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Staats und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheiischen Correspondenten. Nr. 106, Hamburg, 3. Mai 1848.

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[Spaltenumbruch]

Es sind Jngenieure nach den befestigten norwegischen
Seehäfen geschickt, und es wird die Scheerenflotte see-
sertig gemacht. (B.-H.)




* Denkschrift der provisorischen Regierung,
gerichtet an Lord Palmerston.

Die provisorische Regierung, welche den Auftrag
erhalten hat, die Rechte und die Jnteressen der Her-
zog[t]hümer Schleswig und Holstein in gegenwärtiger
wichtigen Zeit zu schützen und zu schirmen, hält es
für ihre Pflicht, der K. großbrittannischen Regierung
die Ursache der Begebenheiten darzustellen, wodurch
sie selbst ins Leben gerufen worden. Die provisorische
Regierung ist überzeugt, daß eine solche Darstellung
gen[ü]gen wird, um der englischen Regierung von der
Gerechtigkeit ihrer Sache zu überzeugen und nachzu-
weisen, daß die Aufrechthaltung ihrer Sache weder
den Jnteressen der europäischen M[ä]chte im Allgemei-
nen, noch insbesondere denen des Vereinigten K[ö]nig-
reichs von Großbrittannien widerstrebt, daß vielmehr
gerade diese Jnteressen an deren Erfolg geknüpst ist.
Die provisorische Regierung fühlt tief, wie wichtig es
sey, daß die von ihr unternommenen Schritte voll-
st[ä]ndig und gerecht verstanden werden. Dieselben sind
nicht geeignet, den Frieden des nördlichen Europa
und der Dänemark umgebenden Staaten zu unter-
brechen, aber es ist auch wünschenswerth, daß sie
nicht hinterlistiger Weise die Ursache zum Kriege
werden.

Die Herzogthümer Schleswig und Holstein waren
selbst in alten Zeiten von Deutschen bewohnt, von
hier aus war es, daß die deutsche Bevölkerung der
brittischen Jnseln einwanderte. Selbst in gegenwär-
tiger Zeit sind sie ein vorzugsweise deutsches Land.
Die Nationalität Holsteins hat in der That nie einem
Zweifel unterlegen. Als Mitglied des deutschen Reichs
und des deutschen Bundes ward sein nationaler und
staatlicher Charakter durch seine Herzöge und das
K. dänische Haus offen anerkannt. Aber in Betreff
Schleswigs ist es bis jetzt nicht ebenso gewesen. Der
westliche Theil des Herzogthums geh[ö]rt einer rein
deutschen Bevölkerung aus dem Stamme der Friesen,
der s[ü]dliche ist stets vom dänischen Einflusse frei ge-
wesen, die n[ö]rdliche Gegend, einst die Heimath der
Angeln, war früher deutsch und ist es wieder gewor-
den. Die Städte sind durchweg deutsch und selbst die
Bewohner der Nordgränze haben deutsche Jnteressen
und Sympathieen. Nichtsdestoweniger hat das Her-
zogthum bis jetzt nicht dahin kommen können, in das
deutsche Reich, oder den deutschen Bund einverleibt
zu werden. Das war in früherer Zeit von geringe-
rer Bedeutung, als nationale Verschiedenheiten weni-
ger Einfluß auf den Zustand eines Staats ausübten,
als jetzt in unseren Tagen. Ueberdies schien das Her-
zogthum Schleswig, unabhängig und eng verbunden
mit Holstein wie es war und dadurch auch mit dem
übrigen Deutschland, jede denkbare Garantie für seine
Nationalität zu besitzen. Die politische Unabhängig-
keit des Herzogthums Schleswig vom Königreich Dä-
nemark begann vor 600 Jahren. Seine Verbindung
mit Holstein hat eine Dauer von 400 Jahren. Jn
dieser Weise geschah es, daß sie Jahrhundert auf
Jahrhundert dahin strebten, ihre gemeinsamen Kräfte
zu entwickeln, ihre nationalen Rechte zu sichern, und
in Kraft zu wachsen vermöge der ungetrübten Ein-
stimmung der Einwohner beider Herzogthümer. Die
holsteinischen Fürsten besaßen das Herzogthum Schles-
wig Anfangs nur als Lehn, aber seit der Erhebung
der oldenburgischen Familie auf den Thron, sind beide
Länder in eine mehr unmittelbare und genauere Ver-
bindung getreten; sie haben in Gemeinschaft gehan-
delt und erhielten wichtige Urkunden, durch welche
ihnen Unabhängigkeit und Untrennbarkeit wiederholt
zugesichert wurde. Jhre gemeinsame Existenz, welche
in jenen Tagen entstand, bleibt wesentlich unverän-
dert, selbst die Ansprüche des oldenburgischen Regen-
tenhauses beruht jetzt und in Zukunft auf dem Ueber-
einkommen, welche damals getroffen wurden. Die
Herzoge des Landes waren auch Könige von Däne-
mark, aber wir huldigten ihnen, nicht als Königen
von Dänemark, sondern nur als unsern Herzogen.
Eine Verfassung, die wesentlich von der dänischen
abweicht, eine getrennte Verwaltung, ein besonderes
Recht und später auch eine besondere Erbfolge, stell-
ten ihre ursprüngliche Verschiedenheit außer aller
Frage. Es war in der That nicht ein politischer
K[ö]rper aus verschiedenen Ländern zusammengesetzt,
sondern eine zufällige Verbindung mehrerer Gebiete
in einer Hand. Diese L[ä]nder schlossen zwar Verträge
und Bündnisse mit einander, aber gerade die That-
sache, daß sie das gethan, beweist, daß sie nicht als
Theile eines ganzen und politisch gleichformigen Kör-
pers betrachtet wurden. Auch regierten nicht diesel-
ben Glieder des oldenburgischen Hauses stets zugleich
in den Herzogthümern und dem Königreich. Aber
die Fürsten von Schleswig und Holstein erhielten ihre
Regierung in beiden L[ä]ndern zugleich. Ein Recht
auf Holstein galt gleich einem Recht auf Schleswig,
die Handlung, wodurch ein Fürst Souverän in dem
einen Herzogthum wurde, war zugleich eine Thron-
besteigung in dem andern. Außerdem war Schles-
wig lange ein Lehn der dänischen Krone, welches der
König sich selbst ertheilte, während er als Herzog von
Holstein das Lehn vom deutschen Reiche erhielt.
Diese feudale Abhängigkeit wurde vor 300 Jahren
aufgehoben in Folge eines nordischen Krieges, und
damit wurde das letzte Band zerrissen, das Schles-
wig an Dänemark band. Schleswig war von der
Zeit an ein souveräner Staat, von dem nur ein Theil
einen gemeinsamen Herrscher mit Dänemark hatte,
während es fest und verfassungsgemäß mit Holstein
verbunden blieb. Durch spätere Begebenheiten, beson-
ders durch die Aufl[ö]sung des deutschen Reichs hat
Holstein eine gleiche Souveränetät erlangt. Letzteres
wurde in den deutschen Bund aufgenommen und so
öffentlich als souveräner deutscher Staat anerkannt.

Aber das gesetzliche Verhältniß beider Herzogthümer
zu Dänemark blieb seitdem unverändert. Die poli-
tischen Begebenheiten des 18ten Jahrhunderts endeten
die frühern Trennungen des Landes unter den ver-
schiedenen Gliedern des oldenburgischen Hauses. Die
Gl[ü]cksburger Linie (welche gleichsfalls in Dänemark
regierte) erhielt zuerst den Antheil, welcher vorher der
Gottorper Linie angehörte und strebte nach einer
Alleinherrschaft in Holstein. Die deutschen Fürsten-
thümer, Oldenburg und Delmenhorst, wurden nächst-
dem für Holstein ausgetauscht. Diese Vorgänge be-
schlossen die unglücklichen Theilungen des Landes, sie
beschwichtigten die Streitigkeiten fürstlicher Familien,
sie stellten den Frieden des nördlichen Europas wie-
der her. Und die hauptsächlichsten Mächte Europas
trugen durch ihre Garantieen von 1720 und durch
ihren Beitritt zu den Verträgen von 1773 zur Wie-
derherstellung des Friedens und der gesetzlichen Ord-
nung in den beiden Herzogthümern bei.

Die obigen Begebenheiten konnten die nationale Un-
abhängigkeit der Herzogthümer als Staaten nicht ge-
fährden. Jhre Verbindung mit Dänemark war nicht
inniger, als wie sie aus dem gemeinsamen Herrscher
und aus den Zeitumständen hervorgehen konnte. Aber
unter sich blieben sie vereint, nicht allein in Gesetzge-
bung und Regierung, sondern auch in jeder anderen
Beziehung. Die männliche Erbfolge, welche allein in
Deutschland gilt, blieb in Kraft, und sie wurde oben-
drein besonders durch die Stände und das Privat-
Uebereinkommen der Fürsten bestätigt. Auch der
deutsche Charakter des Herzogthums Schleswig blieb
erhalten. Beide Herzogthümer hatten die officielle
Benennung: "Des Königs deutsche Lande," und ihre
höchste Verwaltungsbehörde war "die deutsche Kanz-
lei" und diese v[ö]llig unabhängig von dänischer Regie-
rung und dänischen Maaßregeln.

Aber in dieser Zeit geschah es, daß die Regierung
in Kopenhagen, deren Sitz schon sie dem dänischen
Einfluß aussetzte, sich zu einer genauern Verbindung
und endlichen Vereinigung der Herzogthümer und
des Königreichs hinzuneigen begann. Die politischen
[Spaltenumbruch] Ansichten des 18ten Jahrhunderts, der ungehörige
Einfluß, den die damalige Zeit der Einheit des Staats-
Oberhaupts beilegte, die verhältnißmäßige Unbedeu-
tendheit, in welche die vereinigten Stände beider Her-
zogthümer versunken waren. Dies Alles begünstigte
einen Plan, welcher in langsamen und vorsichtigen
Schritten vorwärts ging, und sich inzwischen in eine
scheinbare Sorgfalt für die pecuniären Angelegenhei-
ten des Landes einhüllte. Daher auch kein entschie-
dener Widerstand dagegen. Die Nationalität übte
so wenig bei uns, wie im übrigen Europa, einen
Einfluß auf die Entschließungen der damaligen Poli-
tiker aus. Außerdem stand der deutsche Charakter
des Landes in keiner besonderen Gefahr, denn das
deutsche Element besaß in Dänemark selbst einen
großen Einfluß. (Fortsetzung folgt.)





Ungefähr 150 Mann des hiesigen Contingents sind
heute Morgen zum Schutz der Küste nach Cuxhaven
gegangen.


Die Bürgerschaft hat auf den desfallsigen Antrag
des Senats heute militärische Maaßregeln zur Siche-
rung des Hafens und der Küste von Travemünde
zu ergreifen beschlossen; die Ausführung ist einer aus
zwei Mitgliedern des Senats und zwei Mitgliedern
der Bürgerschaft bestehenden Commission übertragen;
zur Bestreitung der Kosten ist vorläufig die Summe
von 10,000 [] bewilligt. Der Senat (welcher in einer
heute Nachmittag gehaltenen Sitzung die Antwort
der Bürgerschaft auf seine Proposition entgegengenom-
men) hat bei Gelegenheit dieser letzten Vorlagen an
die Bürgerschaft dem hiesigen Kaufmannsstande, mit
Rücksicht auf die gest[ö]rten politischen Beziehungen,
Vorsicht bei ihren Handels-Unternehmungen anempfoh-
len. -- Die Vorbereitungen zur Ausführung der obi-
gen Beschlüsse haben, wie wir am Sonnabend melde-
ten, bereits begonnen. Gestern langten hier zwei auf
dem Leuchtenfelde bei Travemünde gelegene Kanonen-
läufe, jeder auf einem mit sechs Pferden bespannten
Wagen an, um zugleich mit zwei andern hier befind-
lichen größeren Geschützröhren in verwendbaren Stand
gesetzt zu werden. Jm Zusammenhange hiermit steht
eine heute "um etwaniger Beunruhigung vorzubeu-
gen", gemachte Anzeige: daß in den nächsten Tagen
beim Probiren von Geschützröhren einige Kanonensch[ü]sse
in der Nähe der Stadt fallen werden. (L. Corr.)


Aus Carolinensiel haben wir über die auf der Jahde
angekommene angebliche dänische Cutterbrigg, vor
welcher mehrere Schiffe wieder in den Hafen zurück-
gekehrt waren, bis jetzt keinen weiteren Aufschluß er-
halten. Man vermuthet hier, das vermeintliche Kriegs-
schiff sey die am 29 v. M. von der Weser ausgelau-
fene dänische Brigg St. Thomas, Capitän Saabje,
gewesen, die nach ihrem Aussehen wohl zu der Ver-
wechselung mit einem Kriegsschiffe Anlaß gegeben ha-
ben könnte. (W. Z.)


Die Vorsteher der Kaufmannschaft haben gestern
beschlossen, beim Staats-Ministerium folgende Anträge
zu stellen: a) Zu erklären, daß der deutsche Bund
ersatzlich für alle dem deutschen Handel durch die
Feindschaft Dänemark's bereiteten Verluste sey. b)
Eine Vereinbarung mit der englischen Regierung dahin
zu treffen, Kreuzer nach dem Canal zur Wehrung
unserer die Ostsee besegelnden Schiffe zu beordern.
c) Unsern commandirenden General in Schleswig an-
zuweisen, die Freilassung unserer dänischer Seits unter
Embargo gelegten Schiffe als eine conditio sine qua
non
für den Fall eines Waffenstillstand-Abschlusses
festzusetzen. Als Deputirte aus der Mitte der Vor-
steher sollen die HH. Raben und Schillow resp. in
Schleswig und Berlin diesen Anträgen Nachdruck zu
geben suchen. (B. N. d. O.)


Die Stimmung in der ganzen Umgegend ist im
höchsten Grade gereizt. Von allen Seiten strömen
Truppen herbei, um die republikanische Bewegung in
Baden zu unterdrücken, während sich gleichzeitig in
hiesiger Stadt, so wie in Mainz, Bingen, Hanau,
Offenbach u. s. w., Freischaaren bilden, um den Re-
publikanern in Baden zu Hülfe zu eilen. Wenn die
Truppen nicht sehr bald zurückgezogen werden, dann
haben wir in wenigen Wochen einen allgemeinen
Bürgerkrieg in Süddeutschland. (Düss. Ztg.)


