Hauptmann, Gerhart: Der Apostel. Bahnwärter Thiel. Novellistische Studien. Berlin, 1892.doch wenigstens so viel Kraft, sich für einige Der Personenzug kam heran, Tobias mußte Nach einer Weile erwachte er aus einer In der Bude nahm er sogleich seine Uhr "Schlimm, sehr schlimm -- aber vielleicht ... 4*
doch wenigſtens ſo viel Kraft, ſich für einige Der Perſonenzug kam heran, Tobias mußte Nach einer Weile erwachte er aus einer In der Bude nahm er ſogleich ſeine Uhr „Schlimm, ſehr ſchlimm — aber vielleicht ... 4*
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0063" n="51"/> doch wenigſtens ſo viel Kraft, ſich für einige<lb/> Zeit aufrecht zu erhalten.</p><lb/> <p>Der Perſonenzug kam heran, Tobias mußte<lb/> darin ſein, je näher er rückte, umſomehr ver¬<lb/> ſchwammen die Bilder vor Thiels Augen. Am<lb/> Ende ſah er nur noch den zerſchlagenen Jungen<lb/> mit dem blutigen Munde, dann wurde es Nacht,</p><lb/> <p>Nach einer Weile erwachte er aus einer<lb/> Ohnmacht. Er fand ſich dicht an der Barriere<lb/> im heißen Sande liegen. Er ſtand auf, ſchüttelte<lb/> die Sandkörner aus ſeinen Kleidern und ſpie<lb/> ſie aus ſeinem Munde. Sein Kopf wurde ein<lb/> wenig freier, er vermochte ruhiger zu denken.</p><lb/> <p>In der Bude nahm er ſogleich ſeine Uhr<lb/> vom Boden auf und legte ſie auf den Tiſch.<lb/> Sie war trotz des Falles nicht ſtehen geblieben.<lb/> Er zählte während zweier Stunden die Sekunden<lb/> und Minuten, indem er ſich vorſtellte, was in¬<lb/> des mit Tobias geſchehen mochte. Jetzt kam<lb/> Lene mit ihm an, jetzt ſtand ſie vor dem Arzte.<lb/> Dieſer betrachtete und betaſtete den Jungen und<lb/> ſchüttelte den Kopf:</p><lb/> <p>„Schlimm, ſehr ſchlimm — aber vielleicht ...<lb/> wer weiß?“ Er unterſuchte genauer, „nein,“<lb/> ſagte er dann, „nein, es iſt vorbei.“<lb/></p> <fw place="bottom" type="sig">4*<lb/></fw> </div> </div> </body> </text> </TEI> [51/0063]
doch wenigſtens ſo viel Kraft, ſich für einige
Zeit aufrecht zu erhalten.
Der Perſonenzug kam heran, Tobias mußte
darin ſein, je näher er rückte, umſomehr ver¬
ſchwammen die Bilder vor Thiels Augen. Am
Ende ſah er nur noch den zerſchlagenen Jungen
mit dem blutigen Munde, dann wurde es Nacht,
Nach einer Weile erwachte er aus einer
Ohnmacht. Er fand ſich dicht an der Barriere
im heißen Sande liegen. Er ſtand auf, ſchüttelte
die Sandkörner aus ſeinen Kleidern und ſpie
ſie aus ſeinem Munde. Sein Kopf wurde ein
wenig freier, er vermochte ruhiger zu denken.
In der Bude nahm er ſogleich ſeine Uhr
vom Boden auf und legte ſie auf den Tiſch.
Sie war trotz des Falles nicht ſtehen geblieben.
Er zählte während zweier Stunden die Sekunden
und Minuten, indem er ſich vorſtellte, was in¬
des mit Tobias geſchehen mochte. Jetzt kam
Lene mit ihm an, jetzt ſtand ſie vor dem Arzte.
Dieſer betrachtete und betaſtete den Jungen und
ſchüttelte den Kopf:
„Schlimm, ſehr ſchlimm — aber vielleicht ...
wer weiß?“ Er unterſuchte genauer, „nein,“
ſagte er dann, „nein, es iſt vorbei.“
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