Hauptmann, Gerhart: Vor Sonnenaufgang. Berlin, 1889. Helene (zu Loth). Sagen Sie uns doch, warum Sie nicht trinken? Loth. Das kann gerne geschehen, ich.... Hoffmann. Ae, was! alter Freund! (Er nimmt dem Diener die Flasche ab, um nun seinerseits Loth zu bedrängen.) Denk dran, wie manche hochfidele Stunde wir früher mit einander... Loth. Nein, bitte bemühe Dich nicht, es... Hoffmann. Trink heut mal! Loth. Es ist Alles vergebens. Hoffmann. Mir zu Liebe! (Hoffmann will eingießen, Loth wehrt ab; es entsteht ein kleines Handgemenge.) Loth. Nein!...nein, wie gesagt...nein!... nein danke. Hoffmann. Aber nimm mir's nicht übel... das ist eine Marotte. Kahl (zu Fr. Spiller). Wer nich will, dar hat schunn'. Frau Spiller (nicht ergeben). Hoffmann. Uebrigens, des Menschen Wille... und so weiter. So viel sage ich nur: ohne ein Glas Wein bei Tisch... Loth. Ein Glas Bier zum Frühstück... Hoffmann. Nun ja, warum nicht? ein Glas Bier ist was sehr gesundes. Loth. Ein Cognac hie und da... Hoffmann. Na, wenn man das nicht 'mal haben sollte...zum Asceten machst Du mich nun und nimmer, das heißt ja dem Leben allen Reiz nehmen. Loth. Das kann ich nicht sagen. Ich bin mit den normalen Reizen, die mein Nervensystem treffen, durchaus zufrieden. Hoffmann. Eine Gesellschaft, die trockenen Gaumens beisammen hockt, ist und bleibt eine verzweifelt öde und langweilige, -- für die ich mich im Allgemeinen bedanke. Frau Krause. Bei a Adlijen wird doch auch a so viel getrunk'n. Helene (zu Loth). Sagen Sie uns doch, warum Sie nicht trinken? Loth. Das kann gerne geſchehen, ich.... Hoffmann. Ae, was! alter Freund! (Er nimmt dem Diener die Flaſche ab, um nun ſeinerſeits Loth zu bedrängen.) Denk dran, wie manche hochfidele Stunde wir früher mit einander... Loth. Nein, bitte bemühe Dich nicht, es... Hoffmann. Trink heut mal! Loth. Es iſt Alles vergebens. Hoffmann. Mir zu Liebe! (Hoffmann will eingießen, Loth wehrt ab; es entſteht ein kleines Handgemenge.) Loth. Nein!...nein, wie geſagt...nein!... nein danke. Hoffmann. Aber nimm mir's nicht übel... das iſt eine Marotte. Kahl (zu Fr. Spiller). Wer nich will, dar hat ſchunn'. Frau Spiller (nicht ergeben). Hoffmann. Uebrigens, des Menſchen Wille... und ſo weiter. So viel ſage ich nur: ohne ein Glas Wein bei Tiſch... Loth. Ein Glas Bier zum Frühſtück... Hoffmann. Nun ja, warum nicht? ein Glas Bier iſt was ſehr geſundes. Loth. Ein Cognac hie und da... Hoffmann. Na, wenn man das nicht 'mal haben ſollte...zum Asceten machſt Du mich nun und nimmer, das heißt ja dem Leben allen Reiz nehmen. Loth. Das kann ich nicht ſagen. Ich bin mit den normalen Reizen, die mein Nervenſyſtem treffen, durchaus zufrieden. Hoffmann. Eine Geſellſchaft, die trockenen Gaumens beiſammen hockt, iſt und bleibt eine verzweifelt öde und langweilige, — für die ich mich im Allgemeinen bedanke. Frau Krauſe. 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Hoffmann. Trink heut mal!
Loth. Es iſt Alles vergebens.
Hoffmann. Mir zu Liebe!
(Hoffmann will eingießen, Loth wehrt ab; es entſteht ein kleines
Handgemenge.)
Loth. Nein!...nein, wie geſagt...nein!...
nein danke.
Hoffmann. Aber nimm mir's nicht übel...
das iſt eine Marotte.
Kahl (zu Fr. Spiller). Wer nich will, dar hat ſchunn'.
Frau Spiller (nicht ergeben).
Hoffmann. Uebrigens, des Menſchen Wille...
und ſo weiter. So viel ſage ich nur: ohne ein Glas
Wein bei Tiſch...
Loth. Ein Glas Bier zum Frühſtück...
Hoffmann. Nun ja, warum nicht? ein Glas
Bier iſt was ſehr geſundes.
Loth. Ein Cognac hie und da...
Hoffmann. Na, wenn man das nicht 'mal haben
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Loth. Das kann ich nicht ſagen. Ich bin mit
den normalen Reizen, die mein Nervenſyſtem treffen,
durchaus zufrieden.
Hoffmann. Eine Geſellſchaft, die trockenen
Gaumens beiſammen hockt, iſt und bleibt eine verzweifelt
öde und langweilige, — für die ich mich im Allgemeinen
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Frau Krauſe. Bei a Adlijen wird doch auch a
ſo viel getrunk'n.
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