Jn der Sitzung des F[ü]nfziger-Ausschusses am 26 d.
verlas Heckscher die Proclamation an das badische
Volk, welche mit einem Zusatze von Spatz angenom-
men wurde. Wiesner entwickelte den Antrag: der
Bundestag möge unverzüglich Vorsorge treffen, da-
mit die schwarz-roth-goldene Flagge von allen See-
mächten, und wo sie sich zeigt, gebührende Anerken-
nung finde. Gülich dehnt den Antrag dahin aus:
der Bundestag möge durch vorbereitende Schritte da-
hin wirken, daß die schwarz-roth-goldene Flagge in
allen europäischen und außereuropäischen Häsen den
Flaggen der begünstigtsten Nationen gleichgestellt
werde. Duckwitz bek[ä]mpft beide Vorschläge als un-
praktisch. Ein einiges Deutschland bestehe wohl
in unseren Herzen, aber noch nicht im See-
und V[ö]lkerrechte. Er beantragt daher die Tages-
Ordnung, die denn auch angenommen wurde.
Venedey entwickelte seinen Antrag auf Errich-
tung eines Parlaments-Corps. Dasselbe soll
10,000 Mann stark seyn, aus Bestandtheilen des
Heeres, der Landwehr, der Bürgergarde, den Tur-
nern etc. bestehen und seine Officiere und Unter-Offi-
ciere selbst wählen. Der F[ü]nfziger-Ausschuß oder
das Parlament würde den Befehlshaber ernennen.
Das Corps wäre bestimmt, Ordnung und Frieden
überall zu erhalten, wo sie durch Gewalt gestört wor-
den. Zwei Mitglieder des Ausschusses oder des Par-
lamentes würden in diesem Falle als Friedensstifter
voranziehen. Der Bund soll die Kosten tragen und
für Bewaffnung sorgen. Benedey meint, die Bundes-
Truppen seyen durch Vorurtheil, welches in ihnen
fremde Truppen erblicke, in ihrer Wirksamkeit ge-
gen den Aufruhr gehemmt. Aber auch zum Schutze
des Parlaments gegen Angriffe von irgend einer Seite
würde das Corps dienen sollen. Auf die Einwen-
dungen Wippermann's, Wedemeyer's, v. Closen's
und Anderer gegen diesen Plan erwiedert Venedey
mit Begeisterung: ein Parlaments-Corps würde mehr
Autorität üben, als Kammern, und mit einem solchen
Heere hätte er binnen 24 Stunden den Hecker'schen
Aufstand bewältigt. Seine Absicht sey, zu verhüten,
daß die Soldaten sich wieder gew[ö]hnen, auf das Volk
zu schlagen. Auf den Schanzen in Schleswig Holstein
habe man gerufen: Es lebe der Prinz v. Preußen!
Das heiße so viel als: Es lebe die Reaction!
(Rauschender Beifall im Auditorium.) Vene-
dey's Antrag wurde an eine Commission ver-
wiesen. Jacoby stellte solgenden Antrag: Die
Wiener Zeitung enthält in ihrem amtlichen Theile
folgende Erklärung: "Weit entfernt, den bevorstehen-
den Wahlen zum deutschen Volks-Parlament eine be-
stimmte Richtung vorzeichnen oder auf dieselbe Ein-
fluß nehmen zu wollen, findet sich das Ministerium
durch die bereits angeregte Frage, ob Deutschland in
Zukunft ein Bundesstaat oder ein Staatenbund seyn
soll, veranlaßt, seine Ansicht auszusprechen. Es konnte
nie ein gänzliches Aufgeben der Sonder-Jnteressen
seiner verschiedenen zum deutschen Bunde gehörigen
Gebietstheile eine unbedingte Unterordnung unter die
Bundes-Versammlung, ein Verzichten auf die Selbst-
ständigkeit der inneren Verwaltung mit seiner beson-
deren Stellung vereinbarlich finden, und muß sich die
besondere Zustimmung zu jedem von der Bundes-
Versammlung gefaßten Beschluß unbedingt vorbehal-
ten. Wofern letzteres mit der Wesenheit eines Staaten-
bundes nicht vereinbarlich erkannt würde, wäre Oester-
reich nicht in der Lage, einer solchen beizutreten." Diese
Erklärung des österreichischen Ministeriums steht in
directem Widerspruche mit der vom Vorparlamente
ausdrücklich abgegebenen Erklärung: die Beschluß-
nahme über die künftige Verfassung Deutschlands sey
[Spaltenumbruch] einzig und allein der vom Volke zu erwählenden con-
stituirenden National-Versammlung zu überlassen.
Es möge daher der Funßiger-A[u]sschuß eine Com-
mission ernennen zu Berathung über die Mittel, die
den obigen Widerspruch zu beseitigen geeignet sind.
Beschluß: Diesen Gegenstand auf die Tages-Ordnung
zu setzen. -- Jn der Nachmittags-Sitzung kamen viele
Antr[ä]ge über die Polenfrage vor; jedoch ward Heck-
scher's
Antrag, dieselben an die constituirende Ver-
sammlung zu überweisen, angenommen.

Die Wahl eines Mitgliedes zur Vertretung der
freien Stadt Frankfurt bei dem bevorstehenden deut-
schen Reichstage, welche in Stadt und Gebiet gestern
zu ihrem Ende gelangte, hat solgendes Ergebniß ge-
boten: Dr. jur. Jücho gewählt auf 8611 durch 6650
Stimmen. Von den in diese Zahl nicht inbegriffenen
Stimmen erhielten Dr. jur. Reinganum 1404, Schöff
Dr. Souchay 421 etc.


Das heutige badische Regierungsblatt bringt eine
großherzogl. [V]erordnung, die Wahlen zu der "con-
stituirenden National-Versammlung" betreffend. Die-
selben sollen so geschehen, daß unter Beibehaltung des
Verhältnisses der Bundesmatrikel (von 1816) je nach
50,000 Seelen ein Vertreter, also für Baden, da es
in der Bundesmatrikel zu 1,000,000 Seelen angenom-
men ist (jetzt hat es etwa 1,400,000 Seelen), nur 20
Abgeordnete nach den in besonderer Tabelle aufgestell-
ten 20 Wahlbezirken gewählt werden.


Die Mannheimer Abendzeitung ist nicht erschienen,
hat aber nachstehendes Flugblatt ausgegeben:

"Zur Nachricht! Wir sind verhindert gewesen,
heute unsere Zeitung erscheinen zu lassen, weil der
Redacteur derselben, Hr. J. P. Grohe, verhaftet und
von hier entfernt worden ist, werden aber morgen
unsern Abonnenten gegenüber den übernommenen
Verbindlichkeiten in gehöriger Weise nachkommen.
Außer den schon Genannten wurden Buchhändler H.
Hoff, Bierbrauer Spieß und Hr. B[e]tz Sohn festge-
nommen und unter Bedeckung wahrscheinlich in die
Festung Rastatt gebracht."


Der Br[ü]ckenkopf auf der Schusterinsel ist in diesem
Augenblick noch immer in den Händen der von dem
bekannten Heinzen befehligten Truppen, sogenannter
deutscher Arbeiter. Ein Theil derselben arbeitete gestern
den ganzen Tag an der Errichtung einer Art von
Schanze, und Kriegskundige versichern, daß die Ar-
beit nicht so übel sey. Bei der besagten Schaar sind
übrigens mehrere Nationen vertreten, und es befin-
den sich namentlich auch Franzosen aus der Gegend
von Nancy unter ihnen, die kein Wort Deutsch ver-
stehen, aber wie die Uebrigen die deutsche Cocarde etc.
tragen. (Karlsr. Ztg.)


Jmmer ist noch nichts Entscheidendes über die Her-
wegh'sche Freischaar zu berichten. Nach den einen
Berichten hatte sich dieselbe aufgelöst; nach andern
würde sie noch beisammen seyn, deren Hauptquartier
auf dem Bürgler Schloß sich befinden und gänzlich
gegen das Rheinthal hin von hessischen und baden-
schen Truppen eingeschlossen seyn. -- Hecker befindet
sich immer noch auf franz[ö]sischem Boden. Gestern
wurde den umliegenden badenschen Dörfern bekannt
gemacht, daß das Land in Kriegs-Zustand erklärt
worden sey und die Gemeinden für allen Schaden zu
haften haben. Da man heute Nacht einen Angriff
der deutschen Bundes-Truppen auf die Schuster-Jn-
sel erwartete, so wurden im Laufe des gestrigen
Abends entlang der schweizerisch-deutschen Gränze
unsere Posten um das Doppelte vermehrt. Noch
hört man von keinem Truppen-Anzug. Jn Folge
hier und in Baselland getroffener Maaßregeln gegen
Durchmarsch Bewaffneter und nunmehr gegen Waf-
fen-Transporte sind zwei Wagen mit Waffen ange-
halten worden, und die Kunde davon hat den allge-
meineren Zuzug zum Stocken gebracht. Viele Arbei-
ter wollen nun den Gedanken auf bewaffnetes Ein-
schreiten aufgeben und sich wieder auf propagandistische
Wirksamkeit für die Republik beschränken. -- So
eben geht die Nachricht ein, daß wieder neue Frei-
schaaren in Kems angelangt sind und im Laufe des
Tages noch einige Züge ankommen werden. (S. M.)


Heute Nachmittag sind, feierlich eingeholt, zwei Ba-
taillone kurhessische Jnfanterie hier eingerückt, welche,
wie man sagt, vorläufig hier bleiben werden.

Jn der heutigen öffentlichen Sitzung der ersten
Kammer wurde von dem Sccretariate die Anzeige
erstattet, daß Frhr. v. Andlaw in der nächsten Sitzung,
welche das hohe Präsidium in kürzester Frist anbe-
raumen wolle, einen Antrag folgenden Jnhalts zu
begründen gedenke: "Jn einer Addresse S. K. H. den
Großherzog ehrerbietigst zu bitten, eine Untersuchung
zu befehlen, ob nicht Mitglieder der obersten Staats-
Behörde oder der Regierung nahe stehende Männer
thatsächlich die Pläne der Revolutions-Partei im Lande
fördern und somit entweder des Verrathes an ganz
Deutschland oder einer höchst strafbaren Vernachläs-
sigung ihrer Pflichten, wo nicht des Eidbruches, schul-
dig sind. Sollte jedoch nur die Einsicht und die Be-
fähigung dieser Männer den Ansprüchen des Augen-
blickes nicht genügen, so wolle es im Hinblicke auf
die allgemeine Gefahr für das gesammte deutsche Va-
terland Höchstdenselben gefallen, diese Staatsdiener
ihrer Dienste zu entlassen." (Die Deutsche Zeitung
bemerkt bei Mittheilung dieses Antrages: "Wir zwei-
feln nicht, daß Tausende der besten Bürger in Baden
und in ganz Deutschland mit dem zweiten Theile die-
ses Antrages, nämlich damit einverstanden sind, daß
Mangel an Einsicht und Befähigung im Verhältniß
zu den Ereignissen die Schuld tr[ä]gt, daß Baden das
bedauerliche Schauspiel darbietet, dessen wir uns
schämen müssen, und daß die so nahe liegenden vor-
handenen und unerläßlichen Mittel, um den Gräueln
des Bürgerkrieges ein rasches Ziel zu setzen, nicht an-
gewendet werden.")


Heute Nachmittag um vier Uhr wurde öffentliche
Sitzung gehalten. Der Präsident eröffnete sie mit
der Schilderung der verbrecherischen Gräuel, welche
die Ehre Badens in der letzten Zeit angriffen; er
sprach den tiefen Schmerz über den Tod des edlen
v. Gagern aus, der, mit den seltenen Gaben des
Geistes und Herzens geschmückt, von der öffentlichen
Stimme zum Ober-Feldherrn des Bundes bestimmt,
als Opfer seiner Ritierlichkeit und seines hoch herzigen
Vertrauens auf eine Weise fiel, die jeden Fühlenden er-
r[ö]then macht. Der Präsident lud die Kammer ein,
den Ausdruck der tiefgefühlten Theilnahme an dem
Verlust und zugleich den Ausdruck des Abscheues vor
den Verbrechern, die solche Greuel verübten, und vor
den Verführern des Volkes durch Aufstehen auszu-
sprechen. Die ganze Kammer erhob sich. -- Nach
dem Schlusse der Sitzung erfreute die Nachricht, daß
Mathy zum Staatsrathe ernannt worden sei.

Die oberländischen Briefe und Zeitungen bringen
die Nachricht, daß die Herwegh'schen Freischaaren (27.
April) in der Nähe von Schopfheim von den Wür-
tembergern gänzlich zersprengt worden sind und sich
unter Jammer und Noth nach der Schuster-Jnsel
flüchten mußten. Unter den Flüchtigen wird auch
Herwegh genannt. (Deutsche Z.)


Heute Mittag um 11 Uhr wurde J. Maj. die
Königin von einem Prinzen glücklich entbunden; die
hohe Wöchnerin und der Neugeborne befinden sich wohl.


Gestern Abend, 7 Uhr, fielen betrübende Auftritte
bei der Hauptwache vor. Ein hiesiger Einwohner,
welcher sich den Verdacht zugezogen hatte, die inhu-
mane Behandlung hiesiger Committeeglieder in Staf-
felst[e]in, wo dieselben eine Volks-Versammlung halten
wollten, aber daran gehindert wurden, bewirkt zu
haben, wurde auf dem Wege von der Eisenbahn nach
der Stadt von verschiedenen Seiten bedroht, die Zahl
der Drohenden mehrte sich lawinenartig und vor der
Hauptwache, wohin sich der Angegriffene geflüchtet
hatte, brach der Sturm los. Dem immer nachdrän-
[Spaltenumbruch] genden Haufen mußte alles weichen, der Geflüchtete
wurde herausgezogen und auf eine schreckliche Weise
mißhandelt. Männer, die beruhigen wollten, wurden
zurückgewiesen und nur dem gütlichen Zureden unsers
geachteten Rechtsraths Reichert, des Stadt-Comman-
danten und des Rechts-Anwaltes Titus gelang es,
endlich den fürchterlichen Sturm zu beschw[ö]ren. Der
Mißhandelte wurde Nachts 1 Uhr von der Haupt-
wache in einem traurigen Zustande ins allgemeine
Krankenhaus gebracht. (Bamb. T.-Bl.)


