Staats- und Gelehrte Zeitung Des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 105, Hamburg, 2. Julii 1771.[Spaltenumbruch]
Soldatenstande gewidmet haben, verstehet man
eigent- Das zweyte ist die Meynung des Herrn Contre- Ich muß bekennen, daß man auf diese Art den Be- Aber das ist gewiß ohne Beyspiel, daß man
unter Ich ersuche Ew. Excellenz um eine
cathegorische Der König, mein Souverain, hat mir befohlen, Constantinopel, den 4ten Sept.
1770. Uebersetzung des Briefes von Sr. Excellenz, dem Lemnos, den 21sten September, 1770.Herrn Grafen von Orlow, Plenipotentario Ihrer Ma- jestät, der Kayserinn aller Reußen, oberstem Befehlsha- ber der Armeen in der Levante, welcher an den Herrn Ambassadeur von Frankreich zu Constantinopel zur Ant- wort auf dessen vorhergehendes geschrieben worden. Mein Herr! Ich habe das Schreiben empfangen, womit mich
Ew. Der Capitain Jordan hat mit seinem Fahrzeuge,
dem [Spaltenumbruch]
Soldatenſtande gewidmet haben, verſtehet man
eigent- Das zweyte iſt die Meynung des Herrn Contre- Ich muß bekennen, daß man auf dieſe Art den Be- Aber das iſt gewiß ohne Beyſpiel, daß man
unter Ich erſuche Ew. Excellenz um eine
cathegoriſche Der Koͤnig, mein Souverain, hat mir befohlen, Conſtantinopel, den 4ten Sept.
1770. Ueberſetzung des Briefes von Sr. Excellenz, dem Lemnos, den 21ſten September, 1770.Herrn Grafen von Orlow, Plenipotentario Ihrer Ma- jeſtaͤt, der Kayſerinn aller Reußen, oberſtem Befehlsha- ber der Armeen in der Levante, welcher an den Herrn Ambaſſadeur von Frankreich zu Conſtantinopel zur Ant- wort auf deſſen vorhergehendes geſchrieben worden. Mein Herr! Ich habe das Schreiben empfangen, womit mich
Ew. Der Capitain Jordan hat mit ſeinem Fahrzeuge,
dem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="jPoliticalNews"> <div type="letter"> <p><pb facs="#f0002" n="[2]"/><cb/> Soldatenſtande gewidmet haben, verſtehet man eigent-<lb/> lich ſolche, deren beſtaͤndige Beſchaͤfftigungen darinn<lb/> beſtehen, ſich in dem Kriegshandwerk vollkommen zu<lb/> machen, auch auf dieſem Fuß von dem Staate beſol-<lb/> det werden. Und gewiß, die Tuͤrken haben ein ſolches<lb/> Corps, ſowol Reuterey, als Fußvolk, welches vielleicht<lb/> zahlreicher iſt, als in irgend einem andern Europaͤiſchen<lb/> Lande, und dieſes iſt, wie an andern Orten, die ei-<lb/> gentliche Miliz des Staats. Man hat Ew. Excellenz<lb/> nicht die Wahrheit geſagt, wenn Ihnen berichtet wor-<lb/> den, daß ſogar die Richter und Imans ohne Unterſchied<lb/> zur Kriegszeit den Marſch antraͤten. Dies geſchieht<lb/> bloß in gewiſſen ſehr außerordentlichen Faͤllen, z. E.<lb/> bey den obenangefuͤhrten Belagerungen. Aus einer<lb/> Declaration, welche ein Franzoͤſiſcher Capitain gethan<lb/> hat, deren Abſchrift ich hier beyfuͤge, bemerke ich ein<lb/> noch ſtaͤrkeres Beyſpiel, daß man Paſſagiers gefangen<lb/> genommen, denen ſehr heftig, ja ſogar mit Stockſchlaͤ-<lb/> gen begegnet worden. Ew. Excellenz werden ohne Zwei-<lb/> fel dies aͤußerſt harte Betragen auf eine exemplariſche<lb/> Art beſtrafen, und ich erſuche Sie, mir davon Nach-<lb/> richt zu geben. Noch zwey andere Dinge haben meine<lb/> ganze Aufmerkſamkeit auf ſich gezogen, und uͤber alle<lb/> beyde wuͤnſche ich von Ew. Excellenz die noͤthigen Auf-<lb/> klaͤrungen zu erhalten. Das erſte iſt das Recht, welches<lb/> ſich die Rußiſchen Kriegsſchiffe anmaßen, diejenigen<lb/> Kauffahrdenſchiffe, welche ſich zur Unterſuchung bey<lb/> ihnen melden muͤſſen, auf eine lange und unbeſtimmte<lb/> Zeit anzuhalten. Dies geſchieht zu Lemnos, wo Ew.