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Staats und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheiischen Correspondenten. Nr. 106, Hamburg, 3. Mai 1848.

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Mittewochen3 Mai
No. 106.1848.
Staats und [Abbildung] Gelehrte
Zei-   tung
des Hamburgischen    unpartheiischen

CORRESPONDENTEN.

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18 Mark, für löbl. 5 Schillinge für die

Postämter 15 Mark.Petit-Zeile.




[Beginn Spaltensatz]
Entwurf
des deutschen Reichsgrundgesetzes.*)

Der hohen deutschen Bundesversammlung als Gut-
achten der siebenzehn Männer des öffentlichen
Vertrauens überreicht am 26 April 1848.

Vorwort.

Aus einem treulich fortgesetzten Bemühen ist uns
am Ende eine Arbeit erwachsen, die der besonnenen
Pflege und einer zeitigenden Frühlingssonne gar sehr
bedarf, wenn aus ihr Etwas zum Heile des Vater-
landes erblühen soll.

Nicht blos daß wir die ungeheure Kühnheit, ja
Vermessenheit empfanden, durch wenige scharf ein-
schneidende Paragraphen tausendjährige Schäden hei-
len zu wollen, unter uns ergab sich, daß wir es nur
geradezu gestehen, als wir den Hauptorganen der
neuen Staatsbildung nachfragten, mannichfache Mei-
nungsverschiedenheit, und es sind hochwichtige Ent-
scheidungen allein durch Mehrheiten, überwiegende
freilich getroffen.

Was uns indeß immer wieder zu neuer Gemein-
samkeit des Eifers zusammenführte, war unsere volle
begeisterte Einstimmigkeit in einem Punkte. Dieses
Deutschland, welches die vielhundertjährigen Strafen
seiner Entzweiung getragen hat, muß seine Volks-
und Staats-Einheit jetzt erreichen, unverzüglich, bevor
noch das zweite Jahrhundert seit jenem Frieden ab-
läuft, welcher seine Schwäche heilig spricht. Niemand
in der Welt ist so mächtig, ein Volk von über 40
Millionen, welches den Vorsatz gefaßt hat, sich selbst
fortan anzugehören, daran zu verhindern; Niemand
auch dürfte nur wünschen es zu seyn, und wenn durch
Ereignisse, in welchen wir Alle die Waltung einer
höheren Hand verehren, Vieles von dem, was früher
allein die Sehnsucht des Vaterlandsfreundes erreichte,
heute in die nächste Nähe gerückt ist -- wehe der
Staatskunst, die in solchem Augenblicke die alten Netze
der Täuschung wieder auswerfen wollte. Sie würde
sich ihr eigenes Grab graben. Darum sind die Arti-
kel über die Bedeutung des Reichs, über die Grund-
rechte des deutschen Volks und die Competenz des
Reichsgerichts mit großer Einmüthigkeit genehmigt.

Allein die Nothwendigkeit, welche in den Sachen
belegen ist, führte die Mehrzahl der Versammlung
einen starken Schritt weiter. Niemand in ihrer Mitte
verbarg sich, daß in jener Zerstückelung, welche für
unser Vaterland so traurige Früchte getragen hat,
dennoch zugleich vielfältige Keime verborgen liegen,
welche unzertreten bleiben müssen, wenn unsere Zu-
kunft fröhlich gedeihen soll. Die Bedeutung unserer
Dynastieen ist durch die Stürme weniger Wochen
nicht entblättert, und eine edle Scham hat uns Deutsche
behütet, denen zur Seite zu treten, welche aus dem
Mißbrauche der Macht, wozu die Versuchung in jeder
Menschenbrust liegt, die Nothwendigkeit folgern wollen,
jede hervorragende Größe als ein Hinderniß der Frei-
heit zu beseitigen. An unsere Fürstenhäuser knüpft
sich nicht blos die alte Gewohnheit des Gehorsams,
welche sich durchaus nicht beliebig anderswohin über-
tragen läßt, sondern in Wahrheit die einzige Möglich-
keit, dieses weitschichtige, vielgestaltige Deutschland all-
mählich in die Staatseinheit einzuführen, die sich aus
höheren Gründen nicht länger entbehren läßt. Wenn
es gewiß ist, daß eine Einheit in der Art, wie sie in
anderen europäischen Staaten obwaltet, sich auf deut-
schem Boden nur durch eine unabsehliche Reihe von
Gewaltthaten und Freveln, deren Verantwortlichkeit
kein reiner Vaterlandsfreund auf sich nehmen möchte,
erreichen ließe, so würde eben so gewiß am erreichten
Ziel das Gefühl einer völligen Verödung und Rath-
losigkeit die deutschen Gemüther überwältigen; denn
es wäre ein plötzlicher leichtsinniger Bruch mit unserer
ganzen Vergangenheit.

Steht so die Erblichkeit nicht bloß in der Gewissen-
haftigkeit und der Gesinnung der Deutschen, sondern
auch in ihren politischen Ueberzeugungen fest, so hat
sich doch über die Frage, ob das künftige Oberhaupt
Deutschlands ebenfalls erblich zu berufen sey, die Ver-
sammlung der Siebenzehner nicht zur Einstimmigkeit
vereinbaren können. Die Auffassung der Mehrzahl
aber, die im Fortgange der Berathung stärker an-
wuchs, war diese:

Von der Zeit an, da ein Reichsgrundgesetz dem
deutschen Volke die Reichseinheit und seinen einzelnen
Staaten eine Fülle der edelsten Freiheiten, wie sie
noch kein Volk der Erde in so kurzem Kampfe er-
warb, gewährleistete: Freiheiten, deren noch weiteren
Fortschritt nichts hemmen wird, es wäre denn die
eigene Besonnenheit, von dieser Zeit an muß für jeden
Vaterlandsfreund die Bewahrung solcher unschätz-
baren Güter vor umwälzenden Strebungen die Haupt-
sache seyn. Knüpft sich nun unser vielverzweigtes
Volksleben wesentlich an den Fortbestand der Dyna-
stieen Deutschlands, so darf das Reichsoberhaupt,
welches über dem Ganzen zu walten berufen ist, eben-
salls nur ein gleichartig erbberechtigtes seyn. Ver-
lassen von dieser Eigenschaft, welche die Wurzel jeder
menschlichen Macht bildet, würde es ungleich berech-
tigt denjenigen gegenüberstehen, welche um der Wohl-
fahrt des Ganzen willen die Verpflichtung anerkannt
haben, ihre Erbwacht seiner Hoheit unterzuordnen.
Es würde eben darum, wenn von Haus aus mäch-
tig, das Reichsregiment als eine vergängliche Neben-
aufgabe, nur allenfalls zu Hauszwecken nutzbar, be-
trachten und behandeln; ohne Hausmacht aber an den
höchsten Platz gestellt, wie konnte ein solches, bloß mit
den Fictionen der Macht bekleidetes Reichsoberhaupt
nur anders, als in den erblichen Dynastieen seine ge-
bornen Gegner erblicken? Je kraftvoller ein solches
Reichsoberhaupt auf den ihm übertragenen Rechten
hielte, um so gewisser sähe sich das deutsche
Volk in den verderblichsten inneren Zwiespalt, den
gefährlichsten Kampf der Pflichten hineingerissen. Nicht
unwahrscheinlich würde die eine und untheilbare Ne-
publik, mit einem Präsidenten an der Spitze, den Sieg
[Spaltenumbruch] davon tragen, aber sicherlich nur auf einem mit deut-
schem Bürgerblut bespritzten Pfade, denn es ist eine
Fabel, die allein in der verzehrenden Unruhe der letzten
Wochen vorübergehenden Glauben finden konnte, als
sey aus dem Herzen der Deutschen die Geltung ihrer
Fürstenhäuser auf einmal verschwunden. Diese wer-
den vielmehr in dem Volksbewußtseyn eine um so
freundlichere Stätte finden, weil sie dem allgemeinen
Wohle schmerzliche Opfer gebracht haben. Darum
darf der Anfang unserer neuen Ordnung keineswegs
mit der Bestellung eines wechselnden Oberhauptes
gemacht werden, und die Mehrzahl unserer Versamm-
lung hat, indem sie den 5 Paragraphen genehmigte,
mit sicherer Ueberzeugung jede Rücksicht zu diesem
Ziele hin aus ihrem Plane entfernt. Denn der Ge-
danke, daß sich späterhin wohl auf eine Bahn zurück-
kommen lasse, die man, in schwankender Zeit schwan-
kend gesinnt, jetzt zu betreten zagt, gehört den ver-
derblichsten aller Täuschungen an. Was in dieser
Richtung geschehen soll, muß unverzüglich geschehen.

Wenn Deutschland's einträchtiger Fürstenrath der
großen Mai-Versammlung zu Frankfurt a. M. einen
deutschen Fürsten seiner Wahl als erbliches Reichs-
oberhaupt zur Annahme zuführt, dann werden Frei-
heit und Ordnung auf deutschem Boden sich versöhnt
die Hände reichen und fürder nicht von einander lassen.

(Fortsetzung folgt.)




Schleswig-Holst. Angelegenheiten.

Dem Vernehmen nach hat die Bundes-Versamm-
lung in ihrer gestrigen Sitzung auf die Anzeige Preu-
ßens wegen Aufbringung deutscher Handelsschiffe durch
dänische Kriegsschiffe und auf dessen Antrag beschlossen,
daß die Bundestruppen in Jütland einrücken und
dasselbe als Sicherheit und bis nach Feststellung des
Ersatzes für die gemachten Prisen besetzt halten sollen.


Eine Verfügung der provisorischen Regierung vom
1 d. besagt: "Nachdem der Krieg zwischen den Her-
zogthümern Schleswig-Holstein und dem Königreiche
Dänemark ausgebrochen ist, wird alle und jede Ver-
bindung der diesseitigen Staatsangehörigen mit dem
Feinde hierdurch untersagt. Namentlich haben die
an den Küsten Wohnenden sich jedes Verkehrs mit
den feindlichen Kriegsschiffen zu enthalten. Die Ueber-
treter dieses Verbotes sind sofort zu verhaften, nach
der Festung Rendsburg zu transportiren und vor
Gericht zu stellen, um nach Befund der Umstände mit
der gebührenden Strafe belegt zu werden."

Die Armee ist im raschen Vorrücken begriffen.
Am 29 April befand sich das Hauptquartier des Ge-
nerals v. Wrangel in Apenrade, vorgestern wird es
bereits in Hadersleben gewesen seyn, von wo es eben
so rasch die Gränzen überschreiten wird, so daß man
es in diesem Augenblick wohl schon in Kolding wird
vermuthen können. Jm Westen wird das Haupt-
quartier des Prinzen von Augustenburg jetzt in Ripen
seyn, während General Halkett Vorkehrungen zum
Uebergang nach Alsen trifft. (S.-H. Z.)


