Staats- und Gelehrte Zeitung Des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 105, Hamburg, 2. Julii 1771.Mit allergnädigster Kayserlichen
Freyheit.
Staats- und
[Abbildung]
Gelehrte
Zei- [Abbildung] tung Des Hamburgischen unpartheyischen CORRESPONDENTEN. Anno 1771. (Am Dienstage, den 2 Julii.) Num. 105.
[Beginn Spaltensatz]
Livorno, den 14.
Junii. Se. Excellenz, der Herr Graf von Orlow, halten Wir haben zween Briefe erhalten, welche über
das
Schreiben des bey der Pforte
residirenden französi- schen Ambassadeurs an Se. Excellenz, den Grafen Alexins von Orlow, General-Plenipotentiarius Ihrer Majestät, der Kayserinn von Ruß- land, in der Levante. Nachdem der König, mein Souverain, erfahren, Um nun alle Weitläuftigkeiten, so viel, als
möglich, Diesem Befehl zufolge schicke ich meinen
Gesandt- Nach dem Völkerrecht und nach den Gesetzen
des Mit allergnaͤdigſter Kayſerlichen
Freyheit.
Staats- und
[Abbildung]
Gelehrte
Zei- [Abbildung] tung Des Hamburgiſchen unpartheyiſchen CORRESPONDENTEN. Anno 1771. (Am Dienſtage, den 2 Julii.) Num. 105.
[Beginn Spaltensatz]
Livorno, den 14.
Junii. Se. Excellenz, der Herr Graf von Orlow, halten Wir haben zween Briefe erhalten, welche uͤber
das
Schreiben des bey der Pforte
reſidirenden franzoͤſi- ſchen Ambaſſadeurs an Se. Excellenz, den Grafen Alexins von Orlow, General-Plenipotentiarius Ihrer Majeſtaͤt, der Kayſerinn von Ruß- land, in der Levante. Nachdem der Koͤnig, mein Souverain, erfahren, Um nun alle Weitlaͤuftigkeiten, ſo viel, als
moͤglich, Dieſem Befehl zufolge ſchicke ich meinen
Geſandt- Nach dem Voͤlkerrecht und nach den Geſetzen
des <TEI> <text> <front> <pb facs="#f0001" n="[1]"/> <titlePage type="main"> <imprimatur> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Mit allergnaͤdigſter Kayſerlichen Freyheit.</hi> </hi> </imprimatur> <docTitle><lb/> <titlePart type="main"> <hi rendition="#b">Staats- und <figure/> Gelehrte<lb/><hi rendition="#in">Z</hi>ei- <figure/>tung</hi><lb/> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Des Hamburgiſchen unpartheyiſchen</hi> </hi><lb/> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i"><hi rendition="#in">C</hi>ORRESPONDENTEN.</hi> </hi> </hi> </titlePart> </docTitle><lb/> <docDate><hi rendition="#aq">Anno 1771.</hi><space dim="horizontal"/> (Am Dienſtage, den 2 Julii.)</docDate> <space dim="horizontal"/> <docTitle> <titlePart type="sub"> <hi rendition="#aq">Num. 105.</hi> </titlePart> </docTitle> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </titlePage><lb/> </front> <body> <cb type="start"/> <div n="1"> <div type="jPoliticalNews"> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c">Livorno, den 14. Junii.</hi> </dateline><lb/> <p>Se. Excellenz, der Herr Graf von Orlow, halten<lb/> ſich noch hier auf, und erwarten neue Depeſchen von<lb/> Ihrem Hofe. Indeſſen iſt allen Rußiſchen Officiers<lb/> anbefohlen worden, ihre Equipage an Bord zu brin-<lb/> gen, damit ſie auf den erſten Wink fertig ſeyn moͤgen,<lb/> in See zu gehen. Der Graf von Orlow wird wieder<lb/> nach Piſa reiſen, um daſelbſt eine vortreffliche Erleuch-<lb/> tung dieſer Stadt, welche bey Gelegenheit des Feſtes<lb/> des heiligen Ranieri, Schutzpatrons von Piſa, wird<lb/> angeſtellet werden, mit anzuſehen. </p> <p>Wir haben zween Briefe erhalten, welche uͤber das<lb/> beyfallswuͤrdige Verhalten der Ruſſen in der Levante<lb/> ein großes Licht verbreiten, und die zu merkwuͤrdig<lb/> ſind, als daß wir ſie dem Publico vorenthalten ſollten,<lb/> ob ſie gleich einige Vorfaͤlle vom vorigen Jahre betreffen.