Hauptmann, Gerhart: Der Apostel. Bahnwärter Thiel. Novellistische Studien. Berlin, 1892.und holte in tiefen Zügen Luft, aber es war "Ich muß die Strecke belaufen, ich werde "Ach was -- Unsinn!" schrie sie zurück, Im ersten Augenblick erwog sie, ob sie nicht und holte in tiefen Zügen Luft, aber es war „Ich muß die Strecke belaufen, ich werde „Ach was — Unſinn!“ ſchrie ſie zurück, Im erſten Augenblick erwog ſie, ob ſie nicht <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0053" n="41"/> und holte in tiefen Zügen Luft, aber es war<lb/> jeweilig nur ein Augenblick, wenn nicht etwa<lb/> das Kleine geſtillt werden mußte, was mit<lb/> keuchender, ſchweißtropfender Bruſt haſtig geſchah.</p><lb/> <p>„Ich muß die Strecke belaufen, ich werde<lb/> Tobias mitnehmen,“ rief der Wärter nach einer<lb/> Weile von der Plattform vor der Bude aus<lb/> zu ihr herüber.</p><lb/> <p>„Ach was — Unſinn!“ ſchrie ſie zurück,<lb/> „wer ſoll bei dem Kleinen bleiben?“ — „Hier¬<lb/> her kommſt Du!“ ſetzte ſie noch lauter hinzu,<lb/> während der Wärter, als ob er ſie nicht hören<lb/> könne, mit Tobiäschen davonging.</p><lb/> <p>Im erſten Augenblick erwog ſie, ob ſie nicht<lb/> nachlaufen ſolle, und nur der Zeitverluſt bewog<lb/> ſie, davon abzuſtehen. Thiel ging mit Tobias<lb/> die Strecke entlang; der Kleine war nicht wenig<lb/> erregt, alles war ihm neu, fremd. Er begriff<lb/> nicht, was die ſchmalen, ſchwarzen, vom Sonnen¬<lb/> licht erwärmten Schienen zu bedeuten hatten.<lb/> Unaufhörlich that er allerhand ſonderbare Fragen,<lb/> vor allem verwunderlich war ihm das Klingen<lb/> der Telegraphenſtangen. Thiel kannte den Ton<lb/> jeder einzelnen ſeines Reviers, ſo daß er mit<lb/> geſchloſſenen Augen ſtets gewußt haben würde,<lb/> in welchem Teil desſelben er ſich gerade befand.<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [41/0053]
und holte in tiefen Zügen Luft, aber es war
jeweilig nur ein Augenblick, wenn nicht etwa
das Kleine geſtillt werden mußte, was mit
keuchender, ſchweißtropfender Bruſt haſtig geſchah.
„Ich muß die Strecke belaufen, ich werde
Tobias mitnehmen,“ rief der Wärter nach einer
Weile von der Plattform vor der Bude aus
zu ihr herüber.
„Ach was — Unſinn!“ ſchrie ſie zurück,
„wer ſoll bei dem Kleinen bleiben?“ — „Hier¬
her kommſt Du!“ ſetzte ſie noch lauter hinzu,
während der Wärter, als ob er ſie nicht hören
könne, mit Tobiäschen davonging.
Im erſten Augenblick erwog ſie, ob ſie nicht
nachlaufen ſolle, und nur der Zeitverluſt bewog
ſie, davon abzuſtehen. Thiel ging mit Tobias
die Strecke entlang; der Kleine war nicht wenig
erregt, alles war ihm neu, fremd. Er begriff
nicht, was die ſchmalen, ſchwarzen, vom Sonnen¬
licht erwärmten Schienen zu bedeuten hatten.
Unaufhörlich that er allerhand ſonderbare Fragen,
vor allem verwunderlich war ihm das Klingen
der Telegraphenſtangen. Thiel kannte den Ton
jeder einzelnen ſeines Reviers, ſo daß er mit
geſchloſſenen Augen ſtets gewußt haben würde,
in welchem Teil desſelben er ſich gerade befand.
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Zitationshilfe: | Hauptmann, Gerhart: Der Apostel. Bahnwärter Thiel. Novellistische Studien. Berlin, 1892, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hauptmann_bahnwaerter_1892/53>, abgerufen am 16.07.2024. |