Heute kehrte eine Freischaar, unter der wir Jüng-
linge aus Landau in Rheinbayern sprachen, bereits
nach der Heimath zurück. Wie wir vernehmen, wer-
den, da Schleswig frei geworden ist, die Freischaaren
nach und nach heimkehren, insofern sie sich nicht dem
regulären Militär einrangiren lassen wollen. Gestern
wurden wiederum neun Todte, die an ihren Wunden
gestorben, beerdigt; auch der preußische Garde-Capitän
v. Normann ist für unsere Freiheit gestorben. Der
Adjutant des Herzogs von Braunschweig, v. Fricke,
ist in eine Privat-Wohnung gebracht. Drei Kugeln
haben den Kopf schwer verletzt; bei näherer Unter-
suchung, welche früher unmöglich war, soll er auch
noch am Körper verwundet befunden seyn. Die
Jugendkraft kann hier, unter mütterlicher Pflege,
allein helfen. Jn Flensburg hatte man an dem Hause
des bekannten Kaufmanns Christiansen eine weiße Fahne
mit "Tydske Eiendom" aufgesteckt; ein preußischer Offi-
cier hat dieselbe aber entfernen lassen. Wir haben
einen Theil des Kampffeldes in Augenschein genommen,
und können nun über die abgebrannten Häuser und
den Kampf noch Folgendes mittheilen. An dem alten
Wege von Schleswig nach der Haddebyer Kirche steht
das Haus des Ziegeleibesitzers Clasen. Das schöne
und muthige Garde-Regiment Kaiser Franz stürmte,
nachdem es nach sehr ermüdendem Marsche eine halbe
Stunde geruht hatte das Dannewerk, indem das
Kaiser-Alexander-Regiment, falls es nöthig, demselben
Hül[f]e leisten sollte. Nachdem es bis an Bustorf vor-
gedrungen, nahm ein Theil unter dem Haddebyer Holz
eine Position ein. Die Dänen hatten jenes Haus in
Besitz, das mit den Ziegelei-Gebäuden in der Nie-
derung vor jenen Höhen liegt, nach Schleswig hin
aber durch eine Höhe gedeckt wird, die ebenfalls von
den Dänen besetzt war. Hier entspann sich ein heißer
Kampf. Das große Wohnhaus und das kleine
Häuschen, welches früher als Chausseehaus gedient,
gingen in Flammen auf; es stehen nur die einzelnen
nackten, verbrannten Mauern da. Nun zog sich der
Kampf über die neue Chaussee in die Wiesen hinab.
Die dänischen Jäger versuchten den beim Eingang
der Chaussee occupirten Berg zu behaupten; allein
schon drang die preußische Garde mit klingendem
Spiel nach dem Bustorfer Damm vorwärts, als die
dänischen Jäger über die Wiesen in die Otternkuhle
getrieben wurden, wo einer ihrer Führer, der Lieu-
tenant v. Scharfenberg gefangen genommen ward.
Dagegen hatte General Bonin über die Höhen von
Bustorf auf den Riesendamm zu das 20ste und 2te
Regiment, auch einen Theil des 12ten, wenn wir nicht
irren, geführt. Hier wurde hinter dem Dorfe eine
Batterie postirt, indem ihr gegenüber auf dem Bu-
storfer Damm, so daß der Bustorfer Teich zwischen
ihnen lag, dänische Kanonen standen. Durch diese
wurde das große Wohnhaus des Eingesessenen Tams
und dessen kleines Abnahmehaus in Brand geschossen.
Es liegt am meisten westwärts, dies war bei dem
scharfen Ostwinde ein großes Glück. Alles Vieh mit
Gänsen und Hunden, nistenden Hühnern wurde von
den Flammen verzehrt. Die Kugeln sollen, als die
Leute, durch die Flammen aus dem Keller getrieben,
ins Freie getreten, um sie geregnet haben, wie mir
die Postenleute sagten. Die Kanonenkugeln der
preußischen Batterie dagegen trafen mehrere Dächer
der am Eingang des Friedrichsbergs belegenen Häuser
und schossen die Wand eines Hauses ein. Die Dänen
vertheidigten sich Anfangs kühn, dann zogen sie sich
durch die Stadt und jenseits der Stadt über den
Erdbeerenberg, fliehend, aber kämpfend, zurück, nach-
[Spaltenumbruch] dem sie auf der Höhe des Reesendamms, welche
Schwertkell im Munde des Volks genannt wird, sich
Anfangs festsetzten. Die preußische Batterie bei dem
Garten des Etatsraths Jochims mit den Neuschateler
Jägern folgten. Letztere wurden gedeckt durch die
Knicken; dabei beachteten die Preußen die Kriegslist,
daß sie ihre glänzenden Tschako's neben sich stellten.
Sie zwangen die Batterie, ihre Stellung auf der Höhe
links am Wege nach Annettenhöhe, einem Sommer-
sitze der Baronesse von Brackdorf, aufzugeben. Die
preußische Batterie folgte und nahm nun weiter nach
Annettenhöhe auf einer festen Koppel eine Stellung
ein, von wo sie die Pläne des Schlosses Gottorf, die
vor Jahren zu einem Garten eingerichtet waren, be-
strich. Von den Zäunen geborgen, rückten die Preußen
und das Bracklow'sche Corps näher, und nun ent-
spann sich bei der Pulvermühle, einem Gasthause auf
Annettenhöhe, ein starkes Tirailleur-Gefecht. Das
Haus wurde zerschossen; die Leute von hier, so wie
die auf Annettenhöhe flüchteten sich weiter ins Holz,
in den Keller des Pavillon. Jn dem Nebengebäude
des Wohnhauses der Baronesse hatten die Dänen aus
dem Strohdache, wo Heu am Boden lag, Schieß-
scharten gemacht. Dieses Haus so wie das hübsche
Wohnhaus wurde arg mitgenommen. Jn dem Pa-
villon kam, ermattet vom Kampfe, der Capitän v. Hell-
mundt, aus Altona, an. Nur Wasser konnte man
ihm zur Erquickung reichen. Er stürzte sich wieder
rasch in den Kampf. Nicht lange darauf wurde er
blutig mit vielen Andern ins Haus gebracht. Durch
das Pulverholz hindurch über die Aschenkoppel bei
der Stampfmühle vorbei, zog sich nun nach Husbye
zu das erbitterte Gefecht, in der Husbyer Ziegelei
wurden die Fenster eingeschossen. Bei Churburg --
Colonistenstellen am alten Dannewerk, wo der alte
Weg durch diese Befestigung führt -- hatten die Dänen
12 Kanonen aufgestellt, und neben dem alten Wege
noch drei neue Wege zum Rückzuge angelegt. Hier
wichen sie aber, als sich unsre Truppen nahten, na-
mentlich auch schleswiger Dragoner.

Heute Nachmittag fand eine Versammlung zur Vor-
berathung der Wahl eines Abgeordneten zur deutschen
Nationalversammlung statt. Hr. Dr. Hansen brachte
fünf Männer in Vorschlag: Hofrath Professor Dahl-
mann, Dr. Steindorff, Dr. Gülich, Geh. Justizrath
Michelsen, Professor Roß. Dahlmann wurde von
Dr. Hansen, Justizrath Feddersen, Dr. Conrector
Lübker, Dr. Heiberg und Baron v. Liliencron als
der Mann bezeichnet, der vor Allen am würdigsten
sei, unsern Wahldistrict zu vertreten. Falls er an-
derswo erwählt werden sollte, wollte man Dr. Stein-
dorff wählen. Empfohlen sollten für die übrigen
Wahldistricte werden vorzugsweise Dr. Gülich, Geh.
Justizrath Michelsen. Professor Roß Glaubensbe-
kenntniß gab Veranlassung, daß man die Wahl auf
ihn nicht richten wolle. Statt seiner ward Regie-
rungspräsident Francke als Beistand der Hamburger
Abgeordneten namentlich für Flensburg empfohlen.
Man meinte aber, daß man keinen Bureaukraten,
kein administratives Talent, sondern einen politischen
Karakter zu wählen habe. Bemerkt ward, daß Har-
desvogt Jacobsen, da er in seinem Districte eine Wahl
annehmen werde, zu empfehlen sei.


Obgleich das Resultat der Wahl zur National-
versammlung für den 4ten holsteinischen District
(Kiel, Preetz, Plön und umliegende Landdistricte) noch
nicht bekannt ist, so ist doch die größte Wahrscheinlich-
keit, ja fast die Gewißheit vorhanden, daß Prof. Waitz
in G[ö]ttingen in diesem Districte gewählt worden ist.
Nachdem Th. Olshausen zurückgetreten war, konnte
wenigstens hier in der Stadt und in den nahe-
liegenden Landdistricten eine große Majorität für
Waitz erlangt werden. Nach einer ungefähren
Schätzung sind hier in der Stadt ungefähr 1100 Stim-
men auf ihn gefallen, und in den nahe gelegenen
Land-Districten und in Preetz soll er fast einstimmig
gewählt seyn, so daß schon hiedurch die Wahl gesichert
seyn dürfte. Außer dem Prof. Waitz kam hier in
der Stadt nur der Prof. Stein in Betracht, der gegen
200 Stimmen erhalten haben soll. Die auf einige
andere Personen gefallene Stimmenzahl ist so unbe-
deutend, daß dieselbe gar nicht angeführt zu werden
verdient.

Daß Dahlmann im sechsten District (Segeberg
u. s. w.) gewählt wird, ist wohl gewiß.

Droysen soll in Oldenburg u. s. w. viele Aussicht
haben und es läßt sich nicht läugnen, daß es ein gro-
ßer Mangel wäre, wenn dieser eben so gelehrte als
beredte und spirituelle Mann in Frankfurt fehlen
sollte. Gewandte Geschäftsmänner wird das übrige
Deutschland genug senden, so daß daran kein Mangel
seyn wird. Jndeß erfahrern wir erst in einigen Ta-
gen, wie die Wahl ausgefallen ist.


Aus einem, vom 28 April aus Tondern datirten
Schreiben mache ich Jhnen folgende Mittheilungen:
"Die Freicorps sind jetzt vom äußersten rechten Flügel
auf den äußersten linken versetzt. Gestern marschirten
wir von Krusau und Umgegend auf der Straße nach
Tondern vorwärts, während das Gros der Armee
auf der Straße nach Norden vorging. Viele von uns
haben deshalb auch schon keine Lust mehr, hier im
Lande herumzuziehen, und haben sich deshalb Urlaub
geben lassen. Neue Freischaaren treffen übrigens noch
fortwährend ein. Jn Kurzem werden wir an der
Königsau oder in Jütland stehen." -- Jn Tondern
hat man unsere Truppen, wie wir aus andern Brie-
fen ersehen, so freundlich aufgenommen, daß die Ein-
wohnerschaft ihnen entgegen geeilt ist, und die Damen
die Officiere mit Kränzen und Sträußen beschenkt
haben.

Die unsern Hafen blockirende Galathea nahm ge-
stern einen Besuch von dem schwedischen und hollän-
dischen Consul unserer Stadt entgegen, und man er-
fuhr in Folge dessen, daß sie bisher noch nicht Ordre
erhalten, ihre Station zu verlassen, jedoch solche fort-
während erwarte, da sie bereits schon seit 8 Tagen
ohne Nachrichten und außer Verbindung mit der dä-
nischen Armee sich befinde. Eine nur geringe Be-
satzung und wenig Lebensmittel, hörte man auch, be-
fänden sich auf dem Schiffe.

Augenblicklich hört man wiederholten Kanonendon-
ner von der Festung Friedrichsort her. Es wird
dem Vernehmen nach, zur Probe mit glühenden Ku-
geln geschossen.

Professor Waitz hat, nach den bisher bekannt ge-
wordenen Erge[b]nissen der Wahl, die Aussicht, mit
großer Stimmenmehrheit hier in der Stadt gewählt
zu werden.


[Spaltenumbruch]

Die unglückliche politische Lage, in welche das Lauen-
burgische gewiß ohne sein Verschulden gerathen ist,
giebt leider häufig Veranlassung, die Vaterlandsliebe
der Lauenburger und ihre Hingebung an die deutsche
Sache zu verdächtigen. Nichts ist indessen ungerech-
ter. -- So wie es im Jahre 1813 im Befreiungs-
kriege ganz insbesondere die Stadt Lauenburg es war,
die sich durch ihren Eifer und ihren Muth auszeich-
nete, so hat dieselbe auch jetzt den Beweis gegeben,
daß ihre Bewohner stets bereit sind, Gut und Blut
für die große Sache des Vaterlandes einzusetzen. Wenn
in einem Artikel des Hamb. unpart. Correspondenten
aus Lauenburg
gesagt worden, daß von hier nur ein
Freiwilliger in den Kampf gegangen sey, so beruht
dieses offenbar auf einem Jrrthum. Wir führen hier
nur folgende Freiwillige, die zu dem Heere gegangen
sind, an:

"Nicht ein Sohn des Kaufmanns Hilliger, son-
dern beide Söhne desselben. (Der Vater opferte
im Jahre 1813 einen großen Theil seines Ver-
mögens für den Freiheitskampf auf.) Polytech-
niker Schnobel (der Vater ging im Jahre 1813
als Freiwilliger in den Krieg und kämpfte ihn
auf eine ehrenvolle Weise mit durch). Der Oe-
konom Homburg (der Vater diente im Jahre
1813 unter dem Kielmannseggeschen Jägercorps
mit großer Auszeichnung). Der Student Horn-
bostel
(der Vater mußte im Jahre 1813, als die
Franzosen Lauenburg wieder einnahmen, flüch-
ten). Der Student Wendt. Der Commis Hen-
nings.
Der Oekonom Plinck. Der Oekonom
Michelsen, und Andere."