</p> </div><lb/> <div type="letter"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Schreiben des bey der Pforte reſidirenden franzoͤſi-<lb/> ſchen Ambaſſadeurs an Se. Excellenz, den Grafen<lb/> Alexins von Orlow, General-Plenipotentiarius<lb/> Ihrer Majeſtaͤt, der Kayſerinn von Ruß-<lb/> land, in der Levante.</hi> </hi> </head><lb/> <p>Nachdem der Koͤnig, mein Souverain, erfahren,<lb/> daß ein Franzoͤſiſches Fahrzeug, gefuͤhret von Capitain<lb/> Jordan, auf der Rhede von Coron von einer Diviſion<lb/> der Flotte, welche Ew. Excellenz commandiren, ange-<lb/> halten, die Ladung, davon ein Theil in Korn beſtand,<lb/> gaͤnzlich confiſciret, und die Tuͤrkiſchen Paſſagiers,<lb/> welche es am Bord hatte, in Arreſt genommen worden:<lb/> ſo hat Er dem <hi rendition="#aq">Chargé d’Affaires</hi> Ihrer Majeſtaͤt, der<lb/> Kayſerinn von Rußland, Herrn Chotinski, ein Me-<lb/> morial uͤbergeben laſſen, um die Ladung und Paſſagiers<lb/> zuruͤckzufordern.</p><lb/> <p>Um nun alle Weitlaͤuftigkeiten, ſo viel, als moͤglich,<lb/> zu vermeiden, haben mir Se. Majeſtaͤt befohlen, bey<lb/> Ew. Excellenz ein Gleiches zu thun, und uͤber alles,<lb/> was eine Verletzung des Rechts der Franzoͤſiſchen Flagge<lb/> ſcheinen koͤnnte, zu tractiren.</p><lb/> <cb/> <p>Dieſem Befehl zufolge ſchicke ich meinen Geſandt-<lb/> ſchafts-Secretair, den Herrn Leloas, der ſchon die<lb/> Ehre hat, Ihnen bekannt zu ſeyn, am Bord des Fran-<lb/> zoͤſiſchen, vom Capitain Alliers commandirten, und<lb/> hat meinem Patent und Paſſeport verſehenen Schiffes,<lb/> zu Ihnen. Ew. Excellenz koͤnnen ſelbigem die Antwort<lb/> zuſtellen, welche Sie auf meine Vorſtellung zu thun<lb/> fuͤr gut befinden werden.</p><lb/> <p>Nach dem Voͤlkerrecht und nach den Geſetzen des<lb/> Seekrieges darf man gegen die Ladung neutraler Fahr-<lb/> zeuge keine Repreſſalien gebrauchen; es waͤre denn,<lb/> daß ſie in Waffen und Mundproviſion beſtuͤnde, die<lb/> etwa einem belagerten Platze zum Succurs ſollten ge-<lb/> ſchickt werden. Da aber Capitain Jordan in der Bay<lb/> von Coron vor Anker gieng, bloß um ſich mit friſchem<lb/> Waſſer zu verſehen; ſo konnte man gar nicht glauben,<lb/> daß er die Abſicht gehabt haͤtte, der Beſatzung des Ca-<lb/> ſtells von Coron Lebensmittel zuzubringen, weil ein<lb/> Theil ſeiner Ladung in Korn beſtand, welches im An-<lb/> geſicht einer Flotte, deren Lage es auch uͤberdies ver-<lb/> hinderte, derſelben unmoͤglich konnte zugefuͤhret wer-<lb/> den. Der Arreſt der Paſſagiers kann um ſo weniger<lb/> gerechtfertiget werden, weil es bloße unbewaffnete Kauf-<lb/> leute waren, die ſich unter dem Schutz einer neutralen<lb/> Flagge befanden, deren Sicherheit niemals die geringſte<lb/> Beleidigung empfangen duͤrfen. Zugleich habe ich die<lb/> muͤndliche Antwort, welche Ew. Excellenz einem De-<lb/> putirten des Commercii von Smirna gegeben, erfah-<lb/> ren, daß Sie naͤmlich Willens waͤren, alle Tuͤrken<lb/> als Leute, die dem Soldatenſtand ergeben, anzuſehen,<lb/> weil unter ihnen gar keine Unterſcheidung ihres Stan-<lb/> des zu bemerken. Allein, wo iſt wol eine Nation, bey<lb/> welcher die Profeßionen ſo unterſchieden waͤren, daß<lb/> man nicht die Buͤrger von allerden Staͤnden bey gewiſſen<lb/> Umſtaͤnden zu den Waffe greifen ſaͤhe? Ja, hat man<lb/> nicht zur Zeit einer Belagerung Prieſter, Moͤnche, und<lb/> ſelbſt Weibesperſonen bewaffnet zur Vertheidigung ih-<lb/> rer Stadt angetroffen? Unter Perſonen, die ſich dem<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[1]/0001]
Mit allergnaͤdigſter Kayſerlichen Freyheit.
Staats- und
[Abbildung]
Gelehrte
Zei-
[Abbildung]
tung
Des Hamburgiſchen unpartheyiſchen
CORRESPONDENTEN.
Anno 1771. (Am Dienſtage, den 2 Julii.) Num. 105.
Livorno, den 14. Junii.