<lb/> Excellenz verschiedene Franzoͤſiſche Fahrzeuge zuruͤckhal-<lb/> ten, und eben dies haben mir auch die Deputirten von<lb/> Smirna berichtet. Entweder iſt die Franzoͤſiſche Flagge<lb/> nicht neutral, oder ſie muß auch ihre Freyheit genießen.</p><lb/> <p>Das zweyte iſt die Meynung des Herrn Contre-<lb/> Admirals Elphinſton, die er den Deputirten von<lb/> Smirna zu erkennen gegeben, Conſtantinopel als eine<lb/> bloquirte Stadt anzuſehen, und nicht nur Waffen<lb/> und die noͤthigſten Mundproviſionen, welche auf neu-<lb/> tralen Fahrzeugen nach dieſem Ort wollen, vor dem<lb/> Eingange der Dardanellen zuruͤckzuhalten, ſondern<lb/> auch andere auslaͤndiſche Waaren, welche nicht unter<lb/> den eben angezeigten Artikeln begriffen. </p><lb/> <p>Ich muß bekennen, daß man auf dieſe Art den Be-<lb/> griff einer ſogenannten weiten Bloquade weit ſtaͤrker<lb/> ausdehnet, als wenn man einen Ort, von dem man<lb/> noch 60 Meilen entfernt iſt, der einen Canal vor ſich<lb/> hat, welcher mit Veſtungen und Batterien verſehen,<lb/> der von allen Seiten und hinter ſich ein weitlaͤuftiges<lb/> Reich, und ein vollkommen freyes Meer hat, woher<lb/> er mit allem Noͤthigen kann verſorget werden, fuͤr<lb/> bloquirt anſehen wollte. Dies wuͤrde gerade ſo ſeyn,<lb/> als wenn man vorgaͤbe, man ſolle deshalb mit einer<lb/> Flotte in dem Sund kreuzen, um Luͤbeck zu bloquiren,<lb/> ohne zu bedenken, daß dieſe Stadt von der Oſtſee und<lb/> aus Deutſchland uͤberfluͤßige Zufuhr erhalten koͤnne.</p><lb/> <p>Aber das iſt gewiß ohne Beyſpiel, daß man unter<lb/> dieſem Vorwand einer Bloquade, die Freyheit der<lb/> Handlung mit Waaren, die keine Mundproviſion ſind,<lb/> aufhebet; und wenn ich den Nachrichten, die ich aus<lb/> Morea erhalten, glauben kann, ſo ſind aufs neue<lb/> 3 Franzoͤſiſche Schiffe, die zum Theil mit Tuch bela-<lb/> den, an den Kuͤſten dieſer Provinz von Rußiſchen<lb/> Kapern genommen worden.</p><lb/> <p>Ich erſuche Ew. Excellenz um eine cathegoriſche<lb/> Antwort uͤber die Zuruͤckgabe der Ladung und der Paſ-<lb/> ſagiers des Capitain Jordans, Claudio Michele, und<lb/><cb/> anderer, von deren Arreſt ich noch keine Nachricht er-<lb/> halten habe; uͤber die Zuruͤckbehaltung der Franzoͤſi-<lb/> ſchen Fahrzeuge, welche die Rußiſchen Kaper genom-<lb/> men, insbeſondere uͤber die, welche ſich zu Lemnos<lb/> befinden, und endlich uͤber die von dem Contre-Admi-<lb/> ral Elphinſton behauptete Meynung, ſo wie auch uͤber<lb/> die in Morea weggenommenen 3 Franzoͤſiſchen Fahr-<lb/> zeuge, im Fall die erhaltene Nachricht davon wahr ſeyn<lb/> ſollte, welches ich doch nicht glauben kann.</p><lb/> <p>Der Koͤnig, mein Souverain, hat mir befohlen,<lb/> daß ich Ihm die Antwort von Ew. Excellenz durch<lb/> einen Courier uͤberſchicken ſoll. Se. Majeſtaͤt werden<lb/> nach ſelbiger die ſchleunigſten und Ihrer Ehre, der Si-<lb/> cherheit Ihrer Flagge und der Wuͤrde Ihrer Krone<lb/> anſtaͤndigſten Maaßregeln nehmen. Ich bin ꝛc.</p><lb/> <closer> <dateline> <hi rendition="#c">Conſtantinopel, den 4ten Sept. 1770.</hi> </dateline> </closer><lb/> </div> <div type="letter"> <head>Ueberſetzung des Briefes von Sr. Excellenz, dem<lb/> Herrn Grafen von Orlow, Plenipotentario Ihrer Ma-<lb/> jeſtaͤt, der Kayſerinn aller Reußen, oberſtem Befehlsha-<lb/> ber der Armeen in der Levante, welcher an den Herrn<lb/> Ambaſſadeur von Frankreich zu Conſtantinopel zur Ant-<lb/> wort auf deſſen vorhergehendes geſchrieben worden.