Wir sind den Eltern dieser Freiwilligen, von denen
mehrere gefallen oder verwundet, andere zu Gefange-
nen gemacht sind, diese berichtigende Anzeige schuldig.


Die Wahl zur deutschen National-Versammlung in
den verschiedenen Quartieren der Stadt ist gestern
mit sehr überwiegender Stimmen-Mehrheit auf Etats-
rath Francke gefallen, der neben Dahlmann hier
wieder als Candidat aufgestellt war; dagegen ist er-
sterer in den benachbarten Ortschaften seinem mächti-
gen Gegner, um den man sich reißen zu wollen scheint,
obgleich seine Wahl im 6ten Wahldistrict schon so gut
wie gesichert ist, eben so entschieden unterlegen. (A. M.)


Die Nachricht von dem Einrücken preußischer Trup-
pen scheint verfrüht zu seyn, wenigstens wissen Be-
richte von der äußersten schleswigschen Gränze noch
nichts davon, obgleich auch heute wieder Gerüchte von
der Besetzung Koldings in Umlauf sind. (Vergl.
oben Frankfurt.)





Se. Maj. der K[ö]nig ist vorgestern Nachmittag auf
dem Dampfschiffe Aegir im besten Wohlbefinden hier ein-
getroffen und mit vielem Jubel empfangen worden.
Allerhöchstdieselben haben seitdem eine Ansprache an
die Bewohner Kopenhagens gerichtet, um ihnen für
die von ihnen bei seiner Heimkehr dargelegten Be-
weise der Zuneigung zu danken, und zu versichern,
daß er Hand in Hand mit ihnen gehen und Glück
und Unglück mit ihnen theilen wolle.

Ein Kriegsschiff ist von hier abgegangen, um vor
der Mündung der Elbe zu kreuzen. Zwei andere
sollen auf der Höhe von Skagen stationirt werden.
Die Fregatte Havfruen ist südwärts gesegelt.

Fädrelandet berichtet aus Helsingör, daß am 29
April der Commandant von Kronborg und der Be-
fehlshaber des Wachtschiffes noch keinen Befehl erhal-
ten hatten, hannoversche, mecklenburgische und han-
seatische Schiffe aufzubringen.

Die General-Postdirection zeigt an, daß die Fahr-
ten der Dampfschiffe Ophelia und Lolland nach Deutsch-
land eingestellt sind. Die Verbindung wird daher
nur durch die schwedischen Dampfschiffe Malmö und
Nordstjernan bewerkstelligt.

Der Oberhofmarschall v. Levetzau ist auf einem
englischen Dampfschiffe, vermuthlich in diplomatischen
Aufträgen, nach St. Petersburg abgegangen.

Orla Lehmann ist doch in Schweden gewesen und
bei seiner Abreise aus Gothenburg am 25 d. wurden ihm
von mehreren hundert Bürgern viele "Sympathieen"
zu Theil. Auch sollen sich Freicorps daselbst bilden.

Ueber die vielbesprochene Unterstützung England's
und Rußland's bemerkt Kjobenhavnsposten. England
werde in diesem Augenblick bereits einen energischen
Protest gegen das Einrücken der deutschen Truppen
in Schleswig niedergelegt haben, um die angebotene
Vermittelung verwirklichen zu können; Rußland's
Hülfe aber müsse man sich verbitten, um nicht ganz
Europa gegen sich aufzubringen und nicht ein russi-
sches Außenwerk zu bilden.

Am 26 d. fand zu Helsingör ein Auflauf gegen das
Haus des Hrn. Borges, Prinzipal des Handelshau-
ses van Deurs & Co. statt. Selbiger hatte als Be-
vollmächtigter einer Hamburger Assecuranz-Compagnie
derselben am 19 d. mitgetheilt, daß alle deutsche
Schiffe aufgebracht werden sollten, welche Warnung
in der Börsenhalle vom 22 d. bekannt gemacht wurde.
Da jene Maaßregel sich nur auf preußische Schiffe
erstreckte, so glaubte man darin einen Wink zu Gun-
sten Hamburgs zu erblicken, was für den Pöbel hin-
reichte, unter Brüllen und Pfeifen die Fenster einzu-
werfen. Es gelang indessen dem Polizeimeister und
mehreren Bürgern den Hausen zu zerstreuen und
denselben von einer ähnlichen Demonstration gegen
Hobbek, wo sich Graf Reventlow-Criminil jetzt auf-
hält, abzulenken.

Unsere Blätter enthalten Berichte vom Kriegs-
schauplatze bis zum 28 vorigen Monats, wo das
Hauptquartier des Generals Hedemann in Sonder-
burg war. Sie behaupten, das Heer sey nach allen
seinen Heldenthaten und Strapazen einer dreifachen
Uebermacht gegenüber in einem verhältnißmäßig guten
Zustande. Die Dänen sollen nämlich nur 11- bis
12.000, die verbündeten Truppen dagegen 25- bis
30,000 Mann betragen haben, Fyenske Avis spricht
sogar von 40,000!! Dasselbe Blatt giebt den Verlust
der Preußen auf 4000 Mann, den der Dänen auf
1700 an, darunter einige 50 Officiere, und zwar über
40 Todte oder Verwundete; doch ist officiell hierüber
nichts bekannt. Die Stellung auf Alsen wird als
sehr günstig geschildert, weil die Kriegsschiffe daselbst
mitwirken können. Die Artillerie ist complet, die Ba-
taillons haben 6- bis 700 Waffenfähige. Die von den
dänischen Generalen abgesandten Parlamentäre hatten
nur den Auftrag, sich nach Gefangenen und Verwun-
deten zu erkundigen.

Heute sind hier wieder 200 Gefangene aus Rends-
burg eingebracht worden.


*) Wir bemerken nur vorläufig, daß ein Reichs-
oberhaupt,
ein Reichstag und ein Reichsgericht
bestehen sollen. Ersterer ist erblich und residirt zu
Frankfurt; er bezieht eine Civilliste. Jhm ist
die vollziehende Gewalt unter Mitwirkung ver-
antwortlicher Minister, Kriegs- und Friedens-
recht, Berufung und Auflösung des Reichstags
zugetheilt. Der Reichstag hat ein Oberhaus
von höchstens 200 Mitgliedern: Fürsten oder
deren Stellvertreter, 4 Abgeordnete der freien
Städte und 161 wählbare Reichsräthe; und ein
Unterhaus, dessen Mitglieder für je 100,000 See-
len gewählt werden.

Mittewochen3 Mai
No. 106.1848.
Staats und [Abbildung] Gelehrte
Zei-   tung
des Hamburgiſchen    unpartheiiſchen

CORRESPONDENTEN.

Abonnement: Jnſertionsgebühr:

18 Mark, für löbl. 5 Schillinge für die

Poſtämter 15 Mark.Petit-Zeile.




[Beginn Spaltensatz]
Entwurf
des deutſchen Reichsgrundgeſetzes.*)

Der hohen deutſchen Bundesverſammlung als Gut-
achten der ſiebenzehn Männer des öffentlichen
Vertrauens überreicht am 26 April 1848.

Vorwort.

Aus einem treulich fortgeſetzten Bemühen iſt uns
am Ende eine Arbeit erwachſen, die der beſonnenen
Pflege und einer zeitigenden Frühlingsſonne gar ſehr
bedarf, wenn aus ihr Etwas zum Heile des Vater-
landes erblühen ſoll.

Nicht blos daß wir die ungeheure Kühnheit, ja
Vermeſſenheit empfanden, durch wenige ſcharf ein-
ſchneidende Paragraphen tauſendjährige Schäden hei-
len zu wollen, unter uns ergab ſich, daß wir es nur
geradezu geſtehen, als wir den Hauptorganen der
neuen Staatsbildung nachfragten, mannichfache Mei-
nungsverſchiedenheit, und es ſind hochwichtige Ent-
ſcheidungen allein durch Mehrheiten, überwiegende
freilich getroffen.

Was uns indeß immer wieder zu neuer Gemein-
ſamkeit des Eifers zuſammenführte, war unſere volle
begeiſterte Einſtimmigkeit in einem Punkte. Dieſes
Deutſchland, welches die vielhundertjährigen Strafen
ſeiner Entzweiung getragen hat, muß ſeine Volks-
und Staats-Einheit jetzt erreichen, unverzüglich, bevor
noch das zweite Jahrhundert ſeit jenem Frieden ab-
läuft, welcher ſeine Schwäche heilig ſpricht. Niemand
in der Welt iſt ſo mächtig, ein Volk von über 40
Millionen, welches den Vorſatz gefaßt hat, ſich ſelbſt
fortan anzugehören, daran zu verhindern; Niemand
auch dürfte nur wünſchen es zu ſeyn, und wenn durch
Ereigniſſe, in welchen wir Alle die Waltung einer
höheren Hand verehren, Vieles von dem, was früher
allein die Sehnſucht des Vaterlandsfreundes erreichte,
heute in die nächſte Nähe gerückt iſt — wehe der
Staatskunſt, die in ſolchem Augenblicke die alten Netze
der Täuſchung wieder auswerfen wollte. Sie würde
ſich ihr eigenes Grab graben. Darum ſind die Arti-
kel über die Bedeutung des Reichs, über die Grund-
rechte des deutſchen Volks und die Competenz des
Reichsgerichts mit großer Einmüthigkeit genehmigt.

Allein die Nothwendigkeit, welche in den Sachen
belegen iſt, führte die Mehrzahl der Verſammlung
einen ſtarken Schritt weiter. Niemand in ihrer Mitte
verbarg ſich, daß in jener Zerſtückelung, welche für
unſer Vaterland ſo traurige Früchte getragen hat,
dennoch zugleich vielfältige Keime verborgen liegen,
welche unzertreten bleiben müſſen, wenn unſere Zu-
kunft fröhlich gedeihen ſoll. Die Bedeutung unſerer
Dynaſtieen iſt durch die Stürme weniger Wochen
nicht entblättert, und eine edle Scham hat uns Deutſche
behütet, denen zur Seite zu treten, welche aus dem
Mißbrauche der Macht, wozu die Verſuchung in jeder
Menſchenbruſt liegt, die Nothwendigkeit folgern wollen,
jede hervorragende Größe als ein Hinderniß der Frei-
heit zu beſeitigen. An unſere Fürſtenhäuſer knüpft
ſich nicht blos die alte Gewohnheit des Gehorſams,
welche ſich durchaus nicht beliebig anderswohin über-
tragen läßt, ſondern in Wahrheit die einzige Möglich-
keit, dieſes weitſchichtige, vielgeſtaltige Deutſchland all-
mählich in die Staatseinheit einzuführen, die ſich aus
höheren Gründen nicht länger entbehren läßt. Wenn
es gewiß iſt, daß eine Einheit in der Art, wie ſie in
anderen europäiſchen Staaten obwaltet, ſich auf deut-
ſchem Boden nur durch eine unabſehliche Reihe von
Gewaltthaten und Freveln, deren Verantwortlichkeit
kein reiner Vaterlandsfreund auf ſich nehmen möchte,
erreichen ließe, ſo würde eben ſo gewiß am erreichten
Ziel das Gefühl einer völligen Verödung und Rath-
loſigkeit die deutſchen Gemüther überwältigen; denn
es wäre ein plötzlicher leichtſinniger Bruch mit unſerer
ganzen Vergangenheit.

Steht ſo die Erblichkeit nicht bloß in der Gewiſſen-
haftigkeit und der Geſinnung der Deutſchen, ſondern
auch in ihren politiſchen Ueberzeugungen feſt, ſo hat
ſich doch über die Frage, ob das künftige Oberhaupt
Deutſchlands ebenfalls erblich zu berufen ſey, die Ver-
ſammlung der Siebenzehner nicht zur Einſtimmigkeit
vereinbaren können. Die Auffaſſung der Mehrzahl
aber, die im Fortgange der Berathung ſtärker an-
wuchs, war dieſe:

Von der Zeit an, da ein Reichsgrundgeſetz dem
deutſchen Volke die Reichseinheit und ſeinen einzelnen
Staaten eine Fülle der edelſten Freiheiten, wie ſie
noch kein Volk der Erde in ſo kurzem Kampfe er-
warb, gewährleiſtete: Freiheiten, deren noch weiteren
Fortſchritt nichts hemmen wird, es wäre denn die
eigene Beſonnenheit, von dieſer Zeit an muß für jeden
Vaterlandsfreund die Bewahrung ſolcher unſchätz-
baren Güter vor umwälzenden Strebungen die Haupt-
ſache ſeyn. Knüpft ſich nun unſer vielverzweigtes
Volksleben weſentlich an den Fortbeſtand der Dyna-
ſtieen Deutſchlands, ſo darf das Reichsoberhaupt,
welches über dem Ganzen zu walten berufen iſt, eben-
ſalls nur ein gleichartig erbberechtigtes ſeyn. Ver-
laſſen von dieſer Eigenſchaft, welche die Wurzel jeder
menſchlichen Macht bildet, würde es ungleich berech-
tigt denjenigen gegenüberſtehen, welche um der Wohl-
fahrt des Ganzen willen die Verpflichtung anerkannt
haben, ihre Erbwacht ſeiner Hoheit unterzuordnen.
Es würde eben darum, wenn von Haus aus mäch-
tig, das Reichsregiment als eine vergängliche Neben-
aufgabe, nur allenfalls zu Hauszwecken nutzbar, be-
trachten und behandeln; ohne Hausmacht aber an den
höchſten Platz geſtellt, wie konnte ein ſolches, bloß mit
den Fictionen der Macht bekleidetes Reichsoberhaupt
nur anders, als in den erblichen Dynaſtieen ſeine ge-
bornen Gegner erblicken? Je kraftvoller ein ſolches
Reichsoberhaupt auf den ihm übertragenen Rechten
hielte, um ſo gewiſſer ſähe ſich das deutſche
Volk in den verderblichſten inneren Zwieſpalt, den
gefährlichſten Kampf der Pflichten hineingeriſſen. Nicht
unwahrſcheinlich würde die eine und untheilbare Ne-
publik, mit einem Präſidenten an der Spitze, den Sieg
[Spaltenumbruch] davon tragen, aber ſicherlich nur auf einem mit deut-
ſchem Bürgerblut beſpritzten Pfade, denn es iſt eine
Fabel, die allein in der verzehrenden Unruhe der letzten
Wochen vorübergehenden Glauben finden konnte, als
ſey aus dem Herzen der Deutſchen die Geltung ihrer
Fürſtenhäuſer auf einmal verſchwunden. Dieſe wer-
den vielmehr in dem Volksbewußtſeyn eine um ſo
freundlichere Stätte finden, weil ſie dem allgemeinen
Wohle ſchmerzliche Opfer gebracht haben. Darum
darf der Anfang unſerer neuen Ordnung keineswegs
mit der Beſtellung eines wechſelnden Oberhauptes
gemacht werden, und die Mehrzahl unſerer Verſamm-
lung hat, indem ſie den 5 Paragraphen genehmigte,
mit ſicherer Ueberzeugung jede Rückſicht zu dieſem
Ziele hin aus ihrem Plane entfernt. Denn der Ge-
danke, daß ſich ſpäterhin wohl auf eine Bahn zurück-
kommen laſſe, die man, in ſchwankender Zeit ſchwan-
kend geſinnt, jetzt zu betreten zagt, gehört den ver-
derblichſten aller Täuſchungen an. Was in dieſer
Richtung geſchehen ſoll, muß unverzüglich geſchehen.

Wenn Deutſchland’s einträchtiger Fürſtenrath der
großen Mai-Verſammlung zu Frankfurt a. M. einen
deutſchen Fürſten ſeiner Wahl als erbliches Reichs-
oberhaupt zur Annahme zuführt, dann werden Frei-
heit und Ordnung auf deutſchem Boden ſich verſöhnt
die Hände reichen und fürder nicht von einander laſſen.

(Fortſetzung folgt.)




Schleswig-Holſt. Angelegenheiten.

Dem Vernehmen nach hat die Bundes-Verſamm-
lung in ihrer geſtrigen Sitzung auf die Anzeige Preu-
ßens wegen Aufbringung deutſcher Handelsſchiffe durch
däniſche Kriegsſchiffe und auf deſſen Antrag beſchloſſen,
daß die Bundestruppen in Jütland einrücken und
daſſelbe als Sicherheit und bis nach Feſtſtellung des
Erſatzes für die gemachten Priſen beſetzt halten ſollen.


Eine Verfügung der proviſoriſchen Regierung vom
1 d. beſagt: “Nachdem der Krieg zwiſchen den Her-
zogthümern Schleswig-Holſtein und dem Königreiche
Dänemark ausgebrochen iſt, wird alle und jede Ver-
bindung der diesſeitigen Staatsangehörigen mit dem
Feinde hierdurch unterſagt. Namentlich haben die
an den Küſten Wohnenden ſich jedes Verkehrs mit
den feindlichen Kriegsſchiffen zu enthalten. Die Ueber-
treter dieſes Verbotes ſind ſofort zu verhaften, nach
der Feſtung Rendsburg zu transportiren und vor
Gericht zu ſtellen, um nach Befund der Umſtände mit
der gebührenden Strafe belegt zu werden.”

Die Armee iſt im raſchen Vorrücken begriffen.
Am 29 April befand ſich das Hauptquartier des Ge-
nerals v. Wrangel in Apenrade, vorgeſtern wird es
bereits in Hadersleben geweſen ſeyn, von wo es eben
ſo raſch die Gränzen überſchreiten wird, ſo daß man
es in dieſem Augenblick wohl ſchon in Kolding wird
vermuthen können. Jm Weſten wird das Haupt-
quartier des Prinzen von Auguſtenburg jetzt in Ripen
ſeyn, während General Halkett Vorkehrungen zum
Uebergang nach Alſen trifft. (S.-H. Z.)


Heute kehrte eine Freiſchaar, unter der wir Jüng-
linge aus Landau in Rheinbayern ſprachen, bereits
nach der Heimath zurück. Wie wir vernehmen, wer-
den, da Schleswig frei geworden iſt, die Freiſchaaren
nach und nach heimkehren, inſofern ſie ſich nicht dem
regulären Militär einrangiren laſſen wollen. Geſtern
wurden wiederum neun Todte, die an ihren Wunden
geſtorben, beerdigt; auch der preußiſche Garde-Capitän
v. Normann iſt für unſere Freiheit geſtorben. Der
Adjutant des Herzogs von Braunſchweig, v. Fricke,
iſt in eine Privat-Wohnung gebracht. Drei Kugeln
haben den Kopf ſchwer verletzt; bei näherer Unter-
ſuchung, welche früher unmöglich war, ſoll er auch
noch am Körper verwundet befunden ſeyn. Die
Jugendkraft kann hier, unter mütterlicher Pflege,
allein helfen. Jn Flensburg hatte man an dem Hauſe
des bekannten Kaufmanns Chriſtianſen eine weiße Fahne
mit “Tydſke Eiendom” aufgeſteckt; ein preußiſcher Offi-
cier hat dieſelbe aber entfernen laſſen. Wir haben
einen Theil des Kampffeldes in Augenſchein genommen,
und können nun über die abgebrannten Häuſer und
den Kampf noch Folgendes mittheilen. An dem alten
Wege von Schleswig nach der Haddebyer Kirche ſteht
das Haus des Ziegeleibeſitzers Claſen. Das ſchöne
und muthige Garde-Regiment Kaiſer Franz ſtürmte,
nachdem es nach ſehr ermüdendem Marſche eine halbe
Stunde geruht hatte das Dannewerk, indem das
Kaiſer-Alexander-Regiment, falls es nöthig, demſelben
Hül[f]e leiſten ſollte. Nachdem es bis an Buſtorf vor-
gedrungen, nahm ein Theil unter dem Haddebyer Holz
eine Poſition ein. Die Dänen hatten jenes Haus in
Beſitz, das mit den Ziegelei-Gebäuden in der Nie-
derung vor jenen Höhen liegt, nach Schleswig hin
aber durch eine Höhe gedeckt wird, die ebenfalls von
den Dänen beſetzt war. Hier entſpann ſich ein heißer
Kampf. Das große Wohnhaus und das kleine
Häuschen, welches früher als Chauſſeehaus gedient,
gingen in Flammen auf; es ſtehen nur die einzelnen
nackten, verbrannten Mauern da. Nun zog ſich der
Kampf über die neue Chauſſee in die Wieſen hinab.
Die däniſchen Jäger verſuchten den beim Eingang
der Chauſſee occupirten Berg zu behaupten; allein
ſchon drang die preußiſche Garde mit klingendem
Spiel nach dem Buſtorfer Damm vorwärts, als die
däniſchen Jäger über die Wieſen in die Otternkuhle
getrieben wurden, wo einer ihrer Führer, der Lieu-
tenant v. Scharfenberg gefangen genommen ward.
Dagegen hatte General Bonin über die Höhen von
Buſtorf auf den Rieſendamm zu das 20ſte und 2te
Regiment, auch einen Theil des 12ten, wenn wir nicht
irren, geführt. Hier wurde hinter dem Dorfe eine
Batterie poſtirt, indem ihr gegenüber auf dem Bu-
ſtorfer Damm, ſo daß der Buſtorfer Teich zwiſchen
ihnen lag, däniſche Kanonen ſtanden. Durch dieſe
wurde das große Wohnhaus des Eingeſeſſenen Tams
und deſſen kleines Abnahmehaus in Brand geſchoſſen.
Es liegt am meiſten weſtwärts, dies war bei dem
ſcharfen Oſtwinde ein großes Glück. Alles Vieh mit
Gänſen und Hunden, niſtenden Hühnern wurde von
den Flammen verzehrt. Die Kugeln ſollen, als die
Leute, durch die Flammen aus dem Keller getrieben,
ins Freie getreten, um ſie geregnet haben, wie mir
die Poſtenleute ſagten. Die Kanonenkugeln der
preußiſchen Batterie dagegen trafen mehrere Dächer
der am Eingang des Friedrichsbergs belegenen Häuſer
und ſchoſſen die Wand eines Hauſes ein. Die Dänen
vertheidigten ſich Anfangs kühn, dann zogen ſie ſich
durch die Stadt und jenſeits der Stadt über den
Erdbeerenberg, fliehend, aber kämpfend, zurück, nach-
[Spaltenumbruch] dem ſie auf der Höhe des Reeſendamms, welche
Schwertkell im Munde des Volks genannt wird, ſich
Anfangs feſtſetzten. Die preußiſche Batterie bei dem
Garten des Etatsraths Jochims mit den Neuſchateler
Jägern folgten. Letztere wurden gedeckt durch die
Knicken; dabei beachteten die Preußen die Kriegsliſt,
daß ſie ihre glänzenden Tſchako’s neben ſich ſtellten.
Sie zwangen die Batterie, ihre Stellung auf der Höhe
links am Wege nach Annettenhöhe, einem Sommer-
ſitze der Baroneſſe von Brackdorf, aufzugeben. Die
preußiſche Batterie folgte und nahm nun weiter nach
Annettenhöhe auf einer feſten Koppel eine Stellung
ein, von wo ſie die Pläne des Schloſſes Gottorf, die
vor Jahren zu einem Garten eingerichtet waren, be-
ſtrich. Von den Zäunen geborgen, rückten die Preußen
und das Bracklow’ſche Corps näher, und nun ent-
ſpann ſich bei der Pulvermühle, einem Gaſthauſe auf
Annettenhöhe, ein ſtarkes Tirailleur-Gefecht. Das
Haus wurde zerſchoſſen; die Leute von hier, ſo wie
die auf Annettenhöhe flüchteten ſich weiter ins Holz,
in den Keller des Pavillon. Jn dem Nebengebäude
des Wohnhauſes der Baroneſſe hatten die Dänen aus
dem Strohdache, wo Heu am Boden lag, Schieß-
ſcharten gemacht. Dieſes Haus ſo wie das hübſche
Wohnhaus wurde arg mitgenommen. Jn dem Pa-
villon kam, ermattet vom Kampfe, der Capitän v. Hell-
mundt, aus Altona, an. Nur Waſſer konnte man
ihm zur Erquickung reichen. Er ſtürzte ſich wieder
raſch in den Kampf. Nicht lange darauf wurde er
blutig mit vielen Andern ins Haus gebracht. Durch
das Pulverholz hindurch über die Aſchenkoppel bei
der Stampfmühle vorbei, zog ſich nun nach Husbye
zu das erbitterte Gefecht, in der Husbyer Ziegelei
wurden die Fenſter eingeſchoſſen. Bei Churburg —
Coloniſtenſtellen am alten Dannewerk, wo der alte
Weg durch dieſe Befeſtigung führt — hatten die Dänen
12 Kanonen aufgeſtellt, und neben dem alten Wege
noch drei neue Wege zum Rückzuge angelegt. Hier
wichen ſie aber, als ſich unſre Truppen nahten, na-
mentlich auch ſchleswiger Dragoner.