Se. Excellenz, der Herr Graf von Orlow, halten
ſich noch hier auf, und erwarten neue Depeſchen von
Ihrem Hofe. Indeſſen iſt allen Rußiſchen Officiers
anbefohlen worden, ihre Equipage an Bord zu brin-
gen, damit ſie auf den erſten Wink fertig ſeyn moͤgen,
in See zu gehen. Der Graf von Orlow wird wieder
nach Piſa reiſen, um daſelbſt eine vortreffliche Erleuch-
tung dieſer Stadt, welche bey Gelegenheit des Feſtes
des heiligen Ranieri, Schutzpatrons von Piſa, wird
angeſtellet werden, mit anzuſehen.
Wir haben zween Briefe erhalten, welche uͤber das
beyfallswuͤrdige Verhalten der Ruſſen in der Levante
ein großes Licht verbreiten, und die zu merkwuͤrdig
ſind, als daß wir ſie dem Publico vorenthalten ſollten,
ob ſie gleich einige Vorfaͤlle vom vorigen Jahre betreffen.
Schreiben des bey der Pforte reſidirenden franzoͤſi-
ſchen Ambaſſadeurs an Se. Excellenz, den Grafen
Alexins von Orlow, General-Plenipotentiarius
Ihrer Majeſtaͤt, der Kayſerinn von Ruß-
land, in der Levante.
Nachdem der Koͤnig, mein Souverain, erfahren,
daß ein Franzoͤſiſches Fahrzeug, gefuͤhret von Capitain
Jordan, auf der Rhede von Coron von einer Diviſion
der Flotte, welche Ew. Excellenz commandiren, ange-
halten, die Ladung, davon ein Theil in Korn beſtand,
gaͤnzlich confiſciret, und die Tuͤrkiſchen Paſſagiers,
welche es am Bord hatte, in Arreſt genommen worden:
ſo hat Er dem Chargé d’Affaires Ihrer Majeſtaͤt, der
Kayſerinn von Rußland, Herrn Chotinski, ein Me-
morial uͤbergeben laſſen, um die Ladung und Paſſagiers
zuruͤckzufordern.
Um nun alle Weitlaͤuftigkeiten, ſo viel, als moͤglich,
zu vermeiden, haben mir Se. Majeſtaͤt befohlen, bey
Ew. Excellenz ein Gleiches zu thun, und uͤber alles,
was eine Verletzung des Rechts der Franzoͤſiſchen Flagge
ſcheinen koͤnnte, zu tractiren.
Dieſem Befehl zufolge ſchicke ich meinen Geſandt-
ſchafts-Secretair, den Herrn Leloas, der ſchon die
Ehre hat, Ihnen bekannt zu ſeyn, am Bord des Fran-
zoͤſiſchen, vom Capitain Alliers commandirten, und
hat meinem Patent und Paſſeport verſehenen Schiffes,
zu Ihnen. Ew. Excellenz koͤnnen ſelbigem die Antwort
zuſtellen, welche Sie auf meine Vorſtellung zu thun
fuͤr gut befinden werden.
Nach dem Voͤlkerrecht und nach den Geſetzen des
Seekrieges darf man gegen die Ladung neutraler Fahr-
zeuge keine Repreſſalien gebrauchen; es waͤre denn,
daß ſie in Waffen und Mundproviſion beſtuͤnde, die
etwa einem belagerten Platze zum Succurs ſollten ge-
ſchickt werden. Da aber Capitain Jordan in der Bay
von Coron vor Anker gieng, bloß um ſich mit friſchem
Waſſer zu verſehen; ſo konnte man gar nicht glauben,
daß er die Abſicht gehabt haͤtte, der Beſatzung des Ca-
ſtells von Coron Lebensmittel zuzubringen, weil ein
Theil ſeiner Ladung in Korn beſtand, welches im An-
geſicht einer Flotte, deren Lage es auch uͤberdies ver-
hinderte, derſelben unmoͤglich konnte zugefuͤhret wer-
den. Der Arreſt der Paſſagiers kann um ſo weniger
gerechtfertiget werden, weil es bloße unbewaffnete Kauf-
leute waren, die ſich unter dem Schutz einer neutralen
Flagge befanden, deren Sicherheit niemals die geringſte
Beleidigung empfangen duͤrfen. Zugleich habe ich die
muͤndliche Antwort, welche Ew. Excellenz einem De-
putirten des Commercii von Smirna gegeben, erfah-
ren, daß Sie naͤmlich Willens waͤren, alle Tuͤrken
als Leute, die dem Soldatenſtand ergeben, anzuſehen,
weil unter ihnen gar keine Unterſcheidung ihres Stan-
des zu bemerken. Allein, wo iſt wol eine Nation, bey
welcher die Profeßionen ſo unterſchieden waͤren, daß
man nicht die Buͤrger von allerden Staͤnden bey gewiſſen
Umſtaͤnden zu den Waffe greifen ſaͤhe? Ja, hat man
nicht zur Zeit einer Belagerung Prieſter, Moͤnche, und
ſelbſt Weibesperſonen bewaffnet zur Vertheidigung ih-
rer Stadt angetroffen? Unter Perſonen, die ſich dem
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Britt-Marie Schuster, Manuel Wille, Arnika Lutz, Fabienne Wollny: Bereitstellung der Texttranskription.
(2014-07-07T12:30:46Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Weitere Informationen:Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien. Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst). I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |