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Hauptmann, Gerhart: Der Apostel. Bahnwärter Thiel. Novellistische Studien. Berlin, 1892.

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Städte waren nicht besser als Beulen, Aus¬
wüchse der Kultur. Ihr Anblick verursachte ihm
Ekel und Weh.

Zwischen den Buchen angelangt, ließ er sich
nieder. Lang ausgestreckt, den Kopf dicht an
der Erde, Humus- und Grasgeruch einziehend,
die transparenten, grünen Halme dicht vor den
Augen, lag er da. Ein Behagen erfüllte ihn
so, eine schwellende Liebe, eine taumelnde Glück¬
seligkeit. Wie Silbersäulen die Buchenstämme.
Der wogende und rauschende, sonnengold¬
durchschlagene, grüne Baldachin darüber, der
Gesang, die Freude, der eifrige und lachende
Jubel der Vögel. Er schloß die Augen, er gab
sich ganz hin. -- -- --

Dabei stieg ihm der Traum der Nacht auf:
eine fremde Stimmung zuerst, ein Herzklopfen,
eine Gehobenheit, die eine Vorstellung mit¬
brachte, über deren Ursprung er grübeln mußte.
Endlich kam die Erinnerung --: Zwischen Tag
und Abend. Eine endlose, staubige, italienische
Landstraße, noch erhitzt, flimmernde Wärme
ausströmend. Landleute kommen vom Felde,
braun, bunt, zerlumpt. Männer, Weiber und
Kinder mit schwarzen, stechenden, glaubens¬
kranken Augen. Aermliche Hütten schräg drüben.

Städte waren nicht beſſer als Beulen, Aus¬
wüchſe der Kultur. Ihr Anblick verurſachte ihm
Ekel und Weh.

Zwiſchen den Buchen angelangt, ließ er ſich
nieder. Lang ausgeſtreckt, den Kopf dicht an
der Erde, Humus- und Grasgeruch einziehend,
die transparenten, grünen Halme dicht vor den
Augen, lag er da. Ein Behagen erfüllte ihn
ſo, eine ſchwellende Liebe, eine taumelnde Glück¬
ſeligkeit. Wie Silberſäulen die Buchenſtämme.
Der wogende und rauſchende, ſonnengold¬
durchſchlagene, grüne Baldachin darüber, der
Geſang, die Freude, der eifrige und lachende
Jubel der Vögel. Er ſchloß die Augen, er gab
ſich ganz hin. — — —

Dabei ſtieg ihm der Traum der Nacht auf:
eine fremde Stimmung zuerſt, ein Herzklopfen,
eine Gehobenheit, die eine Vorſtellung mit¬
brachte, über deren Urſprung er grübeln mußte.
Endlich kam die Erinnerung —: Zwiſchen Tag
und Abend. Eine endloſe, ſtaubige, italieniſche
Landſtraße, noch erhitzt, flimmernde Wärme
ausſtrömend. Landleute kommen vom Felde,
braun, bunt, zerlumpt. Männer, Weiber und
Kinder mit ſchwarzen, ſtechenden, glaubens¬
kranken Augen. Aermliche Hütten ſchräg drüben.

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[73/0087] Städte waren nicht beſſer als Beulen, Aus¬ wüchſe der Kultur. Ihr Anblick verurſachte ihm Ekel und Weh. Zwiſchen den Buchen angelangt, ließ er ſich nieder. Lang ausgeſtreckt, den Kopf dicht an der Erde, Humus- und Grasgeruch einziehend, die transparenten, grünen Halme dicht vor den Augen, lag er da. Ein Behagen erfüllte ihn ſo, eine ſchwellende Liebe, eine taumelnde Glück¬ ſeligkeit. Wie Silberſäulen die Buchenſtämme. Der wogende und rauſchende, ſonnengold¬ durchſchlagene, grüne Baldachin darüber, der Geſang, die Freude, der eifrige und lachende Jubel der Vögel. Er ſchloß die Augen, er gab ſich ganz hin. — — — Dabei ſtieg ihm der Traum der Nacht auf: eine fremde Stimmung zuerſt, ein Herzklopfen, eine Gehobenheit, die eine Vorſtellung mit¬ brachte, über deren Urſprung er grübeln mußte. Endlich kam die Erinnerung —: Zwiſchen Tag und Abend. Eine endloſe, ſtaubige, italieniſche Landſtraße, noch erhitzt, flimmernde Wärme ausſtrömend. Landleute kommen vom Felde, braun, bunt, zerlumpt. Männer, Weiber und Kinder mit ſchwarzen, ſtechenden, glaubens¬ kranken Augen. Aermliche Hütten ſchräg drüben.

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Zitationshilfe: Hauptmann, Gerhart: Der Apostel. Bahnwärter Thiel. Novellistische Studien. Berlin, 1892, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hauptmann_bahnwaerter_1892/87>, abgerufen am 04.12.2024.