Se. Maj. der König haben dem Geh. Rathe No-
stitz und Jänkendorf die nachgesuchte Entlassung von
der ihm übertragenen Function, unter gnädigster Aus-
setzung eines Wartegeldes, genehmigt, und die da-
durch zur Erledigung gekommene Stelle eines K.
Bundestags-Gesandten dem zeitherigen Bürgermeister
Carl Todt übertragen, auch demselben das Prädicat
als Geh. Legationsrath beigelegt.


Hier ist es gestern wieder zu tumultuarischen Auf-
tritten gekommen. Eine große Masse, größtentheils
Chaussee-Arbeiter, durchzog lärmend die Stadt, führte
Reibungen mit Soldaten und Bürgerschutzmannschaf-
ten herbei, und ließ sich zum friedlichen Auseinander-
gehen auf keine Weise bewegen. Die Schutzmann-
schaften mußten endlich von den Waffen Gebrauch
machen, und hierdurch gelang es, die Ruhe bald wie-
der herzustellen. Wäre die Bürgergarde, die durch
Generalmarsch sehr schleunig zusammengerufen war,
vonvornherein kräftiger eingeschritten, so würde der
Crawall rascher beseitigt worden seyn. So eben wird
durch Placate, die vom Polizei-Präsidium erlassen
sind, vor derartigen Excessen gewarnt, und das Um-
herziehen von Volksmassen mit Fahnen und Musik
untersagt. (D. A. Z.)


Auch hier haben Unruhen stattgefunden, denen di
Bürgerwehr nicht Einhalt zu thun vermochte. Der
constitutionelle Club hat einen Ausschuß niedergesetzt,
um Maßregeln zur schleunigsten Beschützung der Kü-
sten vorzubereiten. Der preußische Kriegsminister
hat sich für den Plan zu einer deutschen Flotte aus-
gesprochen.


Jn Folge der am 29 v. M. stattgefundenen Auf-
tritte war man für den gestrigen Abend nicht ohne
Besorgniß gewesen, und hatte ausgedehnte Vorsichts-
Maaßregeln getroffen, denen es aber gerade zu ver-
danken seyn wird, daß nichts weiter vorgefallen ist. --
Der Hofrath Liebe, expedirender Geh. Kanzelei-Secre-
tär, ist, da der Landdrost von Cramm-Sambleben
die ihm angebotene Stelle abgelehnt hat, heute zum
Bundestags-Gesandten in Frankfurt ernannt. -- Un-
sere vier National-Vertreter sind der Advocat Hol-
landt hieselbst, der Ober-Landesgerichtsrath Langer-
feldt in Wolsenbüttel, der Pastor Jürgens in Stadt-
oldendorf und der Kaufmann Friedr. Stulle in Holz-
minden.


Si tacuisses, philosophus mansisses!

Hr. Georg Schulz aus Lüchow, ein Wendtländer,
der Commission und Deputation der hannoverschen
Condeputirten Mitglied, scheint sich durch unsere Re-
lation in Betreff des Condeputirten-Wesens in No.
95 dieser Zeitung so unangenehm berührt gefunden
zu haben, daß er in der No. 99 im Uebermaaß
seiner Gefühle nach allen Seiten Gift und Galle speit.
Es war zuerst unsere Ansicht, auf diese Expectora-
tion, die sich ohne allen Commentar beurtheilen läßt,
um so weniger etwas zu erwiedern, als in derselben
nicht eine Widerlegung, sondern gerade eine Bestäti-
gung unseres Berichtes vom 18 d. Mts. enthalten
ist, und auf gemeines Schimpfen natürlich Keiner, der
nur etwas auf Anstand hält, sich einläßt. Jndessen
mögen pro colorando causa hier einige Bemerkungen,
die theilweise sogar Zugeständnisse enthalten, folgen.
Wir gestehen nämlich zu, daß es von einer unermeß-
lichen Fähigkeit zeugt, wenn die Versammlung der
Condeputirten (wir erlauben uns diesen Namen bei-
zubehalten, weil er am bekanntesten ist) in neun Stun-
den ein Wahlgesetz concipirt, debattirt, acceptirt und
expedirt, wozu die Stände-Versammlung wahrschein-
lich sich ein paar Wochen Zeit nehmen wird. Wir
gestehen ferner zu, daß man nicht allein für die "treff-
liche Haltung", wie Hr. G. S. meint, sondern für die
unübertreffliche Haltung der Versammlung nur an-
zuführen braucht, daß diese die Contenance nicht ver-
lor, als ein Condeputirten. College von Landgendar-
men aus ihrer Mitte geholt und in das Criminal-
Gefängniß abgeführt wurde. Wir gestehen aber nicht
zu, daß die Versammlnng im Legitimations-Punkte
so ganz rechtlich und unparteiisch verfahren hat.
Während man, wegen der fatalen Lage, worin der
Advocat Weinhogen gerieth, diesen desavouirte und
seine Vollmacht ungenügend fand, wurde der wackere
Hr. Nölle, dessen Legitimation von Seiten des Os-
nabrücker Magistrats öffentlich in Abrede gestellt ist,
als bevollmächtigt anerkannt. Zur Beurtheilung der
Behauptung, daß der Minister Stüve seine Würde
vergessen habe und grob geworden sey, führen wir
das Factum, worauf sich diese Behauptung gründet,
hier an, so wie es uns von Augen- und Ohrenzeugen
mitgetheilt worden ist. Jn der Unterredung der
Deputation mit St[ü]ve soll nämlich einer der Herren
unter Anderem geäußert haben, daß, nachdem der
Bundestag eine Leiche geworden sey, gleicher Weise
auch die Stände-Versammlung eine Leiche werden
wüsse, worauf der Minister erwiderte, daß, so lange
er hier sey, solches nicht stattfinden werde, darauf der
Deputation den Rücken kehrt und in sein Zimmer
geht. Unzweifelhaft wird man hierin eine sehr ange-
messene Erwiderung und recht viel Würde finden.
Was nun endlich die "dürren Blätter" anlangt, die
vom "mächtigen Stamm" (des Condeputirten-J[n]sti-
tuts) "durch das krästige Hervortreiben junger, starker
Sprossen" abgefallen sind, so werden nur drei nam-
haft gemacht; allein es darf versichert werden, daß es
dabei lange nicht geblieben ist, denn viele sind auf die
Convocation nicht erschienen, waren also schon früher
abgefallen. Dann aber war eine große Anzahl der
noch am Stamme befindlichen schon so außerordentlich
welk geworden, daß sie jetzt längst als völlig dürre
abgefallen sind. Man braucht nur die Verhaltungs-
weise der Condeputirten aus Buxtehude, Harburg,
Lüneburg und Celle beachtet zu haben, und die sp[ä]-
ter erschienenen öffentlichen Zeugnisse zu lesen, um
die Ueberzeugung zu gewinnen, daß eine Versamm-
lung der Condeputirten nicht wieder zu Stande kom-
men wird. Einer derselben aus Celle äußerte: "Die
Karre ist so tief in den Dreck geschoben, daß sie nicht
wieder herausgebracht werden kann; sehen wir nur
zu, daß sie nicht ganz versinke." Sie ist aber bereits
versunken, und damit der mächtige Stamm sammt
seinen Sprossen. Lassen Sie sich daher, Hr. Redac-
teur, nur nicht bange machen *); die würdige Haltung
eines Blattes schlägt nie zum Nachtheile desselben
aus, und die Condeputirten k[ö]nnen nicht mehr schaden.





Ueber das Ergebniß der Verhöre der Hildesheimer
Gefangenen wird nur wenig bekannt. Die Frau des
Advocaten Weinhagen hat die verdächtigen Pa-
piere sämmtlich vernichtet, nachdem sie die Behörden,
welche die Versiegelung vornehmen wollten, mit Hülfe
des zusammengerufenen Volkes verjagt hat. -- Es
scheint sich aber immer mehr als gewiß herauszu-
stellen, daß Weinhagen mit den Republikanern im
Badenschen in Verbindung gewesen; ist das der Fall,
so ist auch kein Zweifel, daß jedes Mittel, auch
Meuchelmord, zur Erreichung des Zweckes ange-
wandt seyn würde. Unbegreiflich ist es, wie noch jetzt
unter den Hildesheimer B[ü]rgern, auch unter den
besseren, eine Erbitterung gegen die hiesige Bürger-
wehr herrschen kann; diese hat ihre Pflicht gethan,
als sie die Hildesheimer verhaftete; sollte der Eine
oder der Andere sich dabei weniger freundlich gezeigt
haben, als sich gebührt, so kann das eben so wenig

*) Hat nichts zu bedeuten!
[Spaltenumbruch]

Es ſind Jngenieure nach den befeſtigten norwegiſchen
Seehäfen geſchickt, und es wird die Scheerenflotte ſee-
ſertig gemacht. (B.-H.)




* Denkſchrift der proviſoriſchen Regierung,
gerichtet an Lord Palmerſton.

Die proviſoriſche Regierung, welche den Auftrag
erhalten hat, die Rechte und die Jntereſſen der Her-
zog[t]hümer Schleswig und Holſtein in gegenwärtiger
wichtigen Zeit zu ſchützen und zu ſchirmen, hält es
für ihre Pflicht, der K. großbrittanniſchen Regierung
die Urſache der Begebenheiten darzuſtellen, wodurch
ſie ſelbſt ins Leben gerufen worden. Die proviſoriſche
Regierung iſt überzeugt, daß eine ſolche Darſtellung
gen[ü]gen wird, um der engliſchen Regierung von der
Gerechtigkeit ihrer Sache zu überzeugen und nachzu-
weiſen, daß die Aufrechthaltung ihrer Sache weder
den Jntereſſen der europäiſchen M[ä]chte im Allgemei-
nen, noch insbeſondere denen des Vereinigten K[ö]nig-
reichs von Großbrittannien widerſtrebt, daß vielmehr
gerade dieſe Jntereſſen an deren Erfolg geknüpſt iſt.
Die proviſoriſche Regierung fühlt tief, wie wichtig es
ſey, daß die von ihr unternommenen Schritte voll-
ſt[ä]ndig und gerecht verſtanden werden. Dieſelben ſind
nicht geeignet, den Frieden des nördlichen Europa
und der Dänemark umgebenden Staaten zu unter-
brechen, aber es iſt auch wünſchenswerth, daß ſie
nicht hinterliſtiger Weiſe die Urſache zum Kriege
werden.

Die Herzogthümer Schleswig und Holſtein waren
ſelbſt in alten Zeiten von Deutſchen bewohnt, von
hier aus war es, daß die deutſche Bevölkerung der
brittiſchen Jnſeln einwanderte. Selbſt in gegenwär-
tiger Zeit ſind ſie ein vorzugsweiſe deutſches Land.
Die Nationalität Holſteins hat in der That nie einem
Zweifel unterlegen. Als Mitglied des deutſchen Reichs
und des deutſchen Bundes ward ſein nationaler und
ſtaatlicher Charakter durch ſeine Herzöge und das
K. däniſche Haus offen anerkannt. Aber in Betreff
Schleswigs iſt es bis jetzt nicht ebenſo geweſen. Der
weſtliche Theil des Herzogthums geh[ö]rt einer rein
deutſchen Bevölkerung aus dem Stamme der Frieſen,
der ſ[ü]dliche iſt ſtets vom däniſchen Einfluſſe frei ge-
weſen, die n[ö]rdliche Gegend, einſt die Heimath der
Angeln, war früher deutſch und iſt es wieder gewor-
den. Die Städte ſind durchweg deutſch und ſelbſt die
Bewohner der Nordgränze haben deutſche Jntereſſen
und Sympathieen. Nichtsdeſtoweniger hat das Her-
zogthum bis jetzt nicht dahin kommen können, in das
deutſche Reich, oder den deutſchen Bund einverleibt
zu werden. Das war in früherer Zeit von geringe-
rer Bedeutung, als nationale Verſchiedenheiten weni-
ger Einfluß auf den Zuſtand eines Staats ausübten,
als jetzt in unſeren Tagen. Ueberdies ſchien das Her-
zogthum Schleswig, unabhängig und eng verbunden
mit Holſtein wie es war und dadurch auch mit dem
übrigen Deutſchland, jede denkbare Garantie für ſeine
Nationalität zu beſitzen. Die politiſche Unabhängig-
keit des Herzogthums Schleswig vom Königreich Dä-
nemark begann vor 600 Jahren. Seine Verbindung
mit Holſtein hat eine Dauer von 400 Jahren. Jn
dieſer Weiſe geſchah es, daß ſie Jahrhundert auf
Jahrhundert dahin ſtrebten, ihre gemeinſamen Kräfte
zu entwickeln, ihre nationalen Rechte zu ſichern, und
in Kraft zu wachſen vermöge der ungetrübten Ein-
ſtimmung der Einwohner beider Herzogthümer. Die
holſteiniſchen Fürſten beſaßen das Herzogthum Schles-
wig Anfangs nur als Lehn, aber ſeit der Erhebung
der oldenburgiſchen Familie auf den Thron, ſind beide
Länder in eine mehr unmittelbare und genauere Ver-
bindung getreten; ſie haben in Gemeinſchaft gehan-
delt und erhielten wichtige Urkunden, durch welche
ihnen Unabhängigkeit und Untrennbarkeit wiederholt
zugeſichert wurde. Jhre gemeinſame Exiſtenz, welche
in jenen Tagen entſtand, bleibt weſentlich unverän-
dert, ſelbſt die Anſprüche des oldenburgiſchen Regen-
tenhauſes beruht jetzt und in Zukunft auf dem Ueber-
einkommen, welche damals getroffen wurden. Die
Herzoge des Landes waren auch Könige von Däne-
mark, aber wir huldigten ihnen, nicht als Königen
von Dänemark, ſondern nur als unſern Herzogen.
Eine Verfaſſung, die weſentlich von der däniſchen
abweicht, eine getrennte Verwaltung, ein beſonderes
Recht und ſpäter auch eine beſondere Erbfolge, ſtell-
ten ihre urſprüngliche Verſchiedenheit außer aller
Frage. Es war in der That nicht ein politiſcher
K[ö]rper aus verſchiedenen Ländern zuſammengeſetzt,
ſondern eine zufällige Verbindung mehrerer Gebiete
in einer Hand. Dieſe L[ä]nder ſchloſſen zwar Verträge
und Bündniſſe mit einander, aber gerade die That-
ſache, daß ſie das gethan, beweiſt, daß ſie nicht als
Theile eines ganzen und politiſch gleichformigen Kör-
pers betrachtet wurden. Auch regierten nicht dieſel-
ben Glieder des oldenburgiſchen Hauſes ſtets zugleich
in den Herzogthümern und dem Königreich. Aber
die Fürſten von Schleswig und Holſtein erhielten ihre
Regierung in beiden L[ä]ndern zugleich. Ein Recht
auf Holſtein galt gleich einem Recht auf Schleswig,
die Handlung, wodurch ein Fürſt Souverän in dem
einen Herzogthum wurde, war zugleich eine Thron-
beſteigung in dem andern. Außerdem war Schles-
wig lange ein Lehn der däniſchen Krone, welches der
König ſich ſelbſt ertheilte, während er als Herzog von
Holſtein das Lehn vom deutſchen Reiche erhielt.
Dieſe feudale Abhängigkeit wurde vor 300 Jahren
aufgehoben in Folge eines nordiſchen Krieges, und
damit wurde das letzte Band zerriſſen, das Schles-
wig an Dänemark band. Schleswig war von der
Zeit an ein ſouveräner Staat, von dem nur ein Theil
einen gemeinſamen Herrſcher mit Dänemark hatte,
während es feſt und verfaſſungsgemäß mit Holſtein
verbunden blieb. Durch ſpätere Begebenheiten, beſon-
ders durch die Aufl[ö]ſung des deutſchen Reichs hat
Holſtein eine gleiche Souveränetät erlangt. Letzteres
wurde in den deutſchen Bund aufgenommen und ſo
öffentlich als ſouveräner deutſcher Staat anerkannt.