</head><lb/> <dateline>Lemnos, den 21ſten September, 1770.</dateline><lb/> <salute> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#fr">Mein Herr!</hi> </hi> </salute><lb/> <p>Ich habe das Schreiben empfangen, womit mich Ew.<lb/> Excellenz beehrt haben. Gleich der Anfang deſſelben<lb/> befremdete mich recht ſehr; der Schluß aber ſetzte mich<lb/> in Erſtaunen. Ich muß Ihnen alſo eiligſt durch meine<lb/> Antwort den Irrthum zu benehmen ſuchen, in welchen<lb/> Sie durch verſchiedene falſche und ungegruͤndete Nach-<lb/> richten gerathen ſind. Habe ich alsdenn die Gruͤnde<lb/> Ihrer Forderungen widerlegt, ſo werde ich auch noth-<lb/> wendig die Folgerungen derſelben uͤber den Haufen<lb/> werfen. Ich werde Ihr Schreiben beſtaͤndig vor Au-<lb/> gen haben, und es Punkt fuͤr Punkt beantworten.</p><lb/> <p>Der Capitain Jordan hat mit ſeinem Fahrzeuge, dem<lb/> heiligen Joſeph, in der Bay von Coron, ziemlich weit<lb/> von der Veſtung, und noch viel weiter von unſerer<lb/> Flotte, Anker geworfen. Als er die Rußiſche Flagge<lb/> geſehen hatte, kam er ſelbſt in Begleitung eines Fran-<lb/> zoͤſiſchen Officiers an Bord des Admiralſchiffes, ſagte<lb/> aus, woher er kaͤme, daß er Tuͤrken und Negers am<lb/> Bord haͤtte, die mit ihren Ladungen nach Smirna woll-<lb/> ten, daß er nicht gewiß ſagen koͤnnte, worinn dieſe La-<lb/> dung eigentlich beſtuͤnde, daß er aber uͤberhaupt wuͤßte,<lb/> ſie waͤre außerordentlich reich. Der Herr Admiral<lb/> wollte anfangs eine Galeere zur Unterſuchung des ge-<lb/> dachten Fahrzeuges beordern; der Capitain Jordan aber<lb/> hat recht ſehr, es moͤchten, anſtatt einer Galeere, zwo<lb/> Fregatten dahin geſchickt werden, weil ſeine Paſſagiers,<lb/> die Tuͤrken und Araber, bewaffnet waͤren, und ſich ge-<lb/> wiß gegen die Galeere vertheidigen, oder auch den An-<lb/> ker lichten, und in die weite See gehen wuͤrden. In<lb/> dem einen oder andern Fall waͤre der Verluſt ſeines<lb/> Schiffes unvermeidlich. Sein Anſuchen wurde bewil-<lb/> liget. Es wurden 2 Fregatten abgeſchickt, welche das<lb/> Fahrzeug zur Flotte brachten, und man fand, daß die<lb/> Tuͤrken und Neger bewaffnet waren, und daß die ganze<lb/> Ladung ihnen gehoͤre. Hievon haben wir redende Zeu-<lb/> gen, welche der Feind ſelbſt keiner falſchen Ausſage<lb/> wird uͤberfuͤhren koͤnnen. Weil nun Capitain Jordan<lb/> ſich freywillig gemeldet, und eine ſo freye und aufrich-<lb/> tige Erklaͤrung von unſern Feinden gethan hatte, ſo<lb/> ward ihm nicht nur ſeine Fracht bezahlet, ſondern er<lb/> erhielt auch noch ein beſonderes Geſchenk. Dieſe ganze<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[2]/0002]
Soldatenſtande gewidmet haben, verſtehet man eigent-
lich ſolche, deren beſtaͤndige Beſchaͤfftigungen darinn
beſtehen, ſich in dem Kriegshandwerk vollkommen zu
machen, auch auf dieſem Fuß von dem Staate beſol-
det werden. Und gewiß, die Tuͤrken haben ein ſolches
Corps, ſowol Reuterey, als Fußvolk, welches vielleicht
zahlreicher iſt, als in irgend einem andern Europaͤiſchen
Lande, und dieſes iſt, wie an andern Orten, die ei-
gentliche Miliz des Staats. Man hat Ew. Excellenz
nicht die Wahrheit geſagt, wenn Ihnen berichtet wor-
den, daß ſogar die Richter und Imans ohne Unterſchied
zur Kriegszeit den Marſch antraͤten. Dies geſchieht
bloß in gewiſſen ſehr außerordentlichen Faͤllen, z. E.
bey den obenangefuͤhrten Belagerungen. Aus einer
Declaration, welche ein Franzoͤſiſcher Capitain gethan
hat, deren Abſchrift ich hier beyfuͤge, bemerke ich ein
noch ſtaͤrkeres Beyſpiel, daß man Paſſagiers gefangen
genommen, denen ſehr heftig, ja ſogar mit Stockſchlaͤ-
gen begegnet worden. Ew. Excellenz werden ohne Zwei-
fel dies aͤußerſt harte Betragen auf eine exemplariſche
Art beſtrafen, und ich erſuche Sie, mir davon Nach-
richt zu geben. Noch zwey andere Dinge haben meine
ganze Aufmerkſamkeit auf ſich gezogen, und uͤber alle
beyde wuͤnſche ich von Ew. Excellenz die noͤthigen Auf-
klaͤrungen zu erhalten. Das erſte iſt das Recht, welches
ſich die Rußiſchen Kriegsſchiffe anmaßen, diejenigen
Kauffahrdenſchiffe, welche ſich zur Unterſuchung bey
ihnen melden muͤſſen, auf eine lange und unbeſtimmte
Zeit anzuhalten. Dies geſchieht zu Lemnos, wo Ew.
Excellenz verschiedene Franzoͤſiſche Fahrzeuge zuruͤckhal-
ten, und eben dies haben mir auch die Deputirten von
Smirna berichtet. Entweder iſt die Franzoͤſiſche Flagge
nicht neutral, oder ſie muß auch ihre Freyheit genießen.
Das zweyte iſt die Meynung des Herrn Contre-
Admirals Elphinſton, die er den Deputirten von
Smirna zu erkennen gegeben, Conſtantinopel als eine
bloquirte Stadt anzuſehen, und nicht nur Waffen
und die noͤthigſten Mundproviſionen, welche auf neu-
tralen Fahrzeugen nach dieſem Ort wollen, vor dem
Eingange der Dardanellen zuruͤckzuhalten, ſondern
auch andere auslaͤndiſche Waaren, welche nicht unter
den eben angezeigten Artikeln begriffen.
Ich muß bekennen, daß man auf dieſe Art den Be-
griff einer ſogenannten weiten Bloquade weit ſtaͤrker
ausdehnet, als wenn man einen Ort, von dem man
noch 60 Meilen entfernt iſt, der einen Canal vor ſich
hat, welcher mit Veſtungen und Batterien verſehen,
der von allen Seiten und hinter ſich ein weitlaͤuftiges
Reich, und ein vollkommen freyes Meer hat, woher
er mit allem Noͤthigen kann verſorget werden, fuͤr
bloquirt anſehen wollte. Dies wuͤrde gerade ſo ſeyn,
als wenn man vorgaͤbe, man ſolle deshalb mit einer
Flotte in dem Sund kreuzen, um Luͤbeck zu bloquiren,
ohne zu bedenken, daß dieſe Stadt von der Oſtſee und
aus Deutſchland uͤberfluͤßige Zufuhr erhalten koͤnne.
Aber das iſt gewiß ohne Beyſpiel, daß man unter
dieſem Vorwand einer Bloquade, die Freyheit der
Handlung mit Waaren, die keine Mundproviſion ſind,
aufhebet; und wenn ich den Nachrichten, die ich aus
Morea erhalten, glauben kann, ſo ſind aufs neue
3 Franzoͤſiſche Schiffe, die zum Theil mit Tuch bela-
den, an den Kuͤſten dieſer Provinz von Rußiſchen
Kapern genommen worden.