Heute Nachmittag fand eine Verſammlung zur Vor-
berathung der Wahl eines Abgeordneten zur deutſchen
Nationalverſammlung ſtatt. Hr. Dr. Hanſen brachte
fünf Männer in Vorſchlag: Hofrath Profeſſor Dahl-
mann, Dr. Steindorff, Dr. Gülich, Geh. Juſtizrath
Michelſen, Profeſſor Roß. Dahlmann wurde von
Dr. Hanſen, Juſtizrath Fedderſen, Dr. Conrector
Lübker, Dr. Heiberg und Baron v. Liliencron als
der Mann bezeichnet, der vor Allen am würdigſten
ſei, unſern Wahldiſtrict zu vertreten. Falls er an-
derswo erwählt werden ſollte, wollte man Dr. Stein-
dorff wählen. Empfohlen ſollten für die übrigen
Wahldiſtricte werden vorzugsweiſe Dr. Gülich, Geh.
Juſtizrath Michelſen. Profeſſor Roß Glaubensbe-
kenntniß gab Veranlaſſung, daß man die Wahl auf
ihn nicht richten wolle. Statt ſeiner ward Regie-
rungspräſident Francke als Beiſtand der Hamburger
Abgeordneten namentlich für Flensburg empfohlen.
Man meinte aber, daß man keinen Bureaukraten,
kein adminiſtratives Talent, ſondern einen politiſchen
Karakter zu wählen habe. Bemerkt ward, daß Har-
desvogt Jacobſen, da er in ſeinem Diſtricte eine Wahl
annehmen werde, zu empfehlen ſei.


Obgleich das Reſultat der Wahl zur National-
verſammlung für den 4ten holſteiniſchen Diſtrict
(Kiel, Preetz, Plön und umliegende Landdiſtricte) noch
nicht bekannt iſt, ſo iſt doch die größte Wahrſcheinlich-
keit, ja faſt die Gewißheit vorhanden, daß Prof. Waitz
in G[ö]ttingen in dieſem Diſtricte gewählt worden iſt.
Nachdem Th. Olshauſen zurückgetreten war, konnte
wenigſtens hier in der Stadt und in den nahe-
liegenden Landdiſtricten eine große Majorität für
Waitz erlangt werden. Nach einer ungefähren
Schätzung ſind hier in der Stadt ungefähr 1100 Stim-
men auf ihn gefallen, und in den nahe gelegenen
Land-Diſtricten und in Preetz ſoll er faſt einſtimmig
gewählt ſeyn, ſo daß ſchon hiedurch die Wahl geſichert
ſeyn dürfte. Außer dem Prof. Waitz kam hier in
der Stadt nur der Prof. Stein in Betracht, der gegen
200 Stimmen erhalten haben ſoll. Die auf einige
andere Perſonen gefallene Stimmenzahl iſt ſo unbe-
deutend, daß dieſelbe gar nicht angeführt zu werden
verdient.

Daß Dahlmann im ſechsten Diſtrict (Segeberg
u. ſ. w.) gewählt wird, iſt wohl gewiß.

Droyſen ſoll in Oldenburg u. ſ. w. viele Ausſicht
haben und es läßt ſich nicht läugnen, daß es ein gro-
ßer Mangel wäre, wenn dieſer eben ſo gelehrte als
beredte und ſpirituelle Mann in Frankfurt fehlen
ſollte. Gewandte Geſchäftsmänner wird das übrige
Deutſchland genug ſenden, ſo daß daran kein Mangel
ſeyn wird. Jndeß erfahrern wir erſt in einigen Ta-
gen, wie die Wahl ausgefallen iſt.


Aus einem, vom 28 April aus Tondern datirten
Schreiben mache ich Jhnen folgende Mittheilungen:
“Die Freicorps ſind jetzt vom äußerſten rechten Flügel
auf den äußerſten linken verſetzt. Geſtern marſchirten
wir von Kruſau und Umgegend auf der Straße nach
Tondern vorwärts, während das Gros der Armee
auf der Straße nach Norden vorging. Viele von uns
haben deshalb auch ſchon keine Luſt mehr, hier im
Lande herumzuziehen, und haben ſich deshalb Urlaub
geben laſſen. Neue Freiſchaaren treffen übrigens noch
fortwährend ein. Jn Kurzem werden wir an der
Königsau oder in Jütland ſtehen.” — Jn Tondern
hat man unſere Truppen, wie wir aus andern Brie-
fen erſehen, ſo freundlich aufgenommen, daß die Ein-
wohnerſchaft ihnen entgegen geeilt iſt, und die Damen
die Officiere mit Kränzen und Sträußen beſchenkt
haben.

Die unſern Hafen blockirende Galathea nahm ge-
ſtern einen Beſuch von dem ſchwediſchen und hollän-
diſchen Conſul unſerer Stadt entgegen, und man er-
fuhr in Folge deſſen, daß ſie bisher noch nicht Ordre
erhalten, ihre Station zu verlaſſen, jedoch ſolche fort-
während erwarte, da ſie bereits ſchon ſeit 8 Tagen
ohne Nachrichten und außer Verbindung mit der dä-
niſchen Armee ſich befinde. Eine nur geringe Be-
ſatzung und wenig Lebensmittel, hörte man auch, be-
fänden ſich auf dem Schiffe.

Augenblicklich hört man wiederholten Kanonendon-
ner von der Feſtung Friedrichsort her. Es wird
dem Vernehmen nach, zur Probe mit glühenden Ku-
geln geſchoſſen.

Profeſſor Waitz hat, nach den bisher bekannt ge-
wordenen Erge[b]niſſen der Wahl, die Ausſicht, mit
großer Stimmenmehrheit hier in der Stadt gewählt
zu werden.


[Spaltenumbruch]

Die unglückliche politiſche Lage, in welche das Lauen-
burgiſche gewiß ohne ſein Verſchulden gerathen iſt,
giebt leider häufig Veranlaſſung, die Vaterlandsliebe
der Lauenburger und ihre Hingebung an die deutſche
Sache zu verdächtigen. Nichts iſt indeſſen ungerech-
ter. — So wie es im Jahre 1813 im Befreiungs-
kriege ganz insbeſondere die Stadt Lauenburg es war,
die ſich durch ihren Eifer und ihren Muth auszeich-
nete, ſo hat dieſelbe auch jetzt den Beweis gegeben,
daß ihre Bewohner ſtets bereit ſind, Gut und Blut
für die große Sache des Vaterlandes einzuſetzen. Wenn
in einem Artikel des Hamb. unpart. Correſpondenten
aus Lauenburg
geſagt worden, daß von hier nur ein
Freiwilliger in den Kampf gegangen ſey, ſo beruht
dieſes offenbar auf einem Jrrthum. Wir führen hier
nur folgende Freiwillige, die zu dem Heere gegangen
ſind, an:

“Nicht ein Sohn des Kaufmanns Hilliger, ſon-
dern beide Söhne deſſelben. (Der Vater opferte
im Jahre 1813 einen großen Theil ſeines Ver-
mögens für den Freiheitskampf auf.) Polytech-
niker Schnobel (der Vater ging im Jahre 1813
als Freiwilliger in den Krieg und kämpfte ihn
auf eine ehrenvolle Weiſe mit durch). Der Oe-
konom Homburg (der Vater diente im Jahre
1813 unter dem Kielmannseggeſchen Jägercorps
mit großer Auszeichnung). Der Student Horn-
boſtel
(der Vater mußte im Jahre 1813, als die
Franzoſen Lauenburg wieder einnahmen, flüch-
ten). Der Student Wendt. Der Commis Hen-
nings.
Der Oekonom Plinck. Der Oekonom
Michelſen, und Andere.”

Wir ſind den Eltern dieſer Freiwilligen, von denen
mehrere gefallen oder verwundet, andere zu Gefange-
nen gemacht ſind, dieſe berichtigende Anzeige ſchuldig.


Die Wahl zur deutſchen National-Verſammlung in
den verſchiedenen Quartieren der Stadt iſt geſtern
mit ſehr überwiegender Stimmen-Mehrheit auf Etats-
rath Francke gefallen, der neben Dahlmann hier
wieder als Candidat aufgeſtellt war; dagegen iſt er-
ſterer in den benachbarten Ortſchaften ſeinem mächti-
gen Gegner, um den man ſich reißen zu wollen ſcheint,
obgleich ſeine Wahl im 6ten Wahldiſtrict ſchon ſo gut
wie geſichert iſt, eben ſo entſchieden unterlegen. (A. M.)


Die Nachricht von dem Einrücken preußiſcher Trup-
pen ſcheint verfrüht zu ſeyn, wenigſtens wiſſen Be-
richte von der äußerſten ſchleswigſchen Gränze noch
nichts davon, obgleich auch heute wieder Gerüchte von
der Beſetzung Koldings in Umlauf ſind. (Vergl.
oben Frankfurt.)





Se. Maj. der K[ö]nig iſt vorgeſtern Nachmittag auf
dem Dampfſchiffe Aegir im beſten Wohlbefinden hier ein-
getroffen und mit vielem Jubel empfangen worden.
Allerhöchſtdieſelben haben ſeitdem eine Anſprache an
die Bewohner Kopenhagens gerichtet, um ihnen für
die von ihnen bei ſeiner Heimkehr dargelegten Be-
weiſe der Zuneigung zu danken, und zu verſichern,
daß er Hand in Hand mit ihnen gehen und Glück
und Unglück mit ihnen theilen wolle.

Ein Kriegsſchiff iſt von hier abgegangen, um vor
der Mündung der Elbe zu kreuzen. Zwei andere
ſollen auf der Höhe von Skagen ſtationirt werden.
Die Fregatte Havfruen iſt ſüdwärts geſegelt.

Fädrelandet berichtet aus Helſingör, daß am 29
April der Commandant von Kronborg und der Be-
fehlshaber des Wachtſchiffes noch keinen Befehl erhal-
ten hatten, hannoverſche, mecklenburgiſche und han-
ſeatiſche Schiffe aufzubringen.

Die General-Poſtdirection zeigt an, daß die Fahr-
ten der Dampfſchiffe Ophelia und Lolland nach Deutſch-
land eingeſtellt ſind. Die Verbindung wird daher
nur durch die ſchwediſchen Dampfſchiffe Malmö und
Nordſtjernan bewerkſtelligt.

Der Oberhofmarſchall v. Levetzau iſt auf einem
engliſchen Dampfſchiffe, vermuthlich in diplomatiſchen
Aufträgen, nach St. Petersburg abgegangen.

Orla Lehmann iſt doch in Schweden geweſen und
bei ſeiner Abreiſe aus Gothenburg am 25 d. wurden ihm
von mehreren hundert Bürgern viele “Sympathieen”
zu Theil. Auch ſollen ſich Freicorps daſelbſt bilden.

