Hauptmann, Gerhart: Vor Sonnenaufgang. Berlin, 1889. Frau Krause (zu Loth): Hummer ha'n Sie woll auch noch nich gegassen, Herr Ducter? Loth. Ja, Hummer habe ich schon hin und wieder gegessen --, an der See oben, in Warnemünde, wo ich ge- boren bin. Frau Krause (zu Kahl). Gell, Wilhelm, ma weeß wirklich'n Gott manchmal nich mee, was ma assen sull? Kahl. J..j..ja, w..w..weeß...weeß G..Gott, Muhme. Eduard (will Loth Champagner eingießen). Champagner Loth (hält sein Glas zu). Nein!...danke! Hoffmann. -- Mach' keinen Unsinn. Helene. Wie, Sie trinken nicht? Loth. Nein, Fräulein. Hoffmann. Na, hör mal an: das ist aber doch... das ist langweilig. Loth. Wenn ich tränke, würde ich noch lang- weiliger werden. Helene. Das ist interessant, Herr Doctor. Loth (ohne Tact). Daß ich langweiliger werde, wenn ich Wein trinke? Helene (etwas betreten). Nein, ach nein, daß.... daß Sie nicht trinken...., daß Sie überhaupt nicht trinken, meine ich. Loth. Warum soll das interessant sein? Helene (sehr roth werdend). Es ist....ist nicht das Gewöhnliche. (Wird noch röther und sehr verlegen.) Loth (tollpatschig). Da haben Sie Recht, leider. Frau Krause (zu Loth). De Flasche kust uns fufza Mark, Sie kinn' a dreiste trink'n. Direct vu Rheims iis a, mir satz'n Ihn' gewiß nischt Schlechtes vier, mir mieja salber nischt Schlechtes. Frau Spiller. Ach, glauben Sie mich -- m --, Herr Doctor, wenn Seine Exellenz der Herr Minister von Schadendorf -- m -- so eine Tafel geführt hätten.... Kahl. Ohne men'n Wein kennt ich nich laben. Frau Krauſe (zu Loth): Hummer ha'n Sie woll auch noch nich gegaſſen, Herr Ducter? Loth. Ja, Hummer habe ich ſchon hin und wieder gegeſſen —, an der See oben, in Warnemünde, wo ich ge- boren bin. Frau Krauſe (zu Kahl). Gell, Wilhelm, ma weeß wirklich'n Gott manchmal nich mee, was ma aſſen ſull? Kahl. J..j..ja, w..w..weeß...weeß G..Gott, Muhme. Eduard (will Loth Champagner eingießen). Champagner Loth (hält ſein Glas zu). Nein!...danke! Hoffmann. — Mach' keinen Unſinn. Helene. Wie, Sie trinken nicht? Loth. Nein, Fräulein. Hoffmann. Na, hör mal an: das iſt aber doch... das iſt langweilig. Loth. Wenn ich tränke, würde ich noch lang- weiliger werden. Helene. Das iſt intereſſant, Herr Doctor. Loth (ohne Tact). Daß ich langweiliger werde, wenn ich Wein trinke? Helene (etwas betreten). Nein, ach nein, daß.... daß Sie nicht trinken...., daß Sie überhaupt nicht trinken, meine ich. Loth. Warum ſoll das intereſſant ſein? Helene (ſehr roth werdend). Es iſt....iſt nicht das Gewöhnliche. (Wird noch röther und ſehr verlegen.) Loth (tollpatſchig). Da haben Sie Recht, leider. Frau Krauſe (zu Loth). De Flaſche kuſt uns fufza Mark, Sie kinn' a dreiſte trink'n. Direct vu Rheims iis a, mir ſatz'n Ihn' gewiß niſcht Schlechtes vier, mir mieja ſalber niſcht Schlechtes. Frau Spiller. Ach, glauben Sie mich — m —, Herr Doctor, wenn Seine Exellenz der Herr Miniſter von Schadendorf — m — ſo eine Tafel geführt hätten.... Kahl. 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Hoffmann. — Mach' keinen Unſinn.
Helene. Wie, Sie trinken nicht?
Loth. Nein, Fräulein.
Hoffmann. Na, hör mal an: das iſt aber doch...
das iſt langweilig.
Loth. Wenn ich tränke, würde ich noch lang-
weiliger werden.
Helene. Das iſt intereſſant, Herr Doctor.
Loth (ohne Tact). Daß ich langweiliger werde, wenn
ich Wein trinke?
Helene (etwas betreten). Nein, ach nein, daß....
daß Sie nicht trinken...., daß Sie überhaupt nicht
trinken, meine ich.
Loth. Warum ſoll das intereſſant ſein?
Helene (ſehr roth werdend). Es iſt....iſt nicht das
Gewöhnliche. (Wird noch röther und ſehr verlegen.)
Loth (tollpatſchig). Da haben Sie Recht, leider.
Frau Krauſe (zu Loth). De Flaſche kuſt uns fufza
Mark, Sie kinn' a dreiſte trink'n. Direct vu Rheims
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mieja ſalber niſcht Schlechtes.
Frau Spiller. Ach, glauben Sie mich — m —, Herr
Doctor, wenn Seine Exellenz der Herr Miniſter von
Schadendorf — m — ſo eine Tafel geführt hätten....
Kahl. Ohne men'n Wein kennt ich nich laben.
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