Ich erſuche Ew. Excellenz um eine cathegoriſche
Antwort uͤber die Zuruͤckgabe der Ladung und der Paſ-
ſagiers des Capitain Jordans, Claudio Michele, und
anderer, von deren Arreſt ich noch keine Nachricht er-
halten habe; uͤber die Zuruͤckbehaltung der Franzoͤſi-
ſchen Fahrzeuge, welche die Rußiſchen Kaper genom-
men, insbeſondere uͤber die, welche ſich zu Lemnos
befinden, und endlich uͤber die von dem Contre-Admi-
ral Elphinſton behauptete Meynung, ſo wie auch uͤber
die in Morea weggenommenen 3 Franzoͤſiſchen Fahr-
zeuge, im Fall die erhaltene Nachricht davon wahr ſeyn
ſollte, welches ich doch nicht glauben kann.
Der Koͤnig, mein Souverain, hat mir befohlen,
daß ich Ihm die Antwort von Ew. Excellenz durch
einen Courier uͤberſchicken ſoll. Se. Majeſtaͤt werden
nach ſelbiger die ſchleunigſten und Ihrer Ehre, der Si-
cherheit Ihrer Flagge und der Wuͤrde Ihrer Krone
anſtaͤndigſten Maaßregeln nehmen. Ich bin ꝛc.
Conſtantinopel, den 4ten Sept. 1770.
Ueberſetzung des Briefes von Sr. Excellenz, dem
Herrn Grafen von Orlow, Plenipotentario Ihrer Ma-
jeſtaͤt, der Kayſerinn aller Reußen, oberſtem Befehlsha-
ber der Armeen in der Levante, welcher an den Herrn
Ambaſſadeur von Frankreich zu Conſtantinopel zur Ant-
wort auf deſſen vorhergehendes geſchrieben worden.
Lemnos, den 21ſten September, 1770.
Mein Herr!
Ich habe das Schreiben empfangen, womit mich Ew.
Excellenz beehrt haben. Gleich der Anfang deſſelben
befremdete mich recht ſehr; der Schluß aber ſetzte mich
in Erſtaunen. Ich muß Ihnen alſo eiligſt durch meine
Antwort den Irrthum zu benehmen ſuchen, in welchen
Sie durch verſchiedene falſche und ungegruͤndete Nach-
richten gerathen ſind. Habe ich alsdenn die Gruͤnde
Ihrer Forderungen widerlegt, ſo werde ich auch noth-
wendig die Folgerungen derſelben uͤber den Haufen
werfen. Ich werde Ihr Schreiben beſtaͤndig vor Au-
gen haben, und es Punkt fuͤr Punkt beantworten.
Der Capitain Jordan hat mit ſeinem Fahrzeuge, dem
heiligen Joſeph, in der Bay von Coron, ziemlich weit
von der Veſtung, und noch viel weiter von unſerer
Flotte, Anker geworfen. Als er die Rußiſche Flagge
geſehen hatte, kam er ſelbſt in Begleitung eines Fran-
zoͤſiſchen Officiers an Bord des Admiralſchiffes, ſagte
aus, woher er kaͤme, daß er Tuͤrken und Negers am
Bord haͤtte, die mit ihren Ladungen nach Smirna woll-
ten, daß er nicht gewiß ſagen koͤnnte, worinn dieſe La-
dung eigentlich beſtuͤnde, daß er aber uͤberhaupt wuͤßte,
ſie waͤre außerordentlich reich. Der Herr Admiral
wollte anfangs eine Galeere zur Unterſuchung des ge-
dachten Fahrzeuges beordern; der Capitain Jordan aber
hat recht ſehr, es moͤchten, anſtatt einer Galeere, zwo
Fregatten dahin geſchickt werden, weil ſeine Paſſagiers,
die Tuͤrken und Araber, bewaffnet waͤren, und ſich ge-
wiß gegen die Galeere vertheidigen, oder auch den An-
ker lichten, und in die weite See gehen wuͤrden. In
dem einen oder andern Fall waͤre der Verluſt ſeines
Schiffes unvermeidlich. Sein Anſuchen wurde bewil-
liget. Es wurden 2 Fregatten abgeſchickt, welche das
Fahrzeug zur Flotte brachten, und man fand, daß die
Tuͤrken und Neger bewaffnet waren, und daß die ganze
Ladung ihnen gehoͤre. Hievon haben wir redende Zeu-
gen, welche der Feind ſelbſt keiner falſchen Ausſage
wird uͤberfuͤhren koͤnnen. Weil nun Capitain Jordan
ſich freywillig gemeldet, und eine ſo freye und aufrich-
tige Erklaͤrung von unſern Feinden gethan hatte, ſo
ward ihm nicht nur ſeine Fracht bezahlet, ſondern er
erhielt auch noch ein beſonderes Geſchenk. Dieſe ganze
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(2014-07-07T12:30:46Z)
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