Ueber die vielbeſprochene Unterſtützung England’s
und Rußland’s bemerkt Kjobenhavnspoſten. England
werde in dieſem Augenblick bereits einen energiſchen
Proteſt gegen das Einrücken der deutſchen Truppen
in Schleswig niedergelegt haben, um die angebotene
Vermittelung verwirklichen zu können; Rußland’s
Hülfe aber müſſe man ſich verbitten, um nicht ganz
Europa gegen ſich aufzubringen und nicht ein ruſſi-
ſches Außenwerk zu bilden.

Am 26 d. fand zu Helſingör ein Auflauf gegen das
Haus des Hrn. Borges, Prinzipal des Handelshau-
ſes van Deurs & Co. ſtatt. Selbiger hatte als Be-
vollmächtigter einer Hamburger Aſſecuranz-Compagnie
derſelben am 19 d. mitgetheilt, daß alle deutſche
Schiffe aufgebracht werden ſollten, welche Warnung
in der Börſenhalle vom 22 d. bekannt gemacht wurde.
Da jene Maaßregel ſich nur auf preußiſche Schiffe
erſtreckte, ſo glaubte man darin einen Wink zu Gun-
ſten Hamburgs zu erblicken, was für den Pöbel hin-
reichte, unter Brüllen und Pfeifen die Fenſter einzu-
werfen. Es gelang indeſſen dem Polizeimeiſter und
mehreren Bürgern den Hauſen zu zerſtreuen und
denſelben von einer ähnlichen Demonſtration gegen
Hobbek, wo ſich Graf Reventlow-Criminil jetzt auf-
hält, abzulenken.

Unſere Blätter enthalten Berichte vom Kriegs-
ſchauplatze bis zum 28 vorigen Monats, wo das
Hauptquartier des Generals Hedemann in Sonder-
burg war. Sie behaupten, das Heer ſey nach allen
ſeinen Heldenthaten und Strapazen einer dreifachen
Uebermacht gegenüber in einem verhältnißmäßig guten
Zuſtande. Die Dänen ſollen nämlich nur 11- bis
12.000, die verbündeten Truppen dagegen 25- bis
30,000 Mann betragen haben, Fyenske Avis ſpricht
ſogar von 40,000!! Daſſelbe Blatt giebt den Verluſt
der Preußen auf 4000 Mann, den der Dänen auf
1700 an, darunter einige 50 Officiere, und zwar über
40 Todte oder Verwundete; doch iſt officiell hierüber
nichts bekannt. Die Stellung auf Alſen wird als
ſehr günſtig geſchildert, weil die Kriegsſchiffe daſelbſt
mitwirken können. Die Artillerie iſt complet, die Ba-
taillons haben 6- bis 700 Waffenfähige. Die von den
däniſchen Generalen abgeſandten Parlamentäre hatten
nur den Auftrag, ſich nach Gefangenen und Verwun-
deten zu erkundigen.

Heute ſind hier wieder 200 Gefangene aus Rends-
burg eingebracht worden.


