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Hauptmann, Gerhart: Der Apostel. Bahnwärter Thiel. Novellistische Studien. Berlin, 1892.

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Das Mittagessen, bestehend aus Kartoffeln
und einem Restchen kalten Schweinebraten, ver¬
zehrte man in der Bude. Lene war aufgeräumt,
und auch Thiel schien sich in das Unvermeid¬
liche mit gutem Anstand fügen zu wollen. Er
unterhielt seine Frau während des Essens mit
allerlei Dingen, die in seinem Beruf schlugen.
So fragte er sie, ob sie sich denken könne, daß
in einer einzigen Bahnschiene sechsundvierzig
Schrauben säßen und anderes mehr.

Am Vormittage war Lene mit umgraben
fertig geworden; am Nachmittage sollten die
Kartoffeln gesteckt werden. Sie bestand darauf,
daß Tobias jetzt das Kleine warte und nahm
ihn mit sich.

"Paß auf ..." rief Thiel ihr nach, von
plötzlicher Besorgnis ergriffen, "paß auf, daß er
den Geleisen nicht zu nahe kommt."

Ein Achselzucken Lenes war die Antwort.


Der schlesische Schnellzug war gemeldet und
Thiel mußte auf seinen Posten. Kaum stand
er dienstfertig an der Barriere, so hörte er ihn
auch schon heranbrausen.

Der Zug wurde sichtbar -- er kam näher

Das Mittageſſen, beſtehend aus Kartoffeln
und einem Reſtchen kalten Schweinebraten, ver¬
zehrte man in der Bude. Lene war aufgeräumt,
und auch Thiel ſchien ſich in das Unvermeid¬
liche mit gutem Anſtand fügen zu wollen. Er
unterhielt ſeine Frau während des Eſſens mit
allerlei Dingen, die in ſeinem Beruf ſchlugen.
So fragte er ſie, ob ſie ſich denken könne, daß
in einer einzigen Bahnſchiene ſechsundvierzig
Schrauben ſäßen und anderes mehr.

Am Vormittage war Lene mit umgraben
fertig geworden; am Nachmittage ſollten die
Kartoffeln geſteckt werden. Sie beſtand darauf,
daß Tobias jetzt das Kleine warte und nahm
ihn mit ſich.

„Paß auf ...“ rief Thiel ihr nach, von
plötzlicher Beſorgnis ergriffen, „paß auf, daß er
den Geleiſen nicht zu nahe kommt.“

Ein Achſelzucken Lenes war die Antwort.


Der ſchleſiſche Schnellzug war gemeldet und
Thiel mußte auf ſeinen Poſten. Kaum ſtand
er dienſtfertig an der Barriere, ſo hörte er ihn
auch ſchon heranbrauſen.

Der Zug wurde ſichtbar — er kam näher

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[44/0056] Das Mittageſſen, beſtehend aus Kartoffeln und einem Reſtchen kalten Schweinebraten, ver¬ zehrte man in der Bude. Lene war aufgeräumt, und auch Thiel ſchien ſich in das Unvermeid¬ liche mit gutem Anſtand fügen zu wollen. Er unterhielt ſeine Frau während des Eſſens mit allerlei Dingen, die in ſeinem Beruf ſchlugen. So fragte er ſie, ob ſie ſich denken könne, daß in einer einzigen Bahnſchiene ſechsundvierzig Schrauben ſäßen und anderes mehr. Am Vormittage war Lene mit umgraben fertig geworden; am Nachmittage ſollten die Kartoffeln geſteckt werden. Sie beſtand darauf, daß Tobias jetzt das Kleine warte und nahm ihn mit ſich. „Paß auf ...“ rief Thiel ihr nach, von plötzlicher Beſorgnis ergriffen, „paß auf, daß er den Geleiſen nicht zu nahe kommt.“ Ein Achſelzucken Lenes war die Antwort. Der ſchleſiſche Schnellzug war gemeldet und Thiel mußte auf ſeinen Poſten. Kaum ſtand er dienſtfertig an der Barriere, ſo hörte er ihn auch ſchon heranbrauſen. Der Zug wurde ſichtbar — er kam näher

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Zitationshilfe: Hauptmann, Gerhart: Der Apostel. Bahnwärter Thiel. Novellistische Studien. Berlin, 1892, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hauptmann_bahnwaerter_1892/56>, abgerufen am 04.12.2024.