Aber das geſetzliche Verhältniß beider Herzogthümer
zu Dänemark blieb ſeitdem unverändert. Die poli-
tiſchen Begebenheiten des 18ten Jahrhunderts endeten
die frühern Trennungen des Landes unter den ver-
ſchiedenen Gliedern des oldenburgiſchen Hauſes. Die
Gl[ü]cksburger Linie (welche gleichsfalls in Dänemark
regierte) erhielt zuerſt den Antheil, welcher vorher der
Gottorper Linie angehörte und ſtrebte nach einer
Alleinherrſchaft in Holſtein. Die deutſchen Fürſten-
thümer, Oldenburg und Delmenhorſt, wurden nächſt-
dem für Holſtein ausgetauſcht. Dieſe Vorgänge be-
ſchloſſen die unglücklichen Theilungen des Landes, ſie
beſchwichtigten die Streitigkeiten fürſtlicher Familien,
ſie ſtellten den Frieden des nördlichen Europas wie-
der her. Und die hauptſächlichſten Mächte Europas
trugen durch ihre Garantieen von 1720 und durch
ihren Beitritt zu den Verträgen von 1773 zur Wie-
derherſtellung des Friedens und der geſetzlichen Ord-
nung in den beiden Herzogthümern bei.

Die obigen Begebenheiten konnten die nationale Un-
abhängigkeit der Herzogthümer als Staaten nicht ge-
fährden. Jhre Verbindung mit Dänemark war nicht
inniger, als wie ſie aus dem gemeinſamen Herrſcher
und aus den Zeitumſtänden hervorgehen konnte. Aber
unter ſich blieben ſie vereint, nicht allein in Geſetzge-
bung und Regierung, ſondern auch in jeder anderen
Beziehung. Die männliche Erbfolge, welche allein in
Deutſchland gilt, blieb in Kraft, und ſie wurde oben-
drein beſonders durch die Stände und das Privat-
Uebereinkommen der Fürſten beſtätigt. Auch der
deutſche Charakter des Herzogthums Schleswig blieb
erhalten. Beide Herzogthümer hatten die officielle
Benennung: “Des Königs deutſche Lande,” und ihre
höchſte Verwaltungsbehörde war “die deutſche Kanz-
lei” und dieſe v[ö]llig unabhängig von däniſcher Regie-
rung und däniſchen Maaßregeln.

Aber in dieſer Zeit geſchah es, daß die Regierung
in Kopenhagen, deren Sitz ſchon ſie dem däniſchen
Einfluß ausſetzte, ſich zu einer genauern Verbindung
und endlichen Vereinigung der Herzogthümer und
des Königreichs hinzuneigen begann. Die politiſchen
[Spaltenumbruch] Anſichten des 18ten Jahrhunderts, der ungehörige
Einfluß, den die damalige Zeit der Einheit des Staats-
Oberhaupts beilegte, die verhältnißmäßige Unbedeu-
tendheit, in welche die vereinigten Stände beider Her-
zogthümer verſunken waren. Dies Alles begünſtigte
einen Plan, welcher in langſamen und vorſichtigen
Schritten vorwärts ging, und ſich inzwiſchen in eine
ſcheinbare Sorgfalt für die pecuniären Angelegenhei-
ten des Landes einhüllte. Daher auch kein entſchie-
dener Widerſtand dagegen. Die Nationalität übte
ſo wenig bei uns, wie im übrigen Europa, einen
Einfluß auf die Entſchließungen der damaligen Poli-
tiker aus. Außerdem ſtand der deutſche Charakter
des Landes in keiner beſonderen Gefahr, denn das
deutſche Element beſaß in Dänemark ſelbſt einen
großen Einfluß. (Fortſetzung folgt.)





Ungefähr 150 Mann des hieſigen Contingents ſind
heute Morgen zum Schutz der Küſte nach Cuxhaven
gegangen.


Die Bürgerſchaft hat auf den desfallſigen Antrag
des Senats heute militäriſche Maaßregeln zur Siche-
rung des Hafens und der Küſte von Travemünde
zu ergreifen beſchloſſen; die Ausführung iſt einer aus
zwei Mitgliedern des Senats und zwei Mitgliedern
der Bürgerſchaft beſtehenden Commiſſion übertragen;
zur Beſtreitung der Koſten iſt vorläufig die Summe
von 10,000 [] bewilligt. Der Senat (welcher in einer
heute Nachmittag gehaltenen Sitzung die Antwort
der Bürgerſchaft auf ſeine Propoſition entgegengenom-
men) hat bei Gelegenheit dieſer letzten Vorlagen an
die Bürgerſchaft dem hieſigen Kaufmannsſtande, mit
Rückſicht auf die geſt[ö]rten politiſchen Beziehungen,
Vorſicht bei ihren Handels-Unternehmungen anempfoh-
len. — Die Vorbereitungen zur Ausführung der obi-
gen Beſchlüſſe haben, wie wir am Sonnabend melde-
ten, bereits begonnen. Geſtern langten hier zwei auf
dem Leuchtenfelde bei Travemünde gelegene Kanonen-
läufe, jeder auf einem mit ſechs Pferden beſpannten
Wagen an, um zugleich mit zwei andern hier befind-
lichen größeren Geſchützröhren in verwendbaren Stand
geſetzt zu werden. Jm Zuſammenhange hiermit ſteht
eine heute “um etwaniger Beunruhigung vorzubeu-
gen”, gemachte Anzeige: daß in den nächſten Tagen
beim Probiren von Geſchützröhren einige Kanonenſch[ü]ſſe
in der Nähe der Stadt fallen werden. (L. Corr.)


Aus Carolinenſiel haben wir über die auf der Jahde
angekommene angebliche däniſche Cutterbrigg, vor
welcher mehrere Schiffe wieder in den Hafen zurück-
gekehrt waren, bis jetzt keinen weiteren Aufſchluß er-
halten. Man vermuthet hier, das vermeintliche Kriegs-
ſchiff ſey die am 29 v. M. von der Weſer ausgelau-
fene däniſche Brigg St. Thomas, Capitän Saabje,
geweſen, die nach ihrem Ausſehen wohl zu der Ver-
wechſelung mit einem Kriegsſchiffe Anlaß gegeben ha-
ben könnte. (W. Z.)


Die Vorſteher der Kaufmannſchaft haben geſtern
beſchloſſen, beim Staats-Miniſterium folgende Anträge
zu ſtellen: a) Zu erklären, daß der deutſche Bund
erſatzlich für alle dem deutſchen Handel durch die
Feindſchaft Dänemark’s bereiteten Verluſte ſey. b)
Eine Vereinbarung mit der engliſchen Regierung dahin
zu treffen, Kreuzer nach dem Canal zur Wehrung
unſerer die Oſtſee beſegelnden Schiffe zu beordern.
c) Unſern commandirenden General in Schleswig an-
zuweiſen, die Freilaſſung unſerer däniſcher Seits unter
Embargo gelegten Schiffe als eine conditio sine qua
non
für den Fall eines Waffenſtillſtand-Abſchluſſes
feſtzuſetzen. Als Deputirte aus der Mitte der Vor-
ſteher ſollen die HH. Raben und Schillow reſp. in
Schleswig und Berlin dieſen Anträgen Nachdruck zu
geben ſuchen. (B. N. d. O.)


Die Stimmung in der ganzen Umgegend iſt im
höchſten Grade gereizt. Von allen Seiten ſtrömen
Truppen herbei, um die republikaniſche Bewegung in
Baden zu unterdrücken, während ſich gleichzeitig in
hieſiger Stadt, ſo wie in Mainz, Bingen, Hanau,
Offenbach u. ſ. w., Freiſchaaren bilden, um den Re-
publikanern in Baden zu Hülfe zu eilen. Wenn die
Truppen nicht ſehr bald zurückgezogen werden, dann
haben wir in wenigen Wochen einen allgemeinen
Bürgerkrieg in Süddeutſchland. (Düſſ. Ztg.)


Jn der Sitzung des F[ü]nfziger-Ausſchuſſes am 26 d.
verlas Heckſcher die Proclamation an das badiſche
Volk, welche mit einem Zuſatze von Spatz angenom-
men wurde. Wiesner entwickelte den Antrag: der
Bundestag möge unverzüglich Vorſorge treffen, da-
mit die ſchwarz-roth-goldene Flagge von allen See-
mächten, und wo ſie ſich zeigt, gebührende Anerken-
nung finde. Gülich dehnt den Antrag dahin aus:
der Bundestag möge durch vorbereitende Schritte da-
hin wirken, daß die ſchwarz-roth-goldene Flagge in
allen europäiſchen und außereuropäiſchen Häſen den
Flaggen der begünſtigtſten Nationen gleichgeſtellt
werde. Duckwitz bek[ä]mpft beide Vorſchläge als un-
praktiſch. Ein einiges Deutſchland beſtehe wohl
in unſeren Herzen, aber noch nicht im See-
und V[ö]lkerrechte. Er beantragt daher die Tages-
Ordnung, die denn auch angenommen wurde.
Venedey entwickelte ſeinen Antrag auf Errich-
tung eines Parlaments-Corps. Daſſelbe ſoll
10,000 Mann ſtark ſeyn, aus Beſtandtheilen des
Heeres, der Landwehr, der Bürgergarde, den Tur-
nern ꝛc. beſtehen und ſeine Officiere und Unter-Offi-
ciere ſelbſt wählen. Der F[ü]nfziger-Ausſchuß oder
das Parlament würde den Befehlshaber ernennen.
Das Corps wäre beſtimmt, Ordnung und Frieden
überall zu erhalten, wo ſie durch Gewalt geſtört wor-
den. Zwei Mitglieder des Ausſchuſſes oder des Par-
lamentes würden in dieſem Falle als Friedensſtifter
voranziehen. Der Bund ſoll die Koſten tragen und
für Bewaffnung ſorgen. Benedey meint, die Bundes-
Truppen ſeyen durch Vorurtheil, welches in ihnen
fremde Truppen erblicke, in ihrer Wirkſamkeit ge-
gen den Aufruhr gehemmt. Aber auch zum Schutze
des Parlaments gegen Angriffe von irgend einer Seite
würde das Corps dienen ſollen. Auf die Einwen-
dungen Wippermann’s, Wedemeyer’s, v. Cloſen’s
und Anderer gegen dieſen Plan erwiedert Venedey
mit Begeiſterung: ein Parlaments-Corps würde mehr
Autorität üben, als Kammern, und mit einem ſolchen
Heere hätte er binnen 24 Stunden den Hecker’ſchen
Aufſtand bewältigt. Seine Abſicht ſey, zu verhüten,
daß die Soldaten ſich wieder gew[ö]hnen, auf das Volk
zu ſchlagen. Auf den Schanzen in Schleswig Holſtein
habe man gerufen: Es lebe der Prinz v. Preußen!
Das heiße ſo viel als: Es lebe die Reaction!
(Rauſchender Beifall im Auditorium.) Vene-
dey’s Antrag wurde an eine Commiſſion ver-
wieſen. Jacoby ſtellte ſolgenden Antrag: Die
Wiener Zeitung enthält in ihrem amtlichen Theile
folgende Erklärung: “Weit entfernt, den bevorſtehen-
den Wahlen zum deutſchen Volks-Parlament eine be-
ſtimmte Richtung vorzeichnen oder auf dieſelbe Ein-
fluß nehmen zu wollen, findet ſich das Miniſterium
durch die bereits angeregte Frage, ob Deutſchland in
Zukunft ein Bundesſtaat oder ein Staatenbund ſeyn
ſoll, veranlaßt, ſeine Anſicht auszuſprechen. Es konnte
nie ein gänzliches Aufgeben der Sonder-Jntereſſen
ſeiner verſchiedenen zum deutſchen Bunde gehörigen
Gebietstheile eine unbedingte Unterordnung unter die
Bundes-Verſammlung, ein Verzichten auf die Selbſt-
ſtändigkeit der inneren Verwaltung mit ſeiner beſon-
deren Stellung vereinbarlich finden, und muß ſich die
beſondere Zuſtimmung zu jedem von der Bundes-
Verſammlung gefaßten Beſchluß unbedingt vorbehal-
ten. Wofern letzteres mit der Weſenheit eines Staaten-
bundes nicht vereinbarlich erkannt würde, wäre Oeſter-
reich nicht in der Lage, einer ſolchen beizutreten.” Dieſe
Erklärung des öſterreichiſchen Miniſteriums ſteht in
directem Widerſpruche mit der vom Vorparlamente
ausdrücklich abgegebenen Erklärung: die Beſchluß-
nahme über die künftige Verfaſſung Deutſchlands ſey
[Spaltenumbruch] einzig und allein der vom Volke zu erwählenden con-
ſtituirenden National-Verſammlung zu überlaſſen.
Es möge daher der Funſziger-A[u]sſchuß eine Com-
miſſion ernennen zu Berathung über die Mittel, die
den obigen Widerſpruch zu beſeitigen geeignet ſind.
Beſchluß: Dieſen Gegenſtand auf die Tages-Ordnung
zu ſetzen. — Jn der Nachmittags-Sitzung kamen viele
Antr[ä]ge über die Polenfrage vor; jedoch ward Heck-
ſcher’s
Antrag, dieſelben an die conſtituirende Ver-
ſammlung zu überweiſen, angenommen.