*) Wir bemerken nur vorläufig, daß ein Reichs-
oberhaupt,
ein Reichstag und ein Reichsgericht
beſtehen ſollen. Erſterer iſt erblich und reſidirt zu
Frankfurt; er bezieht eine Civilliſte. Jhm iſt
die vollziehende Gewalt unter Mitwirkung ver-
antwortlicher Miniſter, Kriegs- und Friedens-
recht, Berufung und Auflöſung des Reichstags
zugetheilt. Der Reichstag hat ein Oberhaus
von höchſtens 200 Mitgliedern: Fürſten oder
deren Stellvertreter, 4 Abgeordnete der freien
Städte und 161 wählbare Reichsräthe; und ein
Unterhaus, deſſen Mitglieder für je 100,000 See-
len gewählt werden.
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[[1]/0001] Mittewochen3 Mai No. 106.1848. Staats und [Abbildung] Gelehrte Zei- tung des Hamburgiſchen unpartheiiſchen CORRESPONDENTEN. Abonnement: Jnſertionsgebühr: 18 Mark, für löbl. 5 Schillinge für die Poſtämter 15 Mark.Petit-Zeile. Entwurf des deutſchen Reichsgrundgeſetzes. *) Der hohen deutſchen Bundesverſammlung als Gut- achten der ſiebenzehn Männer des öffentlichen Vertrauens überreicht am 26 April 1848. Vorwort. Aus einem treulich fortgeſetzten Bemühen iſt uns am Ende eine Arbeit erwachſen, die der beſonnenen Pflege und einer zeitigenden Frühlingsſonne gar ſehr bedarf, wenn aus ihr Etwas zum Heile des Vater- landes erblühen ſoll. Nicht blos daß wir die ungeheure Kühnheit, ja Vermeſſenheit empfanden, durch wenige ſcharf ein- ſchneidende Paragraphen tauſendjährige Schäden hei- len zu wollen, unter uns ergab ſich, daß wir es nur geradezu geſtehen, als wir den Hauptorganen der neuen Staatsbildung nachfragten, mannichfache Mei- nungsverſchiedenheit, und es ſind hochwichtige Ent- ſcheidungen allein durch Mehrheiten, überwiegende freilich getroffen. Was uns indeß immer wieder zu neuer Gemein- ſamkeit des Eifers zuſammenführte, war unſere volle begeiſterte Einſtimmigkeit in einem Punkte. Dieſes Deutſchland, welches die vielhundertjährigen Strafen ſeiner Entzweiung getragen hat, muß ſeine Volks- und Staats-Einheit jetzt erreichen, unverzüglich, bevor noch das zweite Jahrhundert ſeit jenem Frieden ab- läuft, welcher ſeine Schwäche heilig ſpricht. Niemand in der Welt iſt ſo mächtig, ein Volk von über 40 Millionen, welches den Vorſatz gefaßt hat, ſich ſelbſt fortan anzugehören, daran zu verhindern; Niemand auch dürfte nur wünſchen es zu ſeyn, und wenn durch Ereigniſſe, in welchen wir Alle die Waltung einer höheren Hand verehren, Vieles von dem, was früher allein die Sehnſucht des Vaterlandsfreundes erreichte, heute in die nächſte Nähe gerückt iſt — wehe der Staatskunſt, die in ſolchem Augenblicke die alten Netze der Täuſchung wieder auswerfen wollte. Sie würde ſich ihr eigenes Grab graben. Darum ſind die Arti- kel über die Bedeutung des Reichs, über die Grund- rechte des deutſchen Volks und die Competenz des Reichsgerichts mit großer Einmüthigkeit genehmigt. Allein die Nothwendigkeit, welche in den Sachen belegen iſt, führte die Mehrzahl der Verſammlung einen ſtarken Schritt weiter. Niemand in ihrer Mitte verbarg ſich, daß in jener Zerſtückelung, welche für unſer Vaterland ſo traurige Früchte getragen hat, dennoch zugleich vielfältige Keime verborgen liegen, welche unzertreten bleiben müſſen, wenn unſere Zu- kunft fröhlich gedeihen ſoll. Die Bedeutung unſerer Dynaſtieen iſt durch die Stürme weniger Wochen nicht entblättert, und eine edle Scham hat uns Deutſche behütet, denen zur Seite zu treten, welche aus dem Mißbrauche der Macht, wozu die Verſuchung in jeder Menſchenbruſt liegt, die Nothwendigkeit folgern wollen, jede hervorragende Größe als ein Hinderniß der Frei- heit zu beſeitigen. An unſere Fürſtenhäuſer knüpft ſich nicht blos die alte Gewohnheit des Gehorſams, welche ſich durchaus nicht beliebig anderswohin über- tragen läßt, ſondern in Wahrheit die einzige Möglich- keit, dieſes weitſchichtige, vielgeſtaltige Deutſchland all- mählich in die Staatseinheit einzuführen, die ſich aus höheren Gründen nicht länger entbehren läßt. Wenn es gewiß iſt, daß eine Einheit in der Art, wie ſie in anderen europäiſchen Staaten obwaltet, ſich auf deut- ſchem Boden nur durch eine unabſehliche Reihe von Gewaltthaten und Freveln, deren Verantwortlichkeit kein reiner Vaterlandsfreund auf ſich nehmen möchte, erreichen ließe, ſo würde eben ſo gewiß am erreichten Ziel das Gefühl einer völligen Verödung und Rath- loſigkeit die deutſchen Gemüther überwältigen; denn es wäre ein plötzlicher leichtſinniger Bruch mit unſerer ganzen Vergangenheit. Steht ſo die Erblichkeit nicht bloß in der Gewiſſen- haftigkeit und der Geſinnung der Deutſchen, ſondern auch in ihren politiſchen Ueberzeugungen feſt, ſo hat ſich doch über die Frage, ob das künftige Oberhaupt Deutſchlands ebenfalls erblich zu berufen ſey, die Ver- ſammlung der Siebenzehner nicht zur Einſtimmigkeit vereinbaren können. Die Auffaſſung der Mehrzahl aber, die im Fortgange der Berathung ſtärker an- wuchs, war dieſe: Von der Zeit an, da ein Reichsgrundgeſetz dem deutſchen Volke die Reichseinheit und ſeinen einzelnen Staaten eine Fülle der edelſten Freiheiten, wie ſie noch kein Volk der Erde in ſo kurzem Kampfe er- warb, gewährleiſtete: Freiheiten, deren noch weiteren Fortſchritt nichts hemmen wird, es wäre denn die eigene Beſonnenheit, von dieſer Zeit an muß für jeden Vaterlandsfreund die Bewahrung ſolcher unſchätz- baren Güter vor umwälzenden Strebungen die Haupt- ſache ſeyn. Knüpft ſich nun unſer vielverzweigtes Volksleben weſentlich an den Fortbeſtand der Dyna- ſtieen Deutſchlands, ſo darf das Reichsoberhaupt, welches über dem Ganzen zu walten berufen iſt, eben- ſalls nur ein gleichartig erbberechtigtes ſeyn. Ver- laſſen von dieſer Eigenſchaft, welche die Wurzel jeder menſchlichen Macht bildet, würde es ungleich berech- tigt denjenigen gegenüberſtehen, welche um der Wohl- fahrt des Ganzen willen die Verpflichtung anerkannt haben, ihre Erbwacht ſeiner Hoheit unterzuordnen. Es würde eben darum, wenn von Haus aus mäch- tig, das Reichsregiment als eine vergängliche Neben- aufgabe, nur allenfalls zu Hauszwecken nutzbar, be- trachten und behandeln; ohne Hausmacht aber an den höchſten Platz geſtellt, wie konnte ein ſolches, bloß mit den Fictionen der Macht bekleidetes Reichsoberhaupt nur anders, als in den erblichen Dynaſtieen ſeine ge- bornen Gegner erblicken? Je kraftvoller ein ſolches Reichsoberhaupt auf den ihm übertragenen Rechten hielte, um ſo gewiſſer ſähe ſich das deutſche Volk in den verderblichſten inneren Zwieſpalt, den gefährlichſten Kampf der Pflichten hineingeriſſen. Nicht unwahrſcheinlich würde die eine und untheilbare Ne- publik, mit einem Präſidenten an der Spitze, den Sieg davon tragen, aber ſicherlich nur auf einem mit deut- ſchem Bürgerblut beſpritzten Pfade, denn es iſt eine Fabel, die allein in der verzehrenden Unruhe der letzten Wochen vorübergehenden Glauben finden konnte, als ſey aus dem Herzen der Deutſchen die Geltung ihrer Fürſtenhäuſer auf einmal verſchwunden. Dieſe wer- den vielmehr in dem Volksbewußtſeyn eine um ſo freundlichere Stätte finden, weil ſie dem allgemeinen Wohle ſchmerzliche Opfer gebracht haben. Darum darf der Anfang unſerer neuen Ordnung keineswegs mit der Beſtellung eines wechſelnden Oberhauptes gemacht werden, und die Mehrzahl unſerer Verſamm- lung hat, indem ſie den 5 Paragraphen genehmigte, mit ſicherer Ueberzeugung jede Rückſicht zu dieſem Ziele hin aus ihrem Plane entfernt. Denn der Ge- danke, daß ſich ſpäterhin wohl auf eine Bahn zurück- kommen laſſe, die man, in ſchwankender Zeit ſchwan- kend geſinnt, jetzt zu betreten zagt, gehört den ver- derblichſten aller Täuſchungen an. Was in dieſer Richtung geſchehen ſoll, muß unverzüglich geſchehen. Wenn Deutſchland’s einträchtiger Fürſtenrath der großen Mai-Verſammlung zu Frankfurt a. M. einen deutſchen Fürſten ſeiner Wahl als erbliches Reichs- oberhaupt zur Annahme zuführt, dann werden Frei- heit und Ordnung auf deutſchem Boden ſich verſöhnt die Hände reichen und fürder nicht von einander laſſen. (Fortſetzung folgt.) Schleswig-Holſt. Angelegenheiten. * Frankfurt, den 30 April. Dem Vernehmen nach hat die Bundes-Verſamm- lung in ihrer geſtrigen Sitzung auf die Anzeige Preu- ßens wegen Aufbringung deutſcher Handelsſchiffe durch däniſche Kriegsſchiffe und auf deſſen Antrag beſchloſſen, daß die Bundestruppen in Jütland einrücken und daſſelbe als Sicherheit und bis nach Feſtſtellung des Erſatzes für die gemachten Priſen beſetzt halten ſollen. Rendsburg, den 2 Mai. Eine Verfügung der proviſoriſchen Regierung vom 1 d. beſagt: “Nachdem der Krieg zwiſchen den Her- zogthümern Schleswig-Holſtein und dem Königreiche Dänemark ausgebrochen iſt, wird alle und jede Ver- bindung der diesſeitigen Staatsangehörigen mit dem Feinde hierdurch unterſagt. Namentlich haben die an den Küſten Wohnenden ſich jedes Verkehrs mit den feindlichen Kriegsſchiffen zu enthalten. Die Ueber- treter dieſes Verbotes ſind ſofort zu verhaften, nach der Feſtung Rendsburg zu transportiren und vor Gericht zu ſtellen, um nach Befund der Umſtände mit der gebührenden Strafe belegt zu werden.” Die Armee iſt im raſchen Vorrücken begriffen. Am 29 April befand ſich das Hauptquartier des Ge- nerals v. Wrangel in Apenrade, vorgeſtern wird es bereits in Hadersleben geweſen ſeyn, von wo es eben ſo raſch die Gränzen überſchreiten wird, ſo daß man es in dieſem Augenblick wohl ſchon in Kolding wird vermuthen können. Jm Weſten wird das Haupt- quartier des Prinzen von Auguſtenburg jetzt in Ripen ſeyn, während General Halkett Vorkehrungen zum Uebergang nach Alſen trifft. (S.-H. Z.) † Schleswig, den 30 April. Heute kehrte eine Freiſchaar, unter der wir Jüng- linge aus Landau in Rheinbayern ſprachen, bereits nach der Heimath zurück. Wie wir vernehmen, wer- den, da Schleswig frei geworden iſt, die Freiſchaaren nach und nach heimkehren, inſofern ſie ſich nicht dem regulären Militär einrangiren laſſen wollen. Geſtern wurden wiederum neun Todte, die an ihren Wunden geſtorben, beerdigt; auch der preußiſche Garde-Capitän v. Normann iſt für unſere Freiheit geſtorben. Der Adjutant des Herzogs von Braunſchweig, v. Fricke, iſt in eine Privat-Wohnung gebracht. Drei Kugeln haben den Kopf ſchwer verletzt; bei näherer Unter- ſuchung, welche früher unmöglich war, ſoll er auch noch am Körper verwundet befunden ſeyn. Die Jugendkraft kann hier, unter mütterlicher Pflege, allein helfen. Jn Flensburg hatte man an dem Hauſe des bekannten Kaufmanns Chriſtianſen eine weiße Fahne mit “Tydſke Eiendom” aufgeſteckt; ein preußiſcher Offi- cier hat dieſelbe aber entfernen laſſen. Wir haben einen Theil des Kampffeldes in Augenſchein genommen, und können nun über die abgebrannten Häuſer und den Kampf noch Folgendes mittheilen. An dem alten Wege von Schleswig nach der Haddebyer Kirche ſteht das Haus des Ziegeleibeſitzers Claſen. Das ſchöne und muthige Garde-Regiment Kaiſer Franz ſtürmte, nachdem es nach ſehr ermüdendem Marſche eine halbe Stunde geruht hatte das Dannewerk, indem das Kaiſer-Alexander-Regiment, falls es nöthig, demſelben Hülfe leiſten ſollte. Nachdem es bis an Buſtorf vor- gedrungen, nahm ein Theil unter dem Haddebyer Holz eine Poſition ein. Die Dänen hatten jenes Haus in Beſitz, das mit den Ziegelei-Gebäuden in der Nie- derung vor jenen Höhen liegt, nach Schleswig hin aber durch eine Höhe gedeckt wird, die ebenfalls von den Dänen beſetzt war. Hier entſpann ſich ein heißer Kampf. Das große Wohnhaus und das kleine Häuschen, welches früher als Chauſſeehaus gedient, gingen in Flammen auf; es ſtehen nur die einzelnen nackten, verbrannten Mauern da. Nun zog ſich der Kampf über die neue Chauſſee in die Wieſen hinab. Die däniſchen Jäger verſuchten den beim Eingang der Chauſſee occupirten Berg zu behaupten; allein ſchon drang die preußiſche Garde mit klingendem Spiel nach dem Buſtorfer Damm vorwärts, als die däniſchen Jäger über die Wieſen in die Otternkuhle getrieben wurden, wo einer ihrer Führer, der Lieu- tenant v. Scharfenberg gefangen genommen ward. Dagegen hatte General Bonin über die Höhen von Buſtorf auf den Rieſendamm zu das 20ſte und 2te Regiment, auch einen Theil des 12ten, wenn wir nicht irren, geführt. Hier wurde hinter dem Dorfe eine Batterie poſtirt, indem ihr gegenüber auf dem Bu- ſtorfer Damm, ſo daß der Buſtorfer Teich zwiſchen ihnen lag, däniſche Kanonen ſtanden. Durch dieſe wurde das große Wohnhaus des Eingeſeſſenen Tams und deſſen kleines Abnahmehaus in Brand geſchoſſen. Es liegt am meiſten weſtwärts, dies war bei dem ſcharfen Oſtwinde ein großes Glück. Alles Vieh mit Gänſen und Hunden, niſtenden Hühnern wurde von den Flammen verzehrt. Die Kugeln ſollen, als die Leute, durch die Flammen aus dem Keller getrieben, ins Freie getreten, um ſie geregnet haben, wie mir die Poſtenleute ſagten. Die Kanonenkugeln der preußiſchen Batterie dagegen trafen mehrere Dächer der am Eingang des Friedrichsbergs belegenen Häuſer und ſchoſſen die Wand eines Hauſes ein. Die Dänen vertheidigten ſich Anfangs kühn, dann zogen ſie ſich durch die Stadt und jenſeits der Stadt über den Erdbeerenberg, fliehend, aber kämpfend, zurück, nach- dem ſie auf der Höhe des Reeſendamms, welche Schwertkell im Munde des Volks genannt wird, ſich Anfangs feſtſetzten. Die preußiſche Batterie bei dem Garten des Etatsraths Jochims mit den Neuſchateler Jägern folgten. Letztere wurden gedeckt durch die Knicken; dabei beachteten die