bahnwärter Thiel. Novellistische Studien. Berlin, 1892.

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sobald es dämmerte, seine Strecke zu revidieren.
In der Linken einen Stock, in der Rechten einen
langen, eisernen Schraubschlüssel, schritt er denn
auch alsbald auf dem Rücken einer Bahnschiene
in das schmutzig graue Zwielicht hinein.

Hin und wieder zog er mit dem Schraub¬
schlüssel einen Bolzen fest oder schlug an eine
der runden Eisenstangen, welche die Gleise unter
einander verbanden.

Regen und Wind hatten nachgelassen und
zwischen zerschlissenen Wolkenschichten wurden hie
und da Stücke eines blaßblauen Himmels sichtbar.

Das eintönige Klappen der Sohlen auf
dem harten Metall, verbunden mit dem schläf¬
rigen Geräusch der tropfenschüttelnden Bäume,
beruhigte Thiel nach und nach.

Um sechs Uhr früh wurde er abgelöst und
trat ohne Verzug den Heimweg an.

Es war ein herrlicher Sonntagmorgen, die
Wolken hatten sich zerteilt und waren mittler¬
weile hinter den Umkreis des Horizontes hinab¬
gesunken. Die Sonne goß, im Aufgehen gleich
einem ungeheuren blutroten Edelstein funkelnd,
wahre Lichtmassen über den Forst.

In scharfen Linien schossen die Strahlen¬
bündel durch das Gewirr der Stämme, hier

ſobald es dämmerte, ſeine Strecke zu revidieren.
In der Linken einen Stock, in der Rechten einen
langen, eiſernen Schraubſchlüſſel, ſchritt er denn
auch alsbald auf dem Rücken einer Bahnſchiene
in das ſchmutzig graue Zwielicht hinein.

Hin und wieder zog er mit dem Schraub¬
ſchlüſſel einen Bolzen feſt oder ſchlug an eine
der runden Eiſenſtangen, welche die Gleiſe unter
einander verbanden.

Regen und Wind hatten nachgelaſſen und
zwiſchen zerſchliſſenen Wolkenſchichten wurden hie
und da Stücke eines blaßblauen Himmels ſichtbar.

Das eintönige Klappen der Sohlen auf
dem harten Metall, verbunden mit dem ſchläf¬
rigen Geräuſch der tropfenſchüttelnden Bäume,
beruhigte Thiel nach und nach.

Um ſechs Uhr früh wurde er abgelöſt und
trat ohne Verzug den Heimweg an.

Es war ein herrlicher Sonntagmorgen, die
Wolken hatten ſich zerteilt und waren mittler¬
weile hinter den Umkreis des Horizontes hinab¬
geſunken. Die Sonne goß, im Aufgehen gleich
einem ungeheuren blutroten Edelſtein funkelnd,
wahre Lichtmaſſen über den Forſt.

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bündel durch das Gewirr der Stämme, hier

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[36/0048] ſobald es dämmerte, ſeine Strecke zu revidieren. In der Linken einen Stock, in der Rechten einen langen, eiſernen Schraubſchlüſſel, ſchritt er denn auch alsbald auf dem Rücken einer Bahnſchiene in das ſchmutzig graue Zwielicht hinein. Hin und wieder zog er mit dem Schraub¬ ſchlüſſel einen Bolzen feſt oder ſchlug an eine der runden Eiſenſtangen, welche die Gleiſe unter einander verbanden. Regen und Wind hatten nachgelaſſen und zwiſchen zerſchliſſenen Wolkenſchichten wurden hie und da Stücke eines blaßblauen Himmels ſichtbar. Das eintönige Klappen der Sohlen auf dem harten Metall, verbunden mit dem ſchläf¬ rigen Geräuſch der tropfenſchüttelnden Bäume, beruhigte Thiel nach und nach. Um ſechs Uhr früh wurde er abgelöſt und trat ohne Verzug den Heimweg an. Es war ein herrlicher Sonntagmorgen, die Wolken hatten ſich zerteilt und waren mittler¬ weile hinter den Umkreis des Horizontes hinab¬ geſunken. Die Sonne goß, im Aufgehen gleich einem ungeheuren blutroten Edelſtein funkelnd, wahre Lichtmaſſen über den Forſt. In ſcharfen Linien ſchoſſen die Strahlen¬ bündel durch das Gewirr der Stämme, hier

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Zitationshilfe: Hauptmann, Gerhart: Der Apostel. Bahnwärter Thiel. Novellistische Studien. Berlin, 1892, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hauptmann_bahnwaerter_1892/48>, abgerufen am 21.11.2024.