Die Wahl eines Mitgliedes zur Vertretung der
freien Stadt Frankfurt bei dem bevorſtehenden deut-
ſchen Reichstage, welche in Stadt und Gebiet geſtern
zu ihrem Ende gelangte, hat ſolgendes Ergebniß ge-
boten: Dr. jur. Jücho gewählt auf 8611 durch 6650
Stimmen. Von den in dieſe Zahl nicht inbegriffenen
Stimmen erhielten Dr. jur. Reinganum 1404, Schöff
Dr. Souchay 421 ꝛc.


Das heutige badiſche Regierungsblatt bringt eine
großherzogl. [V]erordnung, die Wahlen zu der “con-
ſtituirenden National-Verſammlung” betreffend. Die-
ſelben ſollen ſo geſchehen, daß unter Beibehaltung des
Verhältniſſes der Bundesmatrikel (von 1816) je nach
50,000 Seelen ein Vertreter, alſo für Baden, da es
in der Bundesmatrikel zu 1,000,000 Seelen angenom-
men iſt (jetzt hat es etwa 1,400,000 Seelen), nur 20
Abgeordnete nach den in beſonderer Tabelle aufgeſtell-
ten 20 Wahlbezirken gewählt werden.


Die Mannheimer Abendzeitung iſt nicht erſchienen,
hat aber nachſtehendes Flugblatt ausgegeben:

Zur Nachricht! Wir ſind verhindert geweſen,
heute unſere Zeitung erſcheinen zu laſſen, weil der
Redacteur derſelben, Hr. J. P. Grohe, verhaftet und
von hier entfernt worden iſt, werden aber morgen
unſern Abonnenten gegenüber den übernommenen
Verbindlichkeiten in gehöriger Weiſe nachkommen.
Außer den ſchon Genannten wurden Buchhändler H.
Hoff, Bierbrauer Spieß und Hr. B[e]tz Sohn feſtge-
nommen und unter Bedeckung wahrſcheinlich in die
Feſtung Raſtatt gebracht.”


Der Br[ü]ckenkopf auf der Schuſterinſel iſt in dieſem
Augenblick noch immer in den Händen der von dem
bekannten Heinzen befehligten Truppen, ſogenannter
deutſcher Arbeiter. Ein Theil derſelben arbeitete geſtern
den ganzen Tag an der Errichtung einer Art von
Schanze, und Kriegskundige verſichern, daß die Ar-
beit nicht ſo übel ſey. Bei der beſagten Schaar ſind
übrigens mehrere Nationen vertreten, und es befin-
den ſich namentlich auch Franzoſen aus der Gegend
von Nancy unter ihnen, die kein Wort Deutſch ver-
ſtehen, aber wie die Uebrigen die deutſche Cocarde ꝛc.
tragen. (Karlsr. Ztg.)


Jmmer iſt noch nichts Entſcheidendes über die Her-
wegh’ſche Freiſchaar zu berichten. Nach den einen
Berichten hatte ſich dieſelbe aufgelöſt; nach andern
würde ſie noch beiſammen ſeyn, deren Hauptquartier
auf dem Bürgler Schloß ſich befinden und gänzlich
gegen das Rheinthal hin von heſſiſchen und baden-
ſchen Truppen eingeſchloſſen ſeyn. — Hecker befindet
ſich immer noch auf franz[ö]ſiſchem Boden. Geſtern
wurde den umliegenden badenſchen Dörfern bekannt
gemacht, daß das Land in Kriegs-Zuſtand erklärt
worden ſey und die Gemeinden für allen Schaden zu
haften haben. Da man heute Nacht einen Angriff
der deutſchen Bundes-Truppen auf die Schuſter-Jn-
ſel erwartete, ſo wurden im Laufe des geſtrigen
Abends entlang der ſchweizeriſch-deutſchen Gränze
unſere Poſten um das Doppelte vermehrt. Noch
hört man von keinem Truppen-Anzug. Jn Folge
hier und in Baſelland getroffener Maaßregeln gegen
Durchmarſch Bewaffneter und nunmehr gegen Waf-
fen-Tranſporte ſind zwei Wagen mit Waffen ange-
halten worden, und die Kunde davon hat den allge-
meineren Zuzug zum Stocken gebracht. Viele Arbei-
ter wollen nun den Gedanken auf bewaffnetes Ein-
ſchreiten aufgeben und ſich wieder auf propagandiſtiſche
Wirkſamkeit für die Republik beſchränken. — So
eben geht die Nachricht ein, daß wieder neue Frei-
ſchaaren in Kems angelangt ſind und im Laufe des
Tages noch einige Züge ankommen werden. (S. M.)


Heute Nachmittag ſind, feierlich eingeholt, zwei Ba-
taillone kurheſſiſche Jnfanterie hier eingerückt, welche,
wie man ſagt, vorläufig hier bleiben werden.

Jn der heutigen öffentlichen Sitzung der erſten
Kammer wurde von dem Sccretariate die Anzeige
erſtattet, daß Frhr. v. Andlaw in der nächſten Sitzung,
welche das hohe Präſidium in kürzeſter Friſt anbe-
raumen wolle, einen Antrag folgenden Jnhalts zu
begründen gedenke: “Jn einer Addreſſe S. K. H. den
Großherzog ehrerbietigſt zu bitten, eine Unterſuchung
zu befehlen, ob nicht Mitglieder der oberſten Staats-
Behörde oder der Regierung nahe ſtehende Männer
thatſächlich die Pläne der Revolutions-Partei im Lande
fördern und ſomit entweder des Verrathes an ganz
Deutſchland oder einer höchſt ſtrafbaren Vernachläſ-
ſigung ihrer Pflichten, wo nicht des Eidbruches, ſchul-
dig ſind. Sollte jedoch nur die Einſicht und die Be-
fähigung dieſer Männer den Anſprüchen des Augen-
blickes nicht genügen, ſo wolle es im Hinblicke auf
die allgemeine Gefahr für das geſammte deutſche Va-
terland Höchſtdenſelben gefallen, dieſe Staatsdiener
ihrer Dienſte zu entlaſſen.” (Die Deutſche Zeitung
bemerkt bei Mittheilung dieſes Antrages: “Wir zwei-
feln nicht, daß Tauſende der beſten Bürger in Baden
und in ganz Deutſchland mit dem zweiten Theile die-
ſes Antrages, nämlich damit einverſtanden ſind, daß
Mangel an Einſicht und Befähigung im Verhältniß
zu den Ereigniſſen die Schuld tr[ä]gt, daß Baden das
bedauerliche Schauſpiel darbietet, deſſen wir uns
ſchämen müſſen, und daß die ſo nahe liegenden vor-
handenen und unerläßlichen Mittel, um den Gräueln
des Bürgerkrieges ein raſches Ziel zu ſetzen, nicht an-
gewendet werden.”)


Heute Nachmittag um vier Uhr wurde öffentliche
Sitzung gehalten. Der Präſident eröffnete ſie mit
der Schilderung der verbrecheriſchen Gräuel, welche
die Ehre Badens in der letzten Zeit angriffen; er
ſprach den tiefen Schmerz über den Tod des edlen
v. Gagern aus, der, mit den ſeltenen Gaben des
Geiſtes und Herzens geſchmückt, von der öffentlichen
Stimme zum Ober-Feldherrn des Bundes beſtimmt,
als Opfer ſeiner Ritierlichkeit und ſeines hoch herzigen
Vertrauens auf eine Weiſe fiel, die jeden Fühlenden er-
r[ö]then macht. Der Präſident lud die Kammer ein,
den Ausdruck der tiefgefühlten Theilnahme an dem
Verluſt und zugleich den Ausdruck des Abſcheues vor
den Verbrechern, die ſolche Greuel verübten, und vor
den Verführern des Volkes durch Aufſtehen auszu-
ſprechen. Die ganze Kammer erhob ſich. — Nach
dem Schluſſe der Sitzung erfreute die Nachricht, daß
Mathy zum Staatsrathe ernannt worden ſei.

Die oberländiſchen Briefe und Zeitungen bringen
die Nachricht, daß die Herwegh’ſchen Freiſchaaren (27.
April) in der Nähe von Schopfheim von den Wür-
tembergern gänzlich zerſprengt worden ſind und ſich
unter Jammer und Noth nach der Schuſter-Jnſel
flüchten mußten. Unter den Flüchtigen wird auch
Herwegh genannt. (Deutſche Z.)


Heute Mittag um 11 Uhr wurde J. Maj. die
Königin von einem Prinzen glücklich entbunden; die
hohe Wöchnerin und der Neugeborne befinden ſich wohl.


Geſtern Abend, 7 Uhr, fielen betrübende Auftritte
bei der Hauptwache vor. Ein hieſiger Einwohner,
welcher ſich den Verdacht zugezogen hatte, die inhu-
mane Behandlung hieſiger Committeeglieder in Staf-
felſt[e]in, wo dieſelben eine Volks-Verſammlung halten
wollten, aber daran gehindert wurden, bewirkt zu
haben, wurde auf dem Wege von der Eiſenbahn nach
der Stadt von verſchiedenen Seiten bedroht, die Zahl
der Drohenden mehrte ſich lawinenartig und vor der
Hauptwache, wohin ſich der Angegriffene geflüchtet
hatte, brach der Sturm los. Dem immer nachdrän-
[Spaltenumbruch] genden Haufen mußte alles weichen, der Geflüchtete
wurde herausgezogen und auf eine ſchreckliche Weiſe
mißhandelt. Männer, die beruhigen wollten, wurden
zurückgewieſen und nur dem gütlichen Zureden unſers
geachteten Rechtsraths Reichert, des Stadt-Comman-
danten und des Rechts-Anwaltes Titus gelang es,
endlich den fürchterlichen Sturm zu beſchw[ö]ren. Der
Mißhandelte wurde Nachts 1 Uhr von der Haupt-
wache in einem traurigen Zuſtande ins allgemeine
Krankenhaus gebracht. (Bamb. T.-Bl.)


Se. Maj. der König haben dem Geh. Rathe No-
ſtitz und Jänkendorf die nachgeſuchte Entlaſſung von
der ihm übertragenen Function, unter gnädigſter Aus-
ſetzung eines Wartegeldes, genehmigt, und die da-
durch zur Erledigung gekommene Stelle eines K.
Bundestags-Geſandten dem zeitherigen Bürgermeiſter
Carl Todt übertragen, auch demſelben das Prädicat
als Geh. Legationsrath beigelegt.


Hier iſt es geſtern wieder zu tumultuariſchen Auf-
tritten gekommen. Eine große Maſſe, größtentheils
Chauſſee-Arbeiter, durchzog lärmend die Stadt, führte
Reibungen mit Soldaten und Bürgerſchutzmannſchaf-
ten herbei, und ließ ſich zum friedlichen Auseinander-
gehen auf keine Weiſe bewegen. Die Schutzmann-
ſchaften mußten endlich von den Waffen Gebrauch
machen, und hierdurch gelang es, die Ruhe bald wie-
der herzuſtellen. Wäre die Bürgergarde, die durch
Generalmarſch ſehr ſchleunig zuſammengerufen war,
vonvornherein kräftiger eingeſchritten, ſo würde der
Crawall raſcher beſeitigt worden ſeyn. So eben wird
durch Placate, die vom Polizei-Präſidium erlaſſen
ſind, vor derartigen Exceſſen gewarnt, und das Um-
herziehen von Volksmaſſen mit Fahnen und Muſik
unterſagt. (D. A. Z.)


Auch hier haben Unruhen ſtattgefunden, denen di
Bürgerwehr nicht Einhalt zu thun vermochte. Der
conſtitutionelle Club hat einen Ausſchuß niedergeſetzt,
um Maßregeln zur ſchleunigſten Beſchützung der Kü-
ſten vorzubereiten. Der preußiſche Kriegsminiſter
hat ſich für den Plan zu einer deutſchen Flotte aus-
geſprochen.


Jn Folge der am 29 v. M. ſtattgefundenen Auf-
tritte war man für den geſtrigen Abend nicht ohne
Beſorgniß geweſen, und hatte ausgedehnte Vorſichts-
Maaßregeln getroffen, denen es aber gerade zu ver-
danken ſeyn wird, daß nichts weiter vorgefallen iſt. —
Der Hofrath Liebe, expedirender Geh. Kanzelei-Secre-
tär, iſt, da der Landdroſt von Cramm-Sambleben
die ihm angebotene Stelle abgelehnt hat, heute zum
Bundestags-Geſandten in Frankfurt ernannt. — Un-
ſere vier National-Vertreter ſind der Advocat Hol-
landt hieſelbſt, der Ober-Landesgerichtsrath Langer-
feldt in Wolſenbüttel, der Paſtor Jürgens in Stadt-
oldendorf und der Kaufmann Friedr. Stulle in Holz-
minden.


Si tacuisses, philosophus mansisses!

Hr. Georg Schulz aus Lüchow, ein Wendtländer,
der Commiſſion und Deputation der hannoverſchen
Condeputirten Mitglied, ſcheint ſich durch unſere Re-
lation in Betreff des Condeputirten-Weſens in No.
95 dieſer Zeitung ſo unangenehm berührt gefunden
zu haben, daß er in der No. 99 im Uebermaaß
ſeiner Gefühle nach allen Seiten Gift und Galle ſpeit.
Es war zuerſt unſere Anſicht, auf dieſe Expectora-
tion, die ſich ohne allen Commentar beurtheilen läßt,
um ſo weniger etwas zu erwiedern, als in derſelben
nicht eine Widerlegung, ſondern gerade eine Beſtäti-
gung unſeres Berichtes vom 18 d. Mts. enthalten
iſt, und auf gemeines Schimpfen natürlich Keiner, der
nur etwas auf Anſtand hält, ſich einläßt. Jndeſſen
mögen pro colorando causa hier einige Bemerkungen,
die theilweiſe ſogar Zugeſtändniſſe enthalten, folgen.
Wir geſtehen nämlich zu, daß es von einer unermeß-
lichen Fähigkeit zeugt, wenn die Verſammlung der
Condeputirten (wir erlauben uns dieſen Namen bei-
zubehalten, weil er am bekannteſten iſt) in neun Stun-
den ein Wahlgeſetz concipirt, debattirt, acceptirt und
expedirt, wozu die Stände-Verſammlung wahrſchein-
lich ſich ein paar Wochen Zeit nehmen wird. Wir
geſtehen ferner zu, daß man nicht allein für die “treff-
liche Haltung”, wie Hr. G. S. meint, ſondern für die
unübertreffliche Haltung der Verſammlung nur an-
zuführen braucht, daß dieſe die Contenance nicht ver-
lor, als ein Condeputirten. College von Landgendar-
men aus ihrer Mitte geholt und in das Criminal-
Gefängniß abgeführt wurde. Wir geſtehen aber nicht
zu, daß die Verſammlnng im Legitimations-Punkte
ſo ganz rechtlich und unparteiiſch verfahren hat.
Während man, wegen der fatalen Lage, worin der
Advocat Weinhogen gerieth, dieſen desavouirte und
ſeine Vollmacht ungenügend fand, wurde der wackere
Hr. Nölle, deſſen Legitimation von Seiten des Os-
nabrücker Magiſtrats öffentlich in Abrede geſtellt iſt,
als bevollmächtigt anerkannt. Zur Beurtheilung der
Behauptung, daß der Miniſter Stüve ſeine Würde
vergeſſen habe und grob geworden ſey, führen wir
das Factum, worauf ſich dieſe Behauptung gründet,
hier an, ſo wie es uns von Augen- und Ohrenzeugen
mitgetheilt worden iſt. Jn der Unterredung der
Deputation mit St[ü]ve ſoll nämlich einer der Herren
unter Anderem geäußert haben, daß, nachdem der
Bundestag eine Leiche geworden ſey, gleicher Weiſe
auch die Stände-Verſammlung eine Leiche werden
wüſſe, worauf der Miniſter erwiderte, daß, ſo lange
er hier ſey, ſolches nicht ſtattfinden werde, darauf der
Deputation den Rücken kehrt und in ſein Zimmer
geht. Unzweifelhaft wird man hierin eine ſehr ange-
meſſene Erwiderung und recht viel Würde finden.
Was nun endlich die “dürren Blätter” anlangt, die
vom “mächtigen Stamm” (des Condeputirten-J[n]ſti-
tuts) “durch das kräſtige Hervortreiben junger, ſtarker
Sproſſen” abgefallen ſind, ſo werden nur drei nam-
haft gemacht; allein es darf verſichert werden, daß es
dabei lange nicht geblieben iſt, denn viele ſind auf die
Convocation nicht erſchienen, waren alſo ſchon früher
abgefallen. Dann aber war eine große Anzahl der
noch am Stamme befindlichen ſchon ſo außerordentlich
welk geworden, daß ſie jetzt längſt als völlig dürre
abgefallen ſind. Man braucht nur die Verhaltungs-
weiſe der Condeputirten aus Buxtehude, Harburg,
Lüneburg und Celle beachtet zu haben, und die ſp[ä]-
ter erſchienenen öffentlichen Zeugniſſe zu leſen, um
die Ueberzeugung zu gewinnen, daß eine Verſamm-
lung der Condeputirten nicht wieder zu Stande kom-
men wird. Einer derſelben aus Celle äußerte: “Die
Karre iſt ſo tief in den Dreck geſchoben, daß ſie nicht
wieder herausgebracht werden kann; ſehen wir nur
zu, daß ſie nicht ganz verſinke.” Sie iſt aber bereits
verſunken, und damit der mächtige Stamm ſammt
ſeinen Sproſſen. Laſſen Sie ſich daher, Hr. Redac-
teur, nur nicht bange machen *); die würdige Haltung
eines Blattes ſchlägt nie zum Nachtheile deſſelben
aus, und die Condeputirten k[ö]nnen nicht mehr ſchaden.





Ueber das Ergebniß der Verhöre der Hildesheimer
Gefangenen wird nur wenig bekannt. Die Frau des
Advocaten Weinhagen hat die verdächtigen Pa-
piere ſämmtlich vernichtet, nachdem ſie die Behörden,
welche die Verſiegelung vornehmen wollten, mit Hülfe
des zuſammengerufenen Volkes verjagt hat. — Es
ſcheint ſich aber immer mehr als gewiß herauszu-
ſtellen, daß Weinhagen mit den Republikanern im
Badenſchen in Verbindung geweſen; iſt das der Fall,
ſo iſt auch kein Zweifel, daß jedes Mittel, auch
Meuchelmord, zur Erreichung des Zweckes ange-
wandt ſeyn würde. Unbegreiflich iſt es, wie noch jetzt
unter den Hildesheimer B[ü]rgern, auch unter den
beſſeren, eine Erbitterung gegen die hieſige Bürger-
wehr herrſchen kann; dieſe hat ihre Pflicht gethan,
als ſie die Hildesheimer verhaftete; ſollte der Eine
oder der Andere ſich dabei weniger freundlich gezeigt
haben, als ſich gebührt, ſo kann das eben ſo wenig

*) Hat nichts zu bedeuten!
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[[2]/0002] Langeſund (Norwegen), den 25 April. Es ſind Jngenieure nach den befeſtigten norwegiſchen Seehäfen geſchickt, und es wird die Scheerenflotte ſee- ſertig gemacht. (B.-H.) * Denkſchrift der proviſoriſchen Regierung, gerichtet an Lord Palmerſton. Die proviſoriſche Regierung, welche den Auftrag erhalten hat, die Rechte und die Jntereſſen der Her- zogthümer Schleswig und Holſtein in gegenwärtiger wichtigen Zeit zu ſchützen und zu ſchirmen, hält es für ihre Pflicht, der K. großbrittanniſchen Regierung die Urſache der Begebenheiten darzuſtellen, wodurch ſie ſelbſt ins Leben gerufen worden. Die proviſoriſche Regierung iſt überzeugt, daß eine ſolche Darſtellung genügen wird, um der engliſchen Regierung von der Gerechtigkeit ihrer Sache zu überzeugen und nachzu- weiſen, daß die Aufrechthaltung ihrer Sache weder den Jntereſſen der europäiſchen Mächte im Allgemei- nen, noch insbeſondere denen des Vereinigten König- reichs von Großbrittannien widerſtrebt, daß vielmehr gerade dieſe Jntereſſen an deren Erfolg geknüpſt iſt. Die proviſoriſche Regierung fühlt tief, wie wichtig es ſey, daß die von ihr unternommenen Schritte voll- ſtändig und gerecht verſtanden werden. Dieſelben ſind nicht geeignet, den Frieden des nördlichen Europa und der Dänemark umgebenden Staaten zu unter- brechen, aber es iſt auch wünſchenswerth, daß ſie nicht hinterliſtiger Weiſe die Urſache zum Kriege werden. Die Herzogthümer Schleswig und Holſtein waren ſelbſt in alten Zeiten von Deutſchen bewohnt, von hier aus war es, daß die deutſche Bevölkerung der brittiſchen Jnſeln einwanderte. Selbſt in gegenwär- tiger Zeit ſind ſie ein vorzugsweiſe deutſches Land. Die Nationalität Holſteins hat in der That nie einem Zweifel unterlegen. Als Mitglied des deutſchen Reichs und des deutſchen Bundes ward ſein nationaler und ſtaatlicher Charakter durch ſeine Herzöge und das K. däniſche Haus offen anerkannt. Aber in Betreff Schleswigs iſt es bis jetzt nicht ebenſo geweſen. Der weſtliche Theil des Herzogthums gehört einer rein deutſchen Bevölkerung aus dem Stamme der Frieſen, der ſüdliche iſt ſtets vom däniſchen Einfluſſe frei ge- weſen, die nördliche Gegend, einſt die Heimath der Angeln, war früher deutſch und iſt es wieder gewor- den. Die Städte ſind durchweg deutſch und ſelbſt die Bewohner der Nordgränze haben deutſche Jntereſſen und Sympathieen. Nichtsdeſtoweniger hat das Her- zogthum bis jetzt nicht dahin kommen können, in das deutſche Reich, oder den deutſchen Bund einverleibt zu werden. Das war in früherer Zeit von geringe- rer Bedeutung, als nationale Verſchiedenheiten weni- ger Einfluß auf den Zuſtand eines Staats ausübten, als jetzt in unſeren Tagen. Ueberdies ſchien das Her- zogthum Schleswig, unabhängig und eng verbunden mit Holſtein wie es war und dadurch auch mit dem übrigen Deutſchland, jede denkbare Garantie für ſeine Nationalität zu beſitzen. Die politiſche Unabhängig- keit des Herzogthums Schleswig vom Königreich Dä- nemark begann vor 600 Jahren. Seine Verbindung mit Holſtein hat eine Dauer von 400 Jahren. Jn dieſer Weiſe geſchah es, daß ſie Jahrhundert auf Jahrhundert dahin ſtrebten, ihre gemeinſamen Kräfte zu entwickeln, ihre nationalen Rechte zu ſichern, und in Kraft zu wachſen vermöge der ungetrübten Ein- ſtimmung der Einwohner beider Herzogthümer. Die holſteiniſchen Fürſten beſaßen das Herzogthum Schles- wig Anfangs nur als Lehn, aber ſeit der Erhebung der oldenburgiſchen Familie auf den Thron, ſind beide Länder in eine mehr unmittelbare und genauere Ver- bindung getreten; ſie haben in Gemeinſchaft gehan- delt und erhielten wichtige Urkunden, durch welche ihnen Unabhängigkeit und Untrennbarkeit wiederholt zugeſichert wurde. Jhre gemeinſame Exiſtenz, welche in jenen Tagen entſtand, bleibt weſentlich unverän- dert, ſelbſt die Anſprüche des oldenburgiſchen Regen- tenhauſes beruht jetzt und in Zukunft auf dem Ueber- einkommen, welche damals getroffen wurden. Die Herzoge des Landes waren auch Könige von Däne- mark, aber wir huldigten ihnen, nicht als Königen von Dänemark, ſondern nur als unſern Herzogen. Eine Verfaſſung, die weſentlich von der däniſchen abweicht, eine getrennte Verwaltung, ein beſonderes Recht und ſpäter auch eine beſondere Erbfolge, ſtell- ten ihre urſprüngliche Verſchiedenheit außer aller Frage. Es war in der That nicht ein politiſcher Körper aus verſchiedenen Ländern zuſammengeſetzt, ſondern eine zufällige Verbindung mehrerer Gebiete in einer Hand. Dieſe Länder ſchloſſen zwar Verträge und Bündniſſe mit einander, aber gerade die That- ſache, daß ſie das gethan, beweiſt, daß ſie nicht als Theile eines ganzen und politiſch gleichformigen Kör- pers betrachtet wurden. Auch regierten nicht dieſel- ben Glieder des oldenburgiſchen Hauſes ſtets zugleich in den Herzogthümern und dem Königreich. Aber die Fürſten von Schleswig und Holſtein erhielten ihre Regierung in beiden Ländern zugleich. Ein Recht auf Holſtein galt gleich einem Recht auf Schleswig, die Handlung, wodurch ein Fürſt Souverän in dem einen Herzogthum wurde, war zugleich eine Thron- beſteigung in dem andern. Außerdem war Schles- wig lange ein Lehn der däniſchen Krone, welches der König ſich ſelbſt ertheilte, während er als Herzog von Holſtein das Lehn vom deutſchen Reiche erhielt. Dieſe feudale Abhängigkeit wurde vor 300 Jahren aufgehoben in Folge eines nordiſchen Krieges, und damit wurde das letzte Band zerriſſen, das Schles- wig an Dänemark band. Schleswig war von der Zeit an ein ſouveräner Staat, von dem nur ein Theil einen gemeinſamen Herrſcher mit Dänemark hatte, während es feſt und verfaſſungsgemäß mit Holſtein verbunden blieb. Durch ſpätere Begebenheiten, beſon- ders durch die Auflöſung des deutſchen Reichs hat Holſtein eine gleiche Souveränetät erlangt. Letzteres wurde in den deutſchen Bund aufgenommen und ſo öffentlich als ſouveräner deutſcher Staat anerkannt. Aber das geſetzliche Verhältniß beider Herzogthümer zu Dänemark blieb ſeitdem unverändert. Die poli- tiſchen Begebenheiten des 18ten Jahrhunderts endeten die frühern Trennungen des Landes unter den ver- ſchiedenen Gliedern des oldenburgiſchen Hauſes. Die Glücksburger Linie (welche gleichsfalls in Dänemark regierte) erhielt zuerſt den Antheil, welcher vorher der Gottorper Linie angehörte und ſtrebte nach einer Alleinherrſchaft in Holſtein. Die deutſchen Fürſten- thümer, Oldenburg und Delmenhorſt, wurden nächſt- dem für Holſtein ausgetauſcht. Dieſe Vorgänge be- ſchloſſen die unglücklichen Theilungen des Landes, ſie beſchwichtigten die Streitigkeiten fürſtlicher Familien, ſie ſtellten den Frieden des nördlichen Europas wie- der her. Und die hauptſächlichſten Mächte Europas trugen durch ihre Garantieen von 1720 und durch ihren Beitritt zu den Verträgen von 1773 zur Wie- derherſtellung des Friedens und der geſetzlichen Ord- nung in den beiden Herzogthümern bei. Die obigen Begebenheiten konnten die nationale Un- abhängigkeit der Herzogthümer als Staaten nicht ge- fährden. Jhre Verbindung mit Dänemark war nicht inniger, als wie ſie aus dem gemeinſamen Herrſcher und aus den Zeitumſtänden hervorgehen konnte. Aber unter ſich blieben ſie vereint, nicht allein in Geſetzge- bung und Regierung, ſondern auch in jeder anderen Beziehung. Die männliche Erbfolge, welche allein in Deutſchland gilt, blieb in Kraft, und ſie wurde oben- drein beſonders durch die Stände und das Privat- Uebereinkommen der Fürſten beſtätigt. Auch der deutſche Charakter des Herzogthums Schleswig blieb erhalten. Beide Herzogthümer hatten die officielle Benennung: “Des Königs deutſche Lande,” und ihre höchſte Verwaltungsbehörde war “die deutſche Kanz- lei” und dieſe völlig unabhängig von däniſcher Regie- rung und däniſchen Maaßregeln. Aber in dieſer Zeit geſchah es, daß die Regierung in Kopenhagen, deren Sitz ſchon ſie dem däniſchen Einfluß ausſetzte, ſich zu einer genauern Verbindung und endlichen Vereinigung der Herzogthümer und des Königreichs hinzuneigen begann. Die politiſchen Anſichten des 18ten Jahrhunderts, der ungehörige Einfluß, den die damalige Zeit der Einheit des Staats- Oberhaupts beilegte, die verhältnißmäßige Unbedeu- tendheit, in welche die vereinigten Stände beider Her- zogthümer verſunken waren. Dies Alles begünſtigte einen Plan, welcher in langſamen und vorſichtigen Schritten vorwärts ging, und ſich inzwiſchen in eine ſcheinbare Sorgfalt für die pecuniären Angelegenhei- ten des Landes einhüllte. Daher auch kein entſchie- dener Widerſtand dagegen. Die Nationalität übte ſo wenig bei uns, wie im übrigen Europa, einen Einfluß auf die Entſchließungen der damaligen Poli- tiker aus. Außerdem ſtand der deutſche Charakter des Landes in keiner beſonderen Gefahr, denn das deutſche Element beſaß in Dänemark ſelbſt einen großen Einfluß. (Fortſetzung folgt.) Hamburg, den 2 Mai. Ungefähr 150 Mann des hieſigen Contingents ſind heute Morgen zum Schutz der Küſte nach Cuxhaven gegangen. Lübeck, den 28 April. Die Bürgerſchaft hat auf den desfallſigen Antrag des Senats heute militäriſche Maaßregeln zur Siche- rung des Hafens und der Küſte von Travemünde zu ergreifen beſchloſſen; die Ausführung iſt einer aus zwei Mitgliedern des Senats und zwei Mitgliedern der Bürgerſchaft beſtehenden Commiſſion übertragen; zur Beſtreitung der Koſten iſt vorläufig die Summe von 10,000 _ bewilligt. Der Senat (welcher in einer heute Nachmittag gehaltenen Sitzung die Antwort der Bürgerſchaft auf ſeine Propoſition entgegengenom- men) hat bei Gelegenheit dieſer letzten Vorlagen an die Bürgerſchaft dem hieſigen Kaufmannsſtande, mit Rückſicht auf die geſtörten politiſchen Beziehungen, Vorſicht bei ihren Handels-Unternehmungen anempfoh- len. — Die Vorbereitungen zur Ausführung der obi- gen Beſchlüſſe haben, wie wir am Sonnabend melde- ten, bereits begonnen. Geſtern langten hier zwei auf dem Leuchtenfelde bei Travemünde gelegene Kanonen- läufe, jeder auf einem mit ſechs Pferden beſpannten Wagen an, um zugleich mit zwei andern hier befind- lichen größeren Geſchützröhren in verwendbaren Stand geſetzt zu werden. Jm Zuſammenhange hiermit ſteht eine heute “um etwaniger Beunruhigung vorzubeu- gen”, gemachte Anzeige: daß in den nächſten Tagen beim Probiren von Geſchützröhren einige Kanonenſchüſſe in der Nähe der Stadt fallen werden. (L. Corr.) Bremen, den 1 Mai. Aus Carolinenſiel haben wir über die auf der Jahde angekommene angebliche däniſche Cutterbrigg, vor welcher mehrere Schiffe wieder in den Hafen zurück- gekehrt waren, bis jetzt keinen weiteren Aufſchluß er- halten. Man vermuthet hier, das vermeintliche Kriegs- ſchiff ſey die am 29 v. M. von der Weſer ausgelau- fene däniſche Brigg St. Thomas, Capitän Saabje, geweſen, die nach ihrem Ausſehen wohl zu der Ver- wechſelung mit einem Kriegsſchiffe Anlaß gegeben ha- ben könnte. (W. Z.) Stettin, den 27 April. Die Vorſteher der Kaufmannſchaft haben geſtern beſchloſſen, beim Staats-Miniſterium folgende Anträge zu ſtellen: a) Zu erklären, daß der deutſche Bund erſatzlich für alle dem deutſchen Handel durch die Feindſchaft Dänemark’s bereiteten Verluſte ſey. b) Eine Vereinbarung mit der engliſchen Regierung dahin zu treffen, Kreuzer nach dem Canal zur Wehrung unſerer die Oſtſee beſegelnden Schiffe zu beordern. c) Unſern commandirenden General in Schleswig an- zuweiſen, die Freilaſſung unſerer däniſcher Seits unter Embargo gelegten Schiffe als eine conditio sine qua non für den Fall eines Waffenſtillſtand-Abſchluſſes feſtzuſetzen. Als Deputirte aus der Mitte der Vor- ſteher ſollen die HH. Raben und Schillow reſp. in Schleswig und Berlin dieſen Anträgen Nachdruck zu geben ſuchen. (B. N. d. O.) Frankfurt, den 26 April. Die Stimmung in der ganzen Umgegend iſt im höchſten Grade gereizt. Von allen Seiten ſtrömen Truppen herbei, um die republikaniſche Bewegung in Baden zu unterdrücken, während ſich gleichzeitig in hieſiger Stadt, ſo wie in Mainz, Bingen, Hanau, Offenbach u. ſ. w., Freiſchaaren bilden, um den Re- publikanern in Baden zu Hülfe zu eilen. Wenn die Truppen nicht ſehr bald zurückgezogen werden, dann haben wir in wenigen Wochen einen allgemeinen Bürgerkrieg in Süddeutſchland. (Düſſ. Ztg.) Frankfurt, den 30 April. Jn der Sitzung des Fünfziger-Ausſchuſſes am 26 d. verlas Heckſcher die Proclamation an das badiſche Volk, welche mit einem Zuſatze von Spatz angenom- men wurde. Wiesner entwickelte den Antrag: der Bundestag möge unverzüglich Vorſorge treffen, da- mit die ſchwarz-roth-goldene Flagge von allen See- mächten, und wo ſie ſich zeigt, gebührende Anerken- nung finde. Gülich dehnt den Antrag dahin aus: der Bundestag möge durch vorbereitende Schritte da- hin wirken, daß die ſchwarz-roth-goldene Flagge in allen europäiſchen und außereuropäiſchen Häſen den Flaggen der begünſtigtſten Nationen gleichgeſtellt werde. Duckwitz bekämpft beide Vorſchläge als un- praktiſch. Ein einiges Deutſchland beſtehe wohl in unſeren Herzen, aber noch nicht im See- und Völkerrechte. Er beantragt daher die Tages- Ordnung, die denn auch angenommen wurde. Venedey entwickelte ſeinen Antrag auf Errich- tung eines Parlaments-Corps. Daſſelbe ſoll 10,000 Mann ſtark ſeyn, aus Beſtandtheilen des Heeres, der Landwehr, der Bürgergarde, den Tur- nern ꝛc. beſtehen und ſeine Officiere und Unter-Offi- ciere ſelbſt wählen. Der Fünfziger-Ausſchuß oder das Parlament würde den Befehlshaber ernennen. Das Corps wäre beſtimmt, Ordnung und Frieden überall zu erhalten, wo ſie durch Gewalt geſtört wor- den. Zwei Mitglieder des Ausſchuſſes oder des Par- lamentes würden in dieſem Falle als Friedensſtifter voranziehen. Der Bund ſoll die Koſten tragen und für Bewaffnung ſorgen. Benedey meint, die Bundes- Truppen ſeyen durch Vorurtheil, welches in ihnen fremde Truppen erblicke, in ihrer Wirkſamkeit ge- gen den Aufruhr gehemmt. Aber auch zum Schutze des Parlaments gegen Angriffe von irgend einer Seite würde das Corps dienen ſollen. Auf die Einwen- dungen Wippermann’s, Wedemeyer’s, v. Cloſen’s und Anderer gegen dieſen Plan erwiedert Venedey mit Begeiſterung: ein Parlaments-Corps würde mehr Autorität üben, als Kammern, und mit einem ſolchen Heere hätte er binnen 24 Stunden den Hecker’ſchen Aufſtand bewältigt. Seine Abſicht ſey, zu verhüten, daß die Soldaten ſich wieder gewöhnen, auf das Volk zu ſchlagen. Auf den Schanzen in Schleswig Holſtein habe man gerufen: Es lebe der Prinz v. Preußen! Das heiße ſo viel als: Es lebe die Reaction! (Rauſchender Beifall im Auditorium.) Vene- dey’s Antrag wurde an eine Commiſſion ver- wieſen. Jacoby ſtellte ſolgenden Antrag: Die Wiener Zeitung enthält in ihrem amtlichen Theile folgende Erklärung: “Weit entfernt, den bevorſtehen- den Wahlen zum deutſchen Volks-Parlament eine be- ſtimmte Richtung vorzeichnen oder auf dieſelbe Ein- fluß nehmen zu wollen, findet ſich das Miniſterium durch die bereits angeregte Frage, ob Deutſchland in Zukunft ein Bundesſtaat oder ein Staatenbund ſeyn ſoll, veranlaßt, ſeine Anſicht auszuſprechen. Es konnte nie ein gänzliches Aufgeben der Sonder-Jntereſſen ſeiner verſchiedenen zum deutſchen Bunde gehörigen Gebietstheile eine unbedingte Unterordnung unter die Bundes-Verſammlung, ein Verzichten auf die Selbſt- ſtändigkeit der inneren Verwaltung mit ſeiner beſon- deren Stellung vereinbarlich finden, und muß ſich die beſondere Zuſtimmung zu jedem von der Bundes- Verſammlung gefaßten Beſchluß unbedingt vorbehal- ten. Wofern letzteres mit der Weſenheit eines Staaten- bundes nicht vereinbarlich erkannt würde, wäre Oeſter- reich nicht in der Lage, einer ſolchen beizutreten.” Dieſe Erklärung des öſterreichiſchen Miniſteriums ſteht in directem Widerſpruche mit der vom Vorparlamente ausdrücklich abgegebenen Erklärung: die Beſchluß- nahme über die künftige Verfaſſung Deutſchlands ſey einzig und allein der vom Volke zu erwählenden con- ſtituirenden National-Verſammlung zu überlaſſen. Es möge daher der Funſziger-Ausſchuß eine Com- miſſion ernennen zu Berathung über die Mittel, die den obigen Widerſpruch zu beſeitigen geeignet ſind. Beſchluß: Dieſen Gegenſtand auf die Tages-Ordnung zu ſetzen. — Jn der Nachmittags-Sitzung kamen viele Anträge über die Polenfrage vor; jedoch ward Heck- ſcher’s Antrag, dieſelben an die conſtituirende Ver- ſammlung zu überweiſen, angenommen. Die Wahl eines Mitgliedes zur Vertretung der freien Stadt Frankfurt bei dem bevorſtehenden deut- ſchen Reichstage, welche in Stadt und Gebiet geſtern zu ihrem Ende gelangte, hat ſolgendes Ergebniß ge- boten: Dr. jur. Jücho gewählt auf 8611 durch 6650 Stimmen. Von den in dieſe Zahl nicht inbegriffenen Stimmen erhielten Dr. jur. Reinganum 1404, Schöff Dr. Souchay 421 ꝛc. Mannheim, den 27 April. Das heutige badiſche Regierungsblatt bringt eine großherzogl. Verordnung, die Wahlen zu der “con- ſtituirenden National-Verſammlung” betreffend. Die- ſelben ſollen ſo geſchehen, daß unter Beibehaltung des Verhältniſſes der Bundesmatrikel (von 1816) je nach 50,000 Seelen ein Vertreter, alſo für Baden, da es in der Bundesmatrikel zu 1,000,000 Seelen angenom- men iſt (jetzt hat es etwa 1,400,000 Seelen), nur 20 Abgeordnete nach den in beſonderer Tabelle aufgeſtell- ten 20 Wahlbezirken gewählt werden. Mannheim, den 29 April. Die Mannheimer Abendzeitung iſt nicht erſchienen, hat aber nachſtehendes Flugblatt ausgegeben: “Zur Nachricht! Wir ſind verhindert geweſen, heute unſere Zeitung erſcheinen zu laſſen, weil der Redacteur derſelben, Hr. J. P. Grohe, verhaftet und von hier entfernt worden iſt, werden aber morgen unſern Abonnenten gegenüber den übernommenen Verbindlichkeiten in gehöriger Weiſe nachkommen. Außer den ſchon Genannten wurden Buchhändler H. Hoff, Bierbrauer Spieß und Hr. Betz Sohn feſtge- nommen und unter Bedeckung wahrſcheinlich in die Feſtung Raſtatt gebracht.” Von der Schweizergränze, den 27 April. Der Brückenkopf auf der Schuſterinſel iſt in dieſem Augenblick noch immer in den Händen der von dem bekannten Heinzen befehligten Truppen, ſogenannter deutſcher Arbeiter. Ein Theil derſelben arbeitete geſtern den ganzen Tag an der Errichtung einer Art von Schanze, und Kriegskundige verſichern, daß die Ar- beit nicht ſo übel ſey. Bei der beſagten Schaar ſind übrigens mehrere Nationen vertreten, und es befin- den ſich namentlich auch Franzoſen aus der Gegend von Nancy unter ihnen, die kein Wort Deutſch ver- ſtehen, aber wie die Uebrigen die deutſche Cocarde ꝛc. tragen. (Karlsr. Ztg.) Baſel, den 26 April. Jmmer iſt noch nichts Entſcheidendes über die Her- wegh’ſche Freiſchaar zu berichten. Nach den einen Berichten hatte ſich dieſelbe aufgelöſt; nach andern würde ſie noch beiſammen ſeyn, deren Hauptquartier auf dem Bürgler Schloß ſich befinden und gänzlich gegen das Rheinthal hin von heſſiſchen und baden- ſchen Truppen eingeſchloſſen ſeyn. — Hecker befindet ſich immer noch auf franzöſiſchem Boden. Geſtern wurde den umliegenden badenſchen Dörfern bekannt gemacht, daß das Land in Kriegs-Zuſtand erklärt worden ſey und die Gemeinden für allen Schaden zu haften haben. Da man heute Nacht einen Angriff der deutſchen Bundes-Truppen auf die Schuſter-Jn- ſel erwartete, ſo wurden im Laufe des geſtrigen Abends entlang der ſchweizeriſch-deutſchen Gränze unſere Poſten um das Doppelte vermehrt. Noch hört man von keinem Truppen-Anzug. Jn Folge hier und in Baſelland getroffener Maaßregeln gegen Durchmarſch Bewaffneter und nunmehr gegen Waf- fen-Tranſporte ſind zwei Wagen mit Waffen ange- halten worden, und die Kunde davon hat den allge- meineren Zuzug zum Stocken gebracht. Viele Arbei- ter wollen nun den Gedanken auf bewaffnetes Ein- ſchreiten aufgeben und ſich wieder auf propagandiſtiſche Wirkſamkeit für die Republik beſchränken. — So eben geht die Nachricht ein, daß wieder neue Frei- ſchaaren in Kems angelangt ſind und im Laufe des Tages noch einige Züge ankommen werden. (S. M.) Karlsruhe, den 28 April. Heute Nachmittag ſind, feierlich eingeholt, zwei Ba- taillone kurheſſiſche Jnfanterie hier eingerückt, welche, wie man ſagt, vorläufig hier bleiben werden. Jn der heutigen öffentlichen Sitzung der erſten Kammer wurde von dem Sccretariate die Anzeige erſtattet, daß Frhr. v. Andlaw in der nächſten Sitzung, welche das hohe Präſidium in kürzeſter Friſt anbe- raumen wolle, einen Antrag folgenden Jnhalts zu begründen gedenke: “Jn einer Addreſſe S. K. H. den Großherzog ehrerbietigſt zu bitten, eine Unterſuchung zu befehlen, ob nicht Mitglieder der oberſten Staats- Behörde oder der Regierung nahe ſtehende Männer thatſächlich die Pläne der Revolutions-Partei im Lande fördern und ſomit entweder des Verrathes an ganz Deutſchland oder einer höchſt ſtrafbaren Vernachläſ- ſigung ihrer Pflichten, wo nicht des Eidbruches, ſchul- dig ſind. Sollte jedoch nur die Einſicht und die Be- fähigung dieſer Männer den Anſprüchen des Augen- blickes nicht genügen, ſo wolle es im Hinblicke auf die allgemeine Gefahr für das geſammte deutſche Va- terland Höchſtdenſelben gefallen, dieſe Staatsdiener ihrer Dienſte zu entlaſſen.” (Die Deutſche Zeitung bemerkt bei Mittheilung dieſes Antrages: “Wir zwei- feln nicht, daß Tauſende der beſten Bürger in Baden und in ganz Deutſchland mit dem zweiten Theile die- ſes Antrages, nämlich damit einverſtanden ſind, daß Mangel an Einſicht und Befähigung im Verhältniß zu den Ereigniſſen die Schuld trägt, daß Baden das bedauerliche Schauſpiel darbietet, deſſen wir uns ſchämen müſſen, und daß die ſo nahe liegenden vor- handenen und unerläßlichen Mittel, um den Gräueln des Bürgerkrieges ein raſches Ziel zu ſetzen, nicht an- gewendet werden.”) Karlsruhe, den 29 April. Heute Nachmittag um vier Uhr wurde öffentliche Sitzung gehalten. Der Präſident eröffnete ſie mit der Schilderung der verbrecheriſchen Gräuel, welche die Ehre Badens in der letzten Zeit angriffen; er ſprach den tiefen Schmerz über den Tod des edlen v. Gagern aus, der, mit den ſeltenen Gaben des Geiſtes und Herzens geſchmückt, von der öffentlichen Stimme zum Ober-Feldherrn des Bundes beſtimmt, als Opfer ſeiner Ritierlichkeit und ſeines hoch herzigen Vertrauens auf eine Weiſe fiel, die jeden Fühlenden er- röthen macht. Der Präſident lud die Kammer ein, den Ausdruck der tiefgefühlten Theilnahme an dem Verluſt und zugleich den Ausdruck des Abſcheues vor den Verbrechern, die ſolche Greuel verübten, und vor den Verführern des Volkes durch Aufſtehen auszu- ſprechen. Die ganze Kammer erhob ſich. — Nach dem Schluſſe der Sitzung erfreute die Nachricht, daß Mathy zum Staatsrathe ernannt worden ſei. Die oberländiſchen Briefe und Zeitungen bringen die Nachricht, daß die Herwegh’ſchen Freiſchaaren (27. April) in der Nähe von Schopfheim von den Wür- tembergern gänzlich zerſprengt worden ſind und ſich unter Jammer und Noth nach der Schuſter-Jnſel flüchten mußten. Unter den Flüchtigen wird auch Herwegh genannt. (Deutſche Z.) München, den 27 April. Heute Mittag um 11 Uhr wurde J. Maj. die Königin von einem Prinzen glücklich entbunden; die hohe Wöchnerin und der Neugeborne befinden ſich wohl. Bamberg, den 22 April. Geſtern Abend, 7 Uhr, fielen betrübende Auftritte bei der Hauptwache vor. Ein hieſiger Einwohner, welcher ſich den Verdacht zugezogen hatte, die inhu- mane Behandlung hieſiger Committeeglieder in Staf- felſtein, wo dieſelben eine Volks-Verſammlung halten wollten, aber daran gehindert wurden, bewirkt zu haben, wurde auf dem Wege von der Eiſenbahn nach der Stadt von verſchiedenen Seiten bedroht, die Zahl der Drohenden mehrte ſich lawinenartig und vor der Hauptwache, wohin ſich der Angegriffene geflüchtet hatte, brach der Sturm los. Dem immer nachdrän- genden Haufen mußte alles weichen, der Geflüchtete wurde herausgezogen und auf eine ſchreckliche Weiſe mißhandelt. Männer, die beruhigen wollten, wurden zurückgewieſen und nur dem gütlichen Zureden unſers geachteten Rechtsraths Reichert, des Stadt-Comman- danten und des Rechts-Anwaltes Titus gelang es, endlich den fürchterlichen Sturm zu beſchwören. Der Mißhandelte wurde Nachts 1 Uhr von der Haupt- wache in einem traurigen Zuſtande ins allgemeine Krankenhaus gebracht. (Bamb. T.-Bl.) Dresden, den 23 April. Se. Maj. der König haben dem Geh. Rathe No- ſtitz und Jänkendorf die nachgeſuchte Entlaſſung von der ihm übertragenen Function, unter gnädigſter Aus- ſetzung eines Wartegeldes, genehmigt, und die da- durch zur Erledigung gekommene Stelle eines K. Bundestags-Geſandten dem zeitherigen Bürgermeiſter Carl Todt übertragen, auch demſelben das Prädicat als Geh. Legationsrath beigelegt. Königsberg, den 26 April. Hier iſt es geſtern wieder zu tumultuariſchen Auf- tritten gekommen. Eine große Maſſe, größtentheils Chauſſee-Arbeiter, durchzog lärmend die Stadt, führte Reibungen mit Soldaten und Bürgerſchutzmannſchaf- ten herbei, und ließ ſich zum friedlichen Auseinander- gehen auf keine Weiſe bewegen. Die Schutzmann- ſchaften mußten endlich von den Waffen Gebrauch machen, und hierdurch gelang es, die Ruhe bald wie- der herzuſtellen. Wäre die Bürgergarde, die durch Generalmarſch ſehr ſchleunig zuſammengerufen war, vonvornherein kräftiger eingeſchritten, ſo würde der Crawall raſcher beſeitigt worden ſeyn. So eben wird durch Placate, die vom Polizei-Präſidium erlaſſen ſind, vor derartigen Exceſſen gewarnt, und das Um- herziehen von Volksmaſſen mit Fahnen und Muſik unterſagt. (D. A. Z.) Stralſund, den 25 April. Auch hier haben Unruhen ſtattgefunden, denen di Bürgerwehr nicht Einhalt zu thun vermochte. Der conſtitutionelle Club hat einen Ausſchuß niedergeſetzt, um Maßregeln zur ſchleunigſten Beſchützung der Kü- ſten vorzubereiten. Der preußiſche Kriegsminiſter hat ſich für den Plan zu einer deutſchen Flotte aus- geſprochen. # Braunſchweig, den 1 Mai. Jn Folge der am 29 v. M. ſtattgefundenen Auf- tritte war man für den geſtrigen Abend nicht ohne Beſorgniß geweſen, und hatte ausgedehnte Vorſichts- Maaßregeln getroffen, denen es aber gerade zu ver- danken ſeyn wird, daß nichts weiter vorgefallen iſt. — Der Hofrath Liebe, expedirender Geh. Kanzelei-Secre- tär, iſt, da der Landdroſt von Cramm-Sambleben die ihm angebotene Stelle abgelehnt hat, heute zum Bundestags-Geſandten in Frankfurt ernannt. — Un- ſere vier National-Vertreter ſind der Advocat Hol- landt hieſelbſt, der Ober-Landesgerichtsrath Langer- feldt in Wolſenbüttel, der Paſtor Jürgens in Stadt- oldendorf und der Kaufmann Friedr. Stulle in Holz- minden. _ Hannover, den 26 April. (Verſpätet.) Si tacuisses, philosophus mansisses! Hr. Georg Schulz aus Lüchow, ein Wendtländer, der Commiſſion und Deputation der hannoverſchen Condeputirten Mitglied, ſcheint ſich durch unſere Re- lation in Betreff des Condeputirten-Weſens in No. 95 dieſer Zeitung ſo unangenehm berührt gefunden zu haben, daß er in der No. 99 im Uebermaaß ſeiner Gefühle nach allen Seiten Gift und Galle ſpeit. Es war zuerſt unſere Anſicht, auf dieſe Expectora- tion, die ſich ohne allen Commentar beurtheilen läßt, um ſo weniger etwas zu erwiedern, als in derſelben nicht eine Widerlegung, ſondern gerade eine Beſtäti- gung unſeres Berichtes vom 18 d. Mts. enthalten iſt, und auf gemeines Schimpfen natürlich Keiner, der nur etwas auf Anſtand hält, ſich einläßt. Jndeſſen mögen pro colorando causa hier einige Bemerkungen, die theilweiſe ſogar Zugeſtändniſſe enthalten, folgen. Wir geſtehen nämlich zu, daß es von einer unermeß- lichen Fähigkeit zeugt, wenn die Verſammlung der Condeputirten (wir erlauben uns dieſen Namen bei- zubehalten, weil er am bekannteſten iſt) in neun Stun- den ein Wahlgeſetz concipirt, debattirt, acceptirt und expedirt, wozu die Stände-Verſammlung wahrſchein- lich ſich ein paar Wochen Zeit nehmen wird. Wir geſtehen ferner zu, daß man nicht allein für die “treff- liche Haltung”, wie Hr. G. S. meint, ſondern für die unübertreffliche Haltung der Verſammlung nur an- zuführen braucht, daß dieſe die Contenance nicht ver- lor, als ein Condeputirten. College von Landgendar- men aus ihrer Mitte geholt und in das Criminal- Gefängniß abgeführt wurde. Wir geſtehen aber nicht zu, daß die Verſammlnng im Legitimations-Punkte ſo ganz rechtlich und unparteiiſch verfahren hat. Während man, wegen der fatalen Lage, worin der Advocat Weinhogen gerieth, dieſen desavouirte und ſeine Vollmacht ungenügend fand, wurde der wackere Hr. Nölle, deſſen Legitimation von Seiten des Os- nabrücker Magiſtrats öffentlich in Abrede geſtellt iſt, als bevollmächtigt anerkannt. Zur Beurtheilung der Behauptung, daß der Miniſter Stüve ſeine Würde vergeſſen habe und grob geworden ſey, führen wir das Factum, worauf ſich dieſe Behauptung gründet, hier an, ſo wie es uns von Augen- und Ohrenzeugen mitgetheilt worden iſt. Jn der Unterredung der Deputation mit Stüve ſoll nämlich einer der Herren unter Anderem geäußert haben, daß, nachdem der Bundestag eine Leiche geworden ſey, gleicher Weiſe auch die Stände-Verſammlung eine Leiche werden wüſſe, worauf der Miniſter erwiderte, daß, ſo lange er hier ſey, ſolches nicht ſtattfinden werde, darauf der Deputation den Rücken kehrt und in ſein Zimmer geht. Unzweifelhaft wird man hierin eine ſehr ange- meſſene Erwiderung und recht viel Würde finden. Was nun endlich die “dürren Blätter” anlangt, die vom “mächtigen Stamm” (des Condeputirten-Jnſti- tuts) “durch das kräſtige Hervortreiben junger, ſtarker Sproſſen” abgefallen ſind, ſo werden nur drei nam- haft gemacht; allein es darf verſichert werden, daß es dabei lange nicht geblieben iſt, denn viele ſind auf die Convocation nicht erſchienen, waren alſo ſchon früher abgefallen. Dann aber war eine große Anzahl der noch am Stamme befindlichen ſchon ſo außerordentlich welk geworden, daß ſie jetzt längſt als völlig dürre abgefallen ſind. Man braucht nur die Verhaltungs- weiſe der Condeputirten aus Buxtehude, Harburg, Lüneburg und Celle beachtet zu haben, und die ſpä- ter erſchienenen öffentlichen Zeugniſſe zu leſen, um die Ueberzeugung zu gewinnen, daß eine Verſamm- lung der Condeputirten nicht wieder zu Stande kom- men wird. Einer derſelben aus Celle äußerte: “Die Karre iſt ſo tief in den Dreck geſchoben, daß ſie nicht wieder herausgebracht werden kann; ſehen wir nur zu, daß ſie nicht ganz verſinke.” Sie iſt aber bereits verſunken, und damit der mächtige Stamm ſammt ſeinen Sproſſen. Laſſen Sie ſich daher, Hr. Redac- teur, nur nicht bange machen *); die würdige Haltung eines Blattes ſchlägt nie zum Nachtheile deſſelben aus, und die Condeputirten können nicht mehr ſchaden. ∴ Hannover, den 1 Mai. Ueber das Ergebniß der Verhöre der Hildesheimer Gefangenen wird nur wenig bekannt. Die Frau des Advocaten Weinhagen hat die verdächtigen Pa- piere ſämmtlich vernichtet, nachdem ſie die Behörden, welche die Verſiegelung vornehmen wollten, mit Hülfe des zuſammengerufenen Volkes verjagt hat. — Es ſcheint ſich aber immer mehr als gewiß herauszu- ſtellen, daß Weinhagen mit den Republikanern im Badenſchen in Verbindung geweſen; iſt das der Fall, ſo iſt auch kein Zweifel, daß jedes Mittel, auch Meuchelmord, zur Erreichung des Zweckes ange- wandt ſeyn würde. Unbegreiflich iſt es, wie noch jetzt unter den Hildesheimer Bürgern, auch unter den beſſeren, eine Erbitterung gegen die hieſige Bürger- wehr herrſchen kann; dieſe hat ihre Pflicht gethan, als ſie die Hildesheimer verhaftete; ſollte der Eine oder der Andere ſich dabei weniger freundlich gezeigt haben, als ſich gebührt, ſo kann das eben ſo wenig *) Hat nichts zu bedeuten!

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Zitationshilfe: Staats und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheiischen Correspondenten. Nr. 106, Hamburg, 3. Mai 1848, S. [2]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_1060305_1848/2>, abgerufen am 25.04.2024.