Preußen die Kriegsliſt, daß ſie ihre glänzenden Tſchako’s neben ſich ſtellten. Sie zwangen die Batterie, ihre Stellung auf der Höhe links am Wege nach Annettenhöhe, einem Sommer- ſitze der Baroneſſe von Brackdorf, aufzugeben. Die preußiſche Batterie folgte und nahm nun weiter nach Annettenhöhe auf einer feſten Koppel eine Stellung ein, von wo ſie die Pläne des Schloſſes Gottorf, die vor Jahren zu einem Garten eingerichtet waren, be- ſtrich. Von den Zäunen geborgen, rückten die Preußen und das Bracklow’ſche Corps näher, und nun ent- ſpann ſich bei der Pulvermühle, einem Gaſthauſe auf Annettenhöhe, ein ſtarkes Tirailleur-Gefecht. Das Haus wurde zerſchoſſen; die Leute von hier, ſo wie die auf Annettenhöhe flüchteten ſich weiter ins Holz, in den Keller des Pavillon. Jn dem Nebengebäude des Wohnhauſes der Baroneſſe hatten die Dänen aus dem Strohdache, wo Heu am Boden lag, Schieß- ſcharten gemacht. Dieſes Haus ſo wie das hübſche Wohnhaus wurde arg mitgenommen. Jn dem Pa- villon kam, ermattet vom Kampfe, der Capitän v. Hell- mundt, aus Altona, an. Nur Waſſer konnte man ihm zur Erquickung reichen. Er ſtürzte ſich wieder raſch in den Kampf. Nicht lange darauf wurde er blutig mit vielen Andern ins Haus gebracht. Durch das Pulverholz hindurch über die Aſchenkoppel bei der Stampfmühle vorbei, zog ſich nun nach Husbye zu das erbitterte Gefecht, in der Husbyer Ziegelei wurden die Fenſter eingeſchoſſen. Bei Churburg — Coloniſtenſtellen am alten Dannewerk, wo der alte Weg durch dieſe Befeſtigung führt — hatten die Dänen 12 Kanonen aufgeſtellt, und neben dem alten Wege noch drei neue Wege zum Rückzuge angelegt. Hier wichen ſie aber, als ſich unſre Truppen nahten, na- mentlich auch ſchleswiger Dragoner. Heute Nachmittag fand eine Verſammlung zur Vor- berathung der Wahl eines Abgeordneten zur deutſchen Nationalverſammlung ſtatt. Hr. Dr. Hanſen brachte fünf Männer in Vorſchlag: Hofrath Profeſſor Dahl- mann, Dr. Steindorff, Dr. Gülich, Geh. Juſtizrath Michelſen, Profeſſor Roß. Dahlmann wurde von Dr. Hanſen, Juſtizrath Fedderſen, Dr. Conrector Lübker, Dr. Heiberg und Baron v. Liliencron als der Mann bezeichnet, der vor Allen am würdigſten ſei, unſern Wahldiſtrict zu vertreten. Falls er an- derswo erwählt werden ſollte, wollte man Dr. Stein- dorff wählen. Empfohlen ſollten für die übrigen Wahldiſtricte werden vorzugsweiſe Dr. Gülich, Geh. Juſtizrath Michelſen. Profeſſor Roß Glaubensbe- kenntniß gab Veranlaſſung, daß man die Wahl auf ihn nicht richten wolle. Statt ſeiner ward Regie- rungspräſident Francke als Beiſtand der Hamburger Abgeordneten namentlich für Flensburg empfohlen. Man meinte aber, daß man keinen Bureaukraten, kein adminiſtratives Talent, ſondern einen politiſchen Karakter zu wählen habe. Bemerkt ward, daß Har- desvogt Jacobſen, da er in ſeinem Diſtricte eine Wahl annehmen werde, zu empfehlen ſei. * Kiel, den 2 Mai. Obgleich das Reſultat der Wahl zur National- verſammlung für den 4ten holſteiniſchen Diſtrict (Kiel, Preetz, Plön und umliegende Landdiſtricte) noch nicht bekannt iſt, ſo iſt doch die größte Wahrſcheinlich- keit, ja faſt die Gewißheit vorhanden, daß Prof. Waitz in Göttingen in dieſem Diſtricte gewählt worden iſt. Nachdem Th. Olshauſen zurückgetreten war, konnte wenigſtens hier in der Stadt und in den nahe- liegenden Landdiſtricten eine große Majorität für Waitz erlangt werden. Nach einer ungefähren Schätzung ſind hier in der Stadt ungefähr 1100 Stim- men auf ihn gefallen, und in den nahe gelegenen Land-Diſtricten und in Preetz ſoll er faſt einſtimmig gewählt ſeyn, ſo daß ſchon hiedurch die Wahl geſichert ſeyn dürfte. Außer dem Prof. Waitz kam hier in der Stadt nur der Prof. Stein in Betracht, der gegen 200 Stimmen erhalten haben ſoll. Die auf einige andere Perſonen gefallene Stimmenzahl iſt ſo unbe- deutend, daß dieſelbe gar nicht angeführt zu werden verdient. Daß Dahlmann im ſechsten Diſtrict (Segeberg u. ſ. w.) gewählt wird, iſt wohl gewiß. Droyſen ſoll in Oldenburg u. ſ. w. viele Ausſicht haben und es läßt ſich nicht läugnen, daß es ein gro- ßer Mangel wäre, wenn dieſer eben ſo gelehrte als beredte und ſpirituelle Mann in Frankfurt fehlen ſollte. Gewandte Geſchäftsmänner wird das übrige Deutſchland genug ſenden, ſo daß daran kein Mangel ſeyn wird. Jndeß erfahrern wir erſt in einigen Ta- gen, wie die Wahl ausgefallen iſt. ✕ Kiel, den 1 Mai. Aus einem, vom 28 April aus Tondern datirten Schreiben mache ich Jhnen folgende Mittheilungen: “Die Freicorps ſind jetzt vom äußerſten rechten Flügel auf den äußerſten linken verſetzt. Geſtern marſchirten wir von Kruſau und Umgegend auf der Straße nach Tondern vorwärts, während das Gros der Armee auf der Straße nach Norden vorging. Viele von uns haben deshalb auch ſchon keine Luſt mehr, hier im Lande herumzuziehen, und haben ſich deshalb Urlaub geben laſſen. Neue Freiſchaaren treffen übrigens noch fortwährend ein. Jn Kurzem werden wir an der Königsau oder in Jütland ſtehen.” — Jn Tondern hat man unſere Truppen, wie wir aus andern Brie- fen erſehen, ſo freundlich aufgenommen, daß die Ein- wohnerſchaft ihnen entgegen geeilt iſt, und die Damen die Officiere mit Kränzen und Sträußen beſchenkt haben. Die unſern Hafen blockirende Galathea nahm ge- ſtern einen Beſuch von dem ſchwediſchen und hollän- diſchen Conſul unſerer Stadt entgegen, und man er- fuhr in Folge deſſen, daß ſie bisher noch nicht Ordre erhalten, ihre Station zu verlaſſen, jedoch ſolche fort- während erwarte, da ſie bereits ſchon ſeit 8 Tagen ohne Nachrichten und außer Verbindung mit der dä- niſchen Armee ſich befinde. Eine nur geringe Be- ſatzung und wenig Lebensmittel, hörte man auch, be- fänden ſich auf dem Schiffe. Augenblicklich hört man wiederholten Kanonendon- ner von der Feſtung Friedrichsort her. Es wird dem Vernehmen nach, zur Probe mit glühenden Ku- geln geſchoſſen. Profeſſor Waitz hat, nach den bisher bekannt ge- wordenen Ergebniſſen der Wahl, die Ausſicht, mit großer Stimmenmehrheit hier in der Stadt gewählt zu werden. * Aus dem Lauenburgiſchen, im April. Die unglückliche politiſche Lage, in welche das Lauen- burgiſche gewiß ohne ſein Verſchulden gerathen iſt, giebt leider häufig Veranlaſſung, die Vaterlandsliebe der Lauenburger und ihre Hingebung an die deutſche Sache zu verdächtigen. Nichts iſt indeſſen ungerech- ter. — So wie es im Jahre 1813 im Befreiungs- kriege ganz insbeſondere die Stadt Lauenburg es war, die ſich durch ihren Eifer und ihren Muth auszeich- nete, ſo hat dieſelbe auch jetzt den Beweis gegeben, daß ihre Bewohner ſtets bereit ſind, Gut und Blut für die große Sache des Vaterlandes einzuſetzen. Wenn in einem Artikel des Hamb. unpart. Correſpondenten aus Lauenburg geſagt worden, daß von hier nur ein Freiwilliger in den Kampf gegangen ſey, ſo beruht dieſes offenbar auf einem Jrrthum. Wir führen hier nur folgende Freiwillige, die zu dem Heere gegangen ſind, an: “Nicht ein Sohn des Kaufmanns Hilliger, ſon- dern beide Söhne deſſelben. (Der Vater opferte im Jahre 1813 einen großen Theil ſeines Ver- mögens für den Freiheitskampf auf.) Polytech- niker Schnobel (der Vater ging im Jahre 1813 als Freiwilliger in den Krieg und kämpfte ihn auf eine ehrenvolle Weiſe mit durch). Der Oe- konom Homburg (der Vater diente im Jahre 1813 unter dem Kielmannseggeſchen Jägercorps mit großer Auszeichnung). Der Student Horn- boſtel (der Vater mußte im Jahre 1813, als die Franzoſen Lauenburg wieder einnahmen, flüch- ten). Der Student Wendt. Der Commis Hen- nings. Der Oekonom Plinck. Der Oekonom Michelſen, und Andere.” Wir ſind den Eltern dieſer Freiwilligen, von denen mehrere gefallen oder verwundet, andere zu Gefange- nen gemacht ſind, dieſe berichtigende Anzeige ſchuldig. Altona, den 2 März. Die Wahl zur deutſchen National-Verſammlung in den verſchiedenen Quartieren der Stadt iſt geſtern mit ſehr überwiegender Stimmen-Mehrheit auf Etats- rath Francke gefallen, der neben Dahlmann hier wieder als Candidat aufgeſtellt war; dagegen iſt er- ſterer in den benachbarten Ortſchaften ſeinem mächti- gen Gegner, um den man ſich reißen zu wollen ſcheint, obgleich ſeine Wahl im 6ten Wahldiſtrict ſchon ſo gut wie geſichert iſt, eben ſo entſchieden unterlegen. (A. M.) Hamburg, den 2 Mai. Die Nachricht von dem Einrücken preußiſcher Trup- pen ſcheint verfrüht zu ſeyn, wenigſtens wiſſen Be- richte von der äußerſten ſchleswigſchen Gränze noch nichts davon, obgleich auch heute wieder Gerüchte von der Beſetzung Koldings in Umlauf ſind. (Vergl. oben Frankfurt.) Kopenhagen, den 1 Mai. Se. Maj. der König iſt vorgeſtern Nachmittag auf dem Dampfſchiffe Aegir im beſten Wohlbefinden hier ein- getroffen und mit vielem Jubel empfangen worden. Allerhöchſtdieſelben haben ſeitdem eine Anſprache an die Bewohner Kopenhagens gerichtet, um ihnen für die von ihnen bei ſeiner Heimkehr dargelegten Be- weiſe der Zuneigung zu danken, und zu verſichern, daß er Hand in Hand mit ihnen gehen und Glück und Unglück mit ihnen theilen wolle. Ein Kriegsſchiff iſt von hier abgegangen, um vor der Mündung der Elbe zu kreuzen. Zwei andere ſollen auf der Höhe von Skagen ſtationirt werden. Die Fregatte Havfruen iſt ſüdwärts geſegelt. Fädrelandet berichtet aus Helſingör, daß am 29 April der Commandant von Kronborg und der Be- fehlshaber des Wachtſchiffes noch keinen Befehl erhal- ten hatten, hannoverſche, mecklenburgiſche und han- ſeatiſche Schiffe aufzubringen. Die General-Poſtdirection zeigt an, daß die Fahr- ten der Dampfſchiffe Ophelia und Lolland nach Deutſch- land eingeſtellt ſind. Die Verbindung wird daher nur durch die ſchwediſchen Dampfſchiffe Malmö und Nordſtjernan bewerkſtelligt. Der Oberhofmarſchall v. Levetzau iſt auf einem engliſchen Dampfſchiffe, vermuthlich in diplomatiſchen Aufträgen, nach St. Petersburg abgegangen. Orla Lehmann iſt doch in Schweden geweſen und bei ſeiner Abreiſe aus Gothenburg am 25 d. wurden ihm von mehreren hundert Bürgern viele “Sympathieen” zu Theil. Auch ſollen ſich Freicorps daſelbſt bilden. Ueber die vielbeſprochene Unterſtützung England’s und Rußland’s bemerkt Kjobenhavnspoſten. England werde in dieſem Augenblick bereits einen energiſchen Proteſt gegen das Einrücken der deutſchen Truppen in Schleswig niedergelegt haben, um die angebotene Vermittelung verwirklichen zu können; Rußland’s Hülfe aber müſſe man ſich verbitten, um nicht ganz Europa gegen ſich aufzubringen und nicht ein ruſſi- ſches Außenwerk zu bilden. Am 26 d. fand zu Helſingör ein Auflauf gegen das Haus des Hrn. Borges, Prinzipal des Handelshau- ſes van Deurs & Co. ſtatt. Selbiger hatte als Be- vollmächtigter einer Hamburger Aſſecuranz-Compagnie derſelben am 19 d. mitgetheilt, daß alle deutſche Schiffe aufgebracht werden ſollten, welche Warnung in der Börſenhalle vom 22 d. bekannt gemacht wurde. Da jene Maaßregel ſich nur auf preußiſche Schiffe erſtreckte, ſo glaubte man darin einen Wink zu Gun- ſten Hamburgs zu erblicken, was für den Pöbel hin- reichte, unter Brüllen und Pfeifen die Fenſter einzu- werfen. Es gelang indeſſen dem Polizeimeiſter und mehreren Bürgern den Hauſen zu zerſtreuen und denſelben von einer ähnlichen Demonſtration gegen Hobbek, wo ſich Graf Reventlow-Criminil jetzt auf- hält, abzulenken. Unſere Blätter enthalten Berichte vom Kriegs- ſchauplatze bis zum 28 vorigen Monats, wo das Hauptquartier des Generals Hedemann in Sonder- burg war. Sie behaupten, das Heer ſey nach allen ſeinen Heldenthaten und Strapazen einer dreifachen Uebermacht gegenüber in einem verhältnißmäßig guten Zuſtande. Die Dänen ſollen nämlich nur 11- bis 12.000, die verbündeten Truppen dagegen 25- bis 30,000 Mann betragen haben, Fyenske Avis ſpricht ſogar von 40,000!! Daſſelbe Blatt giebt den Verluſt der Preußen auf 4000 Mann, den der Dänen auf 1700 an, darunter einige 50 Officiere, und zwar über 40 Todte oder Verwundete; doch iſt officiell hierüber nichts bekannt. Die Stellung auf Alſen wird als ſehr günſtig geſchildert, weil die Kriegsſchiffe daſelbſt mitwirken können. Die Artillerie iſt complet, die Ba- taillons haben 6- bis 700 Waffenfähige. Die von den däniſchen Generalen abgeſandten Parlamentäre hatten nur den Auftrag, ſich nach Gefangenen und Verwun- deten zu erkundigen. Heute ſind hier wieder 200 Gefangene aus Rends- burg eingebracht worden. *) Wir bemerken nur vorläufig, daß ein Reichs- oberhaupt, ein Reichstag und ein Reichsgericht beſtehen ſollen. Erſterer iſt erblich und reſidirt zu Frankfurt; er bezieht eine Civilliſte. Jhm iſt die vollziehende Gewalt unter Mitwirkung ver- antwortlicher Miniſter, Kriegs- und Friedens- recht, Berufung und Auflöſung des Reichstags zugetheilt. Der Reichstag hat ein Oberhaus von höchſtens 200 Mitgliedern: Fürſten oder deren Stellvertreter, 4 Abgeordnete der freien Städte und 161 wählbare Reichsräthe; und ein Unterhaus, deſſen Mitglieder für je 100,000 See- len gewählt werden.

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Britt-Marie Schuster, Manuel Wille, Arnika Lutz: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-09-26T11:04:13Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.

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Zitationshilfe: Staats und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheiischen Correspondenten. Nr. 106, Hamburg, 3. Mai 1848, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_1060305_1848/1>, abgerufen am 21.11.2024.