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Hauptmann, Gerhart: Die Weber. Berlin, 1892.

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und Dir das Wort Gottes an's Herz gelegt. Jst
das nun die Dankbarkeit?
Jäger (finster, wie ein geduckter Schuljunge). Jch hab ja
cen'n Thaler Geld uufgelegt.
Kittelhaus. Geld, Geld ... Glaubst Du viel-
leicht, daß das schnöde, erbärmliche Geld ... Behalt
Dir Dein Geld ... das ist mir viel lieber. Was das
für ein Unsinn ist. Sei brav, sei ein Christ! Denk
an das, was Du gelobt hast. Halt Gottes Gebote,
sei gut und sei fromm. Geld, Geld...
Jäger. Jch bin Quäker, Herr Paster, ich glob
an nischt mehr.
Kittelhaus. Was, Quäker, ach rede doch nicht!
Mach, daß Du Dich besserst, und laß unverdaute
Worte aus dem Spiel! Das sind fromme Leute,
nicht Heiden wie Du. Quäker! was Quäker!
Polizeiverwalter. Mit Erlaubniß, Herr Pastor
(Er tritt zwischen ihn und Jäger.) Kutsche! binden Sie ihm
die Hände!

(Wüstes Gebrüll von draußen: "Jäger! Jäger, sull rauskumma!")
Dreißiger, (gelinde erschrocken, wie die übrigen Anwesenden, ist
unwillkürlich an's Fenster getreten).
Was heißt denn das nun
wieder?
Polizeiverwalter. O, das versteh ich: das
heißt, daß sie den Lumpen wieder raus haben wollen.
Den Gefallen werden wir ihnen nun aber mal nicht
thun. Verstanden, Kutsche? Er kommt in's Stock-
haus.
Kutsche (mit dem Strick in der Hand zögernd). Mit Respect
zu vermelden, Herr Verwalter, mir werden woll unsere
Noth haben. Es is eine ganz verfluchte Hetze
Menschen. De richt'ge Schwefelbande, Herr Ver-
walter. Da is der Bäcker, da is der Schmied ...
Kittelhaus. Mit gütiger Erlaubniß, -- um
nicht noch mehr böses Blut zu machen, würde es
nicht angemessener sein, Herr Verwalter, wir versuchten
Die Weber. 6
und Dir das Wort Gottes an’s Herz gelegt. Jſt
das nun die Dankbarkeit?
Jäger (finſter, wie ein geduckter Schuljunge). Jch hab ja
cen’n Thaler Geld uufgelegt.
Kittelhaus. Geld, Geld … Glaubſt Du viel-
leicht, daß das ſchnöde, erbärmliche Geld … Behalt
Dir Dein Geld … das iſt mir viel lieber. Was das
für ein Unſinn iſt. Sei brav, ſei ein Chriſt! Denk
an das, was Du gelobt haſt. Halt Gottes Gebote,
ſei gut und ſei fromm. Geld, Geld…
Jäger. Jch bin Quäker, Herr Paſter, ich glob
an niſcht mehr.
Kittelhaus. Was, Quäker, ach rede doch nicht!
Mach, daß Du Dich beſſerſt, und laß unverdaute
Worte aus dem Spiel! Das ſind fromme Leute,
nicht Heiden wie Du. Quäker! was Quäker!
Polizeiverwalter. Mit Erlaubniß, Herr Paſtor
(Er tritt zwiſchen ihn und Jäger.) Kutſche! binden Sie ihm
die Hände!

(Wüſtes Gebrüll von draußen: „Jäger! Jäger, ſull rauskumma!“)
Dreißiger, (gelinde erſchrocken, wie die übrigen Anweſenden, iſt
unwillkürlich an’s Fenſter getreten).
Was heißt denn das nun
wieder?
Polizeiverwalter. O, das verſteh ich: das
heißt, daß ſie den Lumpen wieder raus haben wollen.
Den Gefallen werden wir ihnen nun aber mal nicht
thun. Verſtanden, Kutſche? Er kommt in’s Stock-
haus.
Kutſche (mit dem Strick in der Hand zögernd). Mit Reſpect
zu vermelden, Herr Verwalter, mir werden woll unſere
Noth haben. Es is eine ganz verfluchte Hetze
Menſchen. De richt’ge Schwefelbande, Herr Ver-
walter. Da is der Bäcker, da is der Schmied …
Kittelhaus. Mit gütiger Erlaubniß, — um
nicht noch mehr böſes Blut zu machen, würde es
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Die Weber. 6
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[81/0094] und Dir das Wort Gottes an’s Herz gelegt. Jſt das nun die Dankbarkeit? Jäger (finſter, wie ein geduckter Schuljunge). Jch hab ja cen’n Thaler Geld uufgelegt. Kittelhaus. Geld, Geld … Glaubſt Du viel- leicht, daß das ſchnöde, erbärmliche Geld … Behalt Dir Dein Geld … das iſt mir viel lieber. Was das für ein Unſinn iſt. Sei brav, ſei ein Chriſt! Denk an das, was Du gelobt haſt. Halt Gottes Gebote, ſei gut und ſei fromm. Geld, Geld… Jäger. Jch bin Quäker, Herr Paſter, ich glob an niſcht mehr. Kittelhaus. Was, Quäker, ach rede doch nicht! Mach, daß Du Dich beſſerſt, und laß unverdaute Worte aus dem Spiel! Das ſind fromme Leute, nicht Heiden wie Du. Quäker! was Quäker! Polizeiverwalter. Mit Erlaubniß, Herr Paſtor (Er tritt zwiſchen ihn und Jäger.) Kutſche! binden Sie ihm die Hände! (Wüſtes Gebrüll von draußen: „Jäger! Jäger, ſull rauskumma!“) Dreißiger, (gelinde erſchrocken, wie die übrigen Anweſenden, iſt unwillkürlich an’s Fenſter getreten). Was heißt denn das nun wieder? Polizeiverwalter. O, das verſteh ich: das heißt, daß ſie den Lumpen wieder raus haben wollen. Den Gefallen werden wir ihnen nun aber mal nicht thun. Verſtanden, Kutſche? Er kommt in’s Stock- haus. Kutſche (mit dem Strick in der Hand zögernd). Mit Reſpect zu vermelden, Herr Verwalter, mir werden woll unſere Noth haben. Es is eine ganz verfluchte Hetze Menſchen. De richt’ge Schwefelbande, Herr Ver- walter. Da is der Bäcker, da is der Schmied … Kittelhaus. Mit gütiger Erlaubniß, — um nicht noch mehr böſes Blut zu machen, würde es nicht angemeſſener ſein, Herr Verwalter, wir verſuchten Die Weber. 6

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Zitationshilfe: Hauptmann, Gerhart: Die Weber. Berlin, 1892, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hauptmann_weber_1892/94>, abgerufen